Was ist JETZT? (Realitätsanpassungstraining)

Der schizophrene Mensch neigt dazu, insbesondere in einer psychotischen Episode mental in ein eigenes Gedankengebäude abzudriften, die private Realität. Plakate und Radiosendungen werden als Botschaften interpretiert, inner Druck in sozialen Situationen entsteht, Menschen und Reize scheinen überintensiv und manchmal fühlen wir uns einfach unwohl, als würde eine dunkle Macht uns bedrohen. Manchmal neigen wir zum Wahn und haben Beziehungsideen, d.h. wir interpretieren was wir hören und sehen so, als hätten sie was mit uns und unserer Situation zu tun.

Bis letzte Woche war ich in der psychiatrischen Tagesklinik in Ludwigsburg. Es war eine herausfordernde Zeit. Ich saß im Gruppenraum oder in der Kunsttherapie und alles fühlte sich seltsam uns surreal an, Gesichter und Menschen waren überintensiv und ich war absolut auf mich und mein Seelenleben fixiert. Ich hatte psychotische Ängste ich falle in einen Abgrund, muss ins Krankenhaus und komme nie wieder raus. Assoziationen und Erinnerungen aus Träumen, Filmen und Psychosen quälten mich.

Auch bei meinen häufigen Spaziergängen, grüble und grüble ich über mich und mein Seelenleben, ich bemerke manchmal gar nicht die Natur und den schönen Tag, die Bäume, Blumen, Vögel und das schöne Wetter.

Im Verlaufe der 6 Wochen Tagesklinik wurde es besser. Ich habe fast jeden Tag geschafft und super Fortschritte gemacht und meine Lebensqualität steigerte sich deutlich. Wie habe ich das gemacht? Mit Realitätsanpassungstraining, ein wichtiger Baustein zur Genesung von einer Psychose. Wenn ich in einer Situation in der Tagesklinik mich unwohl fühlte, dachte ich immer “Ah ok, da ist ein ungutes Gefühl, hallo Gefühl, das ist eine gute Gelegenheit Realität zu trainieren! Was ist jetzt?” Fürchten Sie sich nicht vor diesen Zuständen, Sie sind nicht in Gefahr! Ja, Realität kann (und muss) man trainieren!

Wir müssen unsere Software umprogrammieren und uns immer wieder gebetsmühlenartig fragen: “Was ist JETZT?” “Was ist real?” “Was ist gesund?” “Was ist normal, stinknormal?” “Was kann ich sehen und anfassen?” “Hallo Baum, hallo Eichhörnchen” “Hallo Miezekatze” “Hallo Spaziergänger mit Hund”. Oder auch wenn wir in einer sozialen Situation sind und merken dass wir wieder in unserem Denktunnel sind und Angst haben: “Was ist JETZT?”, zurück in die Realität!” “Raus aus dem Kopf, rein ins wunderbare Leben!”

Wenn wir nur in unserem Kopf sind, verpassen wir den Moment, das worin sich das ganze Leben entfaltet. Wir verpassen die Schönheit und Perfektion dieser Welt!

Vergangenheit und Zukunft sind nicht real. Nur der Moment ist real!

Die Realität ist wie sie ist und warum sie so ist, das weiß keiner so ganz genau. Das IST einfach so und wir brauchen uns nicht darüber zu wunder. Lassen wir sie uns einfach genießen!

Werfen Sie immer wieder den Anker und verankern Sie sich im hier und jetzt! Ihr Leben wird dadurch angenehmer, leichter und schöner. Mit der Zeit automatisieren sich diese “Was ist JETZT” Gedanken und eine tragfähige, gesunde Lebensrealität in unseren Gedanken entsteht so dass wir gelassen und zufrieden durch dieses wunderbare Leben gehen können und unsere Ziele verfolgen können. Ein Leben zu leben dass unseren Werten und unserer Bestimmung entspricht, darauf kommt es an.

Hier ein Tipp: Basteln Sie oder kaufen Sie sich ein Armband, welches Sie immer an den Satz “Was ist JETZT” erinnert, immer wenn Sie das Armband bemerken denken Sie diesen Satz. Denken Sie ihn so oft wie möglich. Es braucht etwas Geduld und Arbeit und Beharrlichkeit, aber mit der Zeit wird sich ihre Gedankenwelt in der Sie früher gefangen waren verändern.

Bleiben Sie dran, es lohnt sich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert