Ich bin auf der Reise. Eine Reise in eine glückliche Zukunft. Ich bin noch am Anfang. Es gibt Hürden und Schwierigkeiten. Es gibt Erfolge und Lichtblicke. Manche Menschen, die uns auf unserem Weg begleiten, verschwinden, andere kommen hinzu.
Es gibt Höhen und Tiefen. Ich habe das Ziel vor Augen. Ich gehe Schritt für Schritt. Ich reflektiere, was ich bereits erreicht habe und verstehe meine Gedanken und Gefühle. Was mich belastet, streife ich ab wie einen Rucksack mit Sachen, die ich nicht mehr brauche.
Ich mache Pausen und atme tief durch. Neu gestärkt mache ich mich auf den Weg. Meine Werte sind mein Kompass.
Ich bin flexibel und passe mich an, wenn neue Herausforderungen auftauchen. Wenn ich alleine nicht weiter kann, hole ich mir Hilfe. Mein Glaube schützt mich, Engel begleiten mich auf meinem Weg.
Auf meiner Reise mache ich neue Erfahrungen, gute und schlechte. Aber sie alle helfen mir zu wachsen. Dieser Weg ist nicht leicht. Aber ich gehe ihn gerne. Es ist mein eigener Weg. Mein Leben ist toll wie es ist, ich würde mit niemandem tauschen wollen, denn es ist meins, einzigartig und wunderbar.
Wenn ich ans Ziel komme und zurückblicke, staune ich und verstehe, dass alles seinen Sinn hatte. Jede Schwierigkeit, jeder Rückschlag und jeder Erfolg waren Meilensteine auf meinem Weg.
Nachts schaue ich in den Himmel. Die Sterne begleiten mich wie treue Freunde. Ich bin nicht allein auf meinem Weg.
Ich war an düsteren Orten wo mich der Mut verlassen hat. Ich ging durchs finstere Tal. Ich habe gelitten und bin daran gewachsen. Ich werde stärker. Ich werde mutiger. Ich atme auf. Ich bin geborgen. Ich bin in Sicherheit.
Es gibt Licht und Schatten. In jedem Moment entfaltet sich aufs neue das was ist. Jeder Moment ist kostbar und ich genieße ihn.
Ich bin im hier und jetzt. Ich bin fest in der Realität verankert. Ich stehe mit beiden Beinen fest auf dem Boden und bin in ihm verwurzelt. Meine Gedanken sind die zahllosen Blätter, die sich im Wind wiegen
Ich atme, ich heile, ich lebe.
Ich bin vollkommen, ich bin präsent, ich bin mir bewusst. Ich stehe und spiele auf den Bühnen des Lebens. Ich bin wachsam, ich bin aufmerksam. Ich bin da.
Alles ist so wie es sein soll. Alles ist in perfekter Ordnung.
Dankbarkeit ist eng mit positiven Emotionen verbunden. Indem wir Dankbarkeit kultivieren, können wir unser allgemeines Wohlbefinden steigern und positivere Emotionen wie Freude, Zufriedenheit und Gelassenheit erleben.
Zu diesem Beitrag habe ich mich von Christian Bischoff mit seinem tollen Video zu Dankbarkeitsmeditation inspirieren lassen. Das Video findet ihr hier.
Meine Familie stammt aus Kroatien. Dort ist es mehr oder minder üblich das man zur katholischen Religion gehört und sonntags in die Kirche geht. Meine Schwester und ich sind in Deutschland geboren. Ich wurde getauft und ging von der ersten bis zur dritten Klasse in den Kommunionsunterricht. Ich mochte die Geschichten und Lieder. Dort wo der Unterricht stattfand gab es auch eine Bibliothek mit Hörspielkassetten, die mochte ich sehr gerne. Zur ersten Beichte bin ich aber nicht gegangen, da hatte ich irgendwie keine Lust drauf.
Wir sind in der Familie hin und wieder in die Kirche gegangen, aber meistens zu Weihnachten und Ostern. Glaube spielte damals nicht so die große Rolle, auch wenn meine Mutter im Prinzip schon an Gott glaubte. Mein Vater erklärte mir Gott nur so: “Was die Menschen nicht verstehen, das schieben sie in die Schublade Gott”. Das war als religiöse Aufklärung etwas dürftig.
Mein Relilehrer auf dem Gymnasium taugte nichts. Er spulte sein Programm ab und wir Schüler konnten machen was wir wollten, also haben wir meistens währen dem Unterricht Magic Karten gespielt. Von Zeit zu Zeit bin ich zur evangelischen Klasse gewechselt – die hatten eine gute, engagierte Lehrerin und eigentlich fand ich das Thema Gott doch recht spannend. Auch die Atmosphäre von Kirchen und Kathedralen fand ich schon immer toll.
Mit etwa 15 Jahren entdeckte ich harte Rockmusik, insbesondere Rammstein. Ein Mitschüler versorgte mich dann später mit Heavy Metal CDs, wie beispielsweise von Hammerfall oder Blind Guardian. Wir ließen uns lange Haare wachsen und gingen auf unsere ersten Konzerte. Wir waren begeistert von dieser Musik und wurden Teil der Metal Subkultur mit ihren typischen, schwarzen Band T-Shirts. Später hörten wir auch härtere Sachen: Death und Black Metal wie Dimmu Borgir oder Cradle of Filth und viele andere.
Was irgendwie zu dieser Gemeinschaft dazugehörte war eine Ablehnung, ja fast schon Hass auf organisierte Religionen. Lange Zeit bezeichnete ich mich als Agnostiker. D.h. ich habe nicht ausgeschlossen das es eine höhere Macht gibt aber ich vertrat den Standpunkt man könne es nicht mit Sicherheit wissen.
Einmal druckten mein Mitschüler und ich uns T-Shirts mit der Aufschrift “Atheists rule – I don’t believe”. Damit gingen wir auf den Stuttgarter Kirchentag um die Christen zu provozieren und uns über sie lustig zu machen. Ich lehnte die Bibel und den Glauben komplett ab. Ich ging sogar noch einen Schritt weiter und interessierte mich für den philosophischen Satanismus. Die Idee war “Werde dein eigener Gott”. Es gab da ein satanistisches Internetforum wo sich die Diskussionsteilnehmer lang und breit über alle möglichen philosophischen Themen unterhielten. Das fand ich sehr spannend. Ich hatte damals für mein erstes Auto ein Kennzeichen, das lautete S:IN 666.
Was es auch gab war Firechat, eine Audio Diskussionsplattform. Hier lauschte ich wie Gläubige sich mit Atheisten die Köpfe einschlugen und wild diskutierten, wer denn nun recht habe. Auch da beteiligte ich mich und stellte mich auf die Seite der Atheisten. Das Philosophieren machte mir Spaß.
Nach der Schulzeit blieb ich dem Metal treu, lernte selber das Gitarre spielen und singen. Ich hatte eigene Auftritte und war auf über 100 Konzerten und Festivals. Metal blieb weiterhin meine bevorzugte Musikrichtung, als Zuhörer und als Amateurmusiker. Auch die Leute die ich im Studium kennenlernte und meine damalige Freundin, wir alle hörten metal. Aber dann kam die Wendung.
In einer Krankheitsphase, ich glaube es war 2016 war ich stationär im Zentrum für seelische Gesundheit in Stuttgart Bad Cannstatt. Wer schon mal in einer Psychiatrie war, weiß es ist ein trostloser Ort an dem viel Krankheit und Elend herrscht. Inmitten dieser Trostlosigkeit gab es ein kleines Licht und das war das Singen. Wir hatten dort einen katholischen Pfarrer der einmal die Woche mit seiner Gitarre und ein paar ausgedruckten Texten vorbeikam und wer Lust hatte konnte mitsingen. Da ich zu dieser Zeit schon Amateursänger war und sowieso nichts besseres zu un hatte, konnte ich sehr gut und laut mitsingen – der Pfarrer lobte mich immer, das gefiel mir. Hier kam ich zum ersten mal in Berührung mit christlicher Musik. Wir sangen “Deine Hand ist über mir”, “Meine Zeit steht in deinen Händen”, “kleines Senfkorn Hoffnung” und viele andere. Diese halbe Stunde in der Woche wurde zu meinem Anker und meinem Zufluchtsort – eine Oase inmitten des Elends. Ich mochte den Pfarrer sehr und wir trafen uns manchmal in der Kantine und unterhielten uns. Irgendwann ging ich dann zum Klinikgottesdienst und er betete mit mir. Er verfügte über sehr großes Charisma und was er über den Glauben sagte leuchtete mir irgendwie ein und wirkte authentisch auf mich. Nicht so aufgesetzt und von oben herab wie ich es von anderen Christen kannte.
Eine ganze Weile hatte ich mich dann nicht mehr mit dem Glauben beschäftigt. 2021 hatte ich eine weitere psychotische Episode hinter mir und war auf der Suche nach einer Rehaklinik. Da entschied ich mich für die de’ignis Klinik, welche christliche Ansätze in ihrem Behandlungskonzept vorsah. Ich war neugierig und bekam dort einen Platz. Ich war dort etwa 5 Wochen und es wurde sehr viel gebetet und Lobpreis gesungen. Einmal war meine Gruppe dran einen Abend mit Programm zu gestalten, wir hatten einen hervorragenden Gitarristen und Violinisten in der Gruppe und wir haben den Abend musikalisch gestaltet. Ich freute mich über die Auftrittsmöglichkeit und ich sang unter anderem “Ich weiß das mein Erlöser lebt”. Der Abend war ein Erfolg und wir hockten uns mit der Gruppe nach dem Event hin um gemeinsam zu beten. Wie ich da noch etwas unbeholfen mitbetete spürte ich diese Energie beim Beten. Es war ein Gefühl intensiver Gemeinschaft mit den Mitpatienten und fühlte sich irgendwie seltsam und neu an. Aber auch irgendwie “richtig”, als hätte ein Teil von mir Heimat im christlichen Glauben gefunden. Insgesamt hat sich mein Glaube in der de’ignis Klinik sehr vertieft und der Aufenthalt war ein Erfolg.
Spiritualität wurde mir zunehmend wichtiger. Nach der Klinik ging ich ein paar mal in die Urban Life Church, aber das war mir vom Konzept her etwas zu amerikanisch. Ich fing an Lobpreislieder auf youtube zu schauen und übte beim Singen regelmäßig meine liebsten christlichen Lieder und besorgte mir eine Bibel.
Irgendwann überzeugte mich meine Nachbarin doch mal mit zur Liebenzeller Gemeinde in Oßweil zu kommen. Ich ging irgendwann regelmäßig und es machte mir Freude obwohl mir alles immernoch etwas neu und fremd war. Ein paar mal ging ich zur Bibelstunde, tat mich mit diesem Buch aber doch noch etwas schwer. Irgendwann sprach ich die Musiker an ob ich mich musikalisch am Gottesdienst beteiligen kann. Wir trafen uns zur Probe und ich übte einige Songs ein. Am Tag des Auftritts war ich furchtbar aufgeregt wie vor jedem meiner zahlreichen Auftritte – aber es war ein Erfolg.
