Meine Familie stammt aus Kroatien. Dort ist es mehr oder minder üblich das man zur katholischen Religion gehört und sonntags in die Kirche geht. Meine Schwester und ich sind in Deutschland geboren. Ich wurde getauft und ging von der ersten bis zur dritten Klasse in den Kommunionsunterricht. Ich mochte die Geschichten und Lieder. Dort wo der Unterricht stattfand gab es auch eine Bibliothek mit Hörspielkassetten, die mochte ich sehr gerne. Zur ersten Beichte bin ich aber nicht gegangen, da hatte ich irgendwie keine Lust drauf.
Wir sind in der Familie hin und wieder in die Kirche gegangen, aber meistens zu Weihnachten und Ostern. Glaube spielte damals nicht so die große Rolle, auch wenn meine Mutter im Prinzip schon an Gott glaubte. Mein Vater erklärte mir Gott nur so: “Was die Menschen nicht verstehen, das schieben sie in die Schublade Gott”. Das war als religiöse Aufklärung etwas dürftig.
Mein Relilehrer auf dem Gymnasium taugte nichts. Er spulte sein Programm ab und wir Schüler konnten machen was wir wollten, also haben wir meistens währen dem Unterricht Magic Karten gespielt. Von Zeit zu Zeit bin ich zur evangelischen Klasse gewechselt – die hatten eine gute, engagierte Lehrerin und eigentlich fand ich das Thema Gott doch recht spannend. Auch die Atmosphäre von Kirchen und Kathedralen fand ich schon immer toll.
Mit etwa 15 Jahren entdeckte ich harte Rockmusik, insbesondere Rammstein. Ein Mitschüler versorgte mich dann später mit Heavy Metal CDs, wie beispielsweise von Hammerfall oder Blind Guardian. Wir ließen uns lange Haare wachsen und gingen auf unsere ersten Konzerte. Wir waren begeistert von dieser Musik und wurden Teil der Metal Subkultur mit ihren typischen, schwarzen Band T-Shirts. Später hörten wir auch härtere Sachen: Death und Black Metal wie Dimmu Borgir oder Cradle of Filth und viele andere.
Was irgendwie zu dieser Gemeinschaft dazugehörte war eine Ablehnung, ja fast schon Hass auf organisierte Religionen. Lange Zeit bezeichnete ich mich als Agnostiker. D.h. ich habe nicht ausgeschlossen das es eine höhere Macht gibt aber ich vertrat den Standpunkt man könne es nicht mit Sicherheit wissen.
Einmal druckten mein Mitschüler und ich uns T-Shirts mit der Aufschrift “Atheists rule – I don’t believe”. Damit gingen wir auf den Stuttgarter Kirchentag um die Christen zu provozieren und uns über sie lustig zu machen. Ich lehnte die Bibel und den Glauben komplett ab. Ich ging sogar noch einen Schritt weiter und interessierte mich für den philosophischen Satanismus. Die Idee war “Werde dein eigener Gott”. Es gab da ein satanistisches Internetforum wo sich die Diskussionsteilnehmer lang und breit über alle möglichen philosophischen Themen unterhielten. Das fand ich sehr spannend. Ich hatte damals für mein erstes Auto ein Kennzeichen, das lautete S:IN 666.
Was es auch gab war Firechat, eine Audio Diskussionsplattform. Hier lauschte ich wie Gläubige sich mit Atheisten die Köpfe einschlugen und wild diskutierten, wer denn nun recht habe. Auch da beteiligte ich mich und stellte mich auf die Seite der Atheisten. Das Philosophieren machte mir Spaß.
Nach der Schulzeit blieb ich dem Metal treu, lernte selber das Gitarre spielen und singen. Ich hatte eigene Auftritte und war auf über 100 Konzerten und Festivals. Metal blieb weiterhin meine bevorzugte Musikrichtung, als Zuhörer und als Amateurmusiker. Auch die Leute die ich im Studium kennenlernte und meine damalige Freundin, wir alle hörten metal. Aber dann kam die Wendung.
In einer Krankheitsphase, ich glaube es war 2016 war ich stationär im Zentrum für seelische Gesundheit in Stuttgart Bad Cannstatt. Wer schon mal in einer Psychiatrie war, weiß es ist ein trostloser Ort an dem viel Krankheit und Elend herrscht. Inmitten dieser Trostlosigkeit gab es ein kleines Licht und das war das Singen. Wir hatten dort einen katholischen Pfarrer der einmal die Woche mit seiner Gitarre und ein paar ausgedruckten Texten vorbeikam und wer Lust hatte konnte mitsingen. Da ich zu dieser Zeit schon Amateursänger war und sowieso nichts besseres zu un hatte, konnte ich sehr gut und laut mitsingen – der Pfarrer lobte mich immer, das gefiel mir. Hier kam ich zum ersten mal in Berührung mit christlicher Musik. Wir sangen “Deine Hand ist über mir”, “Meine Zeit steht in deinen Händen”, “kleines Senfkorn Hoffnung” und viele andere. Diese halbe Stunde in der Woche wurde zu meinem Anker und meinem Zufluchtsort – eine Oase inmitten des Elends. Ich mochte den Pfarrer sehr und wir trafen uns manchmal in der Kantine und unterhielten uns. Irgendwann ging ich dann zum Klinikgottesdienst und er betete mit mir. Er verfügte über sehr großes Charisma und was er über den Glauben sagte leuchtete mir irgendwie ein und wirkte authentisch auf mich. Nicht so aufgesetzt und von oben herab wie ich es von anderen Christen kannte.
