Den Schalter umlegen (In die Aktivität kommen)

Kennen Sie das? Sie liegen mal wieder auf der Couch rum und sind kraft und Lustlos. “Eigentlich” wäre jetzt Zeit für eine Runde joggen oder ein Bild anzufangen oder zum Musikinstrument zu greifen. “Hm, das würde mir gut tun, aber ich kann nicht, ich fühl mich nicht gut, ich habe keine Lust. Ich muss mich ausruhen”. So ging es mir mal wieder am Samstag letzte Woche und letzen Endes lag ich den halben Tag nur rum und habe aus dem Fenster gestarrt. Ich hatte einfach “keine Kraft und keine Lust”. Ich hatte den Gedanken, “ok, wenn ich jetzt spazieren gehe oder singe, was ist wenn ich mich unwohl fühle und abbreche? Dann geht es mir NOCH schlechter”.

Mir wurde klar wie dumm es ist so zu denken!

Es reifte in mir der Entschluss dass es so nicht weitergehen kann. Das ist nicht das Leben dass ich mir wünsche! Natürlich sind Pausen wichtig und notwendig und es darf auch mal Faulenztage geben, aber insgesamt ist zu viel liegen und grübeln einfach nicht gut für mich und ich verpasse das Leben!

Mein Vater war 25 Jahre im Heim und lag den ganzen Tag im Bett und sprach kaum ein Wort. Er hat aufgegeben, sich in die Krankheit geflüchtet und er hat einen hohen Preis dafür bezahlt, er hat sein Leben nicht auf die Reihe bekommen und hatte eine schlimme Zeit in jahrzehntelanger Depression und Einsamkeit bis er irgendwann starb. Da habe ich gesehen was es bedeutet aufzugeben und “liegen zu bleiben”, das will ich für mein Leben auf keinen Fall! Er wollte sich “ausruhen” und es war ihm alles “zu anstrengend”. Dieses Spiel kann man jahrzehntelang so weiter spielen und sich vom Leben und der Gesundheit verabschieden.

Und das ist der Grund warum ich mir jeden Tag aufs neue die größte Mühe gebe gesund zu werden! Es ist MEIN Leben und MEINE Zukunft in Gesundheit, niemand kann mir es wegnehmen!

Ok, es gibt psychische Situationen, da kann man wirklich nichts machen. Dann ist es so wie mit dem berühmten 100 Meter Lauf mit dem gebrochenen Bein, was unmöglich ist. Wenn es in unserem Kopf so richtig rund geht, dann sind wir in unserer schwarzen Kiste und müssen die Gedanken aushalten und notfalls Bedarfsmedikation nehmen und abwarten. Aber seien wir ehrlich, es ist nicht “immer” ganz schlecht, manchmal fühlen wir uns auch normal oder zumindest neutral, oder zumindest ein bisschen weniger schlecht. Und dann wird es Zeit den Spielraum zu nutzen und in die Aktivität zu kommen!

Das hier habe ich gestern in mein Tagebuch geschrieben:

Es wird höchste Eisenbahn den Schalter umzulegen und in die Aktivität zu kommen. Es ist DEINE Entscheidung, Niko! Tu das was dir gut tut und trete dir in den Arsch! Du schaffst das!

Ok, es ist entschieden. Heute trete ich mir in den Hintern und mach was! Es ist meine Entscheidung! Ich will gesund werden.

Niko, willst du wirklich gesund werden?

JA

Tust du auch alles dafür?

JA


Sehr gut, dann ist es HEUTE an der Zeit sich zu verändern. Krieg dein Leben auf die Reihe und du wirst ein glückliches Leben leben dass deinen Werten entspricht! Du hast Zeit, du hast alle Ressourcen die du brauchst, du hast Mut, Kraft und die richtige Einstellung, dein Leben wird gelingen! Eine glückliche, erfolgreiche Zukunft erwartet dich!

Mir ist klar geworden: Es ist meine Entscheidung! Raus aus dem Kopf, rein ins Leben! Raus aus dem Sumpf, rein in die Zukunft, Scheiße raus, Liebe rein!

Ihr Gehirn muss lernen dass es in der Aktivität viel weniger Energie verbraucht als mit Grübeln im Bett. Tun Sie sich das nicht länger an. Sie müssen den Schalter umlegen und sich ganz bewusst entscheiden: “Ich kriege mein Leben auf die Reihe. Ich komme in die Aktivität. Ich werde gesund. Die Seele will gesund werden”.

