„So seid nun geduldig, Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist geduldig, bis sie empfängt den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen, denn das Kommen des Herrn ist nahe.“
(Jakobus 5,7-8)
Im Leben mit Schizophrenie läuft es nicht immer so wie man es gerne hätte. Es gibt Umwege, Enttäuschungen und Rückschläge. Das ist frustrierend und manchmal denken wir “Das hat doch alles keinen Sinn mehr, ich pack das nicht”, oder “warum geht es mir wieder so schlecht”, oder “Wann hat dieser Alptraum ein Ende?”
Wir sind tagtäglich mit unseren inneren Bildern und Worten beschäftigt, die uns runterziehen, uns belasten und Angst machen. Der Weg zur Gesundheit scheint uns anstrengend und manchmal sogar unmöglich.
Wir erleben eine Enttäuschung, eine Niederlage, einen Rückschlag und unser Leben läuft einfach nicht so wie es sein sollte, wie wir es gerne hätten, wir wir es uns erträumen und wonach wir streben. Manchmal verlieren wir den Mut. Hat all das kämpfen einen Sinn? Werde ich wieder gesund?
Ich würde sagen: JA! Die wichtigste Tugend die wir brauchen um gesund zu werden, ist Geduld. Geduld im Alltag an der Kasse, Geduld mit unseren Mitmenschen und vor allem Geduld mit uns selbst. Wir müssen akzeptieren dass es nicht immer so rund läuft wie wir es gerne hätten, wir müssen die schlechten Gedanken und Gefühle geduldig über uns ergehen lassen und uns immer wieder langmütig der Realität zuwenden.
Aha, da ist ein Zwangsgedanke. Hallo Gedanke. Was ist JETZT? Da ist eine Wahnidee, hallo Wahnidee, was ist JETZT? Was kann ich sehen und was kann ich anfassen? Was kann ich heute tun um gesund zu werden?
Wenn ich mich morgens hinsetze und meine Klangschale läute stelle ich mich ein auf 30 Minuten Meditation. Da ist Ungeduld. Ich sage mir “Hallo Ungeduld” und fokussiere mich dann immer wieder auf den Atem. So trainiere ich meine Geduld und meine Achtsamkeit die ich im täglichen Leben brauche.
Wer geduldig ist, lässt sich von den Unwägbarkeiten des Lebens nicht stressen und nicht von seinen Zielen ablenken. Er kann Herausforderungen und Rückschläge viel besser hinnehmen und so in sein Leben integrieren, dass es erfolgreich wird. Es ist die Fähigkeit, in einer Situation ruhig und gelassen zu bleiben, auch wenn die äußeren Umstände chaotisch und unvorhersehbar sind.
Ich habe gleich nach dem aufwachen die ersten Zwangsgedanken und verstörenden Bewusstseinsinhalte. Aber davon lasse ich mich nicht entmutigen und starte täglich in meine Morgenroutine. Ich bin geduldig mit mir und akzeptiere dass solche Gedanken (noch) zu meinem Leben dazugehören.
Geistige Gesundheit ist kein Sprint, sondern ein Marathonlauf und erfordert Ausdauer, Disziplin und eben Geduld.
Wenn wir uns jeden Tag und immer wieder um unseren Plan, unsere Werte, Träume und Ziele kümmern werden wir bald die Früchte in Form von geistiger Gesundheit ernten. Ja, es lohnt sich zu kämpfen! Da gibt es eine Lebensrealität in der alles leicht und schön ist und die wir genießen dürfen. Wir können sie jetzt schon genießen, wenn wir uns dazu entscheiden.
Wir müssen die erforderlichen Schritte tun um in diese Lebensrealität zu gelangen und dafür brauchen wir vor allem eines: Engelsgeduld!
Geduld ist im Umgang mit Schizophrenie eine Schlüsselressource. Sie hilft Betroffenen, den oft langen und herausfordernden Weg der Behandlung zu meistern, mit Rückschlägen umzugehen und zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen. Geduld ermöglicht es, den Heilungsprozess zu akzeptieren, auch wenn er nicht linear verläuft, und gibt die nötige Kraft, um weiterzumachen.