Eine ganze Weile hatte ich mich dann nicht mehr mit dem Glauben beschäftigt. 2021 hatte ich eine weitere psychotische Episode hinter mir und war auf der Suche nach einer Rehaklinik. Da entschied ich mich für die de’ignis Klinik, welche christliche Ansätze in ihrem Behandlungskonzept vorsah. Ich war neugierig und bekam dort einen Platz. Ich war dort etwa 5 Wochen und es wurde sehr viel gebetet und Lobpreis gesungen. Einmal war meine Gruppe dran einen Abend mit Programm zu gestalten, wir hatten einen hervorragenden Gitarristen und Violinisten in der Gruppe und wir haben den Abend musikalisch gestaltet. Ich freute mich über die Auftrittsmöglichkeit und ich sang unter anderem “Ich weiß das mein Erlöser lebt”. Der Abend war ein Erfolg und wir hockten uns mit der Gruppe nach dem Event hin um gemeinsam zu beten. Wie ich da noch etwas unbeholfen mitbetete spürte ich diese Energie beim Beten. Es war ein Gefühl intensiver Gemeinschaft mit den Mitpatienten und fühlte sich irgendwie seltsam und neu an. Aber auch irgendwie “richtig”, als hätte ein Teil von mir Heimat im christlichen Glauben gefunden. Insgesamt hat sich mein Glaube in der de’ignis Klinik sehr vertieft und der Aufenthalt war ein Erfolg.
Spiritualität wurde mir zunehmend wichtiger. Nach der Klinik ging ich ein paar mal in die Urban Life Church, aber das war mir vom Konzept her etwas zu amerikanisch. Ich fing an Lobpreislieder auf youtube zu schauen und übte beim Singen regelmäßig meine liebsten christlichen Lieder und besorgte mir eine Bibel.
Irgendwann überzeugte mich meine Nachbarin doch mal mit zur Liebenzeller Gemeinde in Oßweil zu kommen. Ich ging irgendwann regelmäßig und es machte mir Freude obwohl mir alles immernoch etwas neu und fremd war. Ein paar mal ging ich zur Bibelstunde, tat mich mit diesem Buch aber doch noch etwas schwer. Irgendwann sprach ich die Musiker an ob ich mich musikalisch am Gottesdienst beteiligen kann. Wir trafen uns zur Probe und ich übte einige Songs ein. Am Tag des Auftritts war ich furchtbar aufgeregt wie vor jedem meiner zahlreichen Auftritte – aber es war ein Erfolg.
Und so passierte was ich als Jugendlicher mit dem Hang zum Satanismus mir nie hätte träumen lassen. Jetzt bin ich selbst einer von diesen Jesus Freaks 🙂
Die jahrzehnte lange Prägung durch finstere Rockmusik hat ihre Spuren hinterlassen und ich tue mich oft noch mit dem Christsein schwer und habe mit Zweifeln zu kämpfen. Es gibt Zeiten, insbesondere an schlechten Tagen da fühle ich mich von Gott getrennt und verlassen. Manchmal denke ich meine Sünden wiegen so schwer dass ich es nicht verdiene in Gottes Reich zu kommen. Aber heute weiß ich dass das ein Irrtum ist. Ich fühle mich wie in der Geschichte vom verlorenen Sohn (meine Lieblingsgeschichte aus dem Kommunionsunterricht). Ich bin heimgekommen und Gott freut sich um so mehr je verirrter das verlorene Schäfchen war wenn es dann doch den Weg zurück in die Herde geschafft hat. Er ist ein wunderbarer Hirt und ich möchte ohne Jesus Christus in meinem Leben nicht mehr sein. Ohne den Glauben hätte ich schon längst resigniert und aufgegeben.
Nicht jeder aus meinem Umfeld war begeistert von meinem Wandel. Ich geriet mit einem (früheren) Freund, denn ich sehr gut kenne in die Haare weil ich plötzlich christliche Ansichten an den Tag legte. Er war regelrecht schockiert und hat mir mehr oder minder die Freundschaft gekündigt indem er mir die nächste Psychose an den Hals wünschte damit ich wieder “zur Vernunft” komme und er könne mich nicht “da rausholen”. Und sehr viel weitere verletzende Gedanken hat er geäußert.
Musikalisch höre ich immernoch manchmal Metal, aber vorzugsweise “White Metal” Das ist eine Art von Metal die sich musikalisch nicht groß von normalen Metal unterscheidet, jedoch christliche Botschaften und Texte enthält. Hier kann man geteilter Meinung sein, aber ich für mich verstehe Gott so dass er möchte das ich singe – auch Rockmusik. Ich habe ein Homerecording Projekt zu einem White Metal Song den ich geschrieben habe gestartet. Ich glaube eine Aufgabe die Gott mir gegeben hat ist dass ich mit dieser Art christlicher Rockmusik Menschen erreichen und vom Glauben erzählen kann.
Hier ist der Text:
No Place in Heaven?
I walk the ways of faith
searching for deliverance
eternal life to gain
I suffered hunger, death and pain
What’s beyond this life
Only He knows
we deal with our daily strife
getting nowhere alone
you claim to know what lies beyond
behind the curtain
but I need to know NOW!!!
Is there no place in heaven?
If there is why do I feel these doubts
If there is a place behind the shrouds
maybe you’ll find it up there
in the clouds
I look for truth
beyond the voices
some are gentle some are rough
We make our choices
I try my best
you do the rest
I seek humility
It’s more than fantasy
We’re not drifting through space all alone
we build our kingdom
craving the wisdom
in this strange world we are all thrown
we are doomed to freedom
yes doomed to freedom
Is there no place in heaven?
If there’s not why do I see these signs
If there is grace and spirit proud
I will seek it up there in the clouds
Dei o gracias
Dei o gracias
spiritus sanctus
spiritus sanctus
I never give up
don’t tell me to stop
We re not forsaken
angels awaken
Is there no place in heaven?
Is it there also for the likes of us?