Und so passierte was ich als Jugendlicher mit dem Hang zum Satanismus mir nie hätte träumen lassen. Jetzt bin ich selbst einer von diesen Jesus Freaks 🙂
Die jahrzehnte lange Prägung durch finstere Rockmusik hat ihre Spuren hinterlassen und ich tue mich oft noch mit dem Christsein schwer und habe mit Zweifeln zu kämpfen. Es gibt Zeiten, insbesondere an schlechten Tagen da fühle ich mich von Gott getrennt und verlassen. Manchmal denke ich meine Sünden wiegen so schwer dass ich es nicht verdiene in Gottes Reich zu kommen. Aber heute weiß ich dass das ein Irrtum ist. Ich fühle mich wie in der Geschichte vom verlorenen Sohn (meine Lieblingsgeschichte aus dem Kommunionsunterricht). Ich bin heimgekommen und Gott freut sich um so mehr je verirrter das verlorene Schäfchen war wenn es dann doch den Weg zurück in die Herde geschafft hat. Er ist ein wunderbarer Hirt und ich möchte ohne Jesus Christus in meinem Leben nicht mehr sein. Ohne den Glauben hätte ich schon längst resigniert und aufgegeben.
Nicht jeder aus meinem Umfeld war begeistert von meinem Wandel. Ich geriet mit einem (früheren) Freund, denn ich sehr gut kenne in die Haare weil ich plötzlich christliche Ansichten an den Tag legte. Er war regelrecht schockiert und hat mir mehr oder minder die Freundschaft gekündigt indem er mir die nächste Psychose an den Hals wünschte damit ich wieder “zur Vernunft” komme und er könne mich nicht “da rausholen”. Und sehr viel weitere verletzende Gedanken hat er geäußert.
Musikalisch höre ich immernoch manchmal Metal, aber vorzugsweise “White Metal” Das ist eine Art von Metal die sich musikalisch nicht groß von normalen Metal unterscheidet, jedoch christliche Botschaften und Texte enthält. Hier kann man geteilter Meinung sein, aber ich für mich verstehe Gott so dass er möchte das ich singe – auch Rockmusik. Ich habe ein Homerecording Projekt zu einem White Metal Song den ich geschrieben habe gestartet. Ich glaube eine Aufgabe die Gott mir gegeben hat ist dass ich mit dieser Art christlicher Rockmusik Menschen erreichen und vom Glauben erzählen kann.
Hier ist der Text:
No Place in Heaven?
I walk the ways of faith
searching for deliverance
eternal life to gain
I suffered hunger, death and pain
What’s beyond this life
Only He knows
we deal with our daily strife
getting nowhere alone
you claim to know what lies beyond
behind the curtain
but I need to know NOW!!!
Is there no place in heaven?
If there is why do I feel these doubts
If there is a place behind the shrouds
maybe you’ll find it up there
in the clouds
I look for truth
beyond the voices
some are gentle some are rough
We make our choices
I try my best
you do the rest
I seek humility
It’s more than fantasy
We’re not drifting through space all alone
we build our kingdom
craving the wisdom
in this strange world we are all thrown
we are doomed to freedom
yes doomed to freedom
Is there no place in heaven?
If there’s not why do I see these signs
If there is grace and spirit proud
I will seek it up there in the clouds
Dei o gracias
Dei o gracias
spiritus sanctus
spiritus sanctus
I never give up
don’t tell me to stop
We re not forsaken
angels awaken
Is there no place in heaven?
Is it there also for the likes of us?
If there is a space beyond the gate
I will follow the Lords path
It’s never too late
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Seit ich denken kann, bin ich anders als die anderen. Begabt, musikalisch und kreativ aber dafür ganz versunken in meiner eigenen Welt und Fantasie. Meine Eltern kommen aus Kroatien und sind als Kinder von den ersten Gastarbeitern nach Deutschland gekommen, welche hier das Geld für ihr Haus in Kroatien verdienten. Ich habe in Deutschland und Kroatien viel Familie und es war ein geselliges Miteinander bei zahlreichen Familienfesten, Grillen und Partys. Die vielen Kinder spielten zusammen und blieben bei den Verwandten über Nacht. Bei diesen Festen spielte mein Vater häufig Gitarre und sang und es wurde viel gefeiert und gelacht. Es war eine schöne Zeit. Ich hatte einen Patenonkel und eine Patentante, die sich um mich kümmerten, zum Kindergarten brachten und mit mir und meiner Schwester in den Urlaub fuhren. Mein Vater brachte mir die Liebe zu Musik nahe und die Faszination für Computer. Er brachte mir auch das Schach spielen bei.
Ich war als Kind schon fasziniert von Knöpfen und Tasten, ich liebte den Kasettenrekorder. Ich war ein lebhaftes, sanftes und vorlautes Kind. Mein Vater arbeitete bei Bosch und meine Mutter, die in Kroatien Kunst studiert hatte machte ein weiteres Studium zur Sozialpädagogin. Meine Kindheit war soweit in Ordnung und ich habe von meinen Eltern, von der Familie und von meinen Pateneltern sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit bekommen. Meine Talente wurden gefördert. Ich ging in die Jugendkunstschule und bekam Keyboardunterricht. Nur mit meinem Vater stimmte etwas nicht, das merkte ich schon als Kind. Ich erinnere mich gut daran wie er stundenlang auf der Couch saß und seinen Bart zwirbelte. Mein Vater hatte erhebliche psychische Probleme, das konnte ich als Kind natürlich nicht verstehen. Ich erinnere mich das ich einmal herumtobte und zu meinem Vater sagte: “Kuck mal was ich kann. Ich bin zufrieden mit dem was ich kann”, mein Vater sagte zu mir: “Eigenlob stinkt” und ich schämte mich für mein Herumtoben. Ich hatte Angst das ich etwas falsch gemacht hatte und Papa schlecht von mir denkt. Ich habe eine 6 Jahre ältere Schwester. Ich habe viel mit ihr gespielt und sie brachte mir Zahlen bei und vieles mehr. Meine Schwester war sehr aufgedreht und laut, sie hat ein großes Temperament. Zwischen meinem 9. und 11. Lebensjahr begannen die Probleme und ich wurde sehr still. Ich hatte zuhause nicht gelernt wie man Gefühle zeigt und sich verteidigt. Das führte dazu das sich meine Mitschüler einen großen Spaß daraus machten mich zu hänseln. Ich wurde extrem gemobbt und erniedrigt. Das fing schon in der Grundschule an und ging auf dem Gymnasium genau so weiter. Zuhause erzählte ich nichts davon, ich fühlte mich unendlich einsam. Selbst Freunde und Cousins behandelten mich schlecht. Ich wurde als Weichei beschimpft. Ich konnte mich nicht wehren und flüchtete mich in meine Fantasie und in Computerspiele. Bei meinen Pateneltern durfte ich machen was ich wollte.
Ich hing stundenlang am Nintendo und ich wurde überhäuft mit Spielsachen. Ich habe die ganze Nacht ferngesehen. Ich war für sie eine Projektionsfläche. Sie hatten keine eigenen Kinder. Ich bekam immer wieder gesagt ich sei großartig, ein Genie. Mit meinen Problemen in der Schule und zuhause flüchtete ich immer öfter zu meinen Pateneltern, dort war eine heile Welt und alles in Ordnung. Sie kauften mir alles was ich wollte. Meine Mutter erkannte das Problem. Sie sagte “Niko, pass auf du bezahlst für die Spielsachen mit deiner Freiheit. Die wollen etwas zurück. Umsonst gibts nur bei Mama”. Ich war noch zu klein um das zu verstehen, später habe ich erst verstanden dass das was da passiert ist einem emotionalen Missbrauch nahe kommt. Sie erkauften sich meine Liebe mit Geschenken und Aufmerksamkeit. Mütter haben meistens leider recht.
Ich liebte es mit meinen Spielsachen und Stofftieren zu spielen, zeichnete gern und hatte eine lebhafte Fantasie. Ich hatte Actionfiguren, Videospiele und liebte Heman, Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen. Ich las auch sehr gerne.
Mein Vater litt an Depression und Psychosen. Er war hochgradig Tablettensüchtig. Er hatte schon als Kind Alpträume gehabt und Valium bekommen. Auch sein Vater wiederum hatte mentale Probleme. Er war im Krieg in einem Lager und hat Schreckliches erlebt. Darüber wurde bei meinem Vater zuhause nicht gesprochen. In gewisser Weise reicht das Kriegsgeschehen bis hinein in meine eigene Geschichte und der Schmerz wurde von Generation zu Generation weitergegeben.
Ich interessierte mich als Jugendlicher für Musik und Theater. Mit 15 begann meine Liebe zur harten Rockmusik und ich entdeckte Rammstein. Als ich mit etwa 16 in meine erste Schülerrockband kam hörte das Mobbing schlagartig auf. Ich hatte plötzlich mehr Selbstbewusstsein und strahlte das auch aus. Ein Mitschüler zeigte mir meine ersten Metalbands wie Blind Guardian und Therion. Wir gingen mit 17, 18 auf unsere ersten Konzerte, ließen uns lange Haare wachsen und waren begeistert von dieser Musik und der Metalszene mit ihren schwarzen Band T-Shirts. Was irgendwie dazu gehörte war eine Ablehnung von Religion. Wir fingen an Black und Death Metal zu hören wie Cradle of Filth und Dimmu Borgir. Wir waren überzeugte Atheisten und ich hatte mich eine Weile sogar für den philosophischen Satanismus interessiert. Ich war auf düsteren Webseiten unterwegs wo dieses Thema Satan – sein eigener Gott werden – lebhaft diskutiert wurde und ich hatte Spaß am Philosophieren. Ich ging auch in voice chat foren wo Christen und Atheisten heftig diskutierten. Ich fand dieses Thema sehr spannend. Mein Schulfreund und ich druckten uns einmal T-Shirts mit der Aufschrift “Atheists rule – I dont believe”. Damit gingen wir auf den Kirchentag und machten uns über die Christen dort lustig. Meine Mutter war lose katholisch, das gehört in Kroatien irgendwie dazu. Wir sprachen nicht viel über Gott zuhause und gingen Sonntags nicht in die Kirche. Ich ging aber zum Kommunionsunterricht und ich mochte die Geschichten und Lieder. Mein Vater konnte mit Religion nichts anfangen da er in einer Jesuitenschule war und dort geschlagen wurde.
Meine Mutter ist in einem Dorf in Kroatien aufgewachsen und verlor früh ihre Eltern durch Krebs, nachdem sie sie lange gepflegt hatte. Sie war damals etwa 16. Meine Mutter war ein richtiger Hippie später und während der kommunistischen Zeit damals organisierte sie geheime Diskos wo westliche Rockmusik gespielt wurde. Sie hatte einen Bruder der sich das komplette Erbe unter den Nagel riss und verjubelte mit sinnlosen Projekten und Booten. Für meine Mutter blieb nichts übrig. Sie war eine Weile in Serbien bei einem anderen Teil der Familie wo sie eine sehr schwere Zeit hatte.