Gestern hat es geklappt. Ich habe gemerkt wie leicht es ist was anzufangen, auch wenn man sich anfangs dabei etwas unwohl fühlen könnte. Das ist normal! Bleiben Sie dran, es wird jetzt sehr bald sehr viel leichter in Ihrem Leben. Ich habe gestern meine Morgenroutine geschafft (nicht denken, abspulen) und war im Gottesdienst, dann hatte ich Freude am kochen, am lesen, hab mit einem Freund telefoniert, hatte Besuch und am abend bin ich gejoggt und habe ich mit einem Freund Schach gespielt. Am Abend habe ich Serie geschaut. Ich war den ganzen Tag aktiv und habe meine festen Pausenzeiten eingehalten und am abend beim schlafen gehen war ich stolz auf mich!

Also, Schluss mit dem Sumpf und dem Glasgefängnis. Sie brauchen den berühmt berüchtigten “Arschtritt”. Greifen Sie zur Gitarre, zum Blatt Papier, zum Tagebuch, zur Serie, zum PC Spiel, zum Buch, zu den Laufschuhen, was immer es ist. Hauptsache: Sie “machen” was! Welche eine Sache die Ihnen gut tut könnten Sie heute schaffen?

Ich habe gemerkt, wie leicht es ist das richtige zu tun wenn man den “ersten” Schritt wagt. Wenn man erst einmal anfängt merkt man wie gut es eigentlich tut, besser als man gedacht hätte. Ich will Ihnen Mut machen: Wagen Sie diesen ersten Schritt und kommen Sie in die Aktivität. Es gilt, das unangenehme Gefühl im Vorfeld der Aktivität auszuhalten und es trotzdem zu machen. Manchmal müssen Sie sich “zwingen”.

Eine neue Woche beginnt. Ich bin top motiviert und energiegeladen. Ich freue mich darauf, dass ich mein Leben auf die Reihe bekomme und ich tue alles dafür gesund zu werden. Ich bin auf der Reise. Schatten werden kommen und gehen, ich bin vorbereitet.

Tun Sie etwas für Ihre mentale Gesundheit, leben Sie das Leben Ihrer Träume! (wie das aussehen kann, siehe 10-Satz Methode). Es ist viel leichter als sie denken! Sie schaffen das!

Fangen Sie mit Babyschritten an, möglichst kleine, erreichbare Ziele: 10 Minuten Gitarre, 15 Minuten joggen, 20 Minuten malen und so weiter, das schafft schnell Erfolgserlebnisse und dann werden Sie mehr davon haben wollen. Gehen Sie über die Hemmschwelle, mit einer bewussten Entscheidung für “Ihre” mentale Gesundheit und Zukunft.

Wenn Sie Sport machen darf sich das ruhig auch anstrengend und unangenehm anfühlen, das ist normal! Quälen Sie sich ein bisschen, es ist gut für Sie! Danach werden Sie stolz auf sich sein! Visualisieren Sie in einer ruhigen Minute und malen sich aus wie Sie zu den Laufschuhen greifen und denken “JA! Sehr gut”, wie Sie loslaufen, sich durchbeißen und wie gut Sie sich fühlen werden wenn die Strecke geschafft ist.

Was können Sie heute tun um gesund zu werden? Es ist ihre Entscheidung! Entscheiden Sie sich richtig!

Wenn es heute nicht klappt und Sie wieder im Bett landen, seien Sie nicht böse mit sich, vielleicht klappt es morgen. Sie haben Zeit. Zeit gesund zu werden, langfristig. Die Seele will gesund werden. Sie haben jeden Tag eine neue Chance die Sie nutzen können! Seien Sie geduldig und nachsichtig mit sich. Es kommt alles in Ordnung.

Wie werden Sie sich entscheiden?

Biblische Meditation

In früheren Zeiten habe ich mich sehr für Zen interessiert und die Meditationspraxis “Zazen” ausgeführt, welches ein zentrales Element des Zenweges ist. Zen stammt ursprünglich aus der buddhistischen Praxis und hat sich über China bis nach Japan ausgebreitet. Es geht darum einfach zu sitzen und den Geist zu leeren, im hier und jetzt zu sein.

Zen will das Ego auflösen, um in die leere, formlose Wirklichkeit einzutauchen.

Zen geht sehr in die Tiefe und alles hier auszuführen würde den Rahmen sprengen.

