Umgang mit Rückschlägen

In manchen Situationen helfen alle Werkzeuge und Tricks nicht. Weder Schreiben noch Mentaltechniken noch eine Entspannungsübung. Dann kommt es vor, dass die Gedanken uns überwältigen, wir auf ein Wahnsystem hereinfallen und wir in unserer schwarzen Kiste gefangen sind, von der wir dachten, dass wir sie hinter uns hätten. Wir sind frustriert und enttäuscht.

Folgende Situation habe ich letzte Woche erlebt. Ich lernte über eine Onlinedating Plattform ein Mädchen kennen, nennen wir sie Vera. Wir tauschten ein paar nette Nachrichten aus und machten einen Videochat, bei dem wir eine Stunde lebhaft quatschten. Die Zeit ging im Nu vorbei. Wir machten ein Date in meinem Lieblingsrestaurant aus und ich freute mich sehr darauf, denn ich lebe seit 6 Jahren als Single. Dann kam der Tag des Dates und am Morgen war ich sehr zuversichtlich, dass ich da hingehen kann. Vera ist zwar kein Supermodel, aber sie war nett und ich wollte einfach einen netten Abend erleben.

Mit der Tagesklinik haben wir einen Ausflug in ein Museum gemacht, während dem ich wieder psychotisches Erleben hatte. Die Reize waren mir zu viel und ich fühlte mich schlecht. Ich begann meine Angst zu planen, dieses Phänomen kennen Menschen mit Angststörungen sehr gut. Ich stellte mir vor wie ich später wieder mal auf der Couch liegen, Angst haben und absagen werde. Die Dramatik des Tages nahm zu. Irgendwann war der langweilige Museumsbesuch vorbei und ich ging nach hause um mich zu erholen. Ein innerer Kampf begann, den ich schon sehr gut von früher kenne. Gehe ich gehe, gehe ich nicht. Pack ich das, oder ist es zuviel, soll ich absagen oder soll ich es aushalten. Ich versuchte mich mit Regengeräuschen abzulenken, ich versuchte spazieren zu gehen. Als ich vom Spaziergang zurückkam, fühlte ich mal wieder dieses unheimliche Bedrohungsgefühl in der Magengegend. Ich geriet in leichte Panik. Der Termin rückte immer näher und die Anspannung nahm zu. Eine Stunde bevor ich eigentlich das Haus verlassen wollte, nahm ich allen Mut zusammen und kaufte mir mit dem Handy eine Fahrkarte. Ich hielt es zuhause nicht mehr aus und wollte die Fahrt hinter mich bringen. Ich malte mir aus wie ich vor Vera sitze und keinen sinnvollen Satz herausbringe, das hatte ich schon bei einem vergangenen Date erlebt. Vera schrieb mir das sie da sein werde und schon ordentlich Hunger hat. Jetzt gab es kein zurück. Ich stieg in den Bus und fuhr mit der S-Bahn in die Stadt. Ich redete mir gut zu: “das wird schon” “du packst das” “hab einen schönen Abend”.

Dann kam ein Schock. Ein Lautsprecheransage sagte dass die S Bahn am Hauptbahnhof (oben) bei den Fernzügen halten würde. Nun muss man wissen, dass seit der Stuttgart 21 Baustelle der Hauptbahnhof eine Katastrophe ist. Man muss 15 Minuten wie durch ein Labyrinth irren bis man zur Innenstadt gelangt. Zudem ist es voll mit Leuten. Ich bekam Angst, ich kenne den Bahnhof aus früheren Fahrten und erinnerte mich daran wie verwirrt ich dort war und das ich dauernd Leute fragen musste bis ich endlich zur S-Bahn kam. Mich an einem Bahnhof zu verirren, das habe ich seit Jahren in meinen wiederkehrenden Albträumen. Ich stieg also aus der S-Bahn und wie ich erwartet hatte war alles voll mit Menschen. Ich fühlte mich als würde ich in einen Traum versinken und ich war komplett reizoffen. Ich erinnerte mich an eine frühere Situation in der ich am Bahnhof war und meine Mutter anrief. Sie fragte mich wo ich bin und ich sagte “Ich weiß es nicht”. Zum Glück hörte sie die Lautsprecheransagen im Hintergrund und bat einen Freund mich vom Bahnhof abzuholen. In genau diese Situation fühlte ich mich zurückversetzt und musste entscheiden: was soll ich jetzt machen? Ich warf einen Blick auf die Infotafel und sah das in 5 Minuten die nächste S-Bahn nach Ludwigsburg zurückfuhr, Ich entschied: OK das ist zu viel, das pack ich nicht. Ich stieg in die S-Bahn und fuhr zurück nach hause. Ich versuchte Vera zu erreichen und schrieb ihr eine Nachricht, dass ich ihr kurzfristig absagen muss. Scheiß drauf.

Auf dem Rückweg war ich komplett reizoffen und die Gedanken quälten mich. Ich kam heim und legte mich auf die Couch, meine Hauptstrategie aus einer Zeit, in der es mir wesentlich schlechter ging. Die Gedanken und Dämonen überrollten mich. Ein Gedanke schlimmer als der nächste. In dieser Situation war ich schon seit Wochen nicht mehr. Ich hatte einen Rückschlag. Ich versuchte auf Distanz zu den Gedanken zu gehen, aber nichts half. Negative, gewalttätige, sexuelle, blasphemische Gedanken überrollten mich wie eine Lawine und ich lag da wie gelähmt ohne zu irgendeiner Handlung fähig zu sein. Das Gehirn schaltete in einem mir wohl bekannten Modus um in dem es sich eifrig die schlimmsten Gedanken suchte die mir Angst machten.

Dann dachte ich: OK, es geht mir schlecht. Das ist in Ordnung. Ich akzeptiere es, ich “darf” mich schlecht fühlen. Es geht vorbei. Irgendwann schlief ich ein und am nächsten Tag sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Vera war am Vortag schon halb in Stuttgart gewesen und war entsprechend verärgert. Sie schrieb mir dass ich wohl nicht bereit fürs Dating bin und wie sie das ganze an ihren Exfreund erinnert der auch psychische Probleme hatte. Damit war die Nummer gelaufen aber ich war nicht überrascht. Ich war aber frustriert und enttäuscht, da ich mich sehr darauf gefreut hatte einen neuen Menschen kennen zu lernen. Ich entschied dass das Thema Dating noch zu viel für mich ist und ich erst wieder stabil werden muss um mir weitere Enttäuschungen dieser Art zu ersparen.

So ist das mit Rückschlägen. Wenn wir einen haben fallen wir oft in das alte Muster zurück und sind blind dafür welche tollen Fortschritte wir inzwischen gemacht hatten. Hier hilft zum Beispiel ein Erfolgstagebuch, das sie in so einer Situation zu Rate ziehen können.

Was habe ich daraus gelernt? Geistig gesund zu werden ist wie Fahrradfahren. Wenn ein Kind lernt Fahrrad zu fahren, wird es zwangsläufig auf die Nase fallen. Das ist ganz normal. Das Kind bleibt in der Regel nicht liegen und denkt: “Ach ich kann das nicht, das ist zu schwer”. Das Kind staubt sich ab setzt sich wieder aufs Rad und fährt weiter. So ist es auch in unserem Leben. Rückschläge gehören dazu, es ist ein kontinuierlicher Lernprozess und wir werden immer wieder scheitern und Rückschläge erleben. Das ist ebenso normal. Das wichtigste ist, das wir erst einmal die Situation akzeptieren und denken: “OK, das ist jetzt einfach so, ich darf mich schlecht fühlen”. Wichtig: Gehen Sie liebevoll mit sich um. Schreiben Sie eine Nachricht an einen Freund oder stellen sie sich vor was sie einem Freund in dieser Situation raten würden. Zum Beispiel: “Kopf hoch, das geht vorbei. Bestimmt klappt’s beim nächsten Date”.

Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weiter gehts.

Mut zur Veränderung

Wir denken manchmal, ach ich muss mich erst besser fühlen dann kann ich anfangen zu leben. Andersherum wird ein Schuh draus: Ich muss anfangen zu leben, dann fühle ich mich besser.