If there is a space beyond the gate
I will follow the Lords path
It’s never too late
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Seit ich denken kann, bin ich anders als die anderen. Begabt, musikalisch und kreativ aber dafür ganz versunken in meiner eigenen Welt und Fantasie. Meine Eltern kommen aus Kroatien und sind als Kinder von den ersten Gastarbeitern nach Deutschland gekommen, welche hier das Geld für ihr Haus in Kroatien verdienten. Ich habe in Deutschland und Kroatien viel Familie und es war ein geselliges Miteinander bei zahlreichen Familienfesten, Grillen und Partys. Die vielen Kinder spielten zusammen und blieben bei den Verwandten über Nacht. Bei diesen Festen spielte mein Vater häufig Gitarre und sang und es wurde viel gefeiert und gelacht. Es war eine schöne Zeit. Ich hatte einen Patenonkel und eine Patentante, die sich um mich kümmerten, zum Kindergarten brachten und mit mir und meiner Schwester in den Urlaub fuhren. Mein Vater brachte mir die Liebe zu Musik nahe und die Faszination für Computer. Er brachte mir auch das Schach spielen bei.
Ich war als Kind schon fasziniert von Knöpfen und Tasten, ich liebte den Kasettenrekorder. Ich war ein lebhaftes, sanftes und vorlautes Kind. Mein Vater arbeitete bei Bosch und meine Mutter, die in Kroatien Kunst studiert hatte machte ein weiteres Studium zur Sozialpädagogin. Meine Kindheit war soweit in Ordnung und ich habe von meinen Eltern, von der Familie und von meinen Pateneltern sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit bekommen. Meine Talente wurden gefördert. Ich ging in die Jugendkunstschule und bekam Keyboardunterricht. Nur mit meinem Vater stimmte etwas nicht, das merkte ich schon als Kind. Ich erinnere mich gut daran wie er stundenlang auf der Couch saß und seinen Bart zwirbelte. Mein Vater hatte erhebliche psychische Probleme, das konnte ich als Kind natürlich nicht verstehen. Ich erinnere mich das ich einmal herumtobte und zu meinem Vater sagte: “Kuck mal was ich kann. Ich bin zufrieden mit dem was ich kann”, mein Vater sagte zu mir: “Eigenlob stinkt” und ich schämte mich für mein Herumtoben. Ich hatte Angst das ich etwas falsch gemacht hatte und Papa schlecht von mir denkt. Ich habe eine 6 Jahre ältere Schwester. Ich habe viel mit ihr gespielt und sie brachte mir Zahlen bei und vieles mehr. Meine Schwester war sehr aufgedreht und laut, sie hat ein großes Temperament. Zwischen meinem 9. und 11. Lebensjahr begannen die Probleme und ich wurde sehr still. Ich hatte zuhause nicht gelernt wie man Gefühle zeigt und sich verteidigt. Das führte dazu das sich meine Mitschüler einen großen Spaß daraus machten mich zu hänseln. Ich wurde extrem gemobbt und erniedrigt. Das fing schon in der Grundschule an und ging auf dem Gymnasium genau so weiter. Zuhause erzählte ich nichts davon, ich fühlte mich unendlich einsam. Selbst Freunde und Cousins behandelten mich schlecht. Ich wurde als Weichei beschimpft. Ich konnte mich nicht wehren und flüchtete mich in meine Fantasie und in Computerspiele. Bei meinen Pateneltern durfte ich machen was ich wollte.
Ich hing stundenlang am Nintendo und ich wurde überhäuft mit Spielsachen. Ich habe die ganze Nacht ferngesehen. Ich war für sie eine Projektionsfläche. Sie hatten keine eigenen Kinder. Ich bekam immer wieder gesagt ich sei großartig, ein Genie. Mit meinen Problemen in der Schule und zuhause flüchtete ich immer öfter zu meinen Pateneltern, dort war eine heile Welt und alles in Ordnung. Sie kauften mir alles was ich wollte. Meine Mutter erkannte das Problem. Sie sagte “Niko, pass auf du bezahlst für die Spielsachen mit deiner Freiheit. Die wollen etwas zurück. Umsonst gibts nur bei Mama”. Ich war noch zu klein um das zu verstehen, später habe ich erst verstanden dass das was da passiert ist einem emotionalen Missbrauch nahe kommt. Sie erkauften sich meine Liebe mit Geschenken und Aufmerksamkeit. Mütter haben meistens leider recht.
Ich liebte es mit meinen Spielsachen und Stofftieren zu spielen, zeichnete gern und hatte eine lebhafte Fantasie. Ich hatte Actionfiguren, Videospiele und liebte Heman, Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen. Ich las auch sehr gerne.
Mein Vater litt an Depression und Psychosen. Er war hochgradig Tablettensüchtig. Er hatte schon als Kind Alpträume gehabt und Valium bekommen. Auch sein Vater wiederum hatte mentale Probleme. Er war im Krieg in einem Lager und hat Schreckliches erlebt. Darüber wurde bei meinem Vater zuhause nicht gesprochen. In gewisser Weise reicht das Kriegsgeschehen bis hinein in meine eigene Geschichte und der Schmerz wurde von Generation zu Generation weitergegeben.
Ich interessierte mich als Jugendlicher für Musik und Theater. Mit 15 begann meine Liebe zur harten Rockmusik und ich entdeckte Rammstein. Als ich mit etwa 16 in meine erste Schülerrockband kam hörte das Mobbing schlagartig auf. Ich hatte plötzlich mehr Selbstbewusstsein und strahlte das auch aus. Ein Mitschüler zeigte mir meine ersten Metalbands wie Blind Guardian und Therion. Wir gingen mit 17, 18 auf unsere ersten Konzerte, ließen uns lange Haare wachsen und waren begeistert von dieser Musik und der Metalszene mit ihren schwarzen Band T-Shirts. Was irgendwie dazu gehörte war eine Ablehnung von Religion. Wir fingen an Black und Death Metal zu hören wie Cradle of Filth und Dimmu Borgir. Wir waren überzeugte Atheisten und ich hatte mich eine Weile sogar für den philosophischen Satanismus interessiert. Ich war auf düsteren Webseiten unterwegs wo dieses Thema Satan – sein eigener Gott werden – lebhaft diskutiert wurde und ich hatte Spaß am Philosophieren. Ich ging auch in voice chat foren wo Christen und Atheisten heftig diskutierten. Ich fand dieses Thema sehr spannend. Mein Schulfreund und ich druckten uns einmal T-Shirts mit der Aufschrift “Atheists rule – I dont believe”. Damit gingen wir auf den Kirchentag und machten uns über die Christen dort lustig. Meine Mutter war lose katholisch, das gehört in Kroatien irgendwie dazu. Wir sprachen nicht viel über Gott zuhause und gingen Sonntags nicht in die Kirche. Ich ging aber zum Kommunionsunterricht und ich mochte die Geschichten und Lieder. Mein Vater konnte mit Religion nichts anfangen da er in einer Jesuitenschule war und dort geschlagen wurde.
