Psychiatrieaufenthalte meistern

Ok, Sie haben entschieden sich Hilfe zu holen und sind in der Psychiatrie. Gut gemacht! Vielleicht haben Sie auch Angehörige dazu überredet oder Sie sind mit der Polizei eingewiesen worden.

Warum auch immer Sie hier sind, am Anfang steht immer die Krankheitseinsicht. Akzeptieren Sie dass Sie ein Problem haben und Hilfe brauchen. Die Psychiatrie ist kein schöner Ort, aber manchmal machen akute Krisen einen Aufenthalt notwendig, bevor etwas passiert. Hier sind einige Tipps wie Sie einen Aufenthalt in der Psychiatrie meistern, keine Sorge – es wird Ihnen bald besser gehen:

Ankommen

Kommen Sie erst mal in Ruhe an. Am Anfang, gerade wenn die Krise noch frisch ist wirkt alles sehr unheimlich. Vor allem die Mitpatienten können einen grusligen und beängstigenden Eindruck machen. Hier mein Tipp: Stellen Sie sich vor Sie sitzen in einer Geisterbahn. Sie sehen furchteinflößende Dinge, aber Sie sind sicher in Ihrem Waggon und es kann Ihnen nichts passieren. Sie können sicher sein dass diese Fahrt auch irgendwann mal vorbei ist und sie nach Hause kommen. Akzeptieren Sie zunächst, dass Sie im Krankenhaus sind und nun eine geschützte Umgebung haben in der Sie zur Ruhe kommen und Ihre Probleme in den Griff bekommen können. Wenn Sie alles richtig machen werden Sie nach dem Aufenthalt deutlich stärker herauskommen als Sie es vorher waren.

Machen Sie sich mit Ihrem Zimmer vertraut und wenn Sie eine Tasche dabei haben (zum Beispiel eine Krisentasche) packen Sie alles aus und deponieren es in Schränken und Nachtkästen. Alles sollte aufgeräumt und immer an seinem Platz sein.

Schnaufen Sie erst mal durch und legen sich kurz hin und ruhen sich vom Stress der letzten Tage und Stunden erst mal aus. Danach erkunden Sie die Station.

Wenn Sie ein Handy dabeihaben kontaktieren Sie Freunde und Angehörige

In Psychiatrien wird manchmal geklaut, geben Sie Ihren Geldbeutel und sonstige Wertsachen bei der Pflege ab, dort sind sie sicher. Seien Sie aber auch nicht zu paranoid dass jemand Sie bestehlen will.

In der Regel bekommen Sie am ersten Tag ein Aufnahmegespräch mit dem Stationsarzt. Reden Sie sich alles von der Seele was Sie erlebt haben und was in Ihrem Kopf vorgeht. Sie können dem Arzt vertrauen.

Räumlichkeiten

Machen Sie sich mit den Räumlichkeiten vertraut, Ihr Pfleger wird Ihnen alles zeigen. Merken Sie sich wo Ihr Zimmer, die Küche, die Toiletten und der Raucherbereich (wenn Sie rauchen) sind.

Ordnung

Alles sollte an seinem Platz sein und ihr Zimmer, Schrank und Nachtkasten aufgeräumt. Bringen sie leere Flaschen und Tassen in die Küche und stellen Sie die Tassen in die Spülmaschine. Hinterlassen Sie Toiletten immer sauber und waschen sich die Hände mit Seife.

Pflegepersonal

Die Pfleger sollen dafür sorgen dass es Ihnen bald besser geht. Wenn Sie sich unwohl fühlen fragen Sie einen Pfleger ob er oder sie gerade Zeit für ein Gespräch hat. Versuchen Sie sich nach und nach alle Ihre Namen einzuprägen, sie können mehrmals nachfragen. Folgen Sie immer den Anweisungen des Personals und verweigern Sie keine Medikamente (das klären Sie mit Ihrem Arzt) oder Blutdruckmessungen, EKG und Blutabnahmen, die müssen Sie geduldig über sich ergehen lassen. Es passiert nichts schlimmes.

Personal in Psychiatrien ist oft überlastet und gestresst, zeigen Sie sich verständnisvoll. Wenn Sie etwas haben wollen, zum Beispiel einen Termin beim Psychologen oder eine Therapie dann fragen Sie ruhig mehrmals nach bis Sie es bekommen. Manchmal vergessen die Pfleger sich um etwas zu kümmern. Wenn Sie sich einmal ungerecht behandelt fühlen regen Sie sich nicht auf, drohen mit dem Anwalt oder werden laut oder aggressiv – das wird Ihnen nichts nützen, es ist nicht konstruktiv. Seien Sie geduldig wenn gerade mal jemand keine Zeit hat oder gerade mit einem anderen Patienten beschäftigt ist.

Arztgespräche und Visiten

Ganz wichtig: Vertrauen Sie den Ärzten und lügen Sie sie niemals an. Wenn Sie schlechte Gedanken haben, kommunizieren sie möglichst offen. Die Ärzte können nicht in Ihren Kopf schauen und sind darauf angewiesen dass Sie möglichst gut artikulieren können was sich in Ihrem Kopf gerade abspielt. Das ist wichtig damit die Psychiater Ihnen möglichst gut helfen können. Verschweigen Sie nichts weil Sie sich dadurch einen Vorteil, zum Beispiel bei Ihrer Ausgangsregelung versprechen.

Manche Ärzte sind sympathischer manche weniger, aber sie sind dazu da dass es Ihnen besser geht. Es sind Profis die schon sehr vielen Menschen geholfen haben und entsprechend ausgebildet sind.

Auch die Namen der Ärzte müssen Sie sich gut merken.

Sie brauchen keine Angst vor der Visite zu haben. Machen Sie sich klar dass das Personal dazu da ist Ihnen zu helfen. Wenn Sie sehr nervös sind machen Sie sich Notizen vor der Visite damit Sie nichts wichtiges vergessen was Sie besprechen wollen.

Medikamente

Sie entscheiden am Ende was Sie schlucken wollen. Besprechen Sie Ihre Medikation in der Visite und verhandeln Sie auf Augenhöhe ob und wie die Medikation angepasst werden soll. Sehen Sie die Vorschläge der Ärzte als Empfehlung und argumentieren Sie wenn Sie anderer Meinung sind. Sie sind für Ihre Gesundheit verantwortlich und die Ärzte sollen Sie dabei unterstützen. Werden Sie ein Team mit Ihren Betreuern welches als Ziel Ihre Genesung hat. Das ist die richtige Einstellung.

Therapien

Lassen Sie es langsam angehen und fügen Therapien nach und nach zu Ihrem Wochenplan dazu. Therapien sind für Ihren Genesungserfolg sehr wichtig, insbesondere die sportlichen. Wenn Frühsport angeboten wird, nehmen Sie diesen unbedingt wahr. Zwingen Sie sich wenn Sie keine Lust haben, es lohnt sich. Kunst, Musik und Gesprächsgruppen helfen Ihnen weiter an sich zu arbeiten.

Mitpatienten

Eine gute Patientengemeinschaft kann eine große Hilfe sein. Merken Sie sich die Namen und stellen Sie sich vor. Schätzen Sie ein wer Ihnen gut tut und wer nicht, stellen Sie Fragen und beginnen Gespräche, aber (wichtig!) achten Sie darauf dass Sie genügend Energie dafür haben. Manche Menschen tun einem nicht gut oder sind zu krank oder unsympathisch. Machen Sie einen Bogen um diese Menschen und ignorieren Sie sie. Wenn sie jemand zutextet, sagen sie unbedingt (!) „Stopp ich will grad nicht reden“ oder „Tut mir leid aber ich brauche jetzt gerade etwas Ruhe“, wenn dass nicht hilft verlassen Sie unbedingt die Situation und wenn das auch nicht klappt wenden Sie sich an einen Pfleger wenn man sie nicht in Ruhe lässt. Sie dürfen jederzeit Stopp sagen und jemanden verärgern oder enttäuschen, ihr Wohlbefinden hat oberste Priorität. Versuchen Sie nicht es allen recht zu machen und hören weiter zu obwohl Sie sich unwohl fühlen.

Ich habe in der Psychiatrie sehr wertvolle und tolle Menschen kennengelernt. Wenn Sie jemand besser kennenlernen können Sie die Nummern austauschen, die meisten Kontakte versanden mit der Zeit aber aus manchen entstehen wunderbare Freundschaften. Suchen Sie sich Mitstreiter auf Ihrem Weg in die geistige Gesundheit.

Es tut gut sich mit anderen über Probleme auszutauschen und ein bisschen zu tratschen. Sie können nach Beruf, Familie, Diagnose, Hobbies und Zukunftsplänen fragen. Dadurch können interessante Gespräche entstehen. Fragen Sie Ihre Klinikfreunde wie es ihnen gerade geht, falls sie genug Energie haben mit einer negativen Antwort umzugehen. Reden tut gut, kostet aber auch ein bisschen Energie. Wenn es anstrengend wird ziehen Sie sich zurück. Lassen Sie sich nie von der Negativität oder Aggressivität mancher Patienten runterziehen.

Manche Patienten sind sehr schwer krank, aber Sie können und müssen nicht allen helfen. Versuchen Sie sie in Ihrem Leid zu anzunehmen wie sie sind und bauen Sie einen Schutzschild auf der allzu negatives nicht an Sie heranlässt. Stellen Sie sich eine unsichtbare Wand um Ihren Körper vor an der alles abprallt. Wird jemand laut oder aggressiv oder es gibt Streit, verlassen Sie die Situation und ziehen sich zurück, sie können den Stress gerade nicht gebrauchen.

Wenn Sie andere Patienten beobachten versuchen Sie immer dass leuchtende Licht in ihnen zu sehen welches jeder Mensch hat auch wenn er krank ist. Im Yoga sagt man „Namaste“, das bedeutet „Mein inneres Licht grüßt dein inneres Licht“

Manche Patienten wollen Ihnen Geschenke machen um Einfluss über Sie zu gewinnen. Andere freuen sich darüber Kaffee oder Süßigkeiten mit Ihnen zu teilen was sie bedenkenlos akzeptieren können. Hier ist Ihre Menschenkenntnis gefragt.

Partnerschaften

Man sollte als Patient lieber vermeiden, eine tiefe Beziehung mit einer Person des anderen Geschlechts einzugehen. Diese Beziehungen gehen meistens schief, weil es nicht gut ist, wenn in einer Partnerschaft beide seelisch beeinträchtigt sind. Das geht nie gut. Zwei Ertrinkende ziehen sich immer gegenseitig runter. Freundschaft ist ok, aber Partnerschaft ist meistens nicht so gut.

Engelsgeduld

Sehen Sie den Psychiatrieaufenthalt als Chance Geduld zu üben und an sich zu arbeiten, so als seien Sie in einem Kloster, Ashram oder Retreat. Seien Sie geduldig vor allem mit sich, mit der Pflege, mit dem Essen, wenn es Ihnen nicht gut geht oder wenn Sie sich einfach im Aufenthaltsraum sitzen und sich ein bisschen langweilen und die Zeit mal wieder langsam vergeht. Seien Sie geduldig wenn Sie auf den Arzt oder den Besuch warten. Geduld ist die allerwichtigste Tugend die sie zur Genesung brauchen.