Wir wissen insgeheim ganz genau was gut für uns ist. Wir wissen das wir nicht den ganzen Tag auf der Couch liegen sollten, wir wissen das wir die Wohnung in Ordnung halten und den Papierkram erledigen sollten, wir wissen genau das wir uns jetzt bewegen sollten, wir wissen das wir die Gitarre in die Hand nehmen, ein Buch lesen oder Vitamine zu uns nehmen sollten damit es uns besser geht. Wir haben das alles schon hundert mal gehört und trotzdem sabotieren wir uns selbst. Wer hält uns davon ab diese Dinge zu tun von denen wir genau wissen das wir uns danach oder währenddessen besser fühlen werden? Nur wir selbst stehen uns im Weg. Da gibt es keinen Schweinehund – wir selbst sind der Schweinehund. Warum ist das so? Weil wir es gewohnt sind. Wir sitzen in einem Käfig aus Angst und Gewohnheit dessen Tür sperrangelweit offen steht. 

Vielleicht kennen sie die Geschichte vom Wellensittich im Käfig. Der Vogel ist seit Jahren in seinem Käfig eingesperrt. Nun macht jemand die Tür auf. Der Vogel geht nicht durch die Tür um die Welt zu erkunden und frei zu sein. Er bleibt wo er ist. Er kennt es nicht anders und der Ruf zur Freiheit lockt ihn zwar aber er kennt nur diesen Käfig. So ist es auch mit unseren Zuständen.

Wir gehen nicht durch die Tür in die Freiheit weil wir Angst haben zu scheiten und es uns mit unserer Krankheit bequem gemacht haben. Sie erwarten aber mehr vom Leben und das zu recht.

Was bleibt ihnen also anderes übrig als nach vorne zu gehen und ihr Leben in den Griff zu bekommen? Es gibt keine Alternative dazu. Auch wenn die Symptome schlimm sind und wir mit Schwierigkeiten und beschränkter Belastbarkeit kämpfen, ein erfolgreiches Leben mit Schizophrenie ist in den meisten Fällen möglich und sehr erstrebenswert. Wollen Sie den Rest Ihres Leben auf der Couch oder im Krankenhaus verbringen? Sie sagen “ich kann das nicht”. Sie können sehr wohl. Wenn ich ihnen sage dass wenn Sie 5 Minuten joggen ich Ihnen 100.000€ zahle, würden Sie sich aufraffen die Laufschuhe anziehen und losrennen? Wahrscheinlich. Warum geht es also plötzlich wenn eine solche Belohnung winkt? Es geht also doch, sie müssen nur wollen. Naja, man zwingt sich eben und das ist der Trick. Mit der Zeit wird es zum Glück immer leichter, es wird zu Gewohnheit und positive Gewohnheiten sind ein großer Schritt Richtung geistiger Gesundheit. Nun ist ihre Gesundheit unbezahlbar und wesentlich mehr wert als 100.000€. Lassen Sie dieses Argument auf sich wirken.

Also holen sie sich ihre Belohnung in Form von einem besseren Wohlbefinden. Verlassen sie ihren Käfig der Gewohnheit und Angst. Die Tür steht weit offen. Geben sie sich einen Ruck und gehen durch die Tür. Ich meine nicht damit das sie sich einfach nur “zusammenreißen müssen”, denn die Symptome sind ja real und es ist nicht so einfach. Ja, sich zu verändern kann verdammt schwer sein – aber es lohnt sich. Aber wenn wir in unserem Gedankenkarussell gefangen sind sehen wir nicht dass wir mehr Spielraum haben als wir denken.

Wenden Sie bei allem zu dem sie sich überwinden müssen eine der folgenden Techniken an

Die 5-Minuten Regel

Es ist ganz einfach. Wählen sie eine Aktivität aus die Ihnen früher Freude gemacht hat, wie zum Beispiel ein Buch lesen, Sport machen, ein Bild malen oder ein Instrument spielen. Setzen sie sich einen Timer von 5 Minuten und beginnen sie mit der Aktivität. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung es völlig ergebnisoffen für 5 Minuten zu probieren. Wenn der Wecker klingelt haben sie nun die Möglichkeit aufzuhören wenn sie es wollen. In der Regel wird es so sein das sie noch ein bisschen weitermachen und ehe sie sich versehen ist eine halbe Stunde vorbei. Wenn es keinen Spaß machen sollte, können Sie immer noch zurück auf die Couch oder etwas anderes machen.

Die 10-Jahres Regel

Was werden sie in 10 Jahren über diese Entsheidung denken? Werden sie zurückdenken und sagen “Ja da habe ich angefangen mir in den Arsch zu treten und mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ab da wurde es langsam besser. Ich bin stolz auf mich das ich das damals geleistet habe und jetzt die Früchte meiner harten Arbeit in Form eines erfolgreichen Lebens ernte. Das habe ich sehr, sehr gut gemacht”. Malen sie sich dieses Gefühl in der Zukunft aus und treffen sie die bewusste Entscheidung sich in diese ideale Zukunft zu bewegen. Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.

Motivation durch Imagination

Setzen sie sich gemütlich hin und denken Sie an eine Aktivität die Ihnen gut tut. Nehmen wir das Beispiel Joggen. Schließen Sie die Augen und beginnen sie sich vorzustellen was sie später tun werden. Stellen Sie sich vor wie sie die Schuhe anziehen und das Haus verlassen. Stellen Sie sich vor wie sie anfangen zu laufen und wie stolz sie auf sich sind das sie den ersten Schritt gemacht haben. Stellen Sie sich ein intensives Runners High vor und wie der Kopf sich von Gedanken und Sorgen leert. Stellen Sie sich das rhythmische Tapsen der Füße auf dem Boden vor. Stellen Sie sich vor wie sie sich die ersten 5 Minuten durchbeißen und nicht aufgeben sondern weiterlaufen und wie stolz sie dann auf sich sind. Stellen Sie sich vor wie Sie erschöpft und glücklich Ihr Ziel erreichen. Stellen sie sich vor wie erholt und entspannt sie nach hause zurück traben und sich ausruhen. Malen Sie sich aus wie gut sie sich fühlen und lassen sie die inneren Bilder sich manifestieren. Gehen Sie vor Ihrem geistigen Auge immer wieder den Moment durch wie sie nach den Laufschuhen greifen (oder den Stift in die Hand nehmen und ein Bild beginnen). Dann wenden Sie die 5-Minuten Technik an und treffen die bewusste Entscheidung jetzt tatsächlich nach den Schuhen zu greifen und denken Sie dabei “JA, sehr gut. Du machst das großartig”

Hallo Widerstand

Erkenne innere Widerstände und komme in die Aktivität. Heute dachte ich zum Beispiel: “Ein Tee würde mir jetzt gut tun. Ah, aber ich habe keine Lust, das ist mir jetzt zu aufwändig”. Ich dachte: “Aha, ein Widerstand.” “Hallo Widerstand, juhu schön das du da bist, das ist eine Gelegenheit an mir zu arbeiten und gesund zu werden. Jetzt habe ich keine Lust Tee zu kochen UND ich mache es trotzdem. In 10 Jahren werde ich denken, “Aha, ja, gut das ich mich damals überwunden habe, dass waren die ersten Schritte zum gesund werden und jetzt geht es mir besser”. Stellen sie sich in Gedanken vor wie gut ihnen der Tee schmecken wird und wie sie zur Kanne greifen. Finden sie den Schalter und legen sie ihn um.

Kraft der Bewegung

Gibt es eine Methode die Ängste und Stress erwiesenermaßen deutlich reduziert und mit der Sie sich einfach todsicher besser fühlen werden? Ja. Jedes Kind weiß es, Sport ist gut für die Psyche. Besonders Kampfsport. Aber aller Anfang ist schwer. Wir denken, “ach ich kann grad nicht, ich bin zu müde”, oder “ich habe keine Lust, ich habe Schizophrenie ich kann das nicht”. Oder ich habe keine Zeit.

Werden Sie süchtig nach Sport und Ihr Leben wird deutlich leichter und entspannter. Sie leben länger, sind vitaler und gesünder. Holen Sie sich die körpereigenen Endorphine und lernen Sie sich dich daran zu berauschen. Glauben Sie mir – der Stress den Sie erleben wird sich deutlich reduzieren. Was hindert Sie daran heute mit Sport anzufangen? Einem Lauftreff beizutreten oder im Fitnessstudio anzumelden. Nur Sie selbst stehen sich im Weg. Lassen Sie nicht Angst und Faulheit Ihr Verhalten diktieren und holen Sie sich eine ordentliche Dosis körpereigener Glückshormone ganz ohne Nebenwirkungen. Danach noch eine heiße Dusche oder ein Saunagang und der Tag ist gerettet.