Meine Eltern hatten sich sehr geliebt, aber als ich etwa 11 war ging die Ehe in die Brüche. Mein Vater kämpfte mit Depressionen und ging von Klinik zu Klinik. Seine Freunde wandten sich ab. Sie sagten ihm “du musst kämpfen” aber mein Vater ging einen anderen Weg der mich und mein Leben sehr geprägt hat. Er ging von Arzt zu Arzt bis er die Diagnose hatte die er haben wollte: Multiple Sklerose. Meine Mutter musste eine schwere Entscheidung treffen: Entweder ich kümmere mich um die Kinder oder wir fallen alle gemeinsam in den Abgrund. Sie hat sich für die Kinder entschieden wie es die meisten Mütter tun würden. Es gab eine Szene wo sie zu einem Gespräch mit meinem Vater und einem Therapeuten ging. Er sagte “Ach, was will die von mir” Meine Mutter erkannte meinen Vater nicht wieder. Sie sagte dem Therapeuten “dann behalten sie ihn” Sie stand auf und ging. Der Therapeut sagte “sie können nicht einfach gehen, das ist eine Therapiesitzung” “doch, kann ich” sagte meine Mutter.
Mein Vater zog in eine andere Wohnung und meine Eltern ließen sich scheiden. Mein Vater versuchte Kontakt mit mir aufzunehmen. Er rief an, ich besuchte ihn, wir gingen ins Kino und in den Zoo. Er versuchte mir zu erklären was in seiner Familie schief gelaufen war aber ich war mit 12 nicht bereit dafür. Insgeheim vertraute ich meinem Vater nicht, ich fühlte mich von ihm im Stich gelassen und verraten. Mein Vater kam in seiner Wohnung nicht zurecht und seine Nervenschäden und Störungen wurden schlimmer. Er kam in den Rollstuhl und konnte nicht mehr Laufen. Meine Schwester war sehr wütend auf ihm. Sie kannte ihn als er noch ganz anders war und machte ihm Vorwürfe. Er kämpfte darum ein Krankenbett zu bekommen und er bekam es. Er kämpfte darum einen neuen Rollstuhl zu bekommen und er bekam ihn. Er fand eine neue Freundin die sich um ihn kümmerte. Ihr Sohn machte Musik mit meinem Vater, er zeigte mir die Aufnahmen. Ich war eifersüchtig obwohl ich das zu dem Zeitpunkt nicht realisierte.
Mein Vater kam in ein Pflegeheim und baute geistig immer mehr ab. Kaum jemand besuchte ihn. Seine Mutter und seine Schwester waren manchmal da und unterstützten ihn. Mein Vater lag nur noch im Bett und hörte Radio, die 107.7 Nonstop Pop und Rock. Er rief mich immer noch an und wollte mit mir reden, gratulierte mir zum Geburtstag und schenkte mir CDs mit Rockmusik – aber ich hatte andere Themen in meinem Leben. Ich hasste es zu ihm ins Pflegeheim zu gehen und ihn zu besuchen. Ich versuchte mit ihm zu reden aber er wurde immer apathischer und teilnahmsloser. Wenn ihm zu einer Frage nichts einfiel dann sagte er einfach gar nichts. Die Atmosphäre war bedrückend. Die Anrufe und Besuche wurden immer seltener. Das Einzige was mir etwas Spaß mit ihm machte war das Schach spielen. Da war mein Vater trotz seiner geistigen Einschränkungen unschlagbar.
Manchmal gingen wir nach draußen ins Cafe. Wir redeten kaum. Einmal sagte mein Vater “Ach weißt du, diese Liebe zu den Kindern die manche Leute haben, das hatte ich eigentlich nicht” Ich realisierte zu dem Zeitpunkt nicht wie verletzend das war, aber insgeheim glaube ich auch das es nicht wahr ist. Seine Freundin starb später an Krebs und mein Vater war wieder ganz alleine. Letzten Endes war mein Vater 25 Jahre lang in seinem Krankenbett und wartete darauf das die Zeit vorbeiging bis er irgendwann starb. Ich habe erlebt was passiert wenn man aufgibt und das wollte ich für mein Leben auf gar keinen Fall.
Meine Mutter hingegen war für mich immer der Fels in der Brandung. Auf Sie konnte ich mich immer verlassen. Emotional intelligent, warmherzig und sozial. Bildung war in meiner Familie ein sehr hohes Gut und es war immer klar das ich studieren würde, während meine Schwester eine Tanzausbildung in Berlin absolvierte. Meine Mutter investierte Unsummen in Nachhilfeunterricht und die Musikschule. Von etwa 8 bis 13 Jahren spielte ich Keyboard. Als ich Schreiben lernte hatte ich Probleme und sie zeichnete mir die Buchstaben mit Bleistift vor so das ich sie nachzeichnete. Ich war sehr faul in der Schule und desinteressiert, was auch mit dem Mobbing zusammenhing. Aber ich war schlau und kam mit minimalem Aufwand durch das Abitur. Englisch hingegen begeisterte mich und ich war sehr gut in dieser Sprache. Chemie und Mathe fand ich furchtbar. Mit etwa 20 war ich so begeistert von Rockmusik das ich mir eine sehr schöne, schwarze ESP Gitarre kaufte die mich bis heute begleitet. Ich übte wie ein Besessener, während meine Bandfreunde gar nicht begeistert waren das ich Gitarre spielte. Sie sahen mich eher in der Rolle des Keyboarders. Wir nahmen in einem Jugendhaus unsere erste CD auf für die ich das Booklet gestaltete und reisten sogar auf eine Tour nach Rumänien wo unser Gitarrist herkam. Dort spielten wir 3 Konzerte und es war ein richtiges Rockstar Feeling mit Alkohol, Erotik, Groupies, Parties und alles drum und dran. Das war eine sehr intensive Erfahrung. In meinem Freundeskreis wurde viel getrunken und gekifft. Ich wurde von einem Verwandten mit Gras versorgt und begann immer öfter daheim alleine Hasch zu rauchen. Ich war in meinem Herzen todunglücklich und versuchte eine innere Leere zu füllen welche die Scheidung und das Mobbing verursacht hatten. Nach einer Weile fühlte ich eine Veränderung in mir durch das Kiffen. Ich würde es Paranoia nennen. Ich fühlte mich gar nicht mehr gut mit dem Haschisch und ließ es schließlich bleiben. Ich zahlte später einen hohen Preis für die Kifferei.
Das Abi hatte ich irgendwann in der Tasche und ich interessierte mich für ein Studium. Da ich immer schon Design und Computer mochte entschied ich mich für ein Medieninformatik Studium an der Uni Ulm. Ich verließ also die Band in der ich ohnehin nicht mehr zufrieden war und zog in ein Studentenwohnheim. Die Anfangszeit war ein Schock. Die Mathematikvorlesungen waren auf einem derart hohen Niveau das ich bis heute nicht weiß wie ich das bewältigt habe. Ich schrieb alle Arbeitsblätter von einer Kommilitonin ab weil ich nur Bahnhof verstand. Ich Schaffte die Scheinklausur mit einem halben Punkt über dem Minimum. Später lernte ich 6 Wochen auf die mündliche Prüfung in Mathe und schaffte gerade so meine 4.0 Auch die anderen Fächer wie Technische und Theoretische Informatik hatten es in sich und wir hatten intensive Lernsessions um den Stoff irgendwie zu bewältigen. Es gab aber auch Grundlagen der Gestaltung wo wir eine umfangreiche Doku mit Vierecken und Kreisen füllten die wir thematisch benannten. Das war schon viel eher nach meinem Geschmack. Später fand das Softwarepraktikum statt und es fiel mir zu ein 8-köpfiges Team von Studenten für 6 Monate anzuführen um eine Verwaltungssoftware zu entwickeln. Wir hatten alle keine Ahnung vom Programmieren aber waren ehrgeizig und motiviert es gut zu machen. Da lernte ich zum ersten mal mein Programmiertalent kennen und lernte sehr viel aus dieser Zeit. Es gab aber auch Streit und Diskussionen wie dies oder jenes umgesetzt werden soll. Ich setzte mich durch, eine Art die ich vorher nicht an mir kannte und ich und mein Kommilitone bekamen eine 1,0. Wir hatten Nächte durchprogrammiert und uns sehr angestrengt ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Die Studienzeit hatte auch ihre schönen Seiten. Ich lernte schnell viele neue Leute kennen, wir gingen auf Uniparties und in die Studentenbars zum Trinken und Kicker spielen. Es hat Spaß gemacht und der Alkohol floss in Strömen. An der Uni habe ich auch zum ersten mal Improvisationstheater gesehen. Ich war begeistert und dachte “das könnte ich nie”. Das stellte sich später als Irrtum heraus. Doch das knallharte Studium für das ich rückblickend nicht geeignet war forderte seinen Tribut. Zudem spielte ich nächtelang Counterstrike, trank viel Alkohol und hatte den Haushalt nicht im Griff. Auch Horrorfilme und gewalttätige Pornografie erzeugten eine bohrende Leere in mir und ich schämte mich sehr für den Mist den ich mir reinzog.
Die ersten 2 Jahre lebte ich im Studentenwohnheim, später zog ich mit zwei Kommilitonen zusammen die ich aus dem Softwarepraktikum kannte und mit denen ich mittlerweile gut befreundet war. Ich begann zunehmend abzudriften. Es war ein schleichender Prozess, bei dem ich immer mehr in meine eigene Welt versank. Ich spazierte nachts durch die Straßen Ulms und führte Selbstgespräche, ich bekam Probleme mit der Wohnung und mit der Körperhygiene. Dann kamen die Angstattacken. Ich wurde immer ängstlicher und zog mich zurück. Irgendwann sammelte ich sogar meinen Urin in Flaschen in meinem Zimmer weil ich Angst hatte vor die Tür zu gehen wo ich auf dem Flur einem Mitbewohner begegnen könnte. Ich war verwahlost. Mein Zimmer war eine Katastrophe. Bald bemerkten meine Kommilitonen das etwas mit mir nicht stimmte. Ich hatte zu der Zeit eine Brieffreundin, eine Bekannte aus meiner Schulzeit die ich sehr mochte. Sie war scharfsinnig und intelligent und gebildet. Wir schrieben uns seitenweise Briefe und ich schickte ihr einen Brief nach dem anderen wo ich aus meinem Seelenleben erzählte. Sie war meine Verbindung zur Realität die mir zunehmend abhanden kam. Ich wusste nicht was eine Psychose oder was Schizophrenie ist. Einmal hatte ich ein komisches Gefühl in der Brust und ging ins Krankenhaus weil ich dachte ich habe einen Herzinfarkt. Es war aber alles in Ordnung. Später besuchte mich diese Freundin bei mir zu hause und sie bemerkte das ich in mir gefangen bin und fragte mich ob ich psychotisch bin. Da hörte ich zum ersten mal dieses Wort. Um es abzukürzen, es war ein monatelanger Leidensweg bis ich endlich professionelle Hilfe bekam. Ich ging in eine Tagesklinik wo ich mich aber sehr langweilte. Ich fühlte mich besser und überzeugte die Ärzte das ein Projekt an der Uni auf mich wartet und das ich nach hause kann. Bei diesem Projekt war ich mit meinem Mitbewohner aus dem Softwarepraktikum und einem weiteren Kommilitonen im Team. Ich war überfordert und kognitiv viel zu schwach um einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Ich saß in der Besprechung mit dem Professor am Rand des Zimmers während sie die Entwürfe diskutierten und fühlte mich sehr einsam.