Um Geduld zu kultivieren, müssen wir innerlich wachsen, dass ist die große Chance die uns eine Krise bietet (Krise als Chance). Wir brauchen dafür realistische Ziele, eine langfristige Perspektive, Achtsamkeit und Selbstmitgefühl.
Seien sie geduldig mit sich und Ihren Lebensumständen. Eine Zukunft in Gelassenheit, Erfolg und Frieden warten auf Sie als Belohnung für all die Kämpfe die sie durchstehen müssen.
Menschen verändern sich aus genau zwei Gründen: Große Ziele und große Schmerzen
unbekannt
Was ist Disziplin?
Disziplin ist eine Charaktereigenschaft die es uns ermöglicht diejenigen Handlungen durchzuführen die unseren Werten entsprechen und die zu einem gelingenden Leben nach unseren Vorstellungen beitragen, unabhängig davon ob wir zu diesen Aktionen gerade “Lust” haben oder nicht.
Der Duden definiert Disziplin als „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen“. Wer diszipliniert ist, arbeitet also auf ein bestimmtes Ziel hin, ohne sich ablenken oder davon abbringen zu lassen. Somit bestimmt nicht der Zufall darüber, ob das Ziel erreicht wird.
Ein Beispiel: Einer meiner Werte lautet: “Ich bin mental und physisch stark”. Aus diesem Wert leite ich das Ziel ab: “Ich geh täglich 30 min joggen”. Das tue ich immer nach der Mittagsruhe. Der Timer klingelt und ich schnappe mir die Laufschuhe und laufe los. Auch wenn ich keine Lust habe und lieber noch weiter im Bett liegen würde.
In solchen Situationen müssen wir uns leider “zwingen” und überwinden, damit wir unsere Ziele (z.Bsp. mehr geistige Gesundheit durch Sport) erreichen und ein werteorientiertes Leben leben. (siehe der Wertekompass).
Wozu brauchen wir Disziplin
Disziplin ist in vielen Bereichen des Lebens äußerst hilfreich und sogar lebensnotwendig, insbesondere für Menschen mit Schizophrenie.
Ich brauche Disziplin um ausreichend Bewegung zu bekommen
Ich brauche Disziplin um zu kochen und mich gesund zu ernähren
Ich brauche Disziplin um mich zu pflegen
Ich brauche Disziplin um meine Medikamente regelmäßig zu nehmen
Ich brauche Disziplin um meine Wohnung, die Wäsche, die Küche und den Papierkram in Ordnung zu halten
Ich brauche Disziplin um meine Morgenroutine zu absolvieren
Ich brauche Disziplin um meine Tagesstruktur einzuhalten
Ich brauche Disziplin um all die Dinge zu tun die mir gut tun, aber die mich etwas Überwindung kosten anzufangen
Wie bekomme ich Disziplin?
Viele Menschen würden gerne mehr Sport machen, aber sie sagen: “Ich habe einfach keine Disziplin!”. Bei mir war das so: Letztes Jahr verbrachte ich 2 Wochen in der geschlossenen Psychiatrie in Ludwigsburg auf Grund einer akuten Psychose. Auf so einer Station gibt es nicht viel zu tun. Es gibt dort Menschen die schwer krank und schon Jahre dort sind und man denkt: “Oh je, was ist wenn ich einmal so ende?”. Ich balancierte am psychischen Abgrund und da meldete sich der Überlebenswille und ermöglichte Veränderung (Krise als Chance). Ich schwang mich jeden Tag eine halbe Stunde auf den Fahrradergometer und machte jeden morgen eine Frühgymnastik auf dem Hof. Das ermöglichte es mir mich auszupowern und trug maßgeblich zu meiner Gesundung bei. Ich mache seit dem, auch heute noch, regelmäßig Sport. Das wäre nie passiert wenn ich mich nicht in der Geschlossenen hätte dazu zwingen müssen um zu überleben. Die Krankheit hat mich diszipliniert.