Update 02.03.2024

Ich bin nun seit 2 Wochen im Fitness Studio und gehe fast jeden Tag. Dabei habe ich seit Monaten kein Sport gemacht obwohl ich genau weiß wie gut es tut. Früher hat mir Fitness überhaupt keinen Spaß gemacht, insbesondere Gerätetraining fand ich langweilig. Aber jetzt gehe ich regelmäßig hin. Was hat sich verändert?

Ich gehe jeden Tag hin, die Hemmschwelle wird immer geringer. In der Anfangszeit habe ich nicht ernsthaft trainiert und manchmal schon nach 5 Minuten aufgegeben, aber ich bin immerhin jeden Tag dort und ich konnte meine Leistung auf dem Fahrrad schrittweise steigern, erst auf 15 Minuten, dann eine halbe Stunde, dann 45 Minuten. Gestern habe ich es geschafft das komplette Programm mit Fahrrad und Gerätetraining zu absolvieren. Ich bin sehr stolz auf mich. Es wird immer leichter.

In der japanischen Ökonomie kennt man diese Methode unter dem Namen “KAIZEN”

Kaizen kann auf verschiedene Bereiche angewendet werden, einschließlich Produktion, Verwaltung, Serviceleistungen und sogar im persönlichen Leben. Es geht darum, eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu schaffen, die darauf abzielt, langfristig nachhaltige Erfolge zu erzielen.

Mein Patenonkel, der in vielerlei Hinsicht kein gutes Vorbild ist, ist mit 87 Jahren so fit und vital wie manche 40-jährige. Was Gesundheit und Disziplin angeht macht ihm niemand was vor. Auf die Frage ob er täglich Lust auf sein Training hat sagt er “Wenig Lust, bis gar keine Lust”.

Ich denke mittlerweile Fitness ist wie Zähne putzen. Es macht keinen Spaß aber muss erledigt werden, wir putzen uns jeden Abend die Zähne weil wir sie gesund haben wollen, ganz automatisch und selbstverständlich.

In der Anfangszeit brauchen wir viel Disziplin. Wir dachten “Ich würde gerne Sport machen, ABER ich habe keine Lust, ich bleibe lieber auf der Couch”. Machen Sie aus dem ABER ein UND, sie sagen sich: “Ich habe keine Lust UND gehe trainieren.” Am Anfang müssen wir uns noch zu unserem Glück zwingen, aber wenn wir jeden Tag hingehen wird es mit der Zeit immer leichter.

Was mir dabei geholfen hat ist, mein Training in manchen ruhigen Minuten immer wieder vor meinem eigenen, inneren Auge zu imaginieren, eine Taktik aus dem “Mentaltraining” Ich stelle mir immer wieder vor wie ich zur Sporttasche greife, mich auf den Weg mache, durch die Tür des Fitness Studios gehe, mich einchecke, umziehe und and den Geräten arbeite. Ich stelle mir das Display auf dem Fahrrad vor wie die Minuten verstreichen. Dabei denke ich “JA NIKO, SEHR GUT, DU MACHST DAS SUPER”. Oder ich denke an einen schönen, athletischen Körper.

Ich stelle mir vor wie ich erschöpft und zufrieden nach dem Sport in der Sauna sitze, ich imaginiere dass herrlich entspannte Gefühl auf dem Heimweg. Ich freue mich auf eine Belohnung, zum Beispiel ein alkoholfreies Bier oder einen Bananen/Avocado Smoothie.

Update 23.3.20204

Ich gehe immer noch jeden Tag (außer sonntags) ins Fitness Studio und ich bin begeistert. Es ist wirklich eine Wunderwaffe gegen schlechte Gedanken und Gefühle. Ich könnte mittlerweile nicht mehr ohne und ich ärgere mich dass ich die letzten 2 Jahre nichts gemacht habe.

Auf dem Weg denke ich oft: “Ich habe wenig Lust, bis gar keine Lust”. Aber ich gehe trotzdem denn mein Gehirn hat abgespeichert: “Sport tut mir gut, ich will mehr davon, ich hole mir die Belohnung”. Ich genieße das herrlich enstpannte Gefühl in der Sauna und auf dem Heimweg. Daheim bin ich dann motiviert was zu machen.

Wer noch keinen Sport für sich entdeckt hat oder Motivationsprobleme hat, ich kann es wirklich jeden sehr wärmstens empfehlen.

Bewältigungsstrategien

Denken Sie: Ich muss damit leben, ich kann damit leben, ich WILL damit leben

Schmerzhafte Gedanken zähmen

Bebesprache.

Oft fühlen wir den Gedanken der gerade entsteht bevor er ins Bewusstsein als gesprochenes Wort dringt. Wie eine Luftblase die an die Oberfläche blubbert. Wir können schon in diesem Stadium des Gedankens erkennen ob er uns ängstigen wird. Mein “Lieblings”-gedanke war zum Beispiel: “Satan komm in mein Herz” oder “Jetzt hilft nur noch Selbstmord”. Wenn wir den Gedanken angeflogen fühlen können wir ihn in Kauderwelsch verwandeln (Bebe Sprache) Aus “Satan komm in mein Herz” wird: “Sabataban kobom ibin meibein Heberrz”. Diesen Kauderwelschsatz können Sie so oft wiederholen bis er langweilig wird und sich wieder der Realität zuwenden. Sie haben sich erfolgreich vom Gedanken defusioniert. Das können Sie so oft üben wie Sie wollen – bis Sie sich besser fühlen. Das funktioniert auch wunderbar mit befehlenden Zwangsgedanken.

Die Micky Maus Technik

Eine simple und effektive Variante davon ist die Micky Maus Technik. Der Gedanke oder die innere Stimme kommt wieder hoch und Sie verwandeln sie in eine piepsige Micky Maus Stimmte die den Satz quakt. Diese ist so lächerlich und lustig dass Sie sie gar nicht ernst nehmen können und sie kann ihnen so auch keine Angst machen. Sie können sich auch eine Micky Maus Figur im Internet bestellen und in der Hosen- oder Handtasche mitnehmen. Wenn der Kopf mal wieder einen schmerzhaften Gedanken produzieren will holen sie die Figur heraus und lassen sie sie ein wenig Text quieken. Kein Mensch würde sich vor der Micky Maus fürchten.

Erst mal Verdrängen

Verdrängen muss nicht unbedingt etwas schlechtes sein. Es ist eine natürliche Funktion des Geistes um sich zu schützen. Insbesonderen in frühen Traumata sind Erlebnisse einfach zu viel für uns und wir schließen sie ein wie eine virusbeladene Datei in Quarantäne kommt um keinen Schaden anzurichten. Wenn wir uns erholen und besser fühlen kann es sich aber lohnen diese Dateien nochmal anzuschauen. Wenn wir uns stark genug fühlen können wir ergründen was uns verletzt hat und können heilen – am Besten geht das im engen Kontakt mit einem erfahrenen Therapeuten der Sie auffangen kann wenn es doch zuviel wird.

Stopptechnik

Wenn wir beispielsweise uns entspannen oder spazieren gehen oder meditieren kann man schlechte Gedanken gut bemerken und vorbeiziehen lassen. Manchmal wenn wir anfangen zu spinnen und ein Wahngebäude zu bauen das uns in seinen Bann zieht kann es auch mal gut tun zu sagen “Stopp! Schluss damit!”, oder “Stopp! Psychose!

Oder experimentieren Sie mal mit folgenden Sätzen wenn Sie mit einem Gedanken konfrontiert werden der sie stutzig macht:

  • Das habe ich in einem Film gesehen
  • Das habe ich irgendwo aufgeschnappt
  • Das ist sehr unwahrscheinlich
  • Das habe ich mal irgendwo gelesen
  • Das hat nichts mit mir zu tun
  • Das kann man auch anders sehen
  • Dafür gibt es keine Beweise
  • Das war früher
  • Da mache ich mir später Gedanken
  • Da mache ich mir morgen Gedanken
  • Da mache ich mir Gedanken wenn es soweit ist
  • Da kümmert sich Gott drum
  • Stopp! Psychose
  • Vorsicht! Das könnte ein Wahn sein
  • Danke, aber da fall ich nicht darauf rein
  • was ist JETZT?
    Was ist real, was kann ich anfassen?
  • Ich habe schon Schlimmeres durchlebt
  • das ist Zufall
  • das ist Psychoquatsch

Raus aus der Isolation

Das schlimmste ist wenn wir mit unserer Gedankenspirale alleine bleiben. Isolation ist Gift für uns Menschen. Wenn es wieder mal rund geht in Ihrem Kopf und auch Schreiben oder Ablenken nicht hilft, dann müssen Sie unbedingt mit jemandem reden und es rauslassen. Wenn kein guter Freund oder Psychiater zur Hand ist rufen Sie die Telefonseelsorge an und texte Sie sie zu. Das sind Profis, die vertragen das.