Die Probleme wurden schlimmer. Irgendwann kam ich auf den Gedanken das alles nur ein Test ist. Ich rief meinen Patenonkel an und bat ihn zu mir nach Ulm zu kommen. Er kam, ich setzte mich in sein Auto und bekam einen Nervenzusammenbruch. Mein Onkel war erschüttert. Wir gingen zusammen in ein Restaurant und er kaufte mir was zu essen. Er sagte mir wie viel ich doch geliebt werde und das ich jetzt viel Sport machen müsse, so dass ich noch etwa 80% meines Potenzials herausholen könne. Solche Sprüche sind typisch für ihn. Meiner Mutter sagte er nichts davon und ließ mich allein in Ulm zurück obwohl ich dringend Hilfe gebraucht hätte.
Ich ging nach Stuttgart um eine Weile bei meiner Mutter zu sein. Wir unterhielten uns lange und ich war verzweifelt. Ich versuchte zu schlafen und schreckte immer wieder hoch und sagte wie sehr mich meine Mitschüler gequält haben, das mein Patenonkel ein Psychopath ist und das ich Masochist bin. Ich war ganz in meinen Erinnerungen gefangen. Wir gingen zusammen zu unserem Hausarzt und in eine Klinik wo ich ein Antidepressivum bekam. Später als wir einen Kaffee trinken waren verlor ich ganz die Kontrolle und meine Mutter ging mit mir in ein Krankenhaus. Als wir zum Behandlungszimmer gingen wurde meine Wahrnehmung überintensiv und ich sah alles scharf ausgeschnitten. Ich dachte das dies das Gefühl sei wenn man geboren wird und auf die Welt kommt. Ich hyperventilierte und die Ärzte wollten mir eine Maske aufsetzen. Ich bekam Angst und wehrte mich, die Zeit wurde plötzlich ganz langsam und ich kämpfte gefühlt um mein Leben. Ich versuchte mein Taichi einzusetzen gegen die Hände die mir die Maske aufsetzen wollten, es wurde dunkel und ich dachte an ein kompliziertes Gitarrensolo. Alles konzentrierte sich in meinem Geist auf einen Punkt, dann wurde alles schwarz und ich dachte ich sei tot. Ich öffnete die Augen und fand mich auf dem Boden wieder. Ich sah auf das Linoleum und hörte die Ärzte entsetzt ausrufen. Die Polizei kam und führte mich in Handschellen ab. So kam ich in die geschlossene Abteilung des Bürgerhospitals in Stuttgart. Dort bekam ich Medikamente und es begann mein erster Klinikaufenthalt. Die Psychiatrie war ein trostloser Ort. Es war schmutzig und düster, das Essen war eine Katastrophe. Als es mir besser ging durfte ich auf die offene Station und später nach hause. Es folgten endlose Spaziergänge und Gespräche mit meiner Mutter. Sie verstand nicht was mit ihrem Kind los war und fühlte sich hilflos. Ich bekam Zyprexa und die Symptome wurden besser. Danach war ich eine Weile in der Tagesklinik
Als es mir langsam besser ging wollte ich wieder studieren und meinen Bachelor machen. Nach einigem bürokratischen Hin und Her bekam ich einen Platz an der Hochschule der Medien wo ich mein Medieninformatikstudium fortsetzen konnte. Mein Vordiplom von der Uni Ulm wurde mir anerkannt. Es war eine Herausforderung. Ich hatte immernoch Ängste und sah mich oft im Hörsal sitzen und musste die Zähne zusammenbeißen um die Angst zu besiegen.
Dann kam ich in die Theatergruppe der Hochschule und wir hatten eine Aufführung. Ich war begeistert und blühte richtig auf. Ich lernte viele neue Leute kennen, einige von Ihnen sind bis heute meine guten Freunde. Das Studium war nicht ganz so abgehoben wie an der Uni und es gab viel mehr Projekte mit Praxisbezug. Das machte mir Spaß und ich machte viele tolle Projekte. Später wurde ich in der Theatergruppe Co-Regisseur für die nächste Produktion.
Dann gründete ich die Improgruppe Kanonenfutter und es wurde eine Erfolgsgeschichte. Mein Kumpel aus Ulm bei dem ich zum ersten mal Impro gesehen hatte kam für einen Workshop vorbei, wir übten regelmäßig und es machte einfach Riesenspaß. Die ersten Auftritte kamen und das Feedback war überwältigend. Ich hatte ein großartiges Spielniveau und liebte es auf der Bühne zu stehen. Kanonenfutter ist bis heute aktiv und vieler Meinung nach die beste Gruppe im Stuttgarter Raum. Das Theater hat mich gerettet, es ging mir deutlich besser.
Ich gewann viele neue Freunde und wir hatten viele Hauspartys oder hingen im Studentenclub Boddschamber herum wo ich ein Jahr als ehrenamtlicher Wirt war so dass ich noch mehr Leute kennen lernte. Auf einer dieser Parties war ich richtig gut drauf und fand mich auf der Couch neben einer hübschen, rothaarigen jungen Frau wieder. Wir saßen nur nebeneinander und haben nicht miteinander gesprochen. Aus irgendeinem Grund, ohne darüber nachzudenken nahm ich ihre Hand und wir begannen uns zu küssen. So kam Susi in mein Leben und die schönste Zeit in meinem Leben begann. Wir hatten die Nacht durchgemacht und saßen am nächsten Morgen in einem Cafe und redeten. Ich habe mich wohl als ganz sympathisch erwiesen und sie mochte mich. Wir trafen uns öfter und verliebten uns. Ich stellte sie meiner Familie vor und besuchte wiederum ihre Familie im Allgäu die mich sehr freundlich aufnahmen. Auch mit ihrem Bruder Max freundete ich mich an.
Im Jahr 2010 verbrachte ich einen 2-monatigen Studienaufenthalt in Schottland. Es war eine aufregende und tolle Zeit mit vielen neuen Kommilitonen, Parties und Sitins im Studentenwohnheim. Ich erforschte die Stadt Paisley bei Glasgow und war von der schottischen Kultur begeistert. Ich lernte Tim aus Holland kennen und wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Mit einer kleinen Gruppe von Studenten mieteten wir uns ein Auto und fuhren die Westküste entlang über die inneren Hebriden und die Isle of Skye.
Die Highlands waren wunderschön und wir besuchten viele tolle Restaurants. Als die Summer School zu Ende war kam Susi nach Schottland geflogen und wir verbrachten 2 Tage in meinem engen Zimmer im Studentenwohnheim. Dann machten wir uns reisefertig. Ich mietete ein Auto und wir fuhren die Ostküste entlang. Wir übernachteten in einem Schlosshotel, besuchten die Steps of Whaligoe, Lake Cathrine und fuhren mit der Fähre bis hoch auf die Orkney Islands wo wir 2 Tage verbrachten. Ich besuchte die Highland Park Distillery und Susi erkundete die Stadt Falkirk. Wir hatten ein wunderschönes Bed and Breakfast.
Danach machten wir uns auf die Rückreise und verbrachten 5 Tage in Edinburgh. Es war magisch. Die Stadt ist wunderschön. Wir besuchten viele Bars wie die Black Rose Tavern oder das Jeckyll und Hyde. Zu dieser Zeit war in Edinburgh das Fringe Festival und die ganze Stadt war voll mit Musik, Theater und Comedy. Wir besuchten eine Comedy Show nach der anderen und tummelten uns in den Bars. Susi und ich waren begeistert. Wir freundeten uns mit einem Künstlerpärchen an und verlebten eine gute Zeit. Dann wurde es Zeit Abschied zu nehmen und ich fuhr mit dem Auto zurück nach Glasgow wo ich mich mit anderen Kommilitonen aus Stuttgart, Belgien, Schweden und Schottland traf. Es folgte das einwöchige Multicultural Design Camp.
Mein Studium kam dem Ende zu und ich fand eine Stelle als Programmierer in einer Automotive Firma. Einige Tage bevor der Job losgehen sollte begann ich wieder abzudriften. Die Nacht vor dem ersten Arbeitstag hatte ich keinen Schlaf und fiel in eine Traumwelt. Am nächsten morgen machte ich einen Spaziergang im Park und setzte mich auf eine Bank. Ich dachte “Ich bin der Gott meines Universums”. Alles fühlte sich traumhaft und bedeutungsschwanger an. Ich war mitten in der Psychose und bemerkte es nicht. Ich ging zur Firma und begann meinen ersten Arbeitstag. Nach einer Einweisung bei der ich die Gesichter der Kollegen überintensiv wahrnahm setzte ich mich an meinen Computer und die Kollegin wollte mir etwas zeigen. Ich sah ihren Arm und stellte mir vor wie dieser verwittert und zum Skelett wird. Ich war sehr erschrocken und sagte der Kollegin das es mir nicht gut geht. Ich versuchte mich in einem Nebenzimmer auf der Couch auszuruhen aber ich war total verwirrt. Ich ging nach hause und in der Wohnung meiner Mutter verlor ich völlig den Bezug zur Realität. Ich kam wieder ins Krankenhaus und war die ersten 2 Tage fixiert, ich erinnere mich nur bruchstückhaft daran wie es dazu kam. Ich sah Susi an meinem Bett stehen. Ich kam auf die offene Station und fühlte mich dort sehr schlecht.
Der Klinikalltag hatte mich wieder und ich stand große Ängste aus- Jeden Tag nach der Arbeit kam Susi vorbei und wir holten uns was beim Bäcker. Obwohl es mir nicht gut ging suchten wir eine gemeinsame Wohnung wobei ich keine gro´ße Hilfe war. Wir zogen in eine hübsche Wohnung und Susi, die ein großes kreatives Talent für Inneneinrichtung hat, sorgte dafür das wir es schön und gemütlich hatten. Wir hatten einen Beamer und eine Playstation und sahen uns Filme und Serien an. Wir kochten zusammen und besuchten viele Restaurants. Ich war krank und für Susi war es eine schwere Zeit. Sie begleitete mich gelassen durch meine Krankheitsphase, bis es mir irgendwann nach einigen Monate besser ging – doch etwas ist in dieser Zeit kaputt gegangen. Susi fand sich in einer Mama Rolle wieder und mit der Zeit empfand ich sie als selbstverständlich, das war ein großer Fehler. Wir gewöhnten uns zu sehr aneinander. Nach 6 Jahren Beziehung zog Susi Berufswegen nach Finnland. Von dort aus schickte sie mir eine E-Mail in der sie schrieb dass sie mich nicht so sehr vermisst wie sie dachte und das sie nicht wisse wie es mit ihren Gefühlen aussähe. Ich flog nach Finnland um Susi zu besuchen und dort einigten wir uns darauf das die Beziehung zu Ende ist. Ich versprach ihr damals das wir Freunde sein können und wir sind es bis heute.