Meine Mutter ist in einem Dorf in Kroatien aufgewachsen und verlor früh ihre Eltern durch Krebs, nachdem sie sie lange gepflegt hatte. Sie war damals etwa 16. Meine Mutter war ein richtiger Hippie später und während der kommunistischen Zeit damals organisierte sie geheime Diskos wo westliche Rockmusik gespielt wurde. Sie hatte einen Bruder der sich das komplette Erbe unter den Nagel riss und verjubelte mit sinnlosen Projekten und Booten. Für meine Mutter blieb nichts übrig. Sie war eine Weile in Serbien bei einem anderen Teil der Familie wo sie eine sehr schwere Zeit hatte.
Meine Eltern hatten sich sehr geliebt, aber als ich etwa 11 war ging die Ehe in die Brüche. Mein Vater kämpfte mit Depressionen und ging von Klinik zu Klinik. Seine Freunde wandten sich ab. Sie sagten ihm “du musst kämpfen” aber mein Vater ging einen anderen Weg der mich und mein Leben sehr geprägt hat. Er ging von Arzt zu Arzt bis er die Diagnose hatte die er haben wollte: Multiple Sklerose. Meine Mutter musste eine schwere Entscheidung treffen: Entweder ich kümmere mich um die Kinder oder wir fallen alle gemeinsam in den Abgrund. Sie hat sich für die Kinder entschieden wie es die meisten Mütter tun würden. Es gab eine Szene wo sie zu einem Gespräch mit meinem Vater und einem Therapeuten ging. Er sagte “Ach, was will die von mir” Meine Mutter erkannte meinen Vater nicht wieder. Sie sagte dem Therapeuten “dann behalten sie ihn” Sie stand auf und ging. Der Therapeut sagte “sie können nicht einfach gehen, das ist eine Therapiesitzung” “doch, kann ich” sagte meine Mutter.
Mein Vater zog in eine andere Wohnung und meine Eltern ließen sich scheiden. Mein Vater versuchte Kontakt mit mir aufzunehmen. Er rief an, ich besuchte ihn, wir gingen ins Kino und in den Zoo. Er versuchte mir zu erklären was in seiner Familie schief gelaufen war aber ich war mit 12 nicht bereit dafür. Insgeheim vertraute ich meinem Vater nicht, ich fühlte mich von ihm im Stich gelassen und verraten. Mein Vater kam in seiner Wohnung nicht zurecht und seine Nervenschäden und Störungen wurden schlimmer. Er kam in den Rollstuhl und konnte nicht mehr Laufen. Meine Schwester war sehr wütend auf ihm. Sie kannte ihn als er noch ganz anders war und machte ihm Vorwürfe. Er kämpfte darum ein Krankenbett zu bekommen und er bekam es. Er kämpfte darum einen neuen Rollstuhl zu bekommen und er bekam ihn. Er fand eine neue Freundin die sich um ihn kümmerte. Ihr Sohn machte Musik mit meinem Vater, er zeigte mir die Aufnahmen. Ich war eifersüchtig obwohl ich das zu dem Zeitpunkt nicht realisierte.
Mein Vater kam in ein Pflegeheim und baute geistig immer mehr ab. Kaum jemand besuchte ihn. Seine Mutter und seine Schwester waren manchmal da und unterstützten ihn. Mein Vater lag nur noch im Bett und hörte Radio, die 107.7 Nonstop Pop und Rock. Er rief mich immer noch an und wollte mit mir reden, gratulierte mir zum Geburtstag und schenkte mir CDs mit Rockmusik – aber ich hatte andere Themen in meinem Leben. Ich hasste es zu ihm ins Pflegeheim zu gehen und ihn zu besuchen. Ich versuchte mit ihm zu reden aber er wurde immer apathischer und teilnahmsloser. Wenn ihm zu einer Frage nichts einfiel dann sagte er einfach gar nichts. Die Atmosphäre war bedrückend. Die Anrufe und Besuche wurden immer seltener. Das Einzige was mir etwas Spaß mit ihm machte war das Schach spielen. Da war mein Vater trotz seiner geistigen Einschränkungen unschlagbar.
Manchmal gingen wir nach draußen ins Cafe. Wir redeten kaum. Einmal sagte mein Vater “Ach weißt du, diese Liebe zu den Kindern die manche Leute haben, das hatte ich eigentlich nicht” Ich realisierte zu dem Zeitpunkt nicht wie verletzend das war, aber insgeheim glaube ich auch das es nicht wahr ist. Seine Freundin starb später an Krebs und mein Vater war wieder ganz alleine. Letzten Endes war mein Vater 25 Jahre lang in seinem Krankenbett und wartete darauf das die Zeit vorbeiging bis er irgendwann starb. Ich habe erlebt was passiert wenn man aufgibt und das wollte ich für mein Leben auf gar keinen Fall.