Rauchen

Mir ist bewusst dass das Entspannungsgefühl beim Rauchen eine Illusion des Suchthirns ist und es sehr schädlich und teuer ist. Aber für mich habe ich festgestellt dass die Pausen mit Zigaretten leider helfen. Ich sage es nicht gerne, aber in der Psychiatrie aufhören zu wollen ist keine gute Idee. Ich würde eher raten genau so viel zu rauchen wie immer. Aufhören können Sie, wenn Sie mehrere Wochen stabil sind und sich zuhause und in Ihrem Leben wieder zurechtfinden. Viele Patienten sind Raucher und haben keinen Ausgang oder Geld für die Kippen. Sie können nach Sympathie entscheiden wem Sie Zigaretten geben wollen und wem nicht. Sie dürfen ruhig auch Nein sagen. Geben Sie Menschen die nicht regelmäßig ohnehin schon rauchen keine Zigaretten und ermutigen Sie sie stattdessen, es ohne zu versuchen.

Wenn Sie nicht rauchen, seien sie froh und fangen sie bloß nicht damit an!

Krise als Chance

Ich habe es in diesem Blog schon mehrmals wiederholt. Eine Krise ist eine Chance zum Wachstum. Die letzten 2 bis 3 Jahre bin ich viel auf der Couch versumpft und habe gegrübelt, obwohl ich wusste das es mir nicht gut tut. Ich hatte Impulse wie:

  • ich könnte einen Tee trinken
  • ich könnte einen Spaziergang machen
  • ich könnte singen
  • ich könnte was essen
  • ich könnte eine Serie schauen

Aber ich bin trotzdem liegen geblieben und habe es vorgezogen zu grübeln. „Hat damit zu tun dass bla, bla“, „damals hätte ich doch lieber bla bla“, „mir gehts nicht gut weil bla bla“.

Ich dachte, ich bin zu müde, ich kann nicht, ich habe keine Lust und das trügerische: „ich muss mich ausruhen“.

Es spricht nichts dagegen sich auszuruhen, aber sobald Sie in Grübelschleifen verfallen müssen (!) Sie aufstehen und sich ablenken.

Als ich letztes Jahr in der geschlossenen Abteilung war, war ich am psychischen Abgrund und dachte ich komme hier nie wieder raus. Ich habe dort Patienten getroffen die schon seit Jahren dort und sehr schwer krank sind. Aber dort stand ein Fahrradergometer auf dem ich mich auspowern konnte und ich habe jeden morgen eine Frühgymnastik gemacht. Ich wusste dass es um mein psychisches Überleben geht also war ich „gezwungen“ mit Sport anzufangen, denn wenn man ganz unten ist, ist der Überlebenswille stärker und ermöglicht Veränderung und mit der Zeit habe ich das beibehalten und ausgebaut. Jetzt mache ich gerne und regelmäßig Sport wozu viele Menschen sich nicht aufraffen können. Ich kann mich nun aufraffen denn in der Klinik „musste“ ich es um zu überleben. Das sind harte Lebenslektionen die ich lernen musste um als Mensch zu wachsen und im Rückblick bin ich sogar dankbar dafür. Und genau deswegen ist eine Krise immer eine Chance.

In meiner letzten Krise habe ich gelernt, nicht mehr so viel im Bett zu liegen und zu grübeln. Grübeln ist das Schlimmste was man tun kann und ich habe das jahrzehntelang falsch gemacht. Ich sah mich in der aktuellen Krise „gezwungen“ mich abzulenken statt ins Bett zu gehen tagsüber. Ich habe einen Impuls was mir gut tun könnte und dann folge ich diesem Impuls (zbsp. singen, einen Tee trinken, ein Buch lesen, Tagebuch schreiben, fernsehen und so weiter). Wenn Sie keine Lust haben müssen Sie sich leider zwingen, es geht um Ihre Gesundheit. Lassen Sie nicht Faulheit oder Angst Ihr Verhalten diktieren und lenken Sie sich ab.

Das Bett sollte nur zum Schlafen da sein. Wenn sie lesen oder Filme schauen wollen setzen Sie sich lieber mit ihrem Handy, Buch oder Laptop in die Küche oder in den Aufenthaltsraum, oder wenn Sie einen Tisch haben in ihrem Zimmer.

In der Psychiatrie können Sie lernen für sich zu sorgen und können entdecken was Ihnen gut tut. Psychische Gesundheit ist ein Mosaik von vielen verschiedenen Einzelteilen mit all den Dingen die Ihnen gut tun und diese Ressourcen müssen sie aktivieren und pflegen so wie man sich als Gärtner um seinen Garten kümmert damit er Freude daran hat und darum geht es. Sie werden bald die Früchte ernten.

Seelsorge

In manchen Kliniken können Sie Termine mit einem Seelsorger vereinbaren, Sie müssen dafür nicht gläubig sein. Er hört Ihnen zu und sie können sich alles von der Seele reden was Ihnen durch den Kopf geht auch wenn es unangenehme Gedanken sind. Reden hilft.

anderen helfen

Helfen Sie anderen Patienten nur (!) wenn Sie gerade Energie dafür haben, wenn Sie sich unwohl fühlen machen Sie lieber etwas anderes was Ihnen gut tut. Seien Sie egoistisch.

Gesellschaftsspiele

Je mehr Ablenkung desto besser. Sie nehmen den Fokus weg von Ihrer Gedankenwelt und Sie können sich auf ein Spiel mit ihren Mitpatienten konzentrieren.

Aktivitäten

Hier ist eine Liste mit Aktivitäten mit denen Sie sich beschäftigen können (von chat gpt)

  1. Lesen von Büchern, Zeitschriften oder Comics
  2. Hören von Musik oder Hörbüchern
  3. Malen oder Zeichnen
  4. Tagebuch schreiben oder Gedichte verfassen
  5. Meditation oder Achtsamkeitsübungen
  6. Rätsel lösen wie Kreuzworträtsel oder Sudokus
  7. Yoga oder leichte körperliche Übungen
  8. Filme oder Serien schauen
  9. Handarbeiten wie Stricken oder Häkeln
  10. Mit anderen Patienten Gespräche führen oder Spiele spielen
  11. Naturgeräusche oder entspannende Musik hören
  12. Puzzles oder Legosteine zusammenbauen
  13. Fotografieren
  14. Podcasts hören oder selbst aufnehmen
  15. Origami falten oder andere Bastelprojekte
  16. Online-Kurse belegen (z. B. Sprachen lernen)
  17. Puzzlebücher wie Malbücher für Erwachsene
  18. Planung von zukünftigen Aktivitäten oder Zielen
  19. singen
  20. Sport machen (wenn es zum Beispiel ein Fahrradergometer oder ein Fitnessstudio in Ihrer Klinik gibt)
  21. Einen Spaziergang machen
  22. Eine Pizza bestellen

Tagebuch

Kaufen Sie sich ein Notizbuch oder legen Sie eine Datei auf Ihrem Laptop an und schreiben Sie immer wenn Ihnen danach ist und vor dem Schlafen gehen was Sie heute erlebt haben und welche Fortschritte Sie gemacht haben.

Körperpflege und Kleidung

Duschen Sie jeden morgen und putzen sich die Zähne (muss erledigt werden, auch wenn Sie keine Lust haben). Kämmen Sie sich regelmäßig. Es klingt banal aber viele Patienten haben Probleme damit. Wenn Sie äußerlich gepflegt sind wird sich auch Ihr Inneres besser fühlen und Sie machen einen besseren Eindruck auf andere, welche Ihnen dann anders begegnen. Wenn es in der Nähe einen Friseur gibt dann gönnen Sie sich doch mal einen neuen Haarschnitt oder eine Rasur. Achten Sie darauf immer genug saubere Wäsche zu haben.

Essen und Trinken

Ganz wichtig: Trinken Sie ausreichend Wasser. Mindestens 2, besser 3 Liter am Tag. Genießen Sie Ihr Essen und essen Sie langsam und bewusst, auch wenn das Essen nicht hervorragend ist (manche Menschen haben gar nichts zu essen). Übertreiben Sie es nicht mit Kaffee (nach 12 Uhr keinen Kaffee mehr). Greifen Sie stattdessen zu Tee oder koffeinfreiem Kaffee. Vermeiden Sie unbedingt Energy Drinks und zuckerhaltige Erfrischungsgetränke (hin und wieder können Sie sich mal eine Cola gönnen wenn Sie sich belohnen wollen, das selbe gilt für Süßigkeiten).

Kaufen Sie sich frisches Obst, Beeren und Nüsse oder lassen Sie es sich von Ihrem Besuch mitbringen. Ihr Gehirn braucht die Vitamine.

Ein bis zwei mal die Woche können Sie sich zusammen mit ihren Klinikfreunden was gönnen und zum Beispiel eine Pizza bestellen.

Krisen

Es kann immer mal wieder zu Krisen kommen. Sobald Sie unruhig werden und Ablenkung nicht hilft wenden Sie sich an das Personal, die können mit Ihnen reden. Artikulieren Sie möglichst genau was in Ihrem Kopf vorgeht. Wenn nötig lassen Sie sich ein Medikament geben, ruhen sich eine halbe Stunde aus bis die Tablette wirkt und wenden sich dann wieder einer Aktivität zu. Beruhigungsmittel sollten nur für Notfalle vorgesehen sein. Wenn das auch nichts bringt sagen Sie der Pflege dass sie einen Arzt sprechen wollen. Vor diesen Gesprächen brauchen Sie keine Angst zu haben, sie sind nicht in Gefahr.

Umgang mit Gedanken im Klinikalltag

Negative Gedanken und Wahnideen werden kommen und gehen. Nehmen Sie alles was kommt geduldig wahr und wenden sich sofort wieder der Realität zu. Immer wieder freundlich in die Realität zurückholen. Was ist jetzt? Was kann ich sehen und anfassen, was ist real? Wenn Gedanken und Beziehungsideen (hat diese Fernsehsendung etwas mit mir zu tun? Ist das eine versteckte Botschaft?) kommen, ignorieren Sie sie. Prägen Sie sich diese Sätze ein:

  • das hat nichts mit mir zu tun
  • dafür gibt es keine Beweise
  • Stopp! Psychose!
  • Das kann man auch anders sehen
  • das ist nicht hilfreich
  • davon hängt mein Leben nicht ab
  • da mache ich mir ein anderes mal Gedanken darüber
  • Gott kümmert sich drum

Wahnideen haben eine starke mentale Sogwirkung, man driftet ab und fällt immer mal wieder darauf rein, aber nicht so schlimm, sobald wir immer wieder Stopp sagen und uns wieder auf die Realität fokussieren, wird sich dieser Prozess automatisieren und die Gedanken werden aus unserem Bewusstsein verschwinden. Das geht nicht von heute auf morgen, es braucht Zeit und Geduld. Einen Wahngedanken erkennen Sie daran dass er Ihnen Angst macht und sich wie eine düstere Bedrohung anfühlt (da steckt doch dies oder jenes dahinter). Als Faustregel gilt: Wenn es Ihnen Angst macht ignorieren Sie es und machen weiter mit dem was Sie gerade tun.Wenn Sie sich gerade ausruhen, fokussieren Sie sich auf Ihren Atem. Es gibt für alles eine logische Erklärung.