Die Nummer der Telefonseelsorge: 08 00 / 11 10 11 1

Wenn Sie sich an Freunde und Familie wenden übertreiben Sie es nicht – Sie könnten sie überfordern. Fragen Sie im Zweifelsfall nach ob sie gerade in der Lage sind Ihnen zu helfen oder ob Sie sich lieber an jemand anderen wenden. Manche Menschen wollen auch keine Verantwortung für Sie übernehmen und schützen ihre Grenzen. Das müssen Sie dann akzeptieren.

Die Staubsaugertechnik

Stellen Sie sich vor jemand klingelt an ihrer Tür und will ihnen einen Staubsauger verkaufen. Sie brauchen aber keinen Staubsauger. Sie haben schon einen. Also was tun Sie? Sie bedanken sich für das Angebot und sagen höflich aber bestimmt dass Sie keinen Staubsauger kaufen wollen. Der Vertreter könnte aufdringlich werden und sagen “Aber sehen Sie nur” oder “Wollen sie nicht doch…” “Ich mache ihnen ein einmaliges Angebot” Sie sagen  “Nein, vielen dank das ist sehr nett aber das brauche ich nicht, vielen dank”. Sie schließen die Tür. Vielleicht klingelt er wieder an der Tür und dann brauchen Sie sie nicht mal mehr öffnen, sie wissen ja schon wer da klingelt. Irgendwann wird der Vertreter enttäuscht aufgeben und nicht mehr klingeln, da er weiß das er bei Ihnen keinen Staubsauger an den Mann bringen wird.

Entscheidend ist dabei das sie höflich aber bestimmt reagieren. Bedanken Sie sich. Danke lieber Vertreter. Aber ich brauche das gerade nicht, auf Wiedersehen. Und so können wir mit schmerzhaften Gedanken und Wahnideen umgehen. “Aha, ein Gedanke, das ist ja interessant. Ist das wahr? Ist das hilfreich? Hm, danke aber ich brauche das gerade nicht”. Und dann: Was ist JETZT? Zurück zur Realität, zurück zu dem was gerade ansteht. Zurück zu dem was real ist: der Baum, das Auto, der Tisch. Wenn Sie wütend werden oder sich gegen den Gedanken wehren und ihn unterdrücken wird er nur stärker, gehen sie liebevoll und mit Akzeptanz und Achtsamkeit mit Ihren Gedanken um. Würden Sie die Tür zuknallen oder den Vertreter anschreien und auf ihn losgehen? Vermutlich nicht. Er könnte wütend werden und zurückschlagen, in ihr Haus eindringen und die Möbel beginnen zu zerstören” In solchen Situationen greift unser sozialer Autopilot und mit hartnäckiger Höflichkeit werden sie den Vertreter auf eine Weise los so das er irgendwann nicht mehr klingelt und sie haben Ihre Ruhe. Und wenn er nach einer Weile doch wieder klingelt, können Sie sich freuen und sagen “Ah! Mein Lieblingsvertreter – Wie geht es Ihnen? Lang nicht gesehen”, “danke und sie wissen ja – ich will immer noch keinen Staubsauger” Auf wiedersehen.

Stellen sie sich vor ihrem inneren Auge vor wie sie die Türe schließen. Stellen sie sich dann vor wie die Tür immer kleiner wird und sich von Ihnen entfernt bis sie plötzlich ganz verschwindet

Positives Selbstgespräch

Ein positives Selbstgespräch trägt uns durch schwierige Zeiten. Hier sind einige Beispiele für positive Gedanken:

das schaffe ich

das habe ich schon mal geschafft

ich hab schon schlimmeres überstanden

ich bin körperlich gesund

es ist einfach geil am Leben zu sein

kein Problem

das war früher

das geht vorbei

ich werde ganz, komplett zu 100% gesund

möge ich glücklich sein, möge ich fröhlich sein, möge ich mit Leichtigkeit geben

das ist stinknormal

die tun mir nichts

das hat nichts mit mir zu tun

die Seele will gesund werden

Wenn Sie anfangen positiv zu denken gleichen die Synapsen im Gehirn einem Trampelpfad. Je öfter Sie positives Selbstgespräch üben, desto mehr wird aus dem Pfad dann eine Straße und schließlich eine Autobahn

Und wie lernen wir etwas Neues? Wie lernten Sie Englisch in der Schule? Durch Wiederholung. Prägen Sie sich die Informationen immer mehr in Ihr Gedächtnis ein um sie im Bedarfsfall abzurufen.

Seien Sie nicht böse mit sich wenn Sie noch keine positiven Gedanken haben, das kommt mit der Zeit und der Übung.

In der Geisterbahn

Wenn wir unser Inneres auf die Außenwelt projizieren und uns so durch die Welt bewegen kann das ziemlich unheimlich sein. Viele Menschen berichten von verzerrten Gesichtern. Aber ist dass denn wirklich so schlimm? Ignorieren Sie es einfach und machen weiter mit dem was Sie gerade tun. Sie sind nicht in Gefahr. Betrachten Sie es wie eine Fahrt in der Geisterbahn auf einem Jahrmarkt. Sie sitzen in einem sicheren Waggon und bewegen Sich durch die Bahn. Sie sehen gruslige Dinge die Angst machen. Aber es ist nicht real. Sie sind nicht in Gefahr und das wissen Sie. Ihnen kann nichts passieren. Irgendwann ist auch diese Fahrt vorbei und Sie können zum Süßigkeitenstand des Jahrmarkts gehen und sich eine leckere Portion gebrannte Mandeln kaufen.

Der innere Therapeut

Stellen Sie sich einen idealen Therapeuten vor der es gut Ihnen meint, fachlich kompetent und vernünftig ist. Wenn Sie mal wieder eine Idee haben oder etwas erleben was sie stutzig macht – überlegen Sie was ihr innerer Therapeut dazu sagen würde. Wenn Sie vor der Entscheidung stehen “soll ich eine Runde Laufen gehen”? Soll ich die Gitarre etwas in die Hand nehmen” “soll ich diesen fettigen Burger essen?” Was würde der Therapeut sagen. Oder was würden Sie einem guten Freund raten? So gesehen wissen wir eigentlich ganz genau was gut für uns ist, aber manchmal brauchen wir einen kleinen Denkanstoß und eine andere Perspektive. Sie glauben jemand hat schlecht über Sie geredet? Sie machen sich Sorgen jemanden verärgert zu haben? Was würde ihr Therapeut sagen? Hat diese Sendung im Fernsehen etwas mit mir zu tun? Fragen Sie Ihren inneren Therapeuten

Danke, kenn ich schon

Viele unnötige Gedanken die uns quälen kommen immer wieder und wir kennen sie schon auswändig.

Wenn mal wieder ein schmerzhafter Gedanke angeflogen kommt, wie zum Beispel “ab mit dir in die Geschlossene”, oder “Der Geheimdienst ist hinter mir her”, oder “mein Nachbar will mich vergiften”, oder “Wir sind die Dämonen und kommen dich holen”, bedanken Sie sich dafür. Das klingt erst mal unsinnig aber probieren Sie es aus.

Sagen sie sich einfach in Ihrem Kopf: “Danke, kenn ich schon” oder “Danke, das kenne ich schon, das brauche ich nicht (mehr)” und wenden Sie sich im nächsten Augenblick dem hier und jetzt zu. Zu dem was Sie sehen und anfassen können, zu dem was gerade wichtig ist.