Meine Mutter hingegen war für mich immer der Fels in der Brandung. Auf Sie konnte ich mich immer verlassen. Emotional intelligent, warmherzig und sozial. Bildung war in meiner Familie ein sehr hohes Gut und es war immer klar das ich studieren würde, während meine Schwester eine Tanzausbildung in Berlin absolvierte. Meine Mutter investierte Unsummen in Nachhilfeunterricht und die Musikschule. Von etwa 8 bis 13 Jahren spielte ich Keyboard. Als ich Schreiben lernte hatte ich Probleme und sie zeichnete mir die Buchstaben mit Bleistift vor so das ich sie nachzeichnete. Ich war sehr faul in der Schule und desinteressiert, was auch mit dem Mobbing zusammenhing. Aber ich war schlau und kam mit minimalem Aufwand durch das Abitur. Englisch hingegen begeisterte mich und ich war sehr gut in dieser Sprache. Chemie und Mathe fand ich furchtbar. Mit etwa 20 war ich so begeistert von Rockmusik das ich mir eine sehr schöne, schwarze ESP Gitarre kaufte die mich bis heute begleitet. Ich übte wie ein Besessener, während meine Bandfreunde gar nicht begeistert waren das ich Gitarre spielte. Sie sahen mich eher in der Rolle des Keyboarders. Wir nahmen in einem Jugendhaus unsere erste CD auf für die ich das Booklet gestaltete und reisten sogar auf eine Tour nach Rumänien wo unser Gitarrist herkam. Dort spielten wir 3 Konzerte und es war ein richtiges Rockstar Feeling mit Alkohol, Erotik, Groupies, Parties und alles drum und dran. Das war eine sehr intensive Erfahrung. In meinem Freundeskreis wurde viel getrunken und gekifft. Ich wurde von einem Verwandten mit Gras versorgt und begann immer öfter daheim alleine Hasch zu rauchen. Ich war in meinem Herzen todunglücklich und versuchte eine innere Leere zu füllen welche die Scheidung und das Mobbing verursacht hatten. Nach einer Weile fühlte ich eine Veränderung in mir durch das Kiffen. Ich würde es Paranoia nennen. Ich fühlte mich gar nicht mehr gut mit dem Haschisch und ließ es schließlich bleiben. Ich zahlte später einen hohen Preis für die Kifferei.
Das Abi hatte ich irgendwann in der Tasche und ich interessierte mich für ein Studium. Da ich immer schon Design und Computer mochte entschied ich mich für ein Medieninformatik Studium an der Uni Ulm. Ich verließ also die Band in der ich ohnehin nicht mehr zufrieden war und zog in ein Studentenwohnheim. Die Anfangszeit war ein Schock. Die Mathematikvorlesungen waren auf einem derart hohen Niveau das ich bis heute nicht weiß wie ich das bewältigt habe. Ich schrieb alle Arbeitsblätter von einer Kommilitonin ab weil ich nur Bahnhof verstand. Ich Schaffte die Scheinklausur mit einem halben Punkt über dem Minimum. Später lernte ich 6 Wochen auf die mündliche Prüfung in Mathe und schaffte gerade so meine 4.0 Auch die anderen Fächer wie Technische und Theoretische Informatik hatten es in sich und wir hatten intensive Lernsessions um den Stoff irgendwie zu bewältigen. Es gab aber auch Grundlagen der Gestaltung wo wir eine umfangreiche Doku mit Vierecken und Kreisen füllten die wir thematisch benannten. Das war schon viel eher nach meinem Geschmack. Später fand das Softwarepraktikum statt und es fiel mir zu ein 8-köpfiges Team von Studenten für 6 Monate anzuführen um eine Verwaltungssoftware zu entwickeln. Wir hatten alle keine Ahnung vom Programmieren aber waren ehrgeizig und motiviert es gut zu machen. Da lernte ich zum ersten mal mein Programmiertalent kennen und lernte sehr viel aus dieser Zeit. Es gab aber auch Streit und Diskussionen wie dies oder jenes umgesetzt werden soll. Ich setzte mich durch, eine Art die ich vorher nicht an mir kannte und ich und mein Kommilitone bekamen eine 1,0. Wir hatten Nächte durchprogrammiert und uns sehr angestrengt ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Die Studienzeit hatte auch ihre schönen Seiten. Ich lernte schnell viele neue Leute kennen, wir gingen auf Uniparties und in die Studentenbars zum Trinken und Kicker spielen. Es hat Spaß gemacht und der Alkohol floss in Strömen. An der Uni habe ich auch zum ersten mal Improvisationstheater gesehen. Ich war begeistert und dachte “das könnte ich nie”. Das stellte sich später als Irrtum heraus. Doch das knallharte Studium für das ich rückblickend nicht geeignet war forderte seinen Tribut. Zudem spielte ich nächtelang Counterstrike, trank viel Alkohol und hatte den Haushalt nicht im Griff. Auch Horrorfilme und gewalttätige Pornografie erzeugten eine bohrende Leere in mir und ich schämte mich sehr für den Mist den ich mir reinzog.
Die ersten 2 Jahre lebte ich im Studentenwohnheim, später zog ich mit zwei Kommilitonen zusammen die ich aus dem Softwarepraktikum kannte und mit denen ich mittlerweile gut befreundet war. Ich begann zunehmend abzudriften. Es war ein schleichender Prozess, bei dem ich immer mehr in meine eigene Welt versank. Ich spazierte nachts durch die Straßen Ulms und führte Selbstgespräche, ich bekam Probleme mit der Wohnung und mit der Körperhygiene. Dann kamen die Angstattacken. Ich wurde immer ängstlicher und zog mich zurück. Irgendwann sammelte ich sogar meinen Urin in Flaschen in meinem Zimmer weil ich Angst hatte vor die Tür zu gehen wo ich auf dem Flur einem Mitbewohner begegnen könnte. Ich war verwahlost. Mein Zimmer war eine Katastrophe. Bald bemerkten meine Kommilitonen das etwas mit mir nicht stimmte. Ich hatte zu der Zeit eine Brieffreundin, eine Bekannte aus meiner Schulzeit die ich sehr mochte. Sie war scharfsinnig und intelligent und gebildet. Wir schrieben uns seitenweise Briefe und ich schickte ihr einen Brief nach dem anderen wo ich aus meinem Seelenleben erzählte. Sie war meine Verbindung zur Realität die mir zunehmend abhanden kam. Ich wusste nicht was eine Psychose oder was Schizophrenie ist. Einmal hatte ich ein komisches Gefühl in der Brust und ging ins Krankenhaus weil ich dachte ich habe einen Herzinfarkt. Es war aber alles in Ordnung. Später besuchte mich diese Freundin bei mir zu hause und sie bemerkte das ich in mir gefangen bin und fragte mich ob ich psychotisch bin. Da hörte ich zum ersten mal dieses Wort. Um es abzukürzen, es war ein monatelanger Leidensweg bis ich endlich professionelle Hilfe bekam. Ich ging in eine Tagesklinik wo ich mich aber sehr langweilte. Ich fühlte mich besser und überzeugte die Ärzte das ein Projekt an der Uni auf mich wartet und das ich nach hause kann. Bei diesem Projekt war ich mit meinem Mitbewohner aus dem Softwarepraktikum und einem weiteren Kommilitonen im Team. Ich war überfordert und kognitiv viel zu schwach um einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Ich saß in der Besprechung mit dem Professor am Rand des Zimmers während sie die Entwürfe diskutierten und fühlte mich sehr einsam.