Wenn Sie eine Angststörung haben wie zum Beispiel „was ist wenn ich eine Panikattacke bekomme“, „was ist wenn ich mich erbreche“, was ist wenn mein Laptop geklaut wird“, „was wenn ich keine Zigaretten mehr habe“, „was ist wenn etwas schief geht“, „was ist wenn jemand anruft und eine schlechte Nachricht hat“, „Was wenn ein Brief kommt, da könnte was problematisches drin sein“, „was wenn ich es nicht schaffe die Zigarette zu drehen“, „was ist wenn ich mir in die Hose mache?“, „was wenn ich heute nicht schlafen kann?“, „was ist wenn es keinen Kaffee gibt?“, „was ist wenn ich noch länger bleiben muss?“, „was ist wenn mir das Essenstablett runterfällt und eine Riesensauerei entsteht?“, „was ist wenn mich jemand kritisiert oder nicht mag?“, „was ist wenn ich meine Brille nicht finden kann?“, „Was ist wenn ich anfange zu schreien?“

Solche irrationalen Ängste plagen sehr viele Menschen. Machen Sie sich klar dass Angst dazu da ist uns vor Lebensgefahr zu schützen. So mussten unsere Vorfahren die einem Säbelzahntiger begegneten Angst haben um zu kämpfen oder zu flüchten (fight or flight) oder uns tot zu stellen (freeze). Der Körper ist in Alarmbereitschaft und Stresshormone werden ausgeschüttet.

Dafür ist Angst gedacht. Natürlich wissen wir das, aber die Angst vor alltäglichen Herausforderungen kommt trotzdem. Wenn ein solcher Gedanke kommt schenke ich Ihnen folgenden Satz der mir sehr geholfen hat in letzter Zeit. Nämlich:

Da hängt mein Leben nicht davon ab.

Sie schaffen es nicht das Radio einzuschalten? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Eine Tasse fällt Ihnen runter? Da hängt mein Leben nicht davon ab? Jemand könnte Ihnen Ihre Zigaretten aus dem Nachtkasten klauen? Da hängt mein Leben nicht davon ab? Ich erbreche mich auf mein Mittagessen? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Jemand ruft an und ich weiß nicht ob es eine schlechte Nachricht ist? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Ich darf heute nicht in den Ausgang? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Mein Handyakku ist leer? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Sie müssen ein Formular ausfüllen? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Ich habe etwas wichtiges vergessen, jemand kritisiert mich? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Sie haben ein Passwort vergessen? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Ich habe kein Geld mehr auf dem Konto? Da hängt mein Leben nicht davon ab (sie werden schon nicht verhungern) Die Ärzte sagen ich muss noch länger bleiben? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Sie wissen nicht wie sie die Rechnungen zahlen sollen? Da hängt mein Leben nicht davon ab. Probieren Sie es aus, es funktioniert. Bleiben Sie mutig und geduldig. Für jedes Problem (zum Beispiel Formulare und Geldsorgen) gibt es eine Lösung. Wenn Sie alleine nicht klarkommen fragen Sie jemanden um Hilfe.

Beten

Wenn alles um sie herum in Dunkelheit zu verschwinden droht, wenn die Gedanken zu viel werden und sie verzweifeln und glauben Sie schaffen es nicht, wenden Sie sich an Jesus. Beten Sie und bitten Sie ihn dass er sie rettet. Vertrauen Sie ganz auf die göttliche Macht und dass Sie gerettet werden.

Der HERR stützt alle, die zu fallen drohen, und alle Gebeugten richtet er wieder auf.

Psalmen 145:14

Lesen Sie auch folgenden Psalm

„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.“

Psalm 23

Lesen Sie ihn immer wieder bis es Ihnen besser geht und Sie sich wieder geborgen und beschützt fühlen, dann wenden Sie sich wieder einer Aktivität zu.

Ein Beispiel aus meinem aktuellen Klinikaufenthalt. Ich hatte wieder schlecht geschlafen und war morgens völlig erschöpft und der alte Wahn mit Gedanken an Tod und Verzweiflung begann mich wieder einzuholen. Alles schien aus und ich dachte ich kann nicht mehr und gebe auf.

In meiner Verzweiflung wendete ich mich an Jesus Christus. Ich flehte ihn an mich zu retten und betete etwa 5 Minuten. Gleich darauf bekam ich eine Nachricht von einem Mitpatienten dass er diesen Artikel super findet und ich etwas daraus machen soll. Das hat mir wieder Mut gemacht und ich habe mich daran erinnert dass ich noch wichtige Aufgaben vor mir habe und mir Gott (das glaube ich) den Auftrag gegeben hat Menschen zu helfen. Mir kann niemand erzählen dass das ein Zufall war, beten wirkt Wunder. In der größten Not können Sie sich immer an Jesus wenden. Er wird Ihnen helfen. In der Krise vergessen wir oft was wir schon alles, tolles erreicht und welche Fortschritte wir gemacht haben. Erinnern Sie sich wieder daran! Hier hilft ein Erfolgstagebuch.

Ich selbst bin Christ, aber Sie können natürlich auch eine andere Religion haben die Ihnen Halt bietet.

Bin ich jetzt gesund?

Hüten Sie sich vor dem Gedanken „Ja, JETZT habe ich es geschafft, ich bin ganz gesund“. Meistens geht es nicht so schnell. Akzeptieren Sie dass es immer ein auf und ab ist und seine Zeit braucht. Akzeptieren Sie das es noch schwierige Momente geben wird, aber auch Fortschritte und Lichtblicke und am Ende die Genesung.

Medienkonsum

Handys und Laptops bieten uns eine Vielzahl an Ablenkungs und Unterhaltungsmöglichkeiten. Sie ermöglichen uns es auch zu kommunizieren und in Kontakt mit Freunden und Familie zu sein. Aber gehen Sie verantwortungsvoll mit Medien um. Vermeiden Sie aggressiven Rap, düsteren Heavy Metal und Techno. Halten Sie sich fern von allem was gewalttätig und negativ ist. Auch mit Zeitungen und Nachrichten sollten sie sparsam umgehen. Auf der Welt gibt es viele Probleme und Elend, Schlagzeilen sind oft negativ. Dass können Sie gerade nicht brauchen.

Ich empfehle Lobpreis Lieder und entspannende Musik wie Klassik, Regengeräusche, leichter Blues (Katie Melua, Nora Jones), chillout Musik, Kinofilm Soundtracks und Jazz sowie Meditationsmusik. Die Musik sollte möglichst positiv und entspannend sein. Gerne schaue ich unterhaltsame Netflix Serien wie zum Beispiel Big Bang Theory, Dokumentationen von arte und terraX oder Natursendungen. Eine Stunde vor dem Schlafen gehen sollten Sie Bildschirme vermeiden und lieber etwas lesen, stricken, ein Spiel spielen oder Mandalas ausmalen oder was auch immer. Youtube bietet eine Fülle an toller Musik und lustiger Videos. Vermeiden Sie Themen wie Krieg, Konflikte, Krankheit oder hitzige politische Debatten. Auch im Gespräch mit Mitpatienten.

Papierkrieg

Haben Sie Geldsorgen oder Ärger mit den Behörden? In der Regel gibt es in den Kliniken Sozialarbeiter die sich genau darum kümmern. Fragen Sie in der Pflegestation nach einem Termin. Wir leben in einem Sozialstaat wo es für Menschen in Not Hilfe und Unterstützung gibt. Sie habe ein Recht darauf. Erledigen Sie den notwendigen Papierkram mit Mut und Engelsgeduld. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Ihr Sozialarbeiter hilft Ihnen dabei.

Entspannung und Entschleunigung
Nutzen Sie die Klinikzeit ganz bewusst um zur Ruhe zu kommen.
Wenn Sie zum Beispiel essen, oder sich einen Tee machen, oder sei es
nur um eine Flasche aufzuräumen, tun Sie alles ganz bewusst,
langsam und achtsam in aller Seelenruhe. In der Ruhe liegt die Kraft.
Achten Sie auf Entspannungsphasen mit schöner Musik, progressive
Muskelentspannung oder einem body scan (finden Sie alles auf
youtube oder spotify) Regelmäßige Entspannung fördert auch
erwiesenermaßen Ihren Schlaf. Nehmen Sie unbedingt an
entspannenden Therapien wie Yoga, PMR, Qi-Gong teil, fragen Sie
nach was angeboten wird oder schauen Sie auf Ihren Therapieplan.
Wichtig: Gehen Sie erst ins Bett wenn sie schläfrig sind, achten Sie auf
Schlafhygiene und stellen Sie sich einen Wecker so dass Sie immer
um die selbe Zeit aufstehen. Nutzen Sie die Morgenstunden für eine
Morgenroutine oder füllen Sie Ihren Kopf mit unterhaltsamen oder
entspannenden, positiven Youtube Videos.

Besuch und Kontakt mit Angehörigen

Jeder Patient freut sich über Besuch, Chat oder Telefonat mit Angehörigen. Viel reden und Kommunikation tut Ihrer Seele gut. Aber Vorsicht, muten Sie Ihrem Gesprächspartner nicht zu viel von Ihrer seelischen Last zu, nicht jeder kann damit umgehen und fühlt sich hilflos. Mein Tipp, bevor Sie von Ihren Problemen erzählen, fragen Sie nach ob die betreffende Person gerade die Energie dafür hat. Dann fragen Sie zunächst mal nach (auch wenn es Ihnen sehr schlecht geht) was es in ihrem Leben neues gibt und wie es Ihnen geht. Das lenkt den Fokus weg von Ihnen selbst. Benutzen Sie andere Menschen nie als seelischen Mülleimer wo sie nur ihre Probleme abladen sondern haben ein ernsthaftes Interessen am Leben dieser Menschen. Kommunikation ist ein Geben und Nehmen. Schreiben Sie hin und wieder Ihren Bekannten und Freunden Chat Nachrichten und pflegen Sie Ihr soziales Netzwerk. Fragen Sie Freunde und Bekannte nach möglichen Krankenhausbesuchen. Akzeptieren Sie wenn jemand gerade keine Zeit hat oder sich von Ihnen abwendet. Das gehört dazu. Meiden Sie anstrengende Gesprächspartner welche Sie runterziehen. Wenn Sie sich sehr unwohl fühlen beenden Sie das Gespräch. Sorgen Sie für sich.

wann ist es Zeit nach hause zu gehen?

In der Psychiatrie kann einem schnell die Decke auf den Kopf fallen und man sehnt sich nach hause um der Klinik zu entkommen, weil man glaubt zuhause wird es besser. Denken Sie an die Motivation mit der Sie ursprünglich in die Klinik gegangen sind. Gehen Sie erst wenn es Ihnen deutlich besser geht und üben Sie sich in Geduld. Sie sollten sich ausreichend stabil und normal fühlen. Hören Sie auf die Ärzte und überstürzen Sie nichts. Vereinbaren Sie mit Ihren Ärzten Heimurlaube und testen sie peu a peu wie sie sich in Ihrer alten Umgebung zurechtfinden.

Viel Erfolg bei Ihrem Klinikaufenthalt.

Der Wertekompass

Wie sollen wir im Alltag oder bei größeren Entscheidungen handeln? Was gibt uns Orientierung und Sicherheit?

Machen Sie sich mal Gedanken über Ihre Werte. Was ist ein Wert? Dazu folgender Dialog:

Sohn: Papa spielst du mit mir Lego?