Die richtige Einstellung

Ein Freund von mir kämpft seit Jahren mit Depressionen, die er versucht mit Computerspielsucht erträglicher zu machen. Er formuliert oft den Gedanken: “Ach das sind MEINE Depressionen” oder “Ich kann mich nicht überwinden Sport zu machen, wegen MEINEN Depressionen” Das ist von der Einstellung her nicht sehr hilfreich. Wenn wir so denken identifizieren wir uns mit der Krankheit und machen es uns mit unserer Diagnose bequem. Das erstickt den Mut zur Veränderung im Keim. Auch wenn Sie nichts dafür können sich in eine solche Situation hineinmanövriert zu haben, der Weg zur Besserung ist eine bewusste Entscheidung und die beginnt jeden Tag neu und mit einem ersten Schritt. Jeder ist für sein Glück verantwortlich und wir haben viel mehr Spielraum als wir in unserem Realitätstunnel glauben. Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand. Ja, es erfordert Disziplin und Engelsgeduld aber es ist möglich. Nick Vujicic ist ein weltbekannter Speaker. Er wurde ohne Beine und Arme geboren, hat 4 Kinder, bereist die ganze Welt, motiviert Millionen von Menschen und ist glücklich. Wenn ein Mensch ohne Arme und Beine das kann, warum sollen sie es nicht können? Kennen Sie das Locked in Syndrom? Menschen mit dieser diagnose sind vollkommen gelähmt und bewegungsunfähig. Ihr Geist jedoch funktioniert ganz normal. Sie sind quasi in ihrem Körper eingeschlossen. Interessanterweise berichten Menschen mit dieser Krankheit, dass sie mit ihrem Leben ganz zufrieden sind. (dabei nutzen Sie nur ihre Augenlidbewegung zur Kommunikation) Moment mal wie ist das möglich? Dieser Mensch ist völlig bewegungsunfähig – das muss doch der Horror sein. Aber nein, diese Menschen sind tatsächlich glücklich und zufrieden. Machen sie sich klar wie geil es ist einfach am Leben zu sein.

Sie können mit Ihrem Leben machen was sie wollen. Sie werden (in der Regel) nicht gefoltert, nicht verfolgt sie können gehen wohin sie wollen und tun und lassen was sie wollen. Sie sind erwachsen und können sich wenn Sie wollen 10 Kugeln Schokoladeneis bestellen oder so lange aufbleiben wie Sie wollen. Niemand hindert sie daran. Sie können noch so viele tolle Erfahrungen machen, Länder bereisen, Kulinarisches genießen einen Partner finden und und und. Sie sind absolut frei und Freiheit ist neben Gesundheit das wichtigste Gut das wir haben. Niemand kann Ihnen diese Freiheit wegnehmen, auch eine psychische Erkrankung nicht wenn sie es nicht dazu kommen lassen. Selbst wenn Ihr Leben stark von der Psychose gezeichnet ist, Sie können immer noch ein produktives, erfolgreiches Leben führen und sich auch an kleinen Dingen erfreuen, wie dem ersten Morgenkaffee oder einem Spaziergang bei schönem Wetter. Millionen von Schizophrenen können es, warum sollten Sie es nicht können? Ich habe schon lange in meinem Leben entschieden: Egal wir verstörend und beunruhigend die Eindrücke sind die da auf mich einprasseln – ich mache trotzdem weiter und lasse mich nicht davon beeindrucken. Ich spiele meine Karten so gut ich kann und hole das beste aus der Runde heraus auch wenn die Karten nicht gut sind. Ich kämpfe wenn es sein muss, denn es gibt für mich keine Alternative.

Jeder ist seines Glückes Schmied

Aus dem System ausbrechen

Warum geraten wir in den Sog von Wahnideen? Wenn das Gehirn durch Stress oder Trauma die Kontrolle verliert fühlt es sich stark bedroht. Wahngebäude, das dies oder jenes dahintersteckt, das finstere Mächte am Werk sind geben uns ein Gefühl der Kontrolle. Betrachten Sie nur mal die verschiedensten Verschwörungstheorien. Die Komplexität der Welt überfordert uns und macht uns hilflos. Der Wahn gibt die trügerische Sicherheit die Welt zu simplifizieren, zu verstehen um so ein Stück Kontrolle zurückzubekommen. Wir sind völlig in unserem System gefangen. Leider sind diese Gebäude nicht hilfreich unsere Ziele zu erreichen und äußerst instabil. Wenn ein Wahngebäude einstürzt fühlen wir uns oft hilflos und am Boden zerstört – bis der nächste Wahn kommt, die nächste Idee, der nächste Trigger, und Schwupps sind wir in unserem System drin.

Beispiele für wahnhafte Gedanken die ich selbst hatte

Hier einige Beispiele von Wahnideen, die ich selbst einmal hatte:

Ich stehe im Standup meiner Firma. Ein Kollege spricht über styling – ich habe den Gedanken, dass ich ein Geist bin oder mit ihm ein und dieselbe Person bin.

Ich gehe mit einem Mitpatienten nach hause, wir vergessen beide unsere Sonnenbrille. Ich habe den Gedanken das er nur eingebildet ist und ich ein und dieselbe Person bin.

Ich gehe durch den Park, neben mir fällt ein Kind hin – ich habe den Gedanken, dass es meine negative Aura ist.

Ich sitze am PC von meiner Firma, ich stelle mir vor wie es wäre wenn die Hand der Kollegen verwittern würde. Danach muss ich raus.

Ich stelle mir vor, dass ich mit Gott spreche und mit dem Universum.

Ich stelle mir vor das ich Teil eines Netzes bin die alle Wesen umfasst, oben ist das gute und unten das böse

Ich male mir aus eine Doktorarbeit über Informatik und Umweltschutz zu machen, eine allumfassende Theorie

Ich stelle mir vor böse Geister hätten mich besessen, das Kribbeln deute ich als Besessenheit, ich imaginiere Helden und Götter, die einen Kampf mit dem Bösen in meiner Seele führen. Ich denke Sachen wie “schütz dich” und stelle mir dann vor wie die Götter gegeneinander kämpfen

Ich laufe durch den Park und denke, dass ich in der Nachwelt angekommen bin. Ich denke ich habe eine Aufgabe, zum Beispiel Stuttgart 21 zu verhindern

Ich stelle mir vor meine Schwester kommt in die Hölle weil sie nicht an Jesus glaubt sondern buddhistische Tendenzen hat

Ich denke die kaputte Tür hat etwas mit meiner Seele zu tun

Ich bekomme eine Sms von meinem Cousin, wo er von einem Ofen schreibt. Ich stelle mir vor das hätte mit der  Hölle zu tun

Ich fühle mich verloren in der Klinik und würde verschwinden, ich singe laut “Ich bin noch hier”

Ich komme auf den Gedanken, das Wasser in der klinik sei so präpariert das die Patienten unfrauchtbar werden

Ich halte einen Marienkäfer und gehe damit auf die Raucherterasse, dort läuft arabische Musik, ich stelle mir vor dies sei ein Zeichen zum Islam konvertieren zu müssen

Ich stelle mir vor das Paar sei Hexen und hätten meinen Namen gestohlen, den ich ihnen aufgeschrieben habe.

Ich denke ich bin in einer Parallelwelt, auf einer höheren Bewusstseinsstufe und die Menschen sehen alle viel freundlicher aus. Ich denke das ich telepathisch mit miener Familie in Verbindung stehe und rede mit ihnen gedanklich wie mit Entitäten. Ich denek ich habe es geschafft und sie hätten auf mich gewartet.Ich gehe auf Musiker zu und singe laut meinen Namen.

Ich spreche Menschen im Park an und texte sie zu mit ich weiß nicht was.

Neben bei der S-Bahn lässt jemand eine Flasche fallen, ich stelle mir vor das hätte mit meiner Aura zu tun.

Ich stelle mir vor eine Freundin ist in spiritueller Gefahr und ich muss sie irgendwie durch Gedankenkraft beschützen.

Ich baue die Shisha auseineaner und stelle mir vor dabei einen Fluch aufzulösen, ich denke “höre auf die Mama”

Ich spiele Tischtennis in der Klinik und denke die Bälle sind Seelen die ich retten muss

Ich stelle mir vor meine Schachpartner in der Klinik ist Satan der mit mir um meine Seele spielt.

Ich unterschreibe meinen Vertrag bei nexmart und habe Impulse das ich da was unterschreibe wo ich meine Seele verkaufe oder einen Pakt mit dem Teufel schließe woraufhin ich wenn ich sterbe in die Hölle komme.

Ich stelle mir vor die Johnnykatze kann die Geister die um mich schweben sehen.