Die Probleme wurden schlimmer. Irgendwann kam ich auf den Gedanken das alles nur ein Test ist. Ich rief meinen Patenonkel an und bat ihn zu mir nach Ulm zu kommen. Er kam, ich setzte mich in sein Auto und bekam einen Nervenzusammenbruch. Mein Onkel war erschüttert. Wir gingen zusammen in ein Restaurant und er kaufte mir was zu essen. Er sagte mir wie viel ich doch geliebt werde und das ich jetzt viel Sport machen müsse, so dass ich noch etwa 80% meines Potenzials herausholen könne. Solche Sprüche sind typisch für ihn. Meiner Mutter sagte er nichts davon und ließ mich allein in Ulm zurück obwohl ich dringend Hilfe gebraucht hätte.
Ich ging nach Stuttgart um eine Weile bei meiner Mutter zu sein. Wir unterhielten uns lange und ich war verzweifelt. Ich versuchte zu schlafen und schreckte immer wieder hoch und sagte wie sehr mich meine Mitschüler gequält haben, das mein Patenonkel ein Psychopath ist und das ich Masochist bin. Ich war ganz in meinen Erinnerungen gefangen. Wir gingen zusammen zu unserem Hausarzt und in eine Klinik wo ich ein Antidepressivum bekam. Später als wir einen Kaffee trinken waren verlor ich ganz die Kontrolle und meine Mutter ging mit mir in ein Krankenhaus. Als wir zum Behandlungszimmer gingen wurde meine Wahrnehmung überintensiv und ich sah alles scharf ausgeschnitten. Ich dachte das dies das Gefühl sei wenn man geboren wird und auf die Welt kommt. Ich hyperventilierte und die Ärzte wollten mir eine Maske aufsetzen. Ich bekam Angst und wehrte mich, die Zeit wurde plötzlich ganz langsam und ich kämpfte gefühlt um mein Leben. Ich versuchte mein Taichi einzusetzen gegen die Hände die mir die Maske aufsetzen wollten, es wurde dunkel und ich dachte an ein kompliziertes Gitarrensolo. Alles konzentrierte sich in meinem Geist auf einen Punkt, dann wurde alles schwarz und ich dachte ich sei tot. Ich öffnete die Augen und fand mich auf dem Boden wieder. Ich sah auf das Linoleum und hörte die Ärzte entsetzt ausrufen. Die Polizei kam und führte mich in Handschellen ab. So kam ich in die geschlossene Abteilung des Bürgerhospitals in Stuttgart. Dort bekam ich Medikamente und es begann mein erster Klinikaufenthalt. Die Psychiatrie war ein trostloser Ort. Es war schmutzig und düster, das Essen war eine Katastrophe. Als es mir besser ging durfte ich auf die offene Station und später nach hause. Es folgten endlose Spaziergänge und Gespräche mit meiner Mutter. Sie verstand nicht was mit ihrem Kind los war und fühlte sich hilflos. Ich bekam Zyprexa und die Symptome wurden besser. Danach war ich eine Weile in der Tagesklinik
Als es mir langsam besser ging wollte ich wieder studieren und meinen Bachelor machen. Nach einigem bürokratischen Hin und Her bekam ich einen Platz an der Hochschule der Medien wo ich mein Medieninformatikstudium fortsetzen konnte. Mein Vordiplom von der Uni Ulm wurde mir anerkannt. Es war eine Herausforderung. Ich hatte immernoch Ängste und sah mich oft im Hörsal sitzen und musste die Zähne zusammenbeißen um die Angst zu besiegen.
Dann kam ich in die Theatergruppe der Hochschule und wir hatten eine Aufführung. Ich war begeistert und blühte richtig auf. Ich lernte viele neue Leute kennen, einige von Ihnen sind bis heute meine guten Freunde. Das Studium war nicht ganz so abgehoben wie an der Uni und es gab viel mehr Projekte mit Praxisbezug. Das machte mir Spaß und ich machte viele tolle Projekte. Später wurde ich in der Theatergruppe Co-Regisseur für die nächste Produktion.
Dann gründete ich die Improgruppe Kanonenfutter und es wurde eine Erfolgsgeschichte. Mein Kumpel aus Ulm bei dem ich zum ersten mal Impro gesehen hatte kam für einen Workshop vorbei, wir übten regelmäßig und es machte einfach Riesenspaß. Die ersten Auftritte kamen und das Feedback war überwältigend. Ich hatte ein großartiges Spielniveau und liebte es auf der Bühne zu stehen. Kanonenfutter ist bis heute aktiv und vieler Meinung nach die beste Gruppe im Stuttgarter Raum. Das Theater hat mich gerettet, es ging mir deutlich besser.