Disziplin ist eine Frage der Motivation (was will ich in meinem Leben, wie sieht mein ideales Leben aus und wie komme ich da hin?) und der Prioritäten die wir im Leben setzen.
Setzen Sie sich realistische Ziele, die Sie einem erfolgreichen, glücklichen Leben nach Ihren ganz eigenen Vorstellungen näherbringen und verfolgen Sie diese Ziele mit Mut, Geduld und Disziplin! Finden Sie den Schalter und legen ihn um!
Es wird immer leichter
Die gute Nachricht ist, das diszipliniertes Verhalten gut erlernbar ist und mit der Zeit immer leichter wird. Habe ich mich früher stundenlang gequält und innere Diskussionen geführt bevor ich mich überwunden habe Sport zu machen, verschwende ich mittlerweile keinen Gedanken mehr daran und tue es einfach. Es ist 14 Uhr, der Timer klingelt, Laufschuhe schnappen und los geht’s, auch wenn ich keine Lust habe. Die Hemmschwelle wird mit jedem Mal niedriger und der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten.
Hallo Widerstand
Unser innerer Schweinehund hätte es am liebsten wenn wir einfach nur rumliegen und uns “ausruhen” und geht gerne den Weg des geringsten Widerstands. Zum Beispiel haben Sie den Gedanken: “Eine Tasse Tee würde mir jetzt gut tun”. Dann denken Sie: “Ach nein, ich habe keine Lust”. Zwischen Ihnen und Ihrem Teegenuss liegt ein innerer Widerstand, eine Barriere.
Sagen Sie sich “Oh, hallo Widerstand! Wunderbar, wie schön dass du da bist! Das ist eine neue Gelegenheit zu üben und gesund zu werden wenn ich dich überwinde”. Oft liegt das Potenzial für Veränderungen in so kleinen Dingen wie in einer Tasse Tee. Denken Sie: “Ok, ich habe keine Lust UND mache mir jetzt eine Tasse Tee”. “Ich habe keine Lust UND greife zur Gitarre”, “Ich habe keine Lust UND schnappe mir jetzt die Laufschuhe und laufe los”.
Visualisierung
Wenn Sie mal eine ruhige Minute haben setzen Sie sich hin und lassen Ihrer Fantasie freien Lauf.
Wie wäre es wenn ich heute Sport mache? Ich stelle mir vor wie ich zu den Laufschuhen greife und denke “Ja, großartig”, ich stelle mir vor wie ich das Haus verlasse und loslaufe. “Du machst das super, sehr gut”, ich laufe die ersten paar Meter und bin stolz auf mich. Ich stelle mir ein intensives Runners High vor, das Gefühl immer weiter laufen zu können, völlig mühelos. Ich stelle mir vor wie mein Kopf sich leert. Ich genieße die Luft, die Natur, das rhytmische Tappsen meiner Füße auf dem Boden. Ich male mir aus wie ich glücklich und erschöpft mein Ziel erreiche. Ich stelle mir vor wie großartig ich mich fühle. Ich trabe nach hause und genieße den Hormoncocktail, die Endorphine und berausche mich daran. Was für ein tolles Gefühl. Ich stelle mir vor wie ich unter die Dusche springe und mich eine Weile hinlege und das Gefühl auf mich wirken lasse. Freudig und mühelos wende ich mich danach wieder einer angenehmen Aktivität zu.
Je mehr Sie Ihre Aktivität vor dem inneren Auge visualisieren desto einfacher wird es Ihnen fallen sie Realität werden zu lassen.
Arbeiten ist ein wichtiger Teil im Leben eines erwachsenen Menschen. Auch Menschen mit Schizophrenie. Wir brauchen Arbeit nicht nur um Geld zu verdienen um unsere Rechnungen zu bezahlen, sondern sie strukturiert auch den Tag, sorgt für Erfolgserlebnisse, schafft Gemeinschaft und Selbstwirksamkeit.