Ich habe statt “Vertrag mit nexmart”, “Vertrag mit S-Bahn” geschrieben und stelle mir vor das sei ein versteckter Hinweis das ich eigentlich vorhabe mich umzubringen

Ich habe Bauchschmerzen und glaube das meine Leber irreparabel geschädigt ist

Umgang mit Wahnideen

Wir müssen lernen diese Ideen als solches zu erkennen: nämlich Ideen und nicht mehr und jedesmal freundlich aber sanft aus dem System aussteigen und uns wieder dem JETZT zuwenden. In der Mediation lernen wir Gedanken los zu lassen, vorbeiziehen zu lassen und uns nicht gegen sie zu wehren oder darauf einzusteigen. Der selbe Mechanismus greift wenn wir mit Wahn zu tun haben. Erkennen, akzeptieren und sanft in den Moment zurück kommen, immer wieder – egal wie oft. Das ist Achtsamkeit und sie hilft uns den erheblichen Leidensdruck der durch Paranoia entsteht zu lindern. In der Mediation trainieren wir diese Funktion des Geistes. Es dauert eine Weile, aber es funktioniert. Die Praxis ist nicht auf die Übung beschränkt. Sie dehnt sich in den ganzen Alltag aus. Beim Spazieren gehen, beim Geschirrspülen und besonders beim Essen. Bemerken Sie wenn Sie abdriften und holen sie sich freundlich aber bestimmt immer wieder zurück zu dem was sie gerade tun. Fragen Sie immer “was ist jetzt?” oder denken Sie “zurück zur Realität” und kehren sie so immer wieder zum Moment zurück – auch wenn es 1000 mal passiert. Auf diesem Nährboden der Achtsamkeit entsteht geistige Gesundheit und das schon seit tausenden von Jahren ohne Chemie und völlig kostenlos.

Wahnsysteme sind sehr vielfältig aber es gibt ein paar Klassiker

  1. Ich bin Jesus Christus
  2. der Geheimdienst verfolgt mich
  3. ich komme in die Hölle
  4. Mein Nachbar will mich vergiften
  5. jemand will mich ermorden
  6. eine unbekannte finstere Macht will mich vernichten
  7. Ich bin die Reinkarnation von Hitler, Napoleon, einem Wikingerkrieger

Haben Psychosen einen Sinn?

Am Anfang dieses Beitrages steht eine gewagte Hypothese. Was wenn Schizophrenie keine unheilbare Geisteskrankheit ist sondern ein Heilungsversuch der Seele? Wenn alte Strukturen nicht mehr funktionieren und uns unser Gehirn das Gefühl hat die Kontrolle zu verlieren, sucht es nach neuen Strukturen die das Ungewisse erträglicher machen. Viele Verschwörungstheorien entstehen so. Die Welt ist zu komplex um sie zu verstehen, also klammert man sich an einfache Wahrheiten – zum Beispiel das wir in der Matrix leben, der Geheimdienst hinter uns her ist oder die Juden an allem Schuld sind was in der Welt schief läuft. Oder denken Sie nur mal an die Anhänger der Flat Earth Theorie. Das Wahnsystem entsteht und das Gehirn klammert sich daran fest und baut alles was es verarbeitet in das System ein.

In der Psychose werden unbewusste Prozesse ins Bewusstsein gezogen. Die eigene Psyche wird auf die Außenwelt projiziert und es entstehen Wahn und Halluzinationen

In diesem Zustand sind wir völlig in unserer eigenen Welt versunken. Wir sind auf uns fokussiert um ein seelisches Dilemma aufzulösen. Der Mensch tritt in die magische Welt ein um sich zu finden, um seinen Drachen zu töten, eine alte Angst zu konfrontieren, eine Blockade zu lösen um die Individuuation nach C.G Jung zu erreichen. Wenn wir nicht die richtigen Tools haben, nicht genügend Informationen keine Anleitung haben und uns die Angst übermannt dann können wir uns in dieser magischen Welt verlieren und das psychische Leiden entsteht.

Ich bin überzeugt davon das die Psychose mit dem spirituellen Erwachen verwandt ist. Es geht um einen Selbstheilungsversuch der Seele. Wir tauchen in unsere Psyche ab um dort ein Problem zu lösen. Die alten Strukturen funktionieren nicht mehr. Wenn wir unsere alten Ängste die unser Leben negativ beeinflusst haben konfrontiert haben können wir die magische Welt wieder verlassen und als gewachsener Mensch unser Leben besser als zuvor führen. Wir lernen in der magischen Welt viel über uns selbst. Wir lernen die Welt der Energie kennen und finden zu unserer natürlichen Intuition die solange unter alten Ängsten, Traumata und Mustern verborgen wahr. Wir finden das Elixir und kommen zurück in die Welt, in die Konsensrealität. Dort gehen wir auf den Marktplatz und machen die Welt mit unserem neu gewonnen Wissen besser. Der Zyklus der Heldenreise ist abgeschlossen. Bis eine neue Herausforderung kommt, eine neue Gelegenheit uns zu verbessern und als Mensch zu wachsen.

In unserer westlichen Gesellschaft sind die uralten Traditionen und Lebensweisheiten weitestgehend verloren gegangen. Die Heldenreise als Individuationskonzept existiert kulturübergreifend und erzählt mit den Mythen und Märchen die wir uns erzählen immer wieder die Geschichte von der Individuation des Menschen. Oder auch der Film Star Wars erzählt eine typische Heldengeschichte. Alle diese Geschichten und Mythen wollen uns etwas lehren. Sie wollen diesen Prozess der Individuation in unserem kollektiven Bewusstsein wachhalten damit helfen sie uns unsere eigenen spirituellen Krisen zu überwinden und uns durch diesen Irrgarten zu führen. Darum machen Geschichten die Welt zu einem besseren Ort. Wie wird Ihre Geschichte ausgehen?

Herzlich Willkommen

Herzlich Willkommen zu meinem mental health Blog: “Die Seele will gesund werden”. Mein Name ist Niko und ich lebe seit dem Jahr 2006 mit der Diagnose Schizophrenie. Ich verbrachte viele Monate meines Lebens in Krankenhäusern. Ich wurde fixiert, verlor die Kontrolle, erlebte psychisches Leid das weit über die Grenzen des Erträglichen hinausging und habe das Leben in all seinen Schattenseiten kennengelernt, auch zum Leidwesen meiner Freunde und Familie. Ich fiel in den Abgrund, verlor mehrmals meine Arbeit, verlor einige Freunde und bin immer wieder gescheitert.

Aber ich habe nie aufgegeben und mich zwischen den Episoden immer wieder aufgerappelt. Mein Therapeut sagt ich sei ein Kämpfer und da ist etwas dran. Wenn ich doch einmal müde wurde zu kämpfen und dachte “ich kann nicht mehr” habe ich festgestellt das sich die Welt weiterdreht und ich ein Teil davon bin ob ich nun will oder nicht. Hand an mich zu legen kam für mich niemals in Frage, auch wenn meine Gedanken mir etwas anderes weismachen wollten.

Machen wir uns nichts vor, Schizophrenie ist eine langwierige, hinterhältige psychische Erkrankung welche die Lebensqualität massiv einschränkt und einen hohen Leidensdruck hervorruft. Angehörige sind frustriert und müssen hilflos mit ansehen wie ihr geliebter Mensch leidet. Sie ist aber auch eine Chance. Schizophrenie gilt als unheilbar, aber viele Menschen schaffen es trotz dieser ernsten Krankheit glücklich zu sein und ein produktives, erfülltes Leben zu führen. Es stellt sich die Frage welche Methoden und Tools und Ressourcen diese Menschen entwickelt haben und welche Mechanismen am Werk sind, die das Leben mit Schizophrenie erträglich und erfolgreich machen.

Warum ist die Neigung des Menschen zur Psychose nicht im Laufe der Evolution verschwunden? Hat sie vielleicht einen Sinn? Ist es eine natürliche Funktion unserer Psyche wie das Fieber in unserem Körper? Unser Körper und unsere Psyche sind ein mysteriöses Wunderwerk der Natur. Gehen Sie mit mir auf eine Entdeckungsreise vom Weg aus der Verzweiflung in eine glückliche selbstbestimmte Zukunft. Eine spannende Reise in die geistige Gesundheit. Jedes fühlende Wesen möchte sich Schmerz entziehen, das ist ein Naturgesetz. Wir möchten selbstbestimmt leben und glücklich sein. Das Gehirn ist plastisch kann sich unser ganzes Leben lang zum Positiven verändern. Die Seele will gesund werden.