Meinen ersten richtigen Job begann ich 2013 in einer Digitalagentur. Dort blieb ich 3 Jahre bis die nächste Krankheitsphase begann. Ich hatte etwa ein Jahr Pause und als ich zurück in den Beruf gehen wollte wurde ich gekündigt. Ich zog aus der ehemals gemeinsamen Wohnung in Stuttgart aus und zog in eine WG mit 3 befreundeten Informatikern. Auf Grund meiner Unordentlichkeit eckte ich dort oft an. Ich absolvierte ein Jahr im Beruflichen Trainingszentrum in Stuttgart. Dort begann ich mit einem Praktikum bei einer Softwarefirma und wurde danach für ein Jahr übernommen. Auch dort wurde ich gekündigt. Ich bekam einen neuen Job bei einer großen Digitalagentur in Ludwigsburg, wo ich sehr glücklich war. Dort blieb ich 3 Jahre und programmierte und war kreativ mit Werbekampagnen für Porsche. 2019 zog ich dann nach Ludwigsburg um näher bei der Arbeit zu sein. Ich fand eine sehr schöne 2,5 Zimmer Wohnung. Es folgte eine weitere Krankheitsphase in der mich meine Mutter sehr unterstützte. Meine Mutter wohnte in meiner Wohnung während ich im Klinikum war und nachdem ich entlassen wurde verbrachten wir 2 Monate bei mir zuhause.
Mit etwa 30 entdeckte ich meine Leidenschaft für das Singen. Ich hatte davor schon als Gitarrist in mehreren Bands gespielt und war manchmal unzufrieden mit dem Gesang. Befreundete Künstler rieten mir “sing it yourself” und so begann ich wie ein Besessener zu üben. Auch lernte ich mit youtube Videos und hatte mehrere Gesangslehrer. Ich hatte zwei langjährige Bands in denen ich aktiv war und erreichte ein sehr hohes Amateurniveau als Sänger. Ich schrieb auch Texte und das Singen wurde zu einer großen Freude in meinem Leben. Bei einer Band war ich ein Jahr und die Musik war sehr gut. Wir hatten einen Auftritt im Fellbacher Jugendhaus und bekamen tolles Feedback. Leider benahm sich unser Bassist und sein Kumpan komplett daneben. Zudem mobbte er unseren Schlagzeuger und die Bandmitglieder hatten teilweise rechtsradikale Tendenzen. Da wurde zum Beispiel das Wort “Jude” als Schimpfwort gebraucht und ich konnte mich nicht mehr mit der Band identifizieren, daher zog ich mich aus der Band zurück.
Später gründete ich mit ein paar Freunden eine neue Band, die ich auf den Namen “Phantom Detective” taufte. Wir besorgten uns einen top ausgestatteten Proberaum und Equiment. Dann begannen wir Songs zu schreiben und ich schrieb die Texte und sang. Wir hatten einen Hit den wir immer wieder spielten: Photon Star Monster. Leider bekamen sich die zwei Gitarristen in die Haare und es wurde schnell persönlich verletzend. Die Band brach auseinander und wir kamen leider nicht mehr dazu den Hitsong aufzunehmen. Ich hatte zudem einige Auftritte mit meiner Musikschule vor etwa 300 Leuten. Vor jedem Auftritt bin ich durch Lampenfieber fast gestorben vor Angst und hätte die Auftritte fast abgesagt. Doch ich überwand mich und hatte tolle Auftritte mit hervorragendem Feedback.
Etwa zeitgleich mit meiner musikalischen Karriere war ich im Improvisationstheater Kanonenfutter aktiv, die es bis heute gibt. Wir machten Workshops, intensives Training und hervorragende Auftritte an der Hochschule. Es hat mir Riesenspaß gemacht und ich liebte es auf der Bühne zu stehen. Ich hatte auch ein passables Spielniveau erreicht und ging auf Workshops um mich weiterzubilden.
Während der Pandemie 2017 war ich sehr einsam zuhause und trank trotz der Tabletten viel Alkohol. Ich war kein Alkoholiker aber ich trank jeden Tag zwei bis drei Bier und lenkte mich mit Serien ab. Das würde mich noch teuer zu stehen kommen. Der Freundeskreis mit dem ich soviel Spaß hatte früher driftete zunehmend auseinander. Viele heirateten und bekam Kinder, so das für Parties keine Zeit mehr blieb.
Die Jahre nach meiner Arbeitsstelle in der Digitalagentur hatte ich viel Pech mit meiner Karriere. Ich hatte in einem Zeitraum von etwa 3 Jahren 4 mal den Job gewechselt und flog jedes mal in der Probezeit raus weil meine Leistungen nicht gut genug waren. Nach dem ich 11 Jahre als Webentwickler gearbeitet hatte – also Programmierung, wollte ich meine Karriere verändern und User Experience Designer werden. Dieses Thema hat mir schon während des Studiums Spaß gemacht und ich glaubte durch meine vielen Erfahrungen im Designbereich dass das der richtige Weg für mich ist. Ich kontaktierte meine Arbeitsagentur und diese bezahlten mir einen Zertifikatslehrgang. Diesen Onlinekurs absolvierte ich in Kroatien wo ich wieder begann abzudriften. Ich versuchte mich krampfhaft durch den Lehrgang zu beißen und dabei assoziierte ich alles gelesene mit etwas aus meinem Seelenleben oder mit Teufel und Hölle. Ich begann panische Angst vor der Hölle zu bekommen und ich fing an mich zu schütteln und durch das Haus in Kroatien zu rennen und laut zu schreien. Meine Angehörigen waren schockiert und überfordert. Irgendwann war es nicht mehr auszuhalten und ich kam in eine kroatische Psychiatrie. Ich war dort 3 Wochen und es war die Hölle. Ich hatte gedankliche Aussetzer in denen ich auf die Wand einschlug und ich wurde mehrmals fixiert. Ich bekam Unmengen Tabletten und als ich einmal festgebunden war wurde das Bett in einen Nebenraum geschoben. Ich schrie nach Hilfe weil ich Durst hatte, doch die groben Pfleger ließen mich die ganze Nacht dort schmoren und niemand reagierte auf meine Rufe.
Trotz des katastrofalen Umfelds konnte ich nach 3 Wochen nach Hause. Meine Mutter, meine Schwester und mein Schwager fuhren mit mir im Auto zurück nach Deutschland und meine Mutter blieb eine Weile bei mir in Ludwigsburg. Ich war immernoch hochgradig psychotisch. Ich fürchtete mich vor der Zahl 666 und suchte zwanghaft in jedem Autoschild nach dieser Zahl. Dann bekam ich schon Angst vor der Zahl 66 und schließlich schon vor der Zahl 6. Ich war immer noch fixiert auf das Thema Hölle.
Ich hatte den Gedanken das die Zahl eins mit dem Katholizismus, die 2 mit der evangelischen Religion und die 3 mit dem Islam assoziert sei. Vielleicht kennen Sie die alte Kindersendung Eins, Zwei oder Drei. Dort gibt es auf eine Quizfrage 3 Türen mit den Antworten. Weiter hieß es in der Sendung “Ob Ihr wirklich richtig steht seht ihr wenn das Licht angeht”. Ich hatte den Gedanken das ich mich für eine der Religionen entscheiden muss und das wenn ich falsch läge in die Hölle käme. So begann ich mich vor den Zahlen 1,2 und 3 zu fürchten weil ich vermutete das mit meiner Wahl implizit die finale Entscheidung getroffen wird. Einmal bekam ich eine neue Brille und musste mir ein passendes Modell aus den Regalen suchen. Ich stand heftige Ängste aus weil ich dachte wenn ich mich für das erste, zweite oder dritte Regal mit Brillen entscheide dann wäre das eine Festlegung auf die gefürchtete Entscheidung für die richtige Tür die zum Himmel führt.
Meine Mutter fuhr irgendwann nach Kroatien zurück nachdem es mir besser ging und ich war wieder alleine in meiner Wohnung in Ludwigsburg. Ich versuchte bei einigen Bands Anschluss zu finden und hatte große Ängste vor jeder Probe. Es machte Spaß, aber ich hatte leider keinen Erfolg. Ich flog nach wenigen Wochen aus den vier Bands raus die ich im Internet gefunden hatte. Ich war sehr in meiner eigenen Welt versunken und kommunizierte daher nicht so gut mit den Bandkollegen und musste oft Proben absagen oder früher gehen.
Zudem engagierte ich mich bei den “Ottern im Glashaus” die Nachwuchs Improgruppe von Kanonenfutter. Dort lernte ich viele neue Leute kennen. Kanonenfutter hatten dagegen weiterhin fabelhafte Auftritte im Merlin die regelmäßig ausverkauft waren. Als ich die Vorstellungen besuchte und die vielen begeisterten Leute sah wurde ich mit großem Stolz erfüllt und dachte “Die sind alle nur wegen mir da. Ich habe die Gruppe gegründet”. Ich glaube das ich diese Welt ein bisschen besser gemacht habe mit dieser Gruppe. Sowohl für die Schauspieler als auch die Besucher.
Im Frühjahr 2023 besuchte ich die Luisenklinik in Bad Dürrheim und ambulant 4 Wochen in Stuttgart. Die Therapien taten mir gut und wir hatten eine starke Patientengemeinschaft mit vielen gemeinsamen Unternehmungen. Besonders gefiel mir das therapeutische Kochen.
Später war ich wieder alleine zuhause und es ging mir nicht gut. Ich konnte schlecht schlafen und begann dadurch wieder zu spinnen. Ich entschied mich dafür wieder ins Klinikum zu gehen um die Medikamente besser einzustellen. Ich hatte immernoch den Medikamentenplan aus meinem Psychiatrieaufenthalt in Kroatien. Es ging mir bald besser und ich ging in die Tagesklinik. Ich wollte unbedingt wieder arbeiten. Mittlerweile war ich zum Bewerbungsprofi geworden und schaffte es mich gut zu verkaufen. Ich schrieb etwa 80 Bewerbungen und hatte Glück. Ich bekam eine 80% Stelle als UX Designer in einer Augsburger Softwarefirma und wollte die Tagesklinik nach 3 Wochen beenden um mit der Arbeit beginnen zu können. Meine Therapeutin war gar nicht begeistert von meinem Ehrgeiz und warnte mich vor einer erneuten Überforderung. Aber ich wollte meine Einschränkungen und Grenzen nicht wahr haben und machte weiter wie die letzten erfolglosen Male auch.
Ich startete den Job und wurde herzlich aufgenommen. Anfang Juli 2023 reiste ich mit zittrigen Knien nach Augsburg um dort zwei Tage zu meiner Einarbeitung zu verbringen. Es war die Hölle. In einer fremden Stadt, in einer neuen Firma, ohne die Möglichkeit zu haben früher Schluss zu machen und mich zurückzuziehen quälte ich mich trotz heftigster Ängste durch die Einarbeitungsphase. Das gemeinsame Geschäftsessen sagte ich ab worüber die Kollegen sehr enttäuscht waren. Ich arbeitete weitere 3 Wochen mehr schlecht als recht von zuhause aus und hatte kaum Erfolg. Ich zwang mich trotz der Ängste immer wieder an den Laptop. Ich machte Fehler und verstand die Arbeitsaufträge nicht. Nach den ersten paar Wochen kam die Kündigung. Ich war erschüttert und rutschte ab. Gleichzeitig war ich aber auch froh das der Alptraum vorbei war.
Ich ging zurück in die Tagesklinik aber es ging mir nicht gut. Nicht nur hatte ich immernoch heftige Zwangsgedanken, ich litt auch an Derealisierung und Verlust der Selbstverständlichkeit. Die Personen erschienen wie scharf ausgeschnitten und ich sah Gesichter von Menschen überintensiv und teilweise verzerrt. Die massive Überforderung der letzten Arbeitsstelle forderte ihren Tribut. Ich quälte mich durch die Tagesklinik und steckte mitten in der Psychose. Ich bekam wieder Schlafprobleme und gemeinsam mit den Ärzten entschied ich nochmal einen stationären Aufenthalt im Klinikum anzutreten.