Auch für psychoseerfahrene Menschen ist Arbeit wichtig um gesund zu bleiben. Es gelten aber etwas andere Regeln als für ganz gesunde Menschen.
Überlastung vermeiden (Nein sagen)
Im Laufe meiner beruflichen Laufbahn habe ich mehr sehr viel zugemutet. In meinem ersten Job als Softwareentwickler waren 11 Stunden Arbeit täglich und Schaffen am Wochenende keine Seltenheit. Wir hatten einen wichtigen Kunden dem es die Chefetage recht machen wollte und es herrschte großer Termindruck. Ich habe mir diese Belastung über Jahre zugemutet weil ich dachte “das ist einfach so” und ich MUSS (Siehe Artikel Perfektionismus).
Rückblickend ist es kein Wunder dass ich nach 3 Jahren intensiver Überforderung im Krankenhaus landete und 1,5 Jahre pausieren musste. Im Anschluss versuchte ich wieder in dieser Firma Fuß zu fassen, wurde aber kurz nach meiner Ankunft gefeuert.
In meinen späteren Jobs war Überforderung am Arbeitsplatz immer wieder ein Thema. Die letzten 4 Jobs, die ich die letzten 2 Jahre hatte bin ich jedes mal in der Probezeit rausgeflogen. Ich gab mir sehr große Mühe aber durch meine starken Ängste war ich den Anforderungen einfach nicht gewachsen. Ich hatte versucht 80% zu arbeiten und wollte einfach nicht einsehen dass ich nicht mehr so leistungsfähig bin wie früher.
Im Sommer 2023 nach einem Aufenthalt in der Tagesklinik bin ich wieder in den nächsten Job und in die nächste Überforderung gerannt. Meine Therapeutin versuchte mich zu warnen aber ich wollte nicht hören und dachte ich MUSS arbeiten und etwas leisten. Ich war die ersten 2 Tage zur Einarbeitung in Augsburg. Ich quälte mich durch und versuchte die Ängste wegzudrücken und zu funktionieren weil ich dache ICH MUSS. Es gab keine Möglichkeit sich zurückzuziehen, ich war in einer fremden Stadt weit weg von zuhause.
Die zwei Tage gingen vorbei und ich begann mit wenig Erfolg meine Arbeit im Homeoffice. Nicht nur war die Arbeitszeit viel zu lang, auch inhaltlich war der Job nicht das richtige für mich und ich hatte nicht die geforderten Skills. Nach 4 Wochen flog ich raus und eine weitere Krankenhausphase im Herbst 2023 begann.
Heutzutage würde ich mir diese Überforderung nicht mehr antun. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und eingesehen dass ich einfach nicht mehr so belastbar bin. Ich habe gelernt “nein” zu sagen und mich vor Überforderung und crunch time (intensive zeiten der Programmierung auch bei Nacht) ist einfach nicht mehr drin. Ich habe gelernt Rücksicht auf mich zu nehmen.
In meinen Homeoffice Tagen habe ich mich immer wieder an den Laptop gequält, hatte große Ängste vor Meetings und etwas falsch zu machen. Und Fehler habe ich so auch viele gemacht. Wenn es gar nicht mehr ging, habe ich mich stundenlang gequält ob ich mich für den Rest des Tages krankschreiben lasse oder mich weiter quäle. Warum habe ich mir das angetan?
Wenn ich wieder in eine solche Situation komme, ich kann einfach schreiben “Sorry, mir geht’s nicht gut. Tschüß bis morgen.” und fertig. Egal, was die Chefs und Kollegen denken. Meine Gesundheit hat Priorität!
Die Berufung finden
Wenn Sie einen Beruf haben, stellen Sie sich die Frage: Macht mir die Arbeit eigentlich Spaß? Würde ich sie auch machen wenn ich kein Geld dafür bekommen würde? Haben Sie einen Traum, wären gerne selbstständig, haben eine gute Geschäftsidee oder würden gerne ein Hobby zum Beruf machen, aber sie müssen Ihre Rechnungen bezahlen und wagen den Schritt nicht?