Viele Menschen die Erfahrung mit mentalen Problemen haben, entwickeln positive Charaktereigenschaften und gewinnen an Tiefe. Sie finden es manchmal einfach nur geil am Leben zu sein und sind dankbar und zufrieden mit dem was sie alles haben. Sie genießen die Normalität wenn sie sich wieder einstellt, sobald die Psychose abklingt, manche finden zum Glauben, haben mehr Empathie und regen sich nicht über Kleinigkeiten oder andere Leute auf. Sie wissen, dass die Gesundheit die höchste Priorität hat und handeln danach.

Ich habe in den letzten 17 Jahren viele Fehler immer und immer wieder gemacht und irgendwann daraus gelernt. Aus meinen Fehlern können auch Sie lernen und wenn ich vieles davon am Anfang schon gewusst hätte wäre mir jahrzehntelanges intensives Leid erspart geblieben. Einstein sagt, Wahnsinn ist wenn man etwas immer wieder auf die selbe Weise versucht und ein anderes Ergebnis erwartet. Ich habe Methoden und Tools durch Versuch und Irrtum erlernt und selber entwickelt und verfeinert die mir dabei helfen ein erfolgreiches, glückliches Leben zu führen.

Dieses Weblog ersetzt keinen Therapeuten, keinen Psychiater und keine Klinik. Ich bin auch kein ausgebildeter Psychologe. Das Blog ist als Ergänzung gedacht und soll inspirieren und motivieren positive Veränderungen im Lebensalltag mit Schizophrenie herbeizuführen. Ich schildere die Methoden die mir helfen und diese Webseite ist wie ein Buffet aus dem Sie sich bedienen können und ausprobieren können ob es für Sie auch funktioniert. Ich hoffe, dass ich Menschen die am Anfang einer Psychose stehen helfen kann mehr über ihre Erkrankung zu erfahren und auch langjährige Psychiatrieerfahrene die mit ihrer geistigen Gesundheit nicht vorankommen möchte ich mit meinen Gedanken motivieren und begleiten. Gerne darf dabei eine lebhafte Diskussion entstehen, schreiben Sie gerne in die Kommentare oder schicken mir eine E-Mail. Ich freue mich über konstruktive Kritik.

Also noch einmal herzlich willkommen, viel Spaß beim Stöbern und für Ihre Gesundheit alles Gute.

Niko

42 Tipps für den Umgang mit Schizophrenie

Ich habe in den letzten 17 Jahren viel gelernt und aufgeschnappt was mir hilft. Hier eine Liste mit Tipps die mir geholfen haben, vielleicht könnt ihr damit was anfangen. Hätte ich einiges davon früher gewusst hätte ich mir sehr viel Leid ersparen können. Sich zu verändern kann beängstigend sein. Man denkt man müsse sein Leben radikal ändern, sich brutal anstrengen und eine lange Liste kann einschüchternd wirken. Suche dir das aus was dir am meisten als hilfreich erscheint und probiere es einfach aus. Veränderung kann ganz leicht sein. Schrittchen für Schrittchen. Seid geduldig.

Hier sind meine Tipps für psychische Gesundheit:

1) Schaue keine Nachrichten und keine gewalttätigen Filme und Serien. Das Leid und die Katastrophen und Angstmacherei ziehen dich nur runter. Achte darauf was und wen du in dein Herz lässt. Es hinterlässt Spuren. Vermeide Pornografie.

2) Sei achtsam. Übe Achtsamkeit so oft es geht. Beim Essen, spazieren gehen und Geschirr spülen. Sei immer im Augenblick so gut du kannst. Abschweifen ist normal. Hole dich immer freundlich in die Realität, ins Hier und jetzt zurück. Achte auf deinen Atem, deinen Körper und das was du sehen und anfassen kannst

3) Geh in die Natur und beobachte die Bäume und höre den Vögeln zu

4) Meine Powersätze gegen Wahn: “Das hat nichts mit mir zu tun”, “Das kann auch andere Gründe haben”, “Das hat eine logische Erklärung”, “Dafür gibt es keine Beweise”, “Das kann man auch anders sehen”

5) vermeide das googlen von Medikamenten und Symptomen, das verwirrt dich nur (dr. google Effekt). Mach dich nicht verrückt darüber wieviel milligram dies oder jenes du nimmst

6) Übe Vergebung. Vergib den Menschen die dir Unrecht getan haben. Sie wussten es nicht besser. Lass sie los, dann haben sie keine Macht mehr über dich

7) Du kannst die Vergangenheit nicht ändern aber die Zukunft. Schau nicht zurück sondern nach vorne

8) wenn du die Verbindung zu deinem Körper verlierst und mal wieder in deinem Kopf rotierst mache eine 15-minütige abwechselnd heiss-kalte Dusche. Das wird dir helfen deinen Körper wieder zu spüren. Das kannst du mehrmals am Tag machen

9) Übe Imagination. Stelle die dein ideales Leben vor und wie du dich dabei fühlen wirst. Stell dir vor wie dich strahlendes Licht durchströmt und du immer gesünder wirst

10) Vertraue auf eine höhere Macht. Das heißt nicht dass du religiös werden musst, es kann aber helfen. Du kannst auch an das Universum, die Liebe oder das Leben glauben. Vertraue darauf das du beschützt wirst, das alles gut wird und du nicht alles alleine machen musst. Gib die Kontrolle auf über Dinge die du nicht beeinflussen kannst. Das Universum kümmert sich darum. Wenn du magst finde einen spirituellen Führer. Glaube nie daran dass du bestraft wirst. Wenn du es mit beten versuchen willst, bete nicht “Lieber Gott mach das die Schmerzen weggehen” oder “Gott ich will diese Schmerzen nicht”, sondern besser “Lieber Gott ich danke dir für die Gesundheit. Du gibst mir die Kraft die ich brauche”. Dein Unterbewusstsein kann mit einer Negation nichts anfangen.

11) mache Sport

12) übe Meditation

13) Lass Zwangsgedanken zu und versuche nicht sie zu verdrängen. Beobachte interessiert – egal wie gewalttätig oder blasphemisch oder sexuell sie sind. Es sind nur Gedanken. Nimm wahr und kümmere dich nicht weiter darum. Es sagt nichts über deinen Charakter aus. Gewalttätige Handlungsimpulse sind völlig ungefährlich. Den Gedanken kannst du nicht kontrollieren, aber dein Handeln schon. Du wirst nichts davon wahrmachen. Es ist das letzte was du tun würdest.

14) Bevor du Blödsinn machst und dir was antust, geh lieber für eine Weile ins Krankenhaus. Ruf deinen Therapeuten oder Psychiater an. Das ist keine Schande

15) Respektiere die Grenzen der Menschen die dir nahe stehen und dass diese sich auch um sich kümmern müssen. Mute ihnen nicht zuviel zu. Du bist für dein Glück und deine Gesundheit verantwortlich. Sie können dich nur begleiten und fühlen sich manchmal hilflos. Nimm Rücksicht

16) wenn dich andere Leute runterziehen mit ihren Gesprächen verlasse die Situation. Schütze dich, du musst es nicht allen recht machen. Entwickle ein gesundes Ego. Wenn dich jemand zutextet, sage “Danke dir, aber ich brauch mal ne Pause vom Reden, ist das ok für dich?” oder wenn sein muss: “Du es tut mir leid aber du textest mich gerade zu, ich bräuchte mal kurz etwas Ruhe”. Trau dich ruhig andere Menschen zu enttäuschen oder zu verärgern. Deine Gesundheit hat Priorität. Es muss dich nicht jeder mögen.

17) Der Mensch ist für die Gemeinschaft geschaffen. Kommuniziere so viel es geht. Tausche dich mit Freunden und Familie aus. Wenn du magst besuche eine Gemeinde, oder gehe in einen Verein. Höre gut zu und sei für andere da. Melde dich nicht nur wenn es dir schlecht geht und du Hilfe brauchst sondern entwickle ernsthaftes Interesse für ihr Leben. Auch eine Selbsthilfegruppe kann gut tun.