Vater: Nein, ich muss arbeiten.

Sohn: Warum?

Vater: Weil ich Geld verdienen muss

Sohn: Warum?

Vater: Na, damit wir etwas zu essen haben!

Sohn: Warum?

Vater: Weil ich will dass es uns gut geht!

Sohn: Warum?

Vater: Ach frag doch nicht so blöd, das ist einfach so!

In dieser kleinen Geschichte geht es um den Wert „Familie“. Es ist das was den Lebensentscheidungen des Vaters zu Grunde liegt. Es steuert sein Handeln.

Es gibt viele verschiedene Werte nach denen man leben kann. Ich versuche ein werteorientiertes Leben zu leben. Meine Werte sind:

  • mental und physisch stark sein
  • Kreativität
  • gute Beziehungen zu Freunden, Gemeinde und Familie
  • Achtsamkeit

Es gibt noch viele weitere Werte im Leben

  • Ehrlichkeit
  • Respekt
  • Empathie
  • Verantwortung
  • Freundlichkeit
  • Dankbarkeit
  • Geduld
  • Entschlossenheit
  • Toleranz
  • Mitgefühl
  • Authentizität
  • Großzügigkeit
  • Demut
  • Selbstlosigkeit
  • Integrität
  • Gelassenheit
  • Durchsetzungsvermögen
  • Hilfsbereitschaft
  • Gerechtigkeit
  • Flexibilität
  • Zielstrebigkeit
  • Optimismus
  • Achtsamkeit
  • Selbstreflexion

Suchen Sie sich Ihre 4 Kernwerte heraus und schreiben Sie sie in Ihr Tagebuch oder auf ein Post-it dass sie an die Wand hängen.

Unsere Werte leiten uns durch unser Leben und wir werden uns bewusst was uns wirklich wichtig ist und antreibt. Wenn Sie sich einmal orientierungslos fühlen, denken Sie an Ihre ganz persönlichen Werte.

Literaturempfehlung

Wer mehr über den Wertekompass erfahren will, dem empfehle ich das Buch

“Das Leben annehmen – so hilft die Acceptance Commitment Therapy” von Matthias Wengenroth.

Negative Gedanken zulassen

Wie gehen Sie mit negativen Gedanken um? Erschrecken Sie manchmal über ihre Gedanken? Haben Sie manchmal Angst vor ihren Gedanken, so dass sie zum Beispiel Angst haben sich oder anderen was anzutun? Oder steigern Sie sich in übertriebene Sorgen rein? Haben Sie blasphemische, sexuelle oder aggressive Gedanken die Sie aus dem Konzept bringen?

Manchmal leiden wir an unseren Gedanken. Warum ist das so? Jedes fühlende Wesen möchte sich Schmerz entziehen. Das ist ein Naturgesetz. Das macht den Umgang mit negativen Gedanken so knifflig. Wenn diese Gedanken kommen versuchen wir sie zu unterdrücken oder zu neutralisieren. Ein Beispiel: Sie haben einen negativen, blasphemischen Gedanken wie „Ich hasse Gott!“ Dann erschrecken sie und denken „oh nein das wollte ich nicht denken, Gott ist gut“ und beten ein Vater unser. Das ist mit Neutralisierung gemeint. Wir glauben dass wir den Gedanken entkräften müssen, weil wir glauben er sei gefährlich und genau dass ist die Falle in die wir tappen.

Der richtige Umgang mit negativen Gedanken und Gefühlen ist, sie zuzulassen und nicht zu bekämpfen. Im Buddhismus kennen wir den Gedanken des „monkey mind“. Der Geist ist wie ein wilder Affe der im Urwald herumturnt. Manche Gedanken verbieten wir uns und wir haben Angst vor Ihnen. Stellen Sie sich diesen Gedanken als einen Baum vor und sie versehen ihn mit Schildern wo draufsteht: „Gefährlich auf keinen Fall betreten“ um dass Äffchen davon abzuhalten auf diesen Baum zu klettern. Nur kann dass Äffchen leider nicht lesen und ist im Gegenteil neugierig was es mit diesem Baum und seinen Schildern auf sich hat und klettert dort wo es nicht soll am allerliebsten.

Deswegen entstehen Zwangsgedanken. Gedanken die wir nicht wollen, die uns Angst machen, die wir loswerden wollen.

Machen Sie sich klar dass Gedanken nicht die Realität sind. Völlig egal wie furchteinflösend, sexuell oder blasphemisch diese Gedanken sind – es sind Illusionen, sie sagen nichts über Ihren Charakter aus. Sie SIND nicht Ihre Gedanken.

Im Rahmen der Acceptance Commitment Therapy (ACT) der aktuell modernsten Therapieform kennen wir das unter dem Begriff „Defusion“. Wir sollten nicht mit unseren Gedanken „fusioniert“ dass heißt „verschmolzen“ sein.

Machen Sie sich weiterhin klar, dass egal wie schlimm die Gedanken sind und egal wie schlecht Sie sich fühlen: Sie sind nicht in Gefahr und es kann Ihnen nichts passieren. Sie sind in Sicherheit und es geht vorbei. Es ist nicht real. Lassen Sie den Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen und wenden Sie sich sofort wieder der Realität zu, dem hier und jetzt zu, mit dem was Sie gerade tun, was sie sehen und anfassen können, was jetzt gerade wichtig ist.

Wie gehen wir also mit unseren Gedanken auf eine gesunde Art um? Wir sollten Sie zulassen und uns nicht weiter darum kümmern. Wir können Sie durch den Geist ziehen lassen ohne „zurück“-zudenken. Sie sind wie Wellen eines Ozeans. Wir beobachten sie einfach und lassen sie los. Genau das üben wir wenn wir meditieren. Meditation ist ein geistiges Training mit dem wir unserem „monkey mind“ etwas entgegensetzen.

Ich meditiere jeden morgen eine halbe Stunde als Teil meiner Morgenroutine. Ich setze mich auf mein Meditationskissen, setze einen Timer auf 30 Minuten und schlage meine Meditationsglocke. Ich achte nur auf meinen Atem und hole mich immer wieder freundlich ins Hier und Jetzt zurück. Es ist völlig normal dass der Geist abschweift. Meditation ist simpel aber nicht einfach, es erfordert einiges an Übung und es braucht eine Weile bis man Erfolge hat. Aber bleiben Sie dran, es lohnt sich. Meditation kommt ursprünglich aus dem Buddhismus, man kann Sie aber mittlerweile als losgelöst aus der Religion betrachten und praktizieren

Die Meditationspraxis ist nicht auf das Sitzen beschränkt sondern wir können Sie auch im Alltag praktizieren. Das nennt man Achtsamkeit. Wir können versuchen so achtsam wie möglich zu sein, wir verstricken uns nicht in Vergangenheit oder Zukunft sondern sind im hier und jetzt – ganz bei der Sache. Beim Arbeiten, beim Geschirr spülen, beim spazieren, beim Essen, beim Gespräch mit anderen Menschen. Wir sind völlig präsent. Wir sind im hier und jetzt

Folgen Sie dem Weg der Achtsamkeit und ihr Leben wird gelassener, leichter und erfolgreicher. Lassen Sie sich nicht von negativen Gedanken beeindrucken und genießen Sie was das Leben Ihnen bietet.

Viel Erfolg!

P.S.: Gedanken sind in der Regel nicht real und nicht gefährlich. Etwas anderes gilt wenn Sie konkrete Pläne machen sich oder jemandem etwas anzutun. Dann ist essenziell dass sie mit jemandem reden und sich professionelle Hilfe suchen. Notfalls wählen Sie die 112 und lassen Sie sich ins Krankenhaus bringen. Dort bekommen Sie Hilfe. Passen Sie gut auf sich auf.

Ohne Jesus geht es nicht

Lange Zeit in meinem Leben habe ich das Thema Gott und Bibel komplett abgelehnt. Ich hörte seit meiner Jugend düstere Metalmusik und liebäugelte sogar mit dem Thema Satanismus. Wie naiv ich doch war.

Später als ich mal wieder im Krankenhaus war wendete sich das Blatt. Es ging mir sehr schlecht und ich war einsam und verzweifelt. Mühsam schleppte ich mich durch den Klinikalltag: Schlafen, Therapien, essen, rauchen.

Doch es gab einen Lichtblick: Einmal die Woche kam ein katholischer Pfarrer mit seiner Gitarre auf die Station und wir haben mit jedem der wollte eine halbe Stunde christliche Lieder gesungen. Mein Lieblingslied war dieses hier:

Deine Hand ist über mir

Deine Hand ist über mir
Und ich stehe unter deinem Schutz
Deine Hand ist über mir

Deine Hand ist unter mir
Und ich berge mich darin
Deine Hand ist unter mir

Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand
Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand

Deine Hand ist hinter mir
Und du gibst mir deine Kraft
Deine Hand ist hinter mir

Deine Hand ist vor mir
Und du ebnest mir den Weg
Deine Hand ist vor mir

Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand
Und ich falle niemals tiefer als in deine Hand
Falle niemals tiefer als in deine Hand

Diese eine halbe Stunde die Woche war für mich eine Insel im elenden Klinikalltag. Ich singe sehr gerne und der Pfarrer hat mich immer für meine Stimme gelobt, das gefiel mir.

Ich kam mit dem Pfarrer ins Gespräch und ich erzählte von meinen düsteren Gedanken. Er sagte, ja, dass seien die gottesfernen Kräfte. Er erzählte mir von Gott, er strahle die Liebe aus so wie die Sonne scheint – er kann nicht anders. Das fand ich interessant. Wir haben zusammen gebetet und er hat mir ein Andachtsbuch geschenkt, welches ich allerdings nicht gelesen habe. Ich ging zum Klinikgottesdienst wo der Pfarrer predigte und ich fand es interessant, fühlte mich allerdings noch etwas fehl am Platz. Ich hatte danach noch weitere spirituelle Bücher gelesen aber ich konnte nicht viel damit anfangen. Da wurde immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt wie herrlich Jesus ist und wie toll das Wort Gottes ist und wie super Gebet hilft. Ich konnte das damals nicht verstehen, weil ich Jesus noch nicht kannte.

Nach dem Krankenhaus habe ich eine Weile gearbeitet und kam danach wieder ins Krankenhaus. Danach wollte ich eine Reha machen und bin auf die de’ignis Fachklinik gestoßen welche christliche Grundelemente haben soll, so las ich es auf der Homepage. Ich war neugierig und da ich so viel Spaß am Lobpreis hatte habe ich mich entschieden da hinzugehen. Die Reha dauerte 4 Wochen. Es wurde viel gebetet und gesungen. Ich habe weitere Lobpreis Lieder kennengelernt, die mir sehr gut gefallen haben. Zum Beispiel dieses hier:

Ich fing an mich an das Beten zu gewöhnen und es fing an mir gut zu tun. An einem Abend hat meine Gruppe ein Abendprogramm für die ganze Klinik gestaltet. Wir haben Lobpreis gesungen und es hat mir große Freude gemacht. Wir haben unter anderem das hier gesungen:

Im Anschluss an das Konzert waren wir in der Gruppe und haben gebetet. Es war eine geheiligte Atmosphäre die mich sehr berührt hat. Es fühlte sich richtig und voller Energie an und so habe ich das Gebet kennengelernt.