Ich kam auf eine offene Station und es ging mir schlecht. Mein Zimmernachbar war eine Katastrophe. Ich hatte intensive Ängste wieder zu schreien und begann mich wieder so wie zu meiner Krisenzeit in Kroatien zu fühlen. Ich warnte die Ärzte das ich spüre wie ich die Kontrolle verliere. Wir beratschlagten uns und hatten die Idee das ich in ein Kopfkissen schreie um die Energie loszuwerden. Das klappte leider nicht. Es schien als sei alles aus und ich komme endgültig in die Hölle. Eine Mitpatientin die ich sehr mochte versuchte mir Mut zuzureden und mich zu trösten aber in meinem Kopf war nur noch eins: Ich kann nicht mehr, ich gebe auf. Ich viel auf den Boden. Danach legte ich mich hin und begann mich heftig zu schütteln. Die Ärzte und das Personal redeten auf mich ein aber ich war schon jenseits aller Hilfe. Am Schluss machte ich in die Hose und die Pfleger transportierten mein Krankenbett auf die Geschlossene. Die Dämonen johlten vor Freude und ich erlebte ein intensives Gefühl während ich nach unten kam, in der Sicherheit das es sich so anfühlt wenn man stirbt und in die Hölle kommt.
Ich blieb etwa 10 Tage auf der Geschlossenen. Die Leute dort waren sehr krank und die Pfleger ruppig. In der Psychiatrie dreht sich alles um Zigaretten. Wo bekomme ich welche her, wer hat noch welche, wer schnorrt zu viel. Als ich wieder einmal merkte das ich die Kontrolle verliere ließ ich mich freiwillig fixieren. Ich war überzeugt in der Hölle zu sein. Ich wiederholte implizit das Trauma aus Kroatien wo ich die ganze nacht festgebunden war. Ich schrie so laut ich konnte und schüttelte mich heftig. Zudem hatte ich den Gedanken das ich von einem Dämonen besessen war. Ich war überzeugt das bliebe jetzt so bis ich sterbe. Doch schon nach einer halben Stunde hatte ich mich ausgetobt. Dazu muss ich sagen das die Pfleger und Ärzte immer in der Nähe waren und mit mir redeten und mich nicht alleine ließen wie in Kroatien.
Ich zeichnete viel und begann mich sportlich zu betätigen. Auf der Station gab es ein Fahrradergometer und ich begann intensiv zu trainieren und Frühgymnastik zu machen. Mein psychisches Überleben hing davon ab und ich balancierte gefühlt tagelang am Abgrund.
In der Visite konnte ich mich sehr gut artikulieren und die Ärzte wollten mich bald zurück auf die offene Station verlegen. Das wurde morgens in der Visite angekündigt und ich musste leider einige Stunden warten bis die Verlegung stattfand. In dieser Zeit begann ich mich wieder reinzusteigern und ich musste Bedarfsmedikation nehmen und geriet in eine erneute Krise. An einem Tag überrumpelten mich die Ärzte und sagten “So jetzt kommen Sie nach oben. Ohne Verzögerungen”. Es klappte und ich kam auf die selbe Station wo ich 2018 schon war. Dort bin war ein bekanntes Gesicht.
Es war eine sehr schwierige Zeit. Es ging mir oft nicht gut und ich bekam Diazepam. Ich hatte manchmal Schreikrämpfe vor denen ich große Angst hatte. Ich konnte oft schlecht einschlafen. Einmal ging es mir so schlecht dass ich die Nacht auf der Geschlossenen verbrachte. Am nächsten Tag durfte ich aber wieder zurück auf die offene Station. Ich freundete mich mit Mitpatienten an und ging sehr gerne zum Morgensport. Ich malte viel in meinem Malbuch und rauchte eine nach der anderen. Es gab zudem noch Bewegungstherapie, Yoga und Musiktherapie. Die Leiterin Frau Brost, die ich schon von früher kannte ist eine hervorragende Musiktherapeutin und wir hatten ein paar mal Einzeltherapie, was mir Spaß gemacht hat.
Ich bekam Besuch von der Gemeinde und von Freunden. Ich sprach etwa ein mal die Woche mit einem Klinikseelsorge und ging in den Klinikgottesdienst.
Nach insgesamt 2 Monaten Krankenhaus kam ich in die psychiatrische Tagesklinik, wo ich abends immer zuhause war. Es war eine intensive Zeit. Die Mitpatienten, Pfleger und Ärzte waren nett, aber ich musste oft früher gehen wenn der Druck zu groß wurde. Ein schwer zubeschreibendes Gefühl, in dem alles intensiv und anstrengend ist. Zuhause nahm ich dann immer eine Diazepam und schrieb Krisentagebuch. Die Therapien in der Tagesklinik waren ok, ich musste aber oft die Zähne zusammenbeißen um durchzuhalten. Morgens auf dem Weg war ich nervös, kommt heute wieder ein schlechter Tag?
Nach 10 Wochen war die Tagesklinik vorbei und ich war wieder zuhause. Pünktlich zur Entlassung kam meine Mutter aus Kroatien zu mir und ist während ich dies schreibe seit 2 Monaten da. Sie unterstützt mich so gut sie kann mit Essen. Haushalt und Gesprächen, aber wenn es mir mal richtig schlecht geht kann sie mir nicht helfen und ist hilflos und frustriert.
Es ist ein auf und ab. Ich habe immernoch Ängste und Derealisierung. Ich war ein paar mal beim Improtheater, manchmal klappt es, manchmal habe ich zu starke Ängste und musste nach hause.
Vor zwei Tagen waren wir beim Poetry Slam und ich erlebte einen Rückschlag. Wir waren zu früh da und ich wurde immer stiller und psychotischer. Ich hatte schlimme Gedanken und Ängste. 10 Minuten vor Beginn der Show sind wir nach hause aufgebrochen. Meine Mutter war enttäuscht, aber ich kann nichts dafür. Es ging einfach nicht mehr weiter.
Was meine Perspektive angeht habe ich einiges vor. Die Rentenversicherung hat meinen Antrag zur Teilhabe am Arbeitsleben bewilligt und ich habe bald einen Termin beim Rehaberater. Ich will eine Fortbildung zum Design Thinking Expert machen und danach ins berufliche Trainingszentrum gehen.
Zudem gibt es bei Ex-In noch die Ausbildung zum Genesungsbegleiter, das habe ich mir für nächstes Jahr vorgenommen
Eine neue psychotische Episode (update 1.Mai 2024)
Am 25.4.2024 begann meine berufliche Reha und ich bin wieder in die Überforderung gerannt. Die Wochen zuvor, als meine Mutter wieder zurück in Kroatien war kam ich zuhause ganz gut zurecht. Wohnung und Papierkram waren im Griff, ich kochte regelmäßig und ging zum Sport. Trotzdem kämpfte ich mit meinen Gedanken, rang um Stabilität und verbrachte leider wieder viel Zeit auf der Couch und grübelte vor mich hin. Ein paar Tage vor dem Beginn der Reha begann ich wieder abzudriften und konnte nicht mehr schlafen.
An einem Tag schaute ich eine evangelikale Predigt über den Teufel und die hat mich dann komplett abgeschossen. Ich wanderte stundenlang durch Ludwigsburg und verlor zunehmend die Bodenhaftung. Ich hatte den Gedanken dass mich dunkle Mächte vernichten wollen und dass ich Satan höchst persönlich provoziert hätte. Ich ging zum Sozialpsychiatrischen Dienst und die Mitarbeiterin versicherte mir dass das quatsch ist. Aber ich war schon in meinem Wahngebäude. Ich telefonierte mit meiner Schwester und berichtete ihr von meiner Angst vor Teufel und Hölle und sie machte sich große Sorgen und sagte mir dass habe ich falsch verstanden. Ich hatte den Gedanken dass Sie eine Agentin Satans sein könnte die mich mit ihrer Sichtweise von Gott weglocken will. In der Predigt hatte der Pfarrer gesagt Satan ziehe alle Register um uns mit Gedanken und Bilder von Gott wegzulocken. So vermutete ich in meinem übermüdeten Zustand hinter jeder Ecke den Teufel. Ich war in einem religiösen Wahnsystem.
Ich kämpfte und kämpfte. Als ich schließlich feststeckte und es nicht weiterging beschloss ich zurück in die Klinik zu gehen. Ich packte meine Sachen und ging in die Notaufnahme. Der Gedanke an die Hölle und dass ich vielleicht wieder Monate dort bleiben muss und so leide wie letztes Jahr drängten sich auf. Ich saß im Warteraum und sprach mir Mut zu. “Du bist im Krankenhaus, Niko – nicht in der Hölle, die helfen dir, hab Vertrauen. Bleib cool”. Im Aufnahmegespräch mit der Ärztin wurde es mir klar: Ich hatte eine religiösen Wahn und berichtete von der Predigt. Nach wenigen Tagen wurde es deutlich besser, ich hielt mich für gesund und gab mich in den Arztgesprächen gesünder als ich war. Ich fühlte mich wie in einem Test (das ist typisch für paranoide Schizophrenie)
Was ich in dieser Krise gelernt hatte, war dass Spiritualität für Schizophrene gefährlich sein kann und man unbedingt cool bleiben und auf dem Boden bleiben muss. Ich habe weiterhin für mich herausgefunden dass das Weltbild wie sie der Prediger hatte für mich zu extrem ist und ich ein moderater Christ sein will der andere Religionen achtet. Dennoch ist Jesus Christus weiterhin ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe entschieden: “Ich glaube an Gott und vergesse den Teufel”. Ich habe gelernt es sind nur psychotische Gedanken. Einen Feind in seinem Kopf zu vermuten, Angst vor der Hölle zu haben und Angst vor finsteren Mächten zu haben ist schlicht und ergreifend nicht hilfreich. Spiritualität sollte für die Menschen da sein damit Sie als Persönlichkeiten wachsen und die allumfassende Liebe, Hilfe und Geborgenheit erfahren wie sie Gott bietet. Ich persönlich glaube an Jesus Christus als den Sohn Gottes und ich glaube dass er für meine Sünden gestorben ist und mir hilft und aus jeder noch so brenzligen Situation herausholt.