Mittlerweile bin ich überzeugter Christ und sehe fernöstliche Meditation etwas kritisch. Aber Meditation und Kontemplation kann auch ein wertvoller Bestandteil des Christseins sein. Das christliche Pendant zum Zazen ist die biblische Meditation.

Dafür habe ich ein Übungsprogramm zusammengestellt welches ich jeden morgen als Teil meiner Morgenroutine ausführe. Es dauert etwa 30 Minuten.

Hier zeige ich Ihnen wie es geht.

1) Vorbereitung

Ich benutze eine Klangschale, ein Zafu (Meditationskissen) und ein Bodenkissen. Finden Sie alles bei Amazon. Stöbern Sie auf dem chatbot vom Bibelserver und suchen Sich einen Bibelvers aus und drucken Sie ihn sich aus. Sie können nach Stichworten wie “Gnade” oder “Vergebung” suchen oder den chatbot fragen: “Zeige mir 10 Bibelverse die sich für biblische Meditation eignen”, dann suchen Sie sich den aus der Ihnen am Besten gefällt.

2) Beginn

Machen Sie es sich auf dem Kissen bequem, ich stelle es immer seitwärts und nehme im Kniesitz darauf Platz. Läuten Sie die Klangschale 2 mal und stellen sich mental darauf ein dass es jetzt Zeit ist Gott zu begegnen und zu meditieren. Es ist egal was davor war oder was danach kommt. Falten Sie die Hände zum Gebet und sagen laut “Jesus Christus”.

Falten Sie die Hände im Schoß. Atmen Sie 10 mal tief ein und lange aus. Spüren Sie in sich hinein. Nehmen Sie nacheinander die Kontaktflächen mit der Unterlage wahr. Füße, Schienbeine, Knie und Hände und Arme auf den Schoß. Kommen Sie an auf Ihrem Platz.

3) Anfangsgebet

Beten Sie ein mal das Vater Unser

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

4) Bibelstelle reflektieren

Nehmen Sie sich Ihren Bibelvers den Sie ausgesucht haben zur Hand und lesen Sie ihn (gerne auch laut) so oft durch bis Sie ihn auswändig können (wenn Sie es noch nicht tun) Hier ist ein Beispiel

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. 

Matthäus 11,28

Wiederholen und reflektieren Sie den Text für ca. 5 – 10 Minuten und schließen Sie mit einem “Amen”

5) Herzgebet

Als nächstes kommt das Herzgebet.

Das Herzgebet (auch Jesusgebet genannt) ist eine uralte christliche Gebetsform, die besonders in der östlich-orthodoxen Kirche verbreitet ist. Es gehört zur mystischen Tradition des Christentums und hat das Ziel, den Beter in eine tiefe, innige Verbindung mit Gott zu führen

dazu sprechen Sie in Gedanken (oder laut) immer wieder die Zeile: “Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner”. Immer wieder, für 5 bis 10 Minuten. Schließen Sie mit einem “Amen”.

  • Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner
  • Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner
  • Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner

6) Kontemplation/Zeit der Stille

Setzen Sie sich einen Timer von 15 bis 20 Minuten.

Als nächstes kommt die Zeit der Stille und der Kontemplation (Gottesschau). Kontemplation ist eine Form des inneren, stillen Gebets oder der Betrachtung, bei der es nicht um Worte, Gedanken oder Bitten geht, sondern um das verweilende Sein in der Gegenwart Gottes. Sie ist ein Weg der liebenden Aufmerksamkeit – einfach da sein, vor Gott, ohne etwas zu tun oder leisten zu müssen.

Kontemplation ist gedankenfrei und wortlos. Sie lässt das Denken los, um sich ganz Gott hinzugeben. In einer Welt voller Reizüberflutung hilft Kontemplation, den Lärm der Gedanken und die Unruhe des Ichs zu beruhigen. Sie führt in eine heilsame innere Stille. Strecken Sie Ihre Antennen nach Gott aus und seien Sie auf Empfang.

Lassen Sie Bilder und Worte auftauchen und nehmen Sie interessiert wahr. Das können Bilder aus der Natur oder Tiere sein. Oder positive Gedanken und Eingebungen wie “Gott liebt dich” oder “Du bist mein geliebtes Kind”. Was es auch ist lassen Sie locker und lassen die Worte und Bilder kommen und gehen. Wie Wolken am Himmel. Dabei können Sie immer wieder zur Empfindung des Atems zurückkehren. Wenn der Timer klingelt schließen Sie mit einem “Amen”.

7) Übergang

Beugen Sie sich vor so dass sie die Stirn auf das Kissen als Unterlage legen und beten ein Vater Unser.