Die Klinikzeit ging zu Ende und ich wandte mich (wenig erfolgreich) wieder dem Beruf zu. Ich arbeitete als Programmierer und wurschtelte mich irgendwie durch. Dann begann die Pandemiezeit und ich war viel zuhause und trank Alkohol um mich zu entspannen. Aber mein Glaube hatte sich vertieft und ich besuchte einige Gottesdienste. Irgendwann hat mich meine Nachbarin gefragt ob ich nicht in die Liebenzeller Gemeinde in Oßweil mitkommen will. Das ist 3 Jahre her. Dort wurde ich herzlich aufgenommen und ich ging regelmäßig hin.

Ich ging auf die Veranstaltung „Life on Stage“, das war ein Musical mit christlicher Botschaft wo man am Ende vor zum Kreuz gehen und sich zum Christsein bekennen konnte. Das habe ich gemacht und für mich die Entscheidung getroffen dass ich an Gott und Jesus Christus glauben will. Ich betete dass ich mein Leben Jesus Christus übergeben will.

Seitdem ist Jesus ein Teil meines Lebens und ich kann nicht mehr ohne ihn. Ich glaube daran, dass er sich in meiner Seele tummelt, das er der Sohn Gottes ist und das er für meine Sünden gestorben ist. Ich bete jeden morgen und schreibe viel über Jesus und Gott in mein Tagebuch.

Für mich steht fest: Gott meint es gut mit uns Menschen und will nur das Beste für uns. Jesus war auf der Erde und hat Wunder gewirkt. Er hat Kranke geheilt. Ich will ihm nachfolgen. Ich stelle mir manchmal die Frage: „Was würde Jesus in dieser Situation tun?“.

Jesus ist für mich eine Quelle der Freude geworden und ich bete regelmäßig zu ihm. Ich bedanke mich für alles was ich habe und was mir gelingt und ich bete für neue Kraft jeden Tag. Was schwierig ist und mir Angst macht werfe ich aufs Kreuz und vertraue darauf das ER sich um alles kümmert was nicht innerhalb meiner Kontrolle liegt. Ich vertraue darauf dass Gott mich Schritt für Schritt und durch alles Elend hindurchführt. Irgendwann werde ich an mein Ziel gelangen. Ich will bei Gott sein wenn ich einmal sterbe.

Psalm 23 (Lutherbibel 2017):

1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Ich habe mir viele Gedanken über meine Sterblichkeit gemacht und dass meine Zeit auf der Erde begrenzt ist. Was kommt danach? Das weiß niemand so ganz genau und Philosophen durch alle Zeitalter hindurch haben sich schon den Kopf darüber zerbrochen. Mein Glaube gibt mir Trost und Hoffnung. Ich weiß dass ich einmal im Himmel sein werde und Gemeinschaft mit meinem Gott haben werde. Ich bin jetzt schon erlöst und gerettet und das macht mir Mut.

Wir können Gottes Liebe und sein Königreich jetzt schon in Anspruch nehmen wenn wir glauben. Warum sollten wir dieses kostbare Geschenk ablehnen? Ich bin sicher Gott meint es gut mit uns. Er will in Beziehung zu uns sein. Er will dass unser Leben gelingt. Warum sollte ich diese unendliche Liebe die mir geschenkt wird ignorieren? Auf Jesus können wir uns immer verlassen. Er hilft uns, er sieht uns, auch in unserem Leiden und er leidet mit uns.

Mittlerweile gehe ich sehr gerne in die Kirche. Das Singen macht mir Spaß. Ich genieße die Gemeinschaft. Es ist ein Hunger in meiner Seele, der gestillt werden will. Ich bin auf dem Weg in die Kirche und denke „Ok, jetzt will ich etwas über Jesus erfahren“. Ich bin gut in die Gemeinschaft eingebunden und als ich letztes Jahr wieder im Krankenhaus war haben die Gemeindemitglieder für mich gebetet und haben mich oft besucht und Obst und Zigaretten vorbeigebracht. Zudem bin ich seit einer Weile im Junge Erwachsene Treff meiner Gemeinde. Wir machen Spieleabende, beten zusammen und gehen was Essen. Die Leute sind nett und die Abende gelingen mir.

Wie stehen Sie zum Thema Gott? Ich kenne die Zweifel und den Unglauben sehr gut, ich war selbst lange Zeit in der Gottesferne gefangen und habe mich durchs Leben geschlagen, alleine und hilflos. Doch ich bin nicht alleine. Ich habe Familie, Freunde und Gemeinde und ich habe eine ewige Kraft in meinem Leben, die es gut mit mir meint und auf die ich nicht verzichten will. Vielleicht denken Sie „Das ist doch alles Quatsch. Das brauch ich nicht“. Und dennoch, ich ermutige jeden dazu sich einmal Gedanken um die Ewigkeit zu machen und darüber was uns in diesen turbulenten Zeiten durch unser Leben tragen kann. Worauf wir hoffen können.

Vielleicht kommen Sie irgendwann auf den Geschmack, spätestens wenn es nicht mehr weitergeht und sie am Ende der Fahnenstange sind und ganz am Boden zerstört sind und es einfach nicht mehr weitergeht, wenn alles Aus scheint und die Dunkelheit Sie zu ersticken droht – dann tritt Gott auf den Plan und Sie können ihn darum bitten dass er Sie rettet. Und das wird er. Ganz sicher.

Wo die Not am größten ist, da ist Gott am Nächsten.

Für mich steht fest: Ohne Jesus geht es nicht.

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Positives Selbstgespräch

Was erzählen wir uns da Tag für Tag und Stunde für Stunde? Welche Wirkung hat das auf uns? Welche Gedanken (gesprochene Worte in unserem Kopf) produzieren wir und was fangen wir damit an?

Wir drehen uns oft gedanklich in einem Kreis um uns selbst, analysieren, malen uns die Zukunft schwarz aus, denken an vergangene Misserfolge, peinliche Erlebnisse und Niederlagen. Wir sind auf uns selbst und unser Seelenleben fixiert. Der Geist produziert immer mehr unnötige Gedanken. Wir sind süchtig nach Gedanken. Wir wünschen uns manchmal einen Aus-Knopf der den ewigen Müllstrom in unserem Geist zumindest eine Weile unterbricht, dass wir durchatmen können.

Ein berühmter Spruch lautet „Glauben Sie nicht alles was sie denken“. Wenn wir ohnehin schon ununterbrochen denken müssen, wäre es nicht viel besser etwas gesundheitsförderliches und schönes zu denken?

Lassen Sie mal folgenden Absatz auf sich wirken:

„Ich glaube es geht mir deutlich besser, deutlich besser, deutlich gelassener. Ich ruhe in mir. Mir geht es jeden Tag, in jeder Hinsicht besser und besser. Ich genieße mein Leben. Ich darf in Frieden, Wohlstand und Gesundheit leben. Mir kann nichts passieren, ich bin in Sicherheit. Ich werde beschützt und behütet. Alles was ich mir vorgenommen habe gelingt mir. Ich bin mutig und zuversichtlich. Ich freue mich auf das Abendessen, den Theater, den Kinobesuch, den Spaziergang. Ich werde ganz, zu 100% komplett gesund, ich bin jetzt schon gesund. Es wird deutlich leichter. Das Leben ist wunderbar. Die Welt ist wunderschön und perfekt und ich darf ein Teil davon sein. Ist das nicht schön? Die Welt ist wie sie ist. Die Realität ist wie sie ist. Ich mag mein Leben. Ich bin OK. Heute wird ein guter Tag, ich fühle es ganz genau. Eine tiefe Stille und Zufriedenheit breitet sich in mir aus. Ich bin gesund. Ich genieße mein Leben so wie es ist, mit allen Höhen und Tiefen. Ich gehe meinen Weg gerne. Ich bin geborgen und beschützt“.

Wie hat das auf sie gewirkt? Fühlen sie sich vielleicht nach dem Lesen ein bisschen besser, oder zumindest neutraler als sonst?

So wie ich es hier beschrieben habe können wir tagtäglich und stündlich ein positives Selbstgespräch führen. Sie könnten einwenden „Aber es geht mir doch schlecht, ich kann nichts positives an meinem Leben finden. Mein Leben ist die Hölle“

Sie können sich entscheiden anzufangen positiv zu denken. Dieses positive Selbstgespräch trägt sie durch die schwierigsten Zeiten. Am Anfang ist es noch schwierig und es fällt einem vielleicht nichts positives ein. Aber so wie wir im Fitnessclub unsere Muskeln trainieren, so können wir auch positives Denken üben. Das Gehirn fängt an sich neu zu vernetzen und wird mit der Zeit immer leichter (automatisiert) positive Gedanken produzieren mit denen sie sich mit Sicherheit langfristig besser fühlen werden. Hören Sie auf sich auf das negative zu fokussieren und üben Sie positives Selbstgespräch. Das geht auch besonders gut schriftlich in Ihrem Tagebuch.

Morgenroutine. Ein gelungener Start in den Tag

Eine Morgenroutine hilft dabei gut in den Tag zu starten und gibt Stabilität und Alltagsroutine. Sie müssen nicht darüber nachdenken was sie in welcher Reihenfolge tun sondern spulen ihr Programm ab, danach sind sie bereit für den neuen Tag an dem sie den Kopf erst mal frei haben. Meine Routine an die ich mich fast immer halte sieht so aus

  • 6 Uhr: Der Wecker klingelt (Ich bin eine Lärche – wenn sie eine Eule sind wird ihr Wecker zu einem anderen Zeitpunkt klingeln)
  • Ich trinke ein großes Glas Wasser
  • ich mache mir Kaffe und rauche eine Zigarette auf dem Balkon (das mit der Zigarette sollten sie mir nicht nachmachen, aber das ist ein anderes Thema)
  • Ich setze mich mit einem weiteren Kaffee an den Computer und schaue mir auf youtube meine Lieblingslieder an die mir gut tun. Vieles davon ist christlich, aber bei Ihnen kann es etwas anderes sein. Die Hauptsache ist Sie füllen Ihren Kopf mit positiven Botschaften. Hier ist meine Liste:
  • danke für diesen guten Morgen
  • von guten Mächten wunderbar geborgen
  • Du bist du
  • schön ist der Morgen
  • mögen Engel dich begleiten
  • https://www.youtube.com/watch?v=R8vbkDdp8cw
  • Ich gehe zum Bäcker und hole mir ein Brötchen
  • Ich dusche und wenn mir danach ist singe ich dabei
  • ich nehme meine Medikamente
  • Ich stelle den Timer auf 10 Minuten und mache eine Morgengymnastik
  • Ich gehe auf mein Mediationskissen, schlage an die Klangschale und mache eine 30-minütige Meditation
  • Ich sinke mit dem Kopf auf das Kissen und bete 2 bis 3 Minuten. Ich bedanke mich dafür was alles gut läuft, was ich aufs Kreuz legen will und bete für meine Mitmenschen
  • Ich hole die Brotbeläge aus dem Kühlschrank und frühstücke
  • wenn ich nicht gerade arbeite und Zeit habe mache ich einen 45-minütigen achtsamen Spaziergang

Krise als Chance

Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor der Psychose? Sie sind vielleicht zur Schule gegangen, sind verreist haben einen Partner kennengelernt und waren im Kino oder auf einem Konzert. Sie haben keinen Gedanken an Paranoia verschwendet. Kommt dieses alte Leben wieder? So einfach ist es nicht. Die Psychose wird Sie verändern, allerdings langfristig gesehen nicht zum Negativen sondern es ist eine Möglichkeit zu wachsen. Sie werden nicht mehr der Alte sein sondern besser. In jeder Krise steckt eine Chance und Krisen gehören zum Menschsein nun mal dazu. Sie werden sich selbst besser kennen lernen, die Welt besser verstehen, wenn sie mögen zum Glauben finden, sie gewinnen einen tieferen Einblick in die Seele und die Natur. Sie machen schmerzhafte Erfahrungen aus denen sie lernen. Schmerz adelt die Seele.