Ich gewann viele neue Freunde und wir hatten viele Hauspartys oder hingen im Studentenclub Boddschamber herum wo ich ein Jahr als ehrenamtlicher Wirt war so dass ich noch mehr Leute kennen lernte. Auf einer dieser Parties war ich richtig gut drauf und fand mich auf der Couch neben einer hübschen, rothaarigen jungen Frau wieder. Wir saßen nur nebeneinander und haben nicht miteinander gesprochen. Aus irgendeinem Grund, ohne darüber nachzudenken nahm ich ihre Hand und wir begannen uns zu küssen. So kam Susi in mein Leben und die schönste Zeit in meinem Leben begann. Wir hatten die Nacht durchgemacht und saßen am nächsten Morgen in einem Cafe und redeten. Ich habe mich wohl als ganz sympathisch erwiesen und sie mochte mich. Wir trafen uns öfter und verliebten uns. Ich stellte sie meiner Familie vor und besuchte wiederum ihre Familie im Allgäu die mich sehr freundlich aufnahmen. Auch mit ihrem Bruder Max freundete ich mich an.
Im Jahr 2010 verbrachte ich einen 2-monatigen Studienaufenthalt in Schottland. Es war eine aufregende und tolle Zeit mit vielen neuen Kommilitonen, Parties und Sitins im Studentenwohnheim. Ich erforschte die Stadt Paisley bei Glasgow und war von der schottischen Kultur begeistert. Ich lernte Tim aus Holland kennen und wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Mit einer kleinen Gruppe von Studenten mieteten wir uns ein Auto und fuhren die Westküste entlang über die inneren Hebriden und die Isle of Skye.
Die Highlands waren wunderschön und wir besuchten viele tolle Restaurants. Als die Summer School zu Ende war kam Susi nach Schottland geflogen und wir verbrachten 2 Tage in meinem engen Zimmer im Studentenwohnheim. Dann machten wir uns reisefertig. Ich mietete ein Auto und wir fuhren die Ostküste entlang. Wir übernachteten in einem Schlosshotel, besuchten die Steps of Whaligoe, Lake Cathrine und fuhren mit der Fähre bis hoch auf die Orkney Islands wo wir 2 Tage verbrachten. Ich besuchte die Highland Park Distillery und Susi erkundete die Stadt Falkirk. Wir hatten ein wunderschönes Bed and Breakfast.
Danach machten wir uns auf die Rückreise und verbrachten 5 Tage in Edinburgh. Es war magisch. Die Stadt ist wunderschön. Wir besuchten viele Bars wie die Black Rose Tavern oder das Jeckyll und Hyde. Zu dieser Zeit war in Edinburgh das Fringe Festival und die ganze Stadt war voll mit Musik, Theater und Comedy. Wir besuchten eine Comedy Show nach der anderen und tummelten uns in den Bars. Susi und ich waren begeistert. Wir freundeten uns mit einem Künstlerpärchen an und verlebten eine gute Zeit. Dann wurde es Zeit Abschied zu nehmen und ich fuhr mit dem Auto zurück nach Glasgow wo ich mich mit anderen Kommilitonen aus Stuttgart, Belgien, Schweden und Schottland traf. Es folgte das einwöchige Multicultural Design Camp.
Mein Studium kam dem Ende zu und ich fand eine Stelle als Programmierer in einer Automotive Firma. Einige Tage bevor der Job losgehen sollte begann ich wieder abzudriften. Die Nacht vor dem ersten Arbeitstag hatte ich keinen Schlaf und fiel in eine Traumwelt. Am nächsten morgen machte ich einen Spaziergang im Park und setzte mich auf eine Bank. Ich dachte “Ich bin der Gott meines Universums”. Alles fühlte sich traumhaft und bedeutungsschwanger an. Ich war mitten in der Psychose und bemerkte es nicht. Ich ging zur Firma und begann meinen ersten Arbeitstag. Nach einer Einweisung bei der ich die Gesichter der Kollegen überintensiv wahrnahm setzte ich mich an meinen Computer und die Kollegin wollte mir etwas zeigen. Ich sah ihren Arm und stellte mir vor wie dieser verwittert und zum Skelett wird. Ich war sehr erschrocken und sagte der Kollegin das es mir nicht gut geht. Ich versuchte mich in einem Nebenzimmer auf der Couch auszuruhen aber ich war total verwirrt. Ich ging nach hause und in der Wohnung meiner Mutter verlor ich völlig den Bezug zur Realität. Ich kam wieder ins Krankenhaus und war die ersten 2 Tage fixiert, ich erinnere mich nur bruchstückhaft daran wie es dazu kam. Ich sah Susi an meinem Bett stehen. Ich kam auf die offene Station und fühlte mich dort sehr schlecht.
Der Klinikalltag hatte mich wieder und ich stand große Ängste aus- Jeden Tag nach der Arbeit kam Susi vorbei und wir holten uns was beim Bäcker. Obwohl es mir nicht gut ging suchten wir eine gemeinsame Wohnung wobei ich keine gro´ße Hilfe war. Wir zogen in eine hübsche Wohnung und Susi, die ein großes kreatives Talent für Inneneinrichtung hat, sorgte dafür das wir es schön und gemütlich hatten. Wir hatten einen Beamer und eine Playstation und sahen uns Filme und Serien an. Wir kochten zusammen und besuchten viele Restaurants. Ich war krank und für Susi war es eine schwere Zeit. Sie begleitete mich gelassen durch meine Krankheitsphase, bis es mir irgendwann nach einigen Monate besser ging – doch etwas ist in dieser Zeit kaputt gegangen. Susi fand sich in einer Mama Rolle wieder und mit der Zeit empfand ich sie als selbstverständlich, das war ein großer Fehler. Wir gewöhnten uns zu sehr aneinander. Nach 6 Jahren Beziehung zog Susi Berufswegen nach Finnland. Von dort aus schickte sie mir eine E-Mail in der sie schrieb dass sie mich nicht so sehr vermisst wie sie dachte und das sie nicht wisse wie es mit ihren Gefühlen aussähe. Ich flog nach Finnland um Susi zu besuchen und dort einigten wir uns darauf das die Beziehung zu Ende ist. Ich versprach ihr damals das wir Freunde sein können und wir sind es bis heute.