8) Aktives Gebet

Nun beten Sie zu Jesus Christus wie Sie es gewohnt sind. Beten Sie Ihn an, bedanken Sie sich für das was alles gut läuft und bitten Sie um Hilfe für Probleme, Sorgen und Herausforderungen, leisten Sie Fürbitte für andere Menschen. Beten Sie so lange wie es sich richtig anfühlt.

Hier ist ein Beispiel:

Herr, Jesus Christus komm in mein Herz und mach mich gesund, ich vertraue dir, du machst das mein Leben gelingt. DU bist der große Heiler und Herrscher in meinem Herzen. Du hast diese Welt perfekt und schön gemacht und ich darf darin leben und mich entfalten, dank dir! Danke dass DU für mich ans Kreuz gegangen bist damit ich mit Gott wieder in Gemeinschaft sein darf. Danke dass du mir guten Schlaf schenkst und mir jeden Tag neuen Mut und neue Kraft gibst! Danke für Essen und Trinken, mein Zuhause, Wohlstand, Gesundheit, Freiheit und Sicherheit. Segne alle meine Familie und Freunde und Gemeinde. Du bist mein Herr, mein Gott, ich bete dich an und will dir nachfolgen. Amen.

9) Abschluss

Läuten Sie 2 mal Ihre Klangschale. Die biblische Meditation ist damit abgeschlossen und Sie sind geistlich gestärkt für den Tag. Viel Erfolg und Freude mit diesem Übungsprogramm.

Was ist JETZT? (Realitätsanpassungstraining)

Der schizophrene Mensch neigt dazu, insbesondere in einer psychotischen Episode mental in ein eigenes Gedankengebäude abzudriften, die private Realität. Plakate und Radiosendungen werden als Botschaften interpretiert, inner Druck in sozialen Situationen entsteht, Menschen und Reize scheinen überintensiv und manchmal fühlen wir uns einfach unwohl, als würde eine dunkle Macht uns bedrohen. Manchmal neigen wir zum Wahn und haben Beziehungsideen, d.h. wir interpretieren was wir hören und sehen so, als hätten sie was mit uns und unserer Situation zu tun.

Bis letzte Woche war ich in der psychiatrischen Tagesklinik in Ludwigsburg. Es war eine herausfordernde Zeit. Ich saß im Gruppenraum oder in der Kunsttherapie und alles fühlte sich seltsam uns surreal an, Gesichter und Menschen waren überintensiv und ich war absolut auf mich und mein Seelenleben fixiert. Ich hatte psychotische Ängste ich falle in einen Abgrund, muss ins Krankenhaus und komme nie wieder raus. Assoziationen und Erinnerungen aus Träumen, Filmen und Psychosen quälten mich.

Auch bei meinen häufigen Spaziergängen, grüble und grüble ich über mich und mein Seelenleben, ich bemerke manchmal gar nicht die Natur und den schönen Tag, die Bäume, Blumen, Vögel und das schöne Wetter.

Im Verlaufe der 6 Wochen Tagesklinik wurde es besser. Ich habe fast jeden Tag geschafft und super Fortschritte gemacht und meine Lebensqualität steigerte sich deutlich. Wie habe ich das gemacht? Mit Realitätsanpassungstraining, ein wichtiger Baustein zur Genesung von einer Psychose. Wenn ich in einer Situation in der Tagesklinik mich unwohl fühlte, dachte ich immer “Ah ok, da ist ein ungutes Gefühl, hallo Gefühl, das ist eine gute Gelegenheit Realität zu trainieren! Was ist jetzt?” Fürchten Sie sich nicht vor diesen Zuständen, Sie sind nicht in Gefahr! Ja, Realität kann (und muss) man trainieren!

Wir müssen unsere Software umprogrammieren und uns immer wieder gebetsmühlenartig fragen: “Was ist JETZT?” “Was ist real?” “Was ist gesund?” “Was ist normal, stinknormal?” “Was kann ich sehen und anfassen?” “Hallo Baum, hallo Eichhörnchen” “Hallo Miezekatze” “Hallo Spaziergänger mit Hund”. Oder auch wenn wir in einer sozialen Situation sind und merken dass wir wieder in unserem Denktunnel sind und Angst haben: “Was ist JETZT?”, zurück in die Realität!” “Raus aus dem Kopf, rein ins wunderbare Leben!”

Wenn wir nur in unserem Kopf sind, verpassen wir den Moment, das worin sich das ganze Leben entfaltet. Wir verpassen die Schönheit und Perfektion dieser Welt!