Sie werden Weisheit gewinnen und positiv auf ihr Umfeld einwirken. Vielleicht ergreifen Sie einen anderen Beruf der besser zu Ihnen passt, oder finden eine neue Stelle die Ihnen viel mehr Spaß macht. Vielleicht entdecken sie ein Hobby wieder oder finden ein neues. Vielleicht entwickeln Sie gesunde Gewohnheiten, ernähren sich besser, vermeiden Süchte und treiben mehr Sport. Niemand hindert sie daran erfolgreich zu sein außer Sie selbst. Sie haben Gelegenheit Ihr Leben zu reflektieren, vielleicht finden Sie auch eine Berufung, vielleicht etwas das anderen Menschen hilft oder die Welt besser macht. 

Bevor die Psychose kam hat etwas in Ihrem Leben nicht funktioniert. Ihre Einstellung, zu viel Stress, der falsche Beruf, ein Trauerfall, eine toxische Beziehungen, Mediensucht oder vielleicht Substanzmissbrauch. Ihr Körper zeigt ihnen das es so nicht weitergeht und zwingt Sie durch die Psychose zur Umkehr. 

In seinem Buch “Angst und Panikattacken loswerden” beschreibt Klaus Bernhard die Angststörung als Liebesdienst der Psyche. Der Gedanke ist etwas radikal aber sehr interessant. Er schreibt, man solle sich eine Mutter vorstellen dessen Kind auf dem Gehweg mit einem Ball spielt. Die Mutter ruft und ermahnt das Kind zuerst freundlich das es sich von der Straße fernhalten soll. Das Kind geht aber trotzdem auf die Straße. Die Mutter erschreckt sich und ruft lauter, keine Reaktion. Die Mutter rennt zur Straße und packt das Kind um es auf den Gehweg weg von der Gefahr zu ziehen. Das Kind wird überrascht sein und erschrecken. Es versteht nicht warum die Mutter es gepackt hat und beginnt zu weinen. Das Kind versteht nicht dass es nur zu seinem Besten ist. So ist es mit der Angststörung oder auch Psychose. Bevor sie auftrat gab es eine innere Stimme die gemahnt hat das etwas in unserem Leben nicht stimmt und wir uns verändern müssen damit wir nicht in Gefahr geraten. Aber wir wollten nicht hören und machten genau so weiter.

So kenne ich es zum Beispiel aus meinem Studium. Ich war überfordert aber glaubte ich muss mich irgendwie durchbeißen und ignorierte alle Signale die mir mitteilten das es mir schlecht ging aber ich wollte nicht hören. Dann kam die Krise und ich war gezwungen meine Situation zu verändern und erst mal eine Auszeit zu nehmen. Später ging ich dann zurück nach Stuttgart um dort weiterzustudieren – was sich als hervorragende Entscheidung erwies, da mir das Studium dort viel besser gefiel und ich viele neue Leute kennen lernte und im Hochschultheater aufblühte. Das wäre vielleicht ohne die Krise nie passiert. Ähnlich geht es Menschen die jahrelang unzufrieden oder überlastet in ihrem Beruf sind und einen Burnout erleben, der auch sehr viel mit Ängsten zusammenhängen kann. Diese Menschen sind gezwungen etwas in Ihrem Leben zu verändern, was widerum sehr positiv sein kann.

Bestimmt kennen Sie den Spruch “In jeder Krise steckt eine Chance”. Ich habe die Erfahrung gemacht das da viel Wahrheit dran ist.

Literaturempfehlung

Einige Inhalte dieses Artikels entspannen dem folgenden, hervorragenden Buch:

Panikattacken und andere Angststörungen loswerden: Wie die Hirnforschung hilft, Angst und Panik für immer zu besiegen

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Therapeutisches Schreiben

Tagebücher

Tagebuch zu führen wird immer wieder von Therapeuten empfohlen. Es dient dazu den Tag zu reflektieren und Gedanken zu sortieren und zu ordnen. Insbesondere abends vor dem Schlafengehen ist es ein simple und angenehme Tätigkeit um den Tag noch mal Revue passieren zu lassen. Gedanken werden externalisiert, das heißt wir bekommen sie raus aus dem Kopf und können sie besser loslassen. Das fördert auch den Schlaf. Es gibt verschiedene Arten von Tagebüchern. Das allgemeine Tagebuch, das Traumtagebuch und das Erfolgstagebuch. Ich habe immer wieder Phasen in denen ich sehr intensiv Tagebuch schreibe und es in anderen Phasen wochenlang bleiben lasse. Ich habe schon sehr viel mit Tagebüchern gearbeitet und dabei einige Tricks aufgeschnappt und weiterentwickelt.

Das Allgemeine Tagebuch

Schnappen Sie sich ein Papiertagebuch und einen Stift. Oder legen Sie ein Dokument auf Ihrem Computer an. Beschreiben Sie was sie an diesem Tag oder gestern erlebt haben. Was war gut, was war schlecht, was haben sie gemacht, wen haben sie getroffen, was hat Spaß gemacht und was war unangenehm, was haben sie aus dieser oder jener Situation gelernt?

Hier ist ein Beispiel aus meinem Tagebuch

6.8.2023

Heute habe ich mit meinen neuen Kopfhörern in der Tagesklinik Musik gehört und gut entspannt. Wir haben gegrillt. Ich habe auch ein bisschen das neue Tower Defense gespielt. Zuhause habe ich lange ein gutes Gespräch mit Mama geführt und danach war ich Joggen. Hab danach wieder meinen KYA Schrei gemacht. Zuhause habe ich geduscht. Heute will ich noch singen und lesen. Die Tür zum Käfig steht weit offen, ich muss nur den ersten Schritt nach draußen tun und endlich frei sein. Es ist meine Entscheidung. Ich bin verantwortlich.

Heute war ich wieder joggen und habe damit mein Wochenziel erreicht. Ich habe 2 Kapitel im Roman gelesen aber war sehr leicht abzulenken, was ich lese assoziiere ich ganz viel mit negativen Gedanken, Träumen und Erlebnissen. Am Abend habe ich mir den Fisch gemacht obwohl ich keine Lust hatte. Gut gemacht Niko. Ich frage mich warum ich manchmal ernsthaft Angst davor habe zu kochen, aufzuräumen oder zu frühstücken. Ich muss lernen dass das nur in meinem Kopf ist.

Tagebucheinträge in Krisenzeiten

Manchmal geht es in unserem Kopf so richtig rund und die Gedanken überwältigen uns. Statt auf der Couch zu liegen und in unserem eigenen Saft zu schmoren können wir versuchen die Gedanken mittels des Tagebuches zu externalisieren und so die Belastung unseres Geistes zu reduzieren. Schreiben Sie sich alles von der Seele, auch wenn es schockierende Inhalte sind. Ihr Tagebuch erträgt das geduldig. Danach versetzen sie sich in die Lage eines Freundes, eines Unterstützers, oder sogar eines Engels und halten dagegen.

Ich nutze gerne christliche Gedanken um mich wieder zu beruhigen aber es können auch neutrale Inhalte sein

Ein Beispiel dafür ist der folgende Eintrag (Triggerwarnung. Der Eintrag könnte etwas schockierend sein, wenn Sie sich gerade nicht wohl fühlen überspringen sie diesen Teil):

5.4.2023

Ich bin im Assoziationsmodus. Alles vermischt sich. Alles geht wild durcheinander. Sobald ich mich hinlege kommen die Gedanken. Ich kann nicht mehr. Wer kümmert sich um mich? Wer kann mich retten? Alles durcheinander. Alles steuert auf einen Punkt zu. Ich kann nicht mehr leben, ich habe keine Kraft mehr. Deutschland hat keine Kraft mehr. Meine Familie hat keine Kraft mehr. Alles wird finster um mich herum. Die Last. Die Qualen. Es hat alles keinen Sinn. Es gibt keinen Ausweg, keine Lösung, keinen Sinn. Das Schwarze Loch zieht uns rein. Loch. Vagina.Vergewaltigung TOD TOD TOD. Ich will sterben. Ich bin schwer psychisch krank. Jede Episode wird immer schlimmer. Ich sehe keinen Sinn. Keinen Ausweg. Ich habe seelische Schmerzen. Die alten Wunden reißen immer wieder auf. Sie werden mich foltern, bis in alle Ewigkeit. Rauchen zählt als Selbstmord. Ich muss gehen. Ich muss in die Hölle.

Jesus Christus. Komm zu mir. Bleib bei mir. Ich flehe dich an, du Jesus Christus – rette mich. Du bist meine einzige Hoffnung. Rette mich vor dem Feuer. Herr Jesus Christus, ich flehe dich an gib mir noch eine Chance.

Jesus ist immer bei dir Niko. Er liebt dich, er lässt dich nicht los. Jesus hat die Kraft zu heilen. Er heilt auch dich. Lass jetzt los. Hab Vertrauen ins Leben. Auch wenn es aussichtslos scheint, es führt ein Weg nach draußen. Gott gibt dir Kraft. Gott baut dich auf. Hab Vertrauen und lass los. Die Welt dreht sich weiter und du bist ein Teil davon. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Die Welt kann nicht auf dich verzichten. Du schaffst das! Vertraue auf Jesus, er wird dich retten. Du hast schon viel Schlimmeres durchgestanden. Alle glauben an dich. Dein Leben ist wertvoll. Es geht vorbei. Denk dran wie gut du dich gestern gefühlt hast. Heute kannst du gut schlafen und morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Du packst das!


Lesen sie sich die positive Komponente ein paar mal durch und lassen sie sie auf sich wirken

Traumtagebücher

Träume sind ein Mysterium und es überrascht mich immer wieder wie wenig die Wissenschaft von diesem Thema weiß – fest steht: Es ist ein sehr komplexes und individuelles Phänomen. Alpträume kennt jeder von uns, aber Menschen mit Psychosen können teilweise sehr bizarre und beunruhigende Träume haben. Es existiert die Theorie dass Alpträume sogar gesund für unsere Psyche sind, da in ihnen ungelöste Traumata, Gefühle und Konflikte verarbeitet werden. Das ist noch nicht wissenschaftlich bewiesen, aber für mich ergibt es sehr viel Sinn. C.G. Jung hat sehr viel zu diesem Thema zu sagen und ich empfehle das Buch Gedanken, Träume, Erinnerungen. Es kann eine lohnende Erfahrung sein sich seine Träume aufzuschreiben und so einen tieferen Blick für Ihre Seele zu entwickeln.

Trauminhalte verschwinden schon sehr schnell nach dem Aufwachen, es kann hilfreich sein einen Notizblock für Stichworte neben das Bett zu legen und den Traum später in ein zentrales Dokument zu übertragen.