Zurück zur Klinik. Ich fühlte mich wie in einer Geisterbahn. Aber ich konnte wieder einigermaßen klar denken obwohl ich immernoch unter großem Druck stand. Am Tag der Entlassung war ich hoch nervös und hatte Angst dass irgendwas bei der Entlassung schief läuft. Ich hatte Angst meine Sachen zu packen und mutig und geduldig erledigte ich alles notwendige für meine Entlassung. Ich wollte nicht wahrhaben dass ich eigentlich nicht stabil genug bin. Aber wie immer dachte ich, ich muss mich durchbeißen. Ich kam nach hause und war fest entschlossen mein Leben auf die Reihe zu bekommen und die Reha zu machen. Ich wollte es unbedingt. Ich erledigte alles im Haushalt, brachte Müll raus, ging in die Kantine managte meine Medikamente und den Papierkram. Ich war unter Strom. Dann kam wieder der Schlafmangel und ich ignorierte ihn und machte genauso weiter wie immer. Mit dem Kopf gegen die Wand. Der Morgen kam und ich machte mir schriftlich Mut dass ich alles hinbekomme. Ich hatte einen Termin in der psychiatrischen Institutsambulanz und mutig ging ich da hin um mit der Ärztin zu sprechen. Sie interviewte mich und stellte mir Fangfragen um zu testen wie geistig fit ich bin (das ist keine Paranoia, Ärzte machen dass wirklich). Ich dachte dass sei ein Test den ich bestehen muss Koste was wolle. Wieder durch meinen Leistungsanspruch quälte ich mich durch das Gespräch. Danach war ich platt und die Ärztin war bersorgt. Ich sagte ich bin einfach noch müde und ich machte mich auf nach Cannstatt in die berufliche Reha. Alle waren furchtbar nett und mein Pate Michael machte mir Mut und versicherte dass hier alles ganz locker ist. Der erste Tag war kurz und zu bewältigen. Ich ging nach hause und gestaltete meinen Tag so gut ich konnte. Ich schlief schon wieder nicht.
Ich hatte ich einen schlimmen Alptraum. Ich war in meinem Traum in einem dunklen Zimmer und schaute aufs Handy, dort stand eine sechs die anfing zu flimmern und 666 zeigte. Dann überkam mich eine starke Ohnmacht und ich fiel in ein tiefes Loch. Der Morgen kam und ich fuhr in die Reha. Es gab viel Papierkram auszufüllen und in meinem Kopf lief ein Film mit der jedes Wort dass ich hörte mit Teufel oder Hölle assoziierte. Mühsam kämpfte ich mich immer wieder in die Realität zurück, aber ich war in meinen Gedanken gefangen. Ich machte genauso weiter wie an meinem Arbeitsversuch 20023. Dann sollte ich mir ein Passwort ausdenken und ich bekam große Angst. Später saß ich an noch mehr Formularen und blockierte. Ich nahm eine Diazepam und hoffte es wird besser. Aber ich blockierte völlig. Ich traf die Entscheidung, ich muss zurück in die Psychiatrie um mein Leben zu retten. Ich sprach mit den Betreuern und erklärte dass ich hochpsychotisch bin und zurück ins Krankenhaus gehen will. Die Betreuer machten sich sorgen und fragten ob ich es allein schaffe, ich bejahte und beschloss mich auf den langen Weg nach hause und ins Klinikum zu machen. Am Bahnhof kam dann die Durchsage dass die S-Bahn nicht fährt (wie in meinen Alpträumen). Ich ging in ein Fotogeschäft und sprach den Verkäufer an dass ich dringend einen Krankenwagen brauche. Der Verkäufer war nett, gab mir etwas Wasser. Eine halbe Stunde später kam der Krankenwagen. Die Sanitäter waren nett, sie ruften in Ludwigsburg an und ich kam wieder auf meine alte Station im Klinikum.
Ich schlief noch zwei oder drei Nächte schlecht danach wurde es besser. Ich wendete konsequent meine Tools an und aktivierte meine Ressourcen. Ich habe gelernt dass zu viel Liegen und Grübeln nicht gesund ist (das wusste ich eigentlich schon). Ich habe begriffen dass ich all die Dinge tun will die mir gut tun. Schreiben, Sport, Bloggen, Klavier spielen, lesen. Ich habe nun ein eigenes Zimmer und habe mir einen Laptop gemietet an dem ich große Freude habe. Ich schreibe viel Tagebuch, kommuniziere mit meinen Angehörigen, erledige Papierkram und schreibe jeden Tag einen Blogartikel. Die Artikel gelingen mir und ich bekomme gutes Feedback, der Wunsch reift in mir die Sache mit dem Blog beruflich zu machen. Aber diesmal habe ich meine Lektion gelernt. Ich will mich nie wieder überfordern.
Ich habe akzeptiert dass es immer mal wieder schlechte Momente geben wird, das gehört dazu. An manchen Tagen holt mich der ganze alte Mist wieder ein und ich kann nur noch auf dem Bett liegen, atmen und beten bis es vorbeigeht. Ich flehe Jesus an mich in diesen Situationen zu retten und das tut er! Halleluja!
Ich lerne darüber hinaus richtig zu entspannen und erkenne dass ich zunehmend Ruhe und Gelassenheit brauche. In der Ruhe liegt die Kraft. Ich versuche mich nicht so zu stressen. Für mich ist der aktuelle Klinikaufenthalt wie ein Retreat oder Klosterbesuch. Ich lerne auf mich aufzupassen und finde heraus was mir gut tut. Ich übe Geduld und wende alle meine Tools an: Ordnung, Körperpflege, Sport, schreiben, kommunizieren, Bewältigungsstrategien und es funktioniert. Ich fühle mich besser. Die letzten 2 Tage hatte ich zwar Alpträume aber Hauptsache ich kann schlafen. Ich bekomme weiterhin gutes Feedback für meinen Blog und das macht mir Mut. Wenn ich mich gut fühle bin ich trotzdem vorsichtig und mache langsam, das habe ich gelernt. Ich habe gelernt, ich bin ok und ich muss nicht alles perfekt machen. Dieses mal werde ich mir viel Zeit nehmen und erst die Reha fortsetzen wenn ich ganz stabil bin. Ich mache große Fortschritte. Ich lerne was mir gut tut und überwinde mich mühelos mich abzulenken was ich Jahre lang falsch gemacht habe. Ich mache Sport, achte auf meine Ernährung, lerne mich abzugrenzen. Ich lerne mit meiner Energie haus zuhalten und ich werde immer ruhiger und gelassener.
Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, aber meine Geschichte hat eben erst begonnen. Ich hoffe mit diesem Blog Menschen mit ähnlichen Lebensgeschichten zu erreichen, so das sie von meinen Erfahrungen profitieren können. Meine größte Herausforderung ist dabei mich an meine eigenen Ratschläge zu halten. Ich bin zuversichtlich dass dies gelingen kann. Und Ihnen möchte ich ans Herz legen ebenso weiterzumachen und den Weg in Richtung psychischer Gesundheit zu gehen und niemals aufzugeben.
Update 29.6.2024
Der Krankenhausaufenthalt war ein Erfolg und nach 6 Wochen Klinik, bin ich nun seit 2 Wochen wieder zuhause. Ich mache gute Fortschritte, aber schlechte Phasen kommen und gehen. Ich erfreue mich an vielen sozialen Kontakten und Verabredungen. Ich habe Wohnung, essen, kochen Papierkram, einkaufen und Sport im Griff. Ich bin manchmal noch oft auf der Couch, aber ich verzeihe mir das. Ich muss es nicht perfekt machen. Der Schlaf ist stabil und ich erwache jeden morgen mit neuem Lebensmut.
Ich habe in letzter Zeit wieder Freude am Computer spielen und natürlich am bloggen. Vor allem in den Morgenstunden bin ich geistig klar und produktiv, es macht mir großen Spaß neue Artikel zu veröffentlichen und meinen Blog zu pflegen. Mittlerweile habe ich angefangen Produkte auf Amazon zu empfehlen, was irgendwann zu einer Einnahmequelle werden soll. Dieser Blog hat schon über 1000 Besucher, darauf bin ich sehr stolz.
Zudem habe ich wahrscheinlich einen Website Auftrag an dem ich 2 Stunden täglich arbeiten kann um mir etwas dazuzuverdienen. Wenn das erledigt ist und ich mich stabil fühle kommt das BTZ in mein Leben. Ich will mich weiter stabilisieren und gut ablenken damit ich die 4 Stunden täglich schaffe. Ich nehme mir die Zeit die ich brauche.
update 20.9.2024 – ein neuer Lebensabschnitt im BTZ
Seit 10 Tagen bin ich nun in meinem neuen Büroalltag in der beruflichen Reha, im beruflichen Trainingszentrum in Bad Cannstatt angekommen. Es gab schwierige Momente und Ängste und bisher musste ich 2 mal früher nach hause weil ich psychisch überfordert war. Aber es gelingt mir zuhause inzwischen deutlich besser mich zu erholen. Ich weiß dass die Gedanken und Gefühle verrückt spielen wenn ich überlastet bin und dass sie nicht real sind und ich mich nicht zu fürchten brauche. Mein Glaube hat sich mittlerweile auch weiter vertieft. Meine Berufspläne habe ich formuliert und sie nehmen immer konkretere Formen an.
Ich schätze die Struktur, den Büroalltag, die Aufgaben, die EDV-Kurse, meine Betreuer und die Teilnehmergemeinschaft. Ich wurde herzlich aufgenommen und ich glaube die anderen TN mögen mich. Mit den Betreuern habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bearbeite meine Aufgaben gewissenhaft und der Alltag gelingt. In letzter Zeit bin ich nach dem BTZ auch zuhause noch fit, gehe einkaufen, koche und esse zu abend, mache mein Training, lese und schaue fern. Ich gehe etwas später ins Bett als früher.
Hatte ich früher morgens noch starke Ängste zuhause und auf der Hinfahrt, macht sich gerade eine tiefe Zufriedenheit und Gelassenheit breit. Es ist ein stinknormaler Büroalltag der mir Freude macht und mir halt gibt. Ich bin im BTZ in meiner jetzigen Lebenssituation genau richtig. Alle Freunde und Bekannte freuen sich mit mir und glauben an mich. ICH glaube an mich! Der Start ist geglückt und ich habe Riesenfortschritte gemacht. Schlaf ist top. Ich freue mich auf die nächsten 3 Monate im BTZ und was das Leben mir sonst noch bringt.
Am 1.10.2024 möchte ich in den Glaubenskurs “Explore” der ICF Ludwigsburg Kirche. Ich möchte mich weiter mit dem Thema Glaube, Bibel und Jesus beschäftigen.
In manchen Situationen helfen alle Werkzeuge und Tricks nicht. Weder Schreiben noch Mentaltechniken noch eine Entspannungsübung. Dann kommt es vor, dass die Gedanken uns überwältigen, wir auf ein Wahnsystem hereinfallen und wir in unserer schwarzen Kiste gefangen sind, von der wir dachten, dass wir sie hinter uns hätten. Wir sind frustriert und enttäuscht.
Folgende Situation habe ich letzte Woche erlebt. Ich lernte über eine Onlinedating Plattform ein Mädchen kennen, nennen wir sie Vera. Wir tauschten ein paar nette Nachrichten aus und machten einen Videochat, bei dem wir eine Stunde lebhaft quatschten. Die Zeit ging im Nu vorbei. Wir machten ein Date in meinem Lieblingsrestaurant aus und ich freute mich sehr darauf, denn ich lebe seit 6 Jahren als Single. Dann kam der Tag des Dates und am Morgen war ich sehr zuversichtlich, dass ich da hingehen kann. Vera ist zwar kein Supermodel, aber sie war nett und ich wollte einfach einen netten Abend erleben.