Vergangenheit und Zukunft sind nicht real. Nur der Moment ist real!

Die Realität ist wie sie ist und warum sie so ist, das weiß keiner so ganz genau. Das IST einfach so und wir brauchen uns nicht darüber zu wunder. Lassen wir sie uns einfach genießen!

Werfen Sie immer wieder den Anker und verankern Sie sich im hier und jetzt! Ihr Leben wird dadurch angenehmer, leichter und schöner. Mit der Zeit automatisieren sich diese “Was ist JETZT” Gedanken und eine tragfähige, gesunde Lebensrealität in unseren Gedanken entsteht so dass wir gelassen und zufrieden durch dieses wunderbare Leben gehen können und unsere Ziele verfolgen können. Ein Leben zu leben dass unseren Werten und unserer Bestimmung entspricht, darauf kommt es an.

Hier ein Tipp: Basteln Sie oder kaufen Sie sich ein Armband, welches Sie immer an den Satz “Was ist JETZT” erinnert, immer wenn Sie das Armband bemerken denken Sie diesen Satz. Denken Sie ihn so oft wie möglich. Es braucht etwas Geduld und Arbeit und Beharrlichkeit, aber mit der Zeit wird sich ihre Gedankenwelt in der Sie früher gefangen waren verändern.

Bleiben Sie dran, es lohnt sich!

Brief an Gott

Lieber Gott,

ich wurde in ein christliches Umfeld hineingeboren und als Kind ging ich gerne in den Kommunionsunterricht. Ich mochte die schönen Kirchen in denen du wohnst und die schönen Geschichten. Am Liebsten mochte ich die vom “verlorenen Sohn”.

Als Jugendlicher wollte ich nichts mit dir zu tun haben und habe rebelliert mit meinem Metal, meinen düsteren T-Shirts, Plakaten und sogar Satanismus fand ich spannend und interessant. Die Bibel habe ich abgelehnt und mich lustig über die Christen gemacht. Das muss dich sehr traurig gemacht haben.

Bestimmt hast du mich gesehen, wie einsam ich war und wie die Mitschüler mich jahrelang gemobbt haben. Du hast gesehen wie ich zum Cannabis, zum Alkohol und zu den Videospielen gegriffen habe um diese innere Leere und den Schmerz in mir zu überdecken. Es schmerzte dich, ich war getrennt von dir, einsam und alleine. Du hast auf mich gewartet und ich ging meinen eigenen Weg.

I’ve Been A Drifter For So Many Years
I’m Running Around In Endless Circles
Confusion And Despair
Oh, It’s Always There
Oh, Lord Please Take It Away

I Am So Alone
I’m Longing Back For Home
When I Hear The Sound In The Air
In The Air

Far Away, Far Away
I Hear The Distant Call
Far Away, Far Away
It Is The Father’s Call
Oh Father, Oh Father
Lost Son Is Coming Home
Oh Father, Oh Father
I’m Coming Back To Stay

I Should Have Listened To Your Words
I Closed The Door And Went My Own Way
So Cold, So Empty
It’s Driving Me Insane
Oh Lord, Please Take It Away

Narnia, the lost son

Ich hatte einen Hunger in mir und wusste damals nicht dass es ein Seelenhunger war, den nur DU stillen kannst, diese Gedanken kamen erst sehr viel später. Ich begann mein Studium und ich wurde psychisch krank. In Ulm wo ich studierte gab es auch schöne Zeiten und du hast viele tolle Menschen in mein Leben geschickt. Aber die Leere war immer noch da. Ich zog mir grausamen Mist im Internet rein, welcher mich seelisch verletzt hat und ich schämte mich.

Ich begann abzudriften und kam zum ersten mal ins Krankenhaus. Meine Psychokarriere in den Kliniken begann. Finstere Zeiten und Hoffnungslosigkeit. Stundenlange Spaziergänge bei nacht und ich driftete immer weiter ab. Du warst bei mir, ich habe dich nicht gesehen, aber heute weiß ich dass du mich die ganze Zeit beschützt hast und darauf gewartet hast dass ich zu dir zurück komme.

Viel später, war ich wieder mal im Krankenhaus, ein Ort düsterer Verwzweiflung. Dann hast DU den Pfarrer Herrn Liebhart in mein Leben geschickt. Er kam einmal die Woche mit seiner Gitarre auf die Station und wir haben 30 Min christliche Lobpreis Musik gesungen. Singen mochte ich so gerne und der Pfarrer hat mich für meine Stimme gelobt.