Ihre Träume im Directors Cut

Wenn Sie einen beunruhigenden Traum haben und aufwachen, machen Sie das Licht an und schnappen Sie sich Ihr Notizbuch. Notieren Sie stichwortartig Ihren Traum und überlegen Sie wie man das Ende positiv umschreiben könnte so das es ein Happy End gibt. Machen Sie sich zum Regisseur Ihrer Träume und transformieren Sie sie. Wenn Ihnen eine Bedeutung des Traumes einfällt, so können Sie diese auch notieren.

Hier sind einige Beispiele für Einträge in meinem Traumtagebuch

1.02.2023

Ich bin an einem Bahnhofsschalter und sage “Einmal mit dem Regionalexpress nach Stuttgart, bitte”. Ich gehe zum Ausgang und ein kleines dunkles Männchen versperrt mir den Weg. Ich komme nicht zum Zug, bekomme Angst und wache auf

Transformation:

Ich sage dem Männchen ich bin nun bereit den Heimweg anzutreten. Das Männchen nickt und sagt: “Pass auf dich auf – gute Reise”. Ich erwische den Zug nach Stuttgart, steige in die S-Bahn nach Ludwigsburg und komme bald zuhause an. Dort mache ich mir erst einmal meinen Kaffee und rufe Mama an, um ihr zu sagen das ich gut angekommen bin


März 2023

Ich träume von einem Gebäudekomplex wo Figuren hin und her rennen. Ich habe den Gedanken das das Persönichkeitsfragmente sind die vom Teufel verfolgt und eingefangen werden so das in meinem bewussten Verstand Unsicherheit und Verzweiflung herrschen.

Irgendwas mit Atomkrieg. Ich denke an das Kinderspiel “Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?” “Niemand” “Soll er kommen? “Ja” dann versuchen die Kinder sich gegenseitig einzufangen. Ich habe den Gedanken das der schwarze Mann Satan ist.

Transformation

Die Figuren kommen langsam zur Ruhe. In den Gebäudekomplex kommt ein Raum mit christlicher Gemeinschaft und gemeinsamen Gebet. Die Figuren gehen in diesen Raum und feiern Gottesdienst. Sie sind in Sicherheit. Jesus ist da und gibt ihnen Brot und Wein.

7.2.2023

Ich bin an einer großen Haltestelle und finde meinen Zug nicht. Ich sehe Mama in der Küche, sie ist abweisend und raucht. Ich sage ihr das ich mein Gepäck verloren habe.

Transformation

Der Zug fährt nach Vaihingen. Von dort komme ich mit der S-Bahn nach hause. Mama drückt die Zigarette aus und sagst “Tut mir leid, ich tu es nie wieder”. “Dein Gepäck kommt mit der Post!”

1.3.2023

Ein Bus mit dem ich ins Ferienlager fahren wollte fährt ohne mich ab.  Ich renne hinterher und ich kann doch noch mitfahren. Etwas später habe ich Angst das mein Gepäck nicht dabei ist. Ich sehe einen kaputten kleinen Koffer im Bus der leer ist. Ich bitte den Fahrer kurz zu halten damit ich im Lagerraum checken kann ob mein Koffer dabei ist.

Transformation

Ich denke kurz nach und dann vertraue ich darauf das der Koffer drin ist. Ich sage dem Fahrer wir können weiterfahren. Ich nehme mir einen gemütlichen Platz und höre Hörbuch. Ich freue mich aufs Ferienlager.

Bedeutung:

Den Bus erwischt zu haben ist schon mal ein guter Schritt. Das Thema Reise und Ferienlager hatte ich schon sehr oft. Ich denke die Reise steht für mein Leben und das Ferienlager ist das Leben meiner Träume. Was das Gepäck betrifft (emotional baggage), es könnte heißen das ich alte Ängste und Schuldgefühle nicht loslassen kann.

1.4.2023

Ich träume, ich steige mühsam aus dem Meer in eine Jacht. Dort bin ich in einer Kajüte und denke an meinen Schlüssel, mein Geldbeutel und mein Handy.

Transformation

Die Jacht fährt der Sonne entgegen die sich am Horizont niedersenkt. Ich stehe am Steuer der Jacht und erfreue mich an der herrlichen Weite des Meeres. Ich bin tief zufrieden.

Bedeutung

Jesus hat mir die Jacht geschickt damit ich nicht auf dem Meer vor mich hin treibe und untergehe.

2.4.2023

Ich träume von Counterstrike. Ich springe in den Tunnel von der Dust Karte und begegne einem Terroristen. Ich habe eine MP5 aber ich kann ihn nicht erschießen (Impotenz? Aggressionshemmung?)

Transformation

Der Terrorist und ich legen die Waffen nieder. Wir sehen ein dass das ewige Kämpfen keinen Sinn hat. Wir gehen in eine Kneipe und trinken ein Bier. Er erzählt mir wie er Terrorist wurde. Traurige Geschichte.

Bedeutung

Ich muss an den Film Identity denken. Da geht es darum dass im Unterbewusstsein eines Gefangenen sich die Persönlichkeitsfragmente in einem Abenteuer gegenseitig bekämpfen bis am Schluss nur eine Identität übrig bleibt. Hier kommt wieder der Gedanke das mein inneres Team sich gegenseitig bekämpft. Aber dafür gibt es keine Beweise. Wenn ich heute durch den Tag gehe, dann bin ich normal. Der Traum kann auch etwas anderes bedeuten. Er hindert mich nicht daran ein normales, produktives, erfolgreiches Leben zu führen.

6.8.2023

Ich bin in einer düsteren Kammer und ein Monster kommt die Treppe hinauf und will mich vernichten. Ich erschieße es in letzter Sekunde mit einer großen Waffe. Es gibt noch mehr Monster. Jemand schreit

Transformation

Die Monster verwandeln sich in Entenküken und das Licht geht in der Kammer an

Bedeutung

Verdrängte Ängste

7.8.2023

Ich bin in einem großen Hörsal oben auf einer großen Schiebetafel. Unten ist ein Kind. Die Tafel knallt herunter und ich habe Angst das das Kind sich verletzt. Das Kind kommt und will mich angreifen. Ich sage: „Hör auf, ich will dir nicht weh tun!“ Ich wache auf.

Bedeutung

Mein inneres Kind ist verletzt und braucht Heimat.

Transformation

Ich rede mit dem Kind: „Lieber kleiner Niko. Ich habe mich nicht um dich gekümmert. Ich habe zugelassen das die anderen dich mobben. Es tut mir leid. Ich habe nicht auf deine Bedürfnisse geachtet. Du brauchst nicht mehr böse zu sein, du brauchst keine Angst mehr haben. Ich bin für dich da. Wir sind ein unschlagbares Team“.

13.8.2023

Es ist dunkel. Ich gehe auf 3 gehüllte Personen zu. Sie umarmen mich und es wird dunkel

Transformation

Ich entzünde ein Feuer in meiner Hand und die Schatten flüchten in die Ferne. Ein Engel kommt zu mir und sagt: Du bist in Sicherheit Niko. Ich bin in einer hell erleuchteten Lagerhalle. Ich finde den Ausgang und gehe nach hause

Umgang mit Rückschlägen

In manchen Situationen helfen alle Werkzeuge und Tricks nicht. Weder Schreiben noch Mentaltechniken noch eine Entspannungsübung. Dann kommt es vor, dass die Gedanken uns überwältigen, wir auf ein Wahnsystem hereinfallen und wir in unserer schwarzen Kiste gefangen sind, von der wir dachten, dass wir sie hinter uns hätten. Wir sind frustriert und enttäuscht.

Folgende Situation habe ich letzte Woche erlebt. Ich lernte über eine Onlinedating Plattform ein Mädchen kennen, nennen wir sie Vera. Wir tauschten ein paar nette Nachrichten aus und machten einen Videochat, bei dem wir eine Stunde lebhaft quatschten. Die Zeit ging im Nu vorbei. Wir machten ein Date in meinem Lieblingsrestaurant aus und ich freute mich sehr darauf, denn ich lebe seit 6 Jahren als Single. Dann kam der Tag des Dates und am Morgen war ich sehr zuversichtlich, dass ich da hingehen kann. Vera ist zwar kein Supermodel, aber sie war nett und ich wollte einfach einen netten Abend erleben.

Mit der Tagesklinik haben wir einen Ausflug in ein Museum gemacht, während dem ich wieder psychotisches Erleben hatte. Die Reize waren mir zu viel und ich fühlte mich schlecht. Ich begann meine Angst zu planen, dieses Phänomen kennen Menschen mit Angststörungen sehr gut. Ich stellte mir vor wie ich später wieder mal auf der Couch liegen, Angst haben und absagen werde. Die Dramatik des Tages nahm zu. Irgendwann war der langweilige Museumsbesuch vorbei und ich ging nach hause um mich zu erholen. Ein innerer Kampf begann, den ich schon sehr gut von früher kenne. Gehe ich gehe, gehe ich nicht. Pack ich das, oder ist es zuviel, soll ich absagen oder soll ich es aushalten. Ich versuchte mich mit Regengeräuschen abzulenken, ich versuchte spazieren zu gehen. Als ich vom Spaziergang zurückkam, fühlte ich mal wieder dieses unheimliche Bedrohungsgefühl in der Magengegend. Ich geriet in leichte Panik. Der Termin rückte immer näher und die Anspannung nahm zu. Eine Stunde bevor ich eigentlich das Haus verlassen wollte, nahm ich allen Mut zusammen und kaufte mir mit dem Handy eine Fahrkarte. Ich hielt es zuhause nicht mehr aus und wollte die Fahrt hinter mich bringen. Ich malte mir aus wie ich vor Vera sitze und keinen sinnvollen Satz herausbringe, das hatte ich schon bei einem vergangenen Date erlebt. Vera schrieb mir das sie da sein werde und schon ordentlich Hunger hat. Jetzt gab es kein zurück. Ich stieg in den Bus und fuhr mit der S-Bahn in die Stadt. Ich redete mir gut zu: “das wird schon” “du packst das” “hab einen schönen Abend”.

Dann kam ein Schock. Ein Lautsprecheransage sagte dass die S Bahn am Hauptbahnhof (oben) bei den Fernzügen halten würde. Nun muss man wissen, dass seit der Stuttgart 21 Baustelle der Hauptbahnhof eine Katastrophe ist. Man muss 15 Minuten wie durch ein Labyrinth irren bis man zur Innenstadt gelangt. Zudem ist es voll mit Leuten. Ich bekam Angst, ich kenne den Bahnhof aus früheren Fahrten und erinnerte mich daran wie verwirrt ich dort war und das ich dauernd Leute fragen musste bis ich endlich zur S-Bahn kam. Mich an einem Bahnhof zu verirren, das habe ich seit Jahren in meinen wiederkehrenden Albträumen. Ich stieg also aus der S-Bahn und wie ich erwartet hatte war alles voll mit Menschen. Ich fühlte mich als würde ich in einen Traum versinken und ich war komplett reizoffen. Ich erinnerte mich an eine frühere Situation in der ich am Bahnhof war und meine Mutter anrief. Sie fragte mich wo ich bin und ich sagte “Ich weiß es nicht”. Zum Glück hörte sie die Lautsprecheransagen im Hintergrund und bat einen Freund mich vom Bahnhof abzuholen. In genau diese Situation fühlte ich mich zurückversetzt und musste entscheiden: was soll ich jetzt machen? Ich warf einen Blick auf die Infotafel und sah das in 5 Minuten die nächste S-Bahn nach Ludwigsburg zurückfuhr, Ich entschied: OK das ist zu viel, das pack ich nicht. Ich stieg in die S-Bahn und fuhr zurück nach hause. Ich versuchte Vera zu erreichen und schrieb ihr eine Nachricht, dass ich ihr kurzfristig absagen muss. Scheiß drauf.