Meinen ersten richtigen Job begann ich 2013 in einer Digitalagentur. Dort blieb ich 3 Jahre bis die nächste Krankheitsphase begann. Ich hatte etwa ein Jahr Pause und als ich zurück in den Beruf gehen wollte wurde ich gekündigt. Ich zog aus der ehemals gemeinsamen Wohnung in Stuttgart aus und zog in eine WG mit 3 befreundeten Informatikern. Auf Grund meiner Unordentlichkeit eckte ich dort oft an. Ich absolvierte ein Jahr im Beruflichen Trainingszentrum in Stuttgart. Dort begann ich mit einem Praktikum bei einer Softwarefirma und wurde danach für ein Jahr übernommen. Auch dort wurde ich gekündigt. Ich bekam einen neuen Job bei einer großen Digitalagentur in Ludwigsburg, wo ich sehr glücklich war. Dort blieb ich 3 Jahre und programmierte und war kreativ mit Werbekampagnen für Porsche. 2019 zog ich dann nach Ludwigsburg um näher bei der Arbeit zu sein. Ich fand eine sehr schöne 2,5 Zimmer Wohnung. Es folgte eine weitere Krankheitsphase in der mich meine Mutter sehr unterstützte. Meine Mutter wohnte in meiner Wohnung während ich im Klinikum war und nachdem ich entlassen wurde verbrachten wir 2 Monate bei mir zuhause.
Mit etwa 30 entdeckte ich meine Leidenschaft für das Singen. Ich hatte davor schon als Gitarrist in mehreren Bands gespielt und war manchmal unzufrieden mit dem Gesang. Befreundete Künstler rieten mir “sing it yourself” und so begann ich wie ein Besessener zu üben. Auch lernte ich mit youtube Videos und hatte mehrere Gesangslehrer. Ich hatte zwei langjährige Bands in denen ich aktiv war und erreichte ein sehr hohes Amateurniveau als Sänger. Ich schrieb auch Texte und das Singen wurde zu einer großen Freude in meinem Leben. Bei einer Band war ich ein Jahr und die Musik war sehr gut. Wir hatten einen Auftritt im Fellbacher Jugendhaus und bekamen tolles Feedback. Leider benahm sich unser Bassist und sein Kumpan komplett daneben. Zudem mobbte er unseren Schlagzeuger und die Bandmitglieder hatten teilweise rechtsradikale Tendenzen. Da wurde zum Beispiel das Wort “Jude” als Schimpfwort gebraucht und ich konnte mich nicht mehr mit der Band identifizieren, daher zog ich mich aus der Band zurück.
Später gründete ich mit ein paar Freunden eine neue Band, die ich auf den Namen “Phantom Detective” taufte. Wir besorgten uns einen top ausgestatteten Proberaum und Equiment. Dann begannen wir Songs zu schreiben und ich schrieb die Texte und sang. Wir hatten einen Hit den wir immer wieder spielten: Photon Star Monster. Leider bekamen sich die zwei Gitarristen in die Haare und es wurde schnell persönlich verletzend. Die Band brach auseinander und wir kamen leider nicht mehr dazu den Hitsong aufzunehmen. Ich hatte zudem einige Auftritte mit meiner Musikschule vor etwa 300 Leuten. Vor jedem Auftritt bin ich durch Lampenfieber fast gestorben vor Angst und hätte die Auftritte fast abgesagt. Doch ich überwand mich und hatte tolle Auftritte mit hervorragendem Feedback.
Etwa zeitgleich mit meiner musikalischen Karriere war ich im Improvisationstheater Kanonenfutter aktiv, die es bis heute gibt. Wir machten Workshops, intensives Training und hervorragende Auftritte an der Hochschule. Es hat mir Riesenspaß gemacht und ich liebte es auf der Bühne zu stehen. Ich hatte auch ein passables Spielniveau erreicht und ging auf Workshops um mich weiterzubilden.
Während der Pandemie 2017 war ich sehr einsam zuhause und trank trotz der Tabletten viel Alkohol. Ich war kein Alkoholiker aber ich trank jeden Tag zwei bis drei Bier und lenkte mich mit Serien ab. Das würde mich noch teuer zu stehen kommen. Der Freundeskreis mit dem ich soviel Spaß hatte früher driftete zunehmend auseinander. Viele heirateten und bekam Kinder, so das für Parties keine Zeit mehr blieb.
Die Jahre nach meiner Arbeitsstelle in der Digitalagentur hatte ich viel Pech mit meiner Karriere. Ich hatte in einem Zeitraum von etwa 3 Jahren 4 mal den Job gewechselt und flog jedes mal in der Probezeit raus weil meine Leistungen nicht gut genug waren. Nach dem ich 11 Jahre als Webentwickler gearbeitet hatte – also Programmierung, wollte ich meine Karriere verändern und User Experience Designer werden. Dieses Thema hat mir schon während des Studiums Spaß gemacht und ich glaubte durch meine vielen Erfahrungen im Designbereich dass das der richtige Weg für mich ist. Ich kontaktierte meine Arbeitsagentur und diese bezahlten mir einen Zertifikatslehrgang. Diesen Onlinekurs absolvierte ich in Kroatien wo ich wieder begann abzudriften. Ich versuchte mich krampfhaft durch den Lehrgang zu beißen und dabei assoziierte ich alles gelesene mit etwas aus meinem Seelenleben oder mit Teufel und Hölle. Ich begann panische Angst vor der Hölle zu bekommen und ich fing an mich zu schütteln und durch das Haus in Kroatien zu rennen und laut zu schreien. Meine Angehörigen waren schockiert und überfordert. Irgendwann war es nicht mehr auszuhalten und ich kam in eine kroatische Psychiatrie. Ich war dort 3 Wochen und es war die Hölle. Ich hatte gedankliche Aussetzer in denen ich auf die Wand einschlug und ich