Finden Sie Ihre Berufung und die Arbeit und Ihr Leben werden Ihnen wesentlich leichter fallen.
Ich glaube dass ich 13 Jahre im falschen Job gearbeitet habe. Ich mag meine Programmier und Designskills und manchmal macht es immer noch Spaß (und ich brauche das Geld), aber meine wahre Berufung ist es Menschen mit Schizophrenie zu helfen und ihnen Mut zu machen. Deswegen betreibe ich diesen Blog und möchte mittelfristig eins zu eins Coaching anbieten und Workshops durchführen. Das ist mein Auftrag und meine Berufung, von der ich irgendwann mal leben will.
Sind sie überfordert und desinteressiert an ihrem Job? Dann müssen Sie sich beruflich verändern! Das Leben ist viel zu kurz um ein Drittel des Tages mit etwas zu verbringen was keine Freude macht.
Wenn man das WARUM hat dann ist das WIE deutlich leichter zu tragen.
Das Thema Krankheit bei der Jobsuche
Ein wichtiger Rat: Gehen Sie nur auf Jobsuche wenn Sie sich ausreichend stabil und belastbar fühlen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Therapeuten darüber.
Wenn Sie dann auf Jobsuche sind stellt sich immer die Frage “Wie kommuniziere ich meine Krankheitsgeschichte?”. Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder erfolgreich beworben. (Den Job dann zu “behalten”, war das Problem).
Dabei bin ich in den ersten Bewerbungsgesprächen offen mit meiner Geschichte umgegangen. (im Anschreiben noch nicht) Ich berichtete den Gesprächspartnern mit Bezug auf meinen Lebenslauf dass ich einen Burnout hatte weil ich mich überfordert hatte. Dabei ist es wichtig, den alten Arbeitgeber nicht schlecht zu reden, sondern zu loben was positiv war.
Ich berichtete weiter dass ich aus dieser Zeit viel über mich gelernt habe, dass ich mich stabilisiert habe und dass ich Tools und Methoden zum Stressmanagement erlernt habe, die mir helfen langfristig gesund zu bleiben. Das Wort “Schizophrenie” habe ich erst mal vermieden, da viele Menschen damit nichts anfangen können und zum Beispiel an “gespaltene Persönlichkeiten” denken.
Die Gesprächspartner freuen sich in der Regel wenn man ehrlich ist und seine Krankheitsgeschichte offen anspricht. Sie wollen wissen ob der Kandidat JETZT in der Lage ist die geforderte Leistung zu erbringen. Sie wollen einen NUTZEN vom Kandidaten haben. Der Lebenslauf muss daher nicht perfekt sein und darf Lücken haben, argumentieren Sie so, dass die Lücke im Lebenslauf rückblickend ein Erfolg ist weil Sie ihre Grenzen bewusster wahrnehmen und sich als Mensch weiterentwickelt haben.
Schizophrenie und Vorgesetzte
Je nachdem welches Vertrauensverhältnis Sie zu Ihrem Chef haben, eröffnen Sie ihm im Gespräch dass Sie nicht so leistungsfähig wie ihre gesunden Kollegen sind und bitten Sie ihn in der täglichen Arbeit Rücksicht zu nehmen. Informieren Sie ihn dass es manchmal schlechte Tage gibt, damit sie ein gutes Gewissen haben können auch mal früher Schluss zu machen.
Vereinbaren Sie ein wöchentliches Meeting mit Ihrem Chef, wo besprochen wird wie es gerade gesundheitlich läuft.