Auf dem Rückweg war ich komplett reizoffen und die Gedanken quälten mich. Ich kam heim und legte mich auf die Couch, meine Hauptstrategie aus einer Zeit, in der es mir wesentlich schlechter ging. Die Gedanken und Dämonen überrollten mich. Ein Gedanke schlimmer als der nächste. In dieser Situation war ich schon seit Wochen nicht mehr. Ich hatte einen Rückschlag. Ich versuchte auf Distanz zu den Gedanken zu gehen, aber nichts half. Negative, gewalttätige, sexuelle, blasphemische Gedanken überrollten mich wie eine Lawine und ich lag da wie gelähmt ohne zu irgendeiner Handlung fähig zu sein. Das Gehirn schaltete in einem mir wohl bekannten Modus um in dem es sich eifrig die schlimmsten Gedanken suchte die mir Angst machten.

Dann dachte ich: OK, es geht mir schlecht. Das ist in Ordnung. Ich akzeptiere es, ich “darf” mich schlecht fühlen. Es geht vorbei. Irgendwann schlief ich ein und am nächsten Tag sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Vera war am Vortag schon halb in Stuttgart gewesen und war entsprechend verärgert. Sie schrieb mir dass ich wohl nicht bereit fürs Dating bin und wie sie das ganze an ihren Exfreund erinnert der auch psychische Probleme hatte. Damit war die Nummer gelaufen aber ich war nicht überrascht. Ich war aber frustriert und enttäuscht, da ich mich sehr darauf gefreut hatte einen neuen Menschen kennen zu lernen. Ich entschied dass das Thema Dating noch zu viel für mich ist und ich erst wieder stabil werden muss um mir weitere Enttäuschungen dieser Art zu ersparen.

So ist das mit Rückschlägen. Wenn wir einen haben fallen wir oft in das alte Muster zurück und sind blind dafür welche tollen Fortschritte wir inzwischen gemacht hatten. Hier hilft zum Beispiel ein Erfolgstagebuch, das sie in so einer Situation zu Rate ziehen können.

Was habe ich daraus gelernt? Geistig gesund zu werden ist wie Fahrradfahren. Wenn ein Kind lernt Fahrrad zu fahren, wird es zwangsläufig auf die Nase fallen. Das ist ganz normal. Das Kind bleibt in der Regel nicht liegen und denkt: „Ach ich kann das nicht, das ist zu schwer“. Das Kind staubt sich ab setzt sich wieder aufs Rad und fährt weiter. So ist es auch in unserem Leben. Rückschläge gehören dazu, es ist ein kontinuierlicher Lernprozess und wir werden immer wieder scheitern und Rückschläge erleben. Das ist ebenso normal. Das wichtigste ist, das wir erst einmal die Situation akzeptieren und denken: „OK, das ist jetzt einfach so, ich darf mich schlecht fühlen“. Wichtig: Gehen Sie liebevoll mit sich um. Schreiben Sie eine Nachricht an einen Freund oder stellen sie sich vor was sie einem Freund in dieser Situation raten würden. Zum Beispiel: “Kopf hoch, das geht vorbei. Bestimmt klappt’s beim nächsten Date”.

Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weiter gehts.

Mut zur Veränderung

Wir denken manchmal, ach ich muss mich erst besser fühlen dann kann ich anfangen zu leben. Andersherum wird ein Schuh draus: Ich muss anfangen zu leben, dann fühle ich mich besser.

Wir wissen insgeheim ganz genau was gut für uns ist. Wir wissen das wir nicht den ganzen Tag auf der Couch liegen sollten, wir wissen das wir die Wohnung in Ordnung halten und den Papierkram erledigen sollten, wir wissen genau das wir uns jetzt bewegen sollten, wir wissen das wir die Gitarre in die Hand nehmen, ein Buch lesen oder Vitamine zu uns nehmen sollten damit es uns besser geht. Wir haben das alles schon hundert mal gehört und trotzdem sabotieren wir uns selbst. Wer hält uns davon ab diese Dinge zu tun von denen wir genau wissen das wir uns danach oder währenddessen besser fühlen werden? Nur wir selbst stehen uns im Weg. Da gibt es keinen Schweinehund – wir selbst sind der Schweinehund. Warum ist das so? Weil wir es gewohnt sind. Wir sitzen in einem Käfig aus Angst und Gewohnheit dessen Tür sperrangelweit offen steht. 

Vielleicht kennen sie die Geschichte vom Wellensittich im Käfig. Der Vogel ist seit Jahren in seinem Käfig eingesperrt. Nun macht jemand die Tür auf. Der Vogel geht nicht durch die Tür um die Welt zu erkunden und frei zu sein. Er bleibt wo er ist. Er kennt es nicht anders und der Ruf zur Freiheit lockt ihn zwar aber er kennt nur diesen Käfig. So ist es auch mit unseren Zuständen.

Wir gehen nicht durch die Tür in die Freiheit weil wir Angst haben zu scheiten und es uns mit unserer Krankheit bequem gemacht haben. Sie erwarten aber mehr vom Leben und das zu recht.

Was bleibt ihnen also anderes übrig als nach vorne zu gehen und ihr Leben in den Griff zu bekommen? Es gibt keine Alternative dazu. Auch wenn die Symptome schlimm sind und wir mit Schwierigkeiten und beschränkter Belastbarkeit kämpfen, ein erfolgreiches Leben mit Schizophrenie ist in den meisten Fällen möglich und sehr erstrebenswert. Wollen Sie den Rest Ihres Leben auf der Couch oder im Krankenhaus verbringen? Sie sagen “ich kann das nicht”. Sie können sehr wohl. Wenn ich ihnen sage dass wenn Sie 5 Minuten joggen ich Ihnen 100.000€ zahle, würden Sie sich aufraffen die Laufschuhe anziehen und losrennen? Wahrscheinlich. Warum geht es also plötzlich wenn eine solche Belohnung winkt? Es geht also doch, sie müssen nur wollen. Naja, man zwingt sich eben und das ist der Trick. Mit der Zeit wird es zum Glück immer leichter, es wird zu Gewohnheit und positive Gewohnheiten sind ein großer Schritt Richtung geistiger Gesundheit. Nun ist ihre Gesundheit unbezahlbar und wesentlich mehr wert als 100.000€. Lassen Sie dieses Argument auf sich wirken.

Also holen sie sich ihre Belohnung in Form von einem besseren Wohlbefinden. Verlassen sie ihren Käfig der Gewohnheit und Angst. Die Tür steht weit offen. Geben sie sich einen Ruck und gehen durch die Tür. Ich meine nicht damit das sie sich einfach nur “zusammenreißen müssen”, denn die Symptome sind ja real und es ist nicht so einfach. Ja, sich zu verändern kann verdammt schwer sein – aber es lohnt sich. Aber wenn wir in unserem Gedankenkarussell gefangen sind sehen wir nicht dass wir mehr Spielraum haben als wir denken.

Wenden Sie bei allem zu dem sie sich überwinden müssen eine der folgenden Techniken an

Die 5-Minuten Regel

Es ist ganz einfach. Wählen sie eine Aktivität aus die Ihnen früher Freude gemacht hat, wie zum Beispiel ein Buch lesen, Sport machen, ein Bild malen oder ein Instrument spielen. Setzen sie sich einen Timer von 5 Minuten und beginnen sie mit der Aktivität. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung es völlig ergebnisoffen für 5 Minuten zu probieren. Wenn der Wecker klingelt haben sie nun die Möglichkeit aufzuhören wenn sie es wollen. In der Regel wird es so sein das sie noch ein bisschen weitermachen und ehe sie sich versehen ist eine halbe Stunde vorbei. Wenn es keinen Spaß machen sollte, können Sie immer noch zurück auf die Couch oder etwas anderes machen.

Die 10-Jahres Regel

Was werden sie in 10 Jahren über diese Entsheidung denken? Werden sie zurückdenken und sagen “Ja da habe ich angefangen mir in den Arsch zu treten und mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ab da wurde es langsam besser. Ich bin stolz auf mich das ich das damals geleistet habe und jetzt die Früchte meiner harten Arbeit in Form eines erfolgreichen Lebens ernte. Das habe ich sehr, sehr gut gemacht“. Malen sie sich dieses Gefühl in der Zukunft aus und treffen sie die bewusste Entscheidung sich in diese ideale Zukunft zu bewegen. Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.

Motivation durch Imagination

Setzen sie sich gemütlich hin und denken Sie an eine Aktivität die Ihnen gut tut. Nehmen wir das Beispiel Joggen. Schließen Sie die Augen und beginnen sie sich vorzustellen was sie später tun werden. Stellen Sie sich vor wie sie die Schuhe anziehen und das Haus verlassen. Stellen Sie sich vor wie sie anfangen zu laufen und wie stolz sie auf sich sind das sie den ersten Schritt gemacht haben. Stellen Sie sich ein intensives Runners High vor und wie der Kopf sich von Gedanken und Sorgen leert. Stellen Sie sich das rhythmische Tapsen der Füße auf dem Boden vor. Stellen Sie sich vor wie sie sich die ersten 5 Minuten durchbeißen und nicht aufgeben sondern weiterlaufen und wie stolz sie dann auf sich sind. Stellen Sie sich vor wie Sie erschöpft und glücklich Ihr Ziel erreichen. Stellen sie sich vor wie erholt und entspannt sie nach hause zurück traben und sich ausruhen. Malen Sie sich aus wie gut sie sich fühlen und lassen sie die inneren Bilder sich manifestieren. Gehen Sie vor Ihrem geistigen Auge immer wieder den Moment durch wie sie nach den Laufschuhen greifen (oder den Stift in die Hand nehmen und ein Bild beginnen). Dann wenden Sie die 5-Minuten Technik an und treffen die bewusste Entscheidung jetzt tatsächlich nach den Schuhen zu greifen und denken Sie dabei “JA, sehr gut. Du machst das großartig”

Hallo Widerstand

Erkenne innere Widerstände und komme in die Aktivität. Heute dachte ich zum Beispiel: „Ein Tee würde mir jetzt gut tun. Ah, aber ich habe keine Lust, das ist mir jetzt zu aufwändig“. Ich dachte: “Aha, ein Widerstand.” “Hallo Widerstand, juhu schön das du da bist, das ist eine Gelegenheit an mir zu arbeiten und gesund zu werden. Jetzt habe ich keine Lust Tee zu kochen UND ich mache es trotzdem. In 10 Jahren werde ich denken, “Aha, ja, gut das ich mich damals überwunden habe, dass waren die ersten Schritte zum gesund werden und jetzt geht es mir besser”. Stellen sie sich in Gedanken vor wie gut ihnen der Tee schmecken wird und wie sie zur Kanne greifen. Finden sie den Schalter und legen sie ihn um.