Eine Insel der Freude in mitten des Schmerzes und des Elends. Das war der Wendepunkt und ich begann mich wieder für DICH zu interessieren. Ich unterhielt mich mit Herrn Liebhart und begann in die Klinik Gottesdienste zu gehen. Er sagte “Gott strahlt Liebe aus wie die Sonne, er kann nicht anders”, das fand ich interessant. Es begann eine tiefe Veränderung in mir und neue Hoffnung keimte in mir auf. Bist DU die Antwort auf meine Fragen? Die Antwort auf diese tief sitzende, bohrende innere Leere in meinem Herzen?

Ich fing an die Kirche zu gehen und später in der Kirchenband zu singen, DIR zur Ehre. Oft ist es so, dass ich das Gefühl habe du, Jesus, bist in meinem Kopf aber noch nicht in meinem Herzen angekommen. Ich ging zum christlichen Musical, ging in eine christliche Reha und machte Glaubenskurse in der ICF Kirche, ich habe viele neue Christenfreunde kennengelernt in meiner Gemeinde und im Junge Erwachsene Treff. Ich begann in der Bibel zu lesen, zu beten und mich immer mehr mit DIR zu beschäftigen. Die Lobpreis Lieder die du in mein Leben geschickt hast sind wie treue Freunde die mich in meinen Gedanken und in schwierigen Zeiten begleiten. Morgens nehme ich mir Zeit für biblische Meditation und Gebet und Zeit der Stille, wo ich dir begegne.

Der verlorene Sohn kommt nach hause und du jubelst!

„Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen; und er lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“– Lukas 15,20

Aber Herr, warum ist mein Leben so verdammt schwierig? Ich kämpfe seit 20 Jahren mit der Krankheit paranoide Schizophrenie, erleide immer wieder Rückschläge und manchmal verliere ich den Mut. Du hast mir jugendliches Aussehen, schöne blaue Augen, Gesundheit und viele Talente und Begabungen geschenkt. Du hast viele tolle Freunde und meine Mama in mein Leben geschickt, ich durfte tolle Auftritte hinlegen, mit Impro, Gitarre und Musik. Ich konnte mein Studium abschließen und arbeiten.

Du hast mir viele Jahre eine tolle Liebesbeziehung mit Susi geschenkt. Ich bin körperlich fit und gesund und habe ein schönes zuhause. In den letzten Jahren hast du mir ein Schreibtalent geschickt und inspirierst mich zu meinen Blog Artikeln und zu meinem Buch, dass, so hoffe ich, vielen Menschen in unserem Land helfen wird. Danke!

Ich erkenne, wie wunderbar du diese Welt und mich gemacht hast. Ich erkenne dass all das Leid was ich durchlebte notwendig war damit ich zu DIR finde. Wie wäre mein Leben ohne die Krisen verlaufen? Ohne sie hätte ich nicht zu DIR gefunden! Ich wäre nicht auf die Idee gekommen dass ich anderen Menschen mit Schizophrenie helfen will. Diesen Auftrag hast DU in mein Herz gelegt und gibst mir jeden Tag neue Kraft damit ich dieses Ziel erreiche, in deinem Namen! Die Welt schreit nach Linderung und ich kann meinen Teil dazu beitragen. Durch meine Krisen bin ich als Mensch stark gewachsen und habe eine neue Perspektive auf das Leben gewonnen.

Deswegen Herr, heute will ich mich bedanken für meine schwierigen Zeiten die ich immer noch erlebe. Es ist notwendig damit ich wachse und aufblühe. Ich denke manchmal, ich muss alles aus eigener Kraft schaffen. Aber das geht nicht! Ich schaffe es nicht alleine! Ich brauche Rettung! Ich brauche DICH!

Ich habe einen Sinn in meinem Leben gefunden, einen Auftrag und das ist von allem was du mir geschenkt hast das aller wertvollste! Herr, ich danke dir!

Auf dich will ich mich konzentrieren und DICH in mein Herz lassen, so werde ich gesund und mein Leben gelingt. Du hast einen großen Plan für mich und möchtest dass ich so vielen Leuten wie möglich helfe. Mit dem Blog, dem Buch und irgendwann mit dem Coaching.

Herr, mein Leben, welches du mir geschenkt hast ist manchmal sehr mühsam. Vor allem die Geldsorgen nagen an mir und ich frage mich oft was morgen werden wird. Ich will auf DICH vertrauen, du versorgst mich! Du hast es in der Vergangenheit immer und immer wieder getan. Du sagst “Fürchte dich nicht!”