Mit der Tagesklinik haben wir einen Ausflug in ein Museum gemacht, während dem ich wieder psychotisches Erleben hatte. Die Reize waren mir zu viel und ich fühlte mich schlecht. Ich begann meine Angst zu planen, dieses Phänomen kennen Menschen mit Angststörungen sehr gut. Ich stellte mir vor wie ich später wieder mal auf der Couch liegen, Angst haben und absagen werde. Die Dramatik des Tages nahm zu. Irgendwann war der langweilige Museumsbesuch vorbei und ich ging nach hause um mich zu erholen. Ein innerer Kampf begann, den ich schon sehr gut von früher kenne. Gehe ich gehe, gehe ich nicht. Pack ich das, oder ist es zuviel, soll ich absagen oder soll ich es aushalten. Ich versuchte mich mit Regengeräuschen abzulenken, ich versuchte spazieren zu gehen. Als ich vom Spaziergang zurückkam, fühlte ich mal wieder dieses unheimliche Bedrohungsgefühl in der Magengegend. Ich geriet in leichte Panik. Der Termin rückte immer näher und die Anspannung nahm zu. Eine Stunde bevor ich eigentlich das Haus verlassen wollte, nahm ich allen Mut zusammen und kaufte mir mit dem Handy eine Fahrkarte. Ich hielt es zuhause nicht mehr aus und wollte die Fahrt hinter mich bringen. Ich malte mir aus wie ich vor Vera sitze und keinen sinnvollen Satz herausbringe, das hatte ich schon bei einem vergangenen Date erlebt. Vera schrieb mir das sie da sein werde und schon ordentlich Hunger hat. Jetzt gab es kein zurück. Ich stieg in den Bus und fuhr mit der S-Bahn in die Stadt. Ich redete mir gut zu: “das wird schon” “du packst das” “hab einen schönen Abend”.
Dann kam ein Schock. Ein Lautsprecheransage sagte dass die S Bahn am Hauptbahnhof (oben) bei den Fernzügen halten würde. Nun muss man wissen, dass seit der Stuttgart 21 Baustelle der Hauptbahnhof eine Katastrophe ist. Man muss 15 Minuten wie durch ein Labyrinth irren bis man zur Innenstadt gelangt. Zudem ist es voll mit Leuten. Ich bekam Angst, ich kenne den Bahnhof aus früheren Fahrten und erinnerte mich daran wie verwirrt ich dort war und das ich dauernd Leute fragen musste bis ich endlich zur S-Bahn kam. Mich an einem Bahnhof zu verirren, das habe ich seit Jahren in meinen wiederkehrenden Albträumen. Ich stieg also aus der S-Bahn und wie ich erwartet hatte war alles voll mit Menschen. Ich fühlte mich als würde ich in einen Traum versinken und ich war komplett reizoffen. Ich erinnerte mich an eine frühere Situation in der ich am Bahnhof war und meine Mutter anrief. Sie fragte mich wo ich bin und ich sagte “Ich weiß es nicht”. Zum Glück hörte sie die Lautsprecheransagen im Hintergrund und bat einen Freund mich vom Bahnhof abzuholen. In genau diese Situation fühlte ich mich zurückversetzt und musste entscheiden: was soll ich jetzt machen? Ich warf einen Blick auf die Infotafel und sah das in 5 Minuten die nächste S-Bahn nach Ludwigsburg zurückfuhr, Ich entschied: OK das ist zu viel, das pack ich nicht. Ich stieg in die S-Bahn und fuhr zurück nach hause. Ich versuchte Vera zu erreichen und schrieb ihr eine Nachricht, dass ich ihr kurzfristig absagen muss. Scheiß drauf.
Auf dem Rückweg war ich komplett reizoffen und die Gedanken quälten mich. Ich kam heim und legte mich auf die Couch, meine Hauptstrategie aus einer Zeit, in der es mir wesentlich schlechter ging. Die Gedanken und Dämonen überrollten mich. Ein Gedanke schlimmer als der nächste. In dieser Situation war ich schon seit Wochen nicht mehr. Ich hatte einen Rückschlag. Ich versuchte auf Distanz zu den Gedanken zu gehen, aber nichts half. Negative, gewalttätige, sexuelle, blasphemische Gedanken überrollten mich wie eine Lawine und ich lag da wie gelähmt ohne zu irgendeiner Handlung fähig zu sein. Das Gehirn schaltete in einem mir wohl bekannten Modus um in dem es sich eifrig die schlimmsten Gedanken suchte die mir Angst machten.
Dann dachte ich: OK, es geht mir schlecht. Das ist in Ordnung. Ich akzeptiere es, ich “darf” mich schlecht fühlen. Es geht vorbei. Irgendwann schlief ich ein und am nächsten Tag sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Vera war am Vortag schon halb in Stuttgart gewesen und war entsprechend verärgert. Sie schrieb mir dass ich wohl nicht bereit fürs Dating bin und wie sie das ganze an ihren Exfreund erinnert der auch psychische Probleme hatte. Damit war die Nummer gelaufen aber ich war nicht überrascht. Ich war aber frustriert und enttäuscht, da ich mich sehr darauf gefreut hatte einen neuen Menschen kennen zu lernen. Ich entschied dass das Thema Dating noch zu viel für mich ist und ich erst wieder stabil werden muss um mir weitere Enttäuschungen dieser Art zu ersparen.
So ist das mit Rückschlägen. Wenn wir einen haben fallen wir oft in das alte Muster zurück und sind blind dafür welche tollen Fortschritte wir inzwischen gemacht hatten. Hier hilft zum Beispiel ein Erfolgstagebuch, das sie in so einer Situation zu Rate ziehen können.
Was habe ich daraus gelernt? Geistig gesund zu werden ist wie Fahrradfahren. Wenn ein Kind lernt Fahrrad zu fahren, wird es zwangsläufig auf die Nase fallen. Das ist ganz normal. Das Kind bleibt in der Regel nicht liegen und denkt: “Ach ich kann das nicht, das ist zu schwer”. Das Kind staubt sich ab setzt sich wieder aufs Rad und fährt weiter. So ist es auch in unserem Leben. Rückschläge gehören dazu, es ist ein kontinuierlicher Lernprozess und wir werden immer wieder scheitern und Rückschläge erleben. Das ist ebenso normal. Das wichtigste ist, das wir erst einmal die Situation akzeptieren und denken: “OK, das ist jetzt einfach so, ich darf mich schlecht fühlen”. Wichtig: Gehen Sie liebevoll mit sich um. Schreiben Sie eine Nachricht an einen Freund oder stellen sie sich vor was sie einem Freund in dieser Situation raten würden. Zum Beispiel: “Kopf hoch, das geht vorbei. Bestimmt klappt’s beim nächsten Date”.
Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weiter gehts.
Herzlich Willkommen zu meinem mental health Blog: “Die Seele will gesund werden”. Mein Name ist Niko und ich lebe seit dem Jahr 2006 mit der Diagnose Schizophrenie. Ich verbrachte viele Monate meines Lebens in Krankenhäusern. Ich wurde fixiert, verlor die Kontrolle, erlebte psychisches Leid das weit über die Grenzen des Erträglichen hinausging und habe das Leben in all seinen Schattenseiten kennengelernt, auch zum Leidwesen meiner Freunde und Familie. Ich fiel in den Abgrund, verlor mehrmals meine Arbeit, verlor einige Freunde und bin immer wieder gescheitert.
Aber ich habe nie aufgegeben und mich zwischen den Episoden immer wieder aufgerappelt. Mein Therapeut sagt ich sei ein Kämpfer und da ist etwas dran. Wenn ich doch einmal müde wurde zu kämpfen und dachte “ich kann nicht mehr” habe ich festgestellt das sich die Welt weiterdreht und ich ein Teil davon bin ob ich nun will oder nicht. Hand an mich zu legen kam für mich niemals in Frage, auch wenn meine Gedanken mir etwas anderes weismachen wollten.
Machen wir uns nichts vor, Schizophrenie ist eine langwierige, hinterhältige psychische Erkrankung welche die Lebensqualität massiv einschränkt und einen hohen Leidensdruck hervorruft. Angehörige sind frustriert und müssen hilflos mit ansehen wie ihr geliebter Mensch leidet. Sie ist aber auch eine Chance. Schizophrenie gilt als unheilbar, aber viele Menschen schaffen es trotz dieser ernsten Krankheit glücklich zu sein und ein produktives, erfülltes Leben zu führen. Es stellt sich die Frage welche Methoden und Tools und Ressourcen diese Menschen entwickelt haben und welche Mechanismen am Werk sind, die das Leben mit Schizophrenie erträglich und erfolgreich machen.
Warum ist die Neigung des Menschen zur Psychose nicht im Laufe der Evolution verschwunden? Hat sie vielleicht einen Sinn? Ist es eine natürliche Funktion unserer Psyche wie das Fieber in unserem Körper? Unser Körper und unsere Psyche sind ein mysteriöses Wunderwerk der Natur. Gehen Sie mit mir auf eine Entdeckungsreise vom Weg aus der Verzweiflung in eine glückliche selbstbestimmte Zukunft. Eine spannende Reise in die geistige Gesundheit. Jedes fühlende Wesen möchte sich Schmerz entziehen, das ist ein Naturgesetz. Wir möchten selbstbestimmt leben und glücklich sein. Das Gehirn ist plastisch kann sich unser ganzes Leben lang zum Positiven verändern. Die Seele will gesund werden.
Viele Menschen die Erfahrung mit mentalen Problemen haben, entwickeln positive Charaktereigenschaften und gewinnen an Tiefe. Sie finden es manchmal einfach nur geil am Leben zu sein und sind dankbar und zufrieden mit dem was sie alles haben. Sie genießen die Normalität wenn sie sich wieder einstellt, sobald die Psychose abklingt, manche finden zum Glauben, haben mehr Empathie und regen sich nicht über Kleinigkeiten oder andere Leute auf. Sie wissen, dass die Gesundheit die höchste Priorität hat und handeln danach.
Ich habe in den letzten 17 Jahren viele Fehler immer und immer wieder gemacht und irgendwann daraus gelernt. Aus meinen Fehlern können auch Sie lernen und wenn ich vieles davon am Anfang schon gewusst hätte wäre mir jahrzehntelanges intensives Leid erspart geblieben. Einstein sagt, Wahnsinn ist wenn man etwas immer wieder auf die selbe Weise versucht und ein anderes Ergebnis erwartet. Ich habe Methoden und Tools durch Versuch und Irrtum erlernt und selber entwickelt und verfeinert die mir dabei helfen ein erfolgreiches, glückliches Leben zu führen.
Dieses Weblog ersetzt keinen Therapeuten, keinen Psychiater und keine Klinik. Ich bin auch kein ausgebildeter Psychologe. Das Blog ist als Ergänzung gedacht und soll inspirieren und motivieren positive Veränderungen im Lebensalltag mit Schizophrenie herbeizuführen. Ich schildere die Methoden die mir helfen und diese Webseite ist wie ein Buffet aus dem Sie sich bedienen können und ausprobieren können ob es für Sie auch funktioniert. Ich hoffe, dass ich Menschen die am Anfang einer Psychose stehen helfen kann mehr über ihre Erkrankung zu erfahren und auch langjährige Psychiatrieerfahrene die mit ihrer geistigen Gesundheit nicht vorankommen möchte ich mit meinen Gedanken motivieren und begleiten. Gerne darf dabei eine lebhafte Diskussion entstehen, schreiben Sie gerne in die Kommentare oder schicken mir eine E-Mail. Ich freue mich über konstruktive Kritik.
Also noch einmal herzlich willkommen, viel Spaß beim Stöbern und für Ihre Gesundheit alles Gute.