18) Finde einen Beruf der deinem Leben Sinn verleiht

19) Finde ein kreatives Hobby oder reaktiviere ein altes – wie musizieren oder malen. Finde etwas worin du richtig in den Flow kommst und alles um dich herum vergisst, vollkommen in der Aktivität aufgehst. Diese Momente sind sehr wertvoll

20) mach kleine Schritte, aller Anfang ist schwer. Du musst nur den ersten Schritt machen. Zum Beispiel: Ich jogge täglich 5 Minuten, wenn ich dann keine Lust mehr habe nicht schlimm, dafür mache es jeden Tag. Oder: Ich nehme die Gitarre für 10 Minuten in die Hand und wenn es keinen Spaß macht, mach ich was anderes. Letzten Endes machst du das dann von alleine viel länger weil es Spaß macht. Mache den ersten Schritt, auch wenn du dich überwinden musst. Lass Faulheit oder Angst nicht dein Verhalten diktieren!

21) Führe Tagebuch. Schreibe dir von der Seele was dich bedrückt und werde dir beim Schreiben über deine Gefühle im Klaren. Hauptsache raus aus dem Kopf. Danach schreibe positiv. Versichere dir immer wieder schriftlich das alles in Ordnung ist und du auf dem richtigen Weg bist. Beschreibe in allen Einzelheiten was du tolles erleben wirst, so als findet es in diesem Moment statt

22) Das auf was du dich fokussierst tritt in dein Leben. Je mehr du grübelst was alles schief geht, desto mehr wirst du davon bekommen. Fokussiere dich auf deine Träume und Ziele

23) Lese alle Lebensratgeber und Mental Health Blogs die du kriegen kannst. Wichtig: Mach dir Notizen zu wichtigen Sätzen in denen du deine Situation wiedererkennst und die dir helfen könnten. Ich empfehle die Bücher: “Das Leben Annehmen”, “Life without Limits” und “Dying to be me”. Bücher nutzen dir nur was wenn du die Inhalte auch übst und anwendest. Das Lesen allein reicht nicht.

24) Mache eine Liste mit 25 Dingen die gut in deinem Leben sind

25) Mache eine Liste mit 10 Dingen die du dir in deinem Leben wünschst und für die du jetzt schon dankbar bist

26) Sei dankbar für das was du hast soviel es geht. Schlägt dein Herz? Bist du schmerzfrei? Hast du ein Dach über dem Kopf, genug Geld? Hast du Freunde und Familie? Lebst du in Frieden und wirst nicht verfolgt oder musst über das Meer flüchten? Wenn du etwas davon hast, geht es dir bereits viel besser als Millionen anderer Menschen auf der Welt

27) Lass Ängste und negative Gedanken zu. Gedanken und Gefühle sind nicht real. Wo spürst du die Angst im Körper? Lass sie über dich weggehen wie die Welle eines Ozeans. Du bist in absoluter SIcherheit. Dir kann nichts passieren. Angst ist nur unangenehm. Wenn du sie Weghaben willst und unterdrückst werden sie nur stärker. Lass alles zu wie es kommt und spüre in deinen Körper.

28) Mache dir Angst zum Verbündeten indem du die Energie in eine Sportart wie joggen oder Krafttraining lenkst. Kampfsport ist sehr gut aber auch jede andere Sportart die dich körperlich fordert. Der Mensch braucht das.

29) Konfrontiere deine Angst. Gib dich bewusst in Situationen die dir noch Angst machen. Sei mutig, es lohnt sich. Je mehr du dich traust desto mehr Türen gehen in deinem Leben auf und es wird immer leichter. Beobachte wie die Angst langsam abklingt wenn du in der Situation bleibst ohne zu flüchten. Sei nicht böse mit dir wenn es mal nicht klappt. Versuche es wieder und wieder. Wenn du mal absagst oder flüchtest sei nicht böse mit dir.

30) Nimm Kontakt zu Menschen auf die ähnliche Krisen gemeistert haben, halte dich fern von Menschen die dir nicht gut tun und dir Energie entziehen. Akzeptiere wenn jemand keinen Kontakt zu dir möchte

31) Mache dir klar das es mehrere Arten gibt die Welt zu sehen. Die reale Welt der Fakten und des Verstands und eine emotionale, magische Welt in der alles miteinander verwoben ist. Es sind meiner Meinung nach unterschiedliche Blickwinkel auf unsere Welt und beide sind real. Deine Aufgabe ist es deine Intuition zu nutzen ohne dich in der anderen Welt zu verlieren. Der Mensch ist ein spirituelles Wesen. Es ist ein Bedürfnis. Meiner (persönlichen) Auffassung nach sind Psychosen verwandt mit spirituellem Erwachen. Nur, wenn du noch nicht gelernt hast dich zu erden und in der Lage bist die krassen Erfahrungen und Empfindungen zu integrieren kann Spiritualität gefährlich für dich sein. Wenn du dir nicht sicher bist, lass das Thema lieber bis du bereit dafür bist und idealerweise einen spirituellen Führer hast der dich durch diese andere Welt führt und die Gefahren kennt. Wenn du spirituelle Bücher liest, behalte einen klaren Kopf und sei kritisch. Du kannst jeder Zeit aus der spirituellen Welt aussteigen, wenn es dir nicht gut tut. Wenn du mit Spiritualität gar nichts anfangen kannst, dann ist das auch völlig in Ordnung. 

32) Ein ganz wichtiger Tipp für Menschen die zu Wahnvorstellungen neigen: Hüte dich vor Epiphanien, wie “ja, das ist die Wahrheit”, “ja jetzt habe ich alles verstanden” “JETZT ergibt alles einen Sinn”, “Da steckt doch dies oder jenes dahinter”. Das könnte ein Wahn sein. Bleib lieber auf der Erde und verbinde dich mit deinem Körper. Erkenne wenn du dabei bist in ein “System” abzudriften und hol dich zur Realität zurück.

33) Schreibe deine Werte und Ziele auf. Das ist ein sehr wirksames Mittel um langfristig Veränderung herbeizuführen. Versuche im Alltag so zu handeln das es dich deinen Zielen näher bringt

34) Entwickle ein positives MIndset und positives Selbstgespräch, mache dir aber gleichzeitig klar dass Gedanken nicht wichtig sind. Sie sind nicht real. Nehme IMMER die Haltung eines interessierten, neutralen Beobachters ein. Je mehr du etwas denkst desto mehr Synapsen bilden sich in deinem Gehirn und die Gedanken schleifen sich ein. Wenn du anfängst positiv zu denken sind die Bahnen vielleicht noch ein Trampelpfad, doch mit der Zeit je mehr du die positiven Gedanken wiederholst wird aus dem Pfad eine Straße und schließlich eine Autobahn. Du kannst positives Denken trainieren wie einen Muskel. Sei aber nicht böse mit dir wenn deine Gedanken noch negativ sind. Fürchte dich nicht vor deinen eigenen Gedanken. Sie sind nicht real

35) Höre  entspannende Musik und tauche in angenehme Klangwelten ein die du noch nicht kennst. Spotify ist ideal für das Entdecken neuer Künstler

36) Wenn du eine Beziehungsidee hast, der Gedanke das ein Lied im Radio oder ein Ereignis etwas mit dir zu tun hat – nimm es interessiert wahr und kümmere dich nicht weiter darum. Mach mit dem weiter was du gerade tust und was gerade wichtig ist

37) Sei nicht so hart zu dir, sondern nachgiebig. Was würdest du einem guten Freund in dieser Situation raten?

38) Du kannst auch über dich lachen 🙂 Nimm das alles nicht so todernst

39) Deine schwierigen Zeiten und was du durchmachen musst sind Lebenslektionen. Sie helfen dir zu wachsen und ein besserer Mensch zu werden. Vergiss nicht: Krisen gehören zum menschlichen Erleben dazu und in jeder Krise steckt eine Chance. Du wirst nie mehr der alte sein. Du wirst besser sein. Glaube ganz fest daran. Hör auf sich selbst zu bemitleiden oder jemandem die Schuld zu geben und übernehme die Verantwortung für dein Leben.

41) Die Welt braucht dich und du bist unendlich wertvoll. Lerne dich zu lieben und dir zu vergeben. Dein Leben wird besser sein als du es dir jetzt noch vorstellen kannst

42) Gib nie, nie, niemals auf. Alle glauben an dich. Du schaffst das!

Das waren meine Tipps. Gerne diskutiere ich mit euch über einzelne Punkte. 

Habt einen schönen Tag 🙂

Niko