„Und es erhob sich ein großer Windsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich schon füllte. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn und sprachen zu ihm: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen? Und er stand auf, bedrohte den Wind und sprach zu dem See: Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.“
– Markus 4,37-39

Der Widersacher hatte mich jahrzehntelang fest im Griff und unternahm alles um mich zu zerstören. Ich war naiv und dachte Satan bedeutet Unabhängigkeit und Freiheit. Ich experentierte mit finsteren Mächten, die ich nicht verstand.

Herr es tut mir leid!

Die Metaltexte, die Videospiele, die Pornos, die Suchtmittel haben sich tief in meinen Geist eingeschliffen und verfolgen mich bis heute. Ich schleppe Tonnen von seelischem Müll mit mir rum. Herr befreie mich! Nimm mir die Last von den Schultern! Da sind Sorgen und Abgrundgefühle, ich tausche sie ein, bei dir am Kreuz, gegen Hoffnung, Mut und Gelassenheit!

Der Widersacher erzählt mir Lügen über mein Leben. Er lügt wie gedruckt! Er möchte mich von dir weg locken und mich kaputt machen, damit ich niemandem helfen kann.

Doch das schafft er nicht! Ich glaube an DICH und vergesse den Teufel, der tut mir nichts wenn ich ihn nicht lasse!

Oh You are with me
Father You’re for me
Oh fear will never conquer me
‘Cause I belong to Jesus
I’m never alone
I’m never abandoned
Oh fear you’ll never conquer me
‘Cause I belong to Jesus

I Belong To Jesus, Bethel Music

Let every heartbreak and every scar
Be a picture that reminds you who has carried you this far
‘Cause love sees farther than you ever could
In this moment heaven’s working, everything for your good

Tell your heart to beat again, Danny Gokey

Herr, bitte mach dass ich nun bald zur Ruhe komme. Nimm mir die Last von den Schultern und lass mich Frieden finden und lass mich aufhören einen Krieg mit mir selbst zu führen. In meiner Schwäche bist du stark. Bitte versorge mich und mach mich frei! Du hast es doch versprochen. Wenn ich mit DIR gehe, machst DU dass mein Leben gelingt, auch wenn es schwierig wird. Wenn es mir schlecht geht, schick mir einen Engel der mich behütet und beschützt.

Herr, in allen meinen schwierigen Zeiten und all dem Leid was ich durchmachen musste warst du in jeder Sekunde an meiner Seite. Du hast deine siegreiche Hand über mir ausgestreckt. Du hast mit mir gelitten und mein Schmerz war dir nicht verborgen. Ich war nie in Gefahr und ich fiel niemals tiefer als in deine Hand. Du hast mich durch das Feuer begleitet, du hast mich gerettet. Herr vergib mir meine Sünden und was ich mir alles angetan habe. Wie grausam ich zu mir selbst war und wie lieblos. Ich bin OK! Du liebst mich! Nichts und niemand kann mich deiner liebenden Hand entreißen, ich falle nicht auf die Lügen herein. Nichts und niemand kann mich von meiner Gemeinschaft mit DIR im Himmel trennen. Nichts kann mich aufhalten deinen Plan für mich zu erfüllen. Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben, keiner kommt zum Vater als durch dich! Herr Jesus, erbarme dich meiner und schenke mir Gelassenheit und Frieden.

Herr, mein Gott, ich klage die Menschen die mir unrecht getan haben nicht an. Ich schreibe einen Schuldschein und komme zu dir in den Thronsaal und bringe ihn vor deinen Thron. Du kümmerst dich drum. Ja es wurde mir schlimmes angetan, aber ich will vergeben und die Schuldkette loslassen.

Gott, du hast diese Welt so schön und perfekt gemacht. Ich darf darin leben und mich entfalten! Danke, für die vielen tollen Menschen in meinem Leben die mich früher begleitet haben und die auch heute in meinem Leben sind, danke! Danke für die Klinik, die Tagesklinik und dass bald das Therapeutikum in mein Leben kommt. Da bekomme ich Hilfe. Bald will ich wieder in der Kirchen Band singen, DIR zur Ehre. DICH will ich preisen und anbeten. Ich vertraue dir. Ich übergebe dir mein Leben. Komm in mein Herz und mach mich gesund!