Den richtigen Job finden
Seit etwa einer Woche habe ich einen neuen Nebenjob als Webentwickler und arbeite für einen Freund der eine Webdesignfirma hat und mir erste Aufgaben gegeben hat. Der Job ist ein 6er im Lotto. Ich arbeite in der Regel morgens zwischen 6:00 Uhr und 8:30 Uhr. Die Arbeit ist fachlich mit meiner Berufserfahrung ein Kinderspiel, die Zeit geht im Handumdrehen vorbei und macht mir große Freude. Es ist das gute Gefühl etwas zu leisten und gute Arbeit zu machen. Mein Freund ist mit meiner Arbeit bisher sehr zufrieden. Die Arbeitszeit ist meiner aktuellen Leistungsfähigkeit angemessen und ist genau “richtig”. Ich verdiene auch ganz gut, worüber sich mein überlastetes Bankkonto freut.
Wenn Sie auf Jobsuche sind oder schon einen Job haben, versuchen Sie in Teilzeit zu arbeiten. Zwischen 2 und 4 Stunden. Wenn Sie sich nach einer Weile richtig gut bei der Arbeit fühlen können Sie versuchen Ihre Stunden langsam zu steigern. Nehmen Sie dabei immer Rücksicht auf ihre aktuelle Belastbarkeit und muten sich nicht zu viel zu.
Erwerbsminderungsrente
Wenn Sie zwischen 3 und 6 Stunden arbeitsfähig sind haben Sie Anspruch auf Teilerwerbsminderungsrente. Dieses Geld ist dafür gedacht den Nachteil durch die eingeschränkte Belastungsfähigkeit auszugleichen.
Bei unter 3 Stunden Erwerbsfähigkeit haben Sie Anspruch auf “volle Erwerbsminderungsrente”, dass ist dann noch etwas mehr.
Die Erwerbsminderungsrente ist in der Regel befristet.
Reden Sie mit Ihrer Rentenversicherung
Berufliche Reha
Wenn Sie schon eine Weile auf Grund der Krankheit aus dem Job draußen sind und wieder langsam einsteigen wollen und gerade keinen Job haben könnte eine Maßnahme zur beruflichen Reha sinnvoll sein. Bei der Rentenversicherung läuft das unter dem Thema “Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben” und die RV ist der Träger und zahlt Ihnen während der Maßnahme Übergangsgeld.
Wenn Sie in Stuttgart und Umgebung wohnen, werfen Sie einen Blick auf die Angebote des “beruflichen Trainingszentrums” in Bad Cannstatt (Link BTZ).
Dort beginnt Mitte September meine 3-monatige “First Steps” Maßnahme zur beruflichen Reha.
Ich war bereits zwei mal im BTZ in den letzten 8 Jahren und habe dort sehr gute Erfahrungen gemacht und kam wieder in Arbeit.
Niederlagen und Kündigungen
Im Berufsleben eines schizophreniekranken Menschen kann es immer mal wieder zu Rückschlägen kommen.
Vor 3 Wochen hatte ich einen lukrativen Webseitenauftrag in den ich schon viel Arbeit gesteckt habe. Leider habe ich mit der Zeit sehr schlecht kommuniziert und der Kunde war sehr verärgert. Wenig später hat er die Geschäftsbeziehung beendet. Ich hätte das Geld dringend gebraucht. Ich habe mich sehr über mich geärgert und es war eine große Niederlage.
Dann habe ich es versucht zu akzeptieren. Manche Projekte scheitern einfach, das hätte jedem passieren können. Ich hab das mittlerweile verkraftet und schaue nach vorne.
Auch die vielen Kündigungen die ich im Laufe meines Berufslebens bekommen habe nahm ich nicht persönlich und machte mich bald darauf wieder auf Jobsuche.
Schwerbehindertenausweis
Denken Sie darüber nach einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Es ist verständlich dass man sich mit dem Gedanken erst mal nicht so wohl fühlt. Wer hat schon gerne den Stempel “schwerbehindert”?.
Es gibt bei so einem Ausweis aber viele Vorteile. Wenn Sie über 50% schwerbehindert sind haben sie Anspruch auf mehr Urlaub und genießen einen besonderen Kündigungsschutz. Arbeitgeber die schwerbehinderte Menschen einstellen haben auch Vorteile, da sie verpflichtet sind einen Teil ihrer Arbeitsplätze behinderten Menschen zur Verfügung zu stellen.