Herr bleib immer weiter an meiner Seite und führe mich in eine gesunde, fröhliche Zukunft. In deinem Namen, Jesus Christus. Du lässt mich nie im Stich. Danke, Herr!

Amen.

Krankheit akzeptieren

Die letzten Jahre bin ich berufsmäßig immer wieder in die Überforderung gerannt und wollte die Berufsfähigkeit mit Gewalt erzwingen. Ohne Erfolg. Die letzten 4 Jobs bin ich jedes mal in der Probezeit rausgeflogen, obwohl ich mir größte Mühe gegeben habe. Aber wofür? Im Grunde habe ich mich nur sinnlos gequält. Ich wollte einfach nicht einsehen dass ich die geforderte Leistung die die Arbeitswelt einem abverlangt nicht mehr bringen kann. Auch mit Privatprojekten und großen Plänen habe ich mich überfordert.

Sobald es mir besser geht fange ich an Pläne zu schmieden was ich alles tolles tun könnte und renne immer wieder gegen die Wand.

Seit 3 Jahren ist es so dass ich regelmäßig psychische Zusammenbrüche mit heftigen Zwangsgedanken habe. Auch heute noch. In Notfällen hilft mir mein Notfallmedikament Diazepam. Aber lange Zeit habe wollte ich diese Zustände einfach nicht wahrhaben und habe hartnäckig verdrängt dass ich eine schwerwiegende psychische Beeinträchtigung habe. Wenn es mir besser ging (nach einem schlimmen kommt immer ein guter Tag) dachte ich immer JETZT bin ich ganz gesund! Ich habe es geschafft! Der Alptraum ist vorbei.

Leider geht es in der Praxis nicht so schnell wie wir es gerne hätten. Im Leben mit Schizophrenie gehören psychische Krisen und Rückschläge leider dazu und das müssen wir berücksichtigen. Wir brauchen Krankheitsakzeptanz.

Ich weiß ja schon und ich habe es in diesem Blog mehrmals erwähnt wie wichtig Geduld ist. Engelsgeduld mit uns selbst und liebevolle, nachsichtige Selbstfürsorge.

Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Ich “akzeptiere” das Rückschläge auf dem Weg der Genesung leider dazugehören. Egal wie unangenehm sie sich auch anfühlen, ich weiß “Ich bin nicht in Gefahr”. Es fällt mir zwar schwer aber ich “darf” mich auch mal schlecht fühlen, es ist nicht “immer” schlecht und es gibt auch gute Phasen. In diesen gilt es, den Spielraum zu nutzen und schönen Aktivitäten nachzugehen, von denen wir wissen dass sie uns gut tun. Joggen, musizieren, Spazieren gehen und vieles mehr.

Ich gehe durch eine harte Lebensschule, ich bin auf der Reise und Schatten werden kommen und gehen, ich weiß sie gehen vorbei, es ist nur in meinem Kopf, ich bin in Sicherheit.

Die Welt ist schön und perfekt und wir dürfen uns darin entfalten, ist das nicht wunderbar? Alter, Krankheit und Tod sind ein ganz natürlicher Teil des Lebens. Das will ich akzeptieren und ich WILL mein Leben meistern und all die schönen Dinge erleben die da noch auf mich warten. Auch die Krankheit Schizophrenie ist Teil meines Lebens und meiner Geschichte.

Ich muss nun einsehen dass ich nicht alles das leisten kann was ich gerne würde. Ich muss kleinere Brötchen backen, in Zukunft weniger arbeiten und bei meinen persönlichen Projekten deutlich auf die Bremse treten, so werde ich langfristig gesund, daran habe ich keinen Zweifel.

Auch wenn die Krisen kommen und gehen, das Leben mit Schizophrenie ist immer noch schön und lebenswert, mit der richtigen Einstellung und den richtigen Tools, und gut eingestellter Medikamente. Es sind oft die kleinen Dinge, welche den Unterschied machen. Zum Beispiel eine Kanne grüner Tee, ein alkoholfreies Bier oder ein Spaziergang bei schönem Wetter, ein gutes Gespräch mit einem Freund.

Und wir können üben dankbar zu sein darüber was wir alles schönes in unserem Leben haben! Leckeres Essen und Trinken, Sicherheit, Wohlstand, Freiheit, Freunde, Familie und Gemeinde. Und noch vieles mehr. Kultivieren Sie diese Dankbarkeit und gehen Sie fürsorglich und geduldig mit Ihren Symptomen um, sie sind ein Teil Ihres Lebens und Ihrer Existenz. Und das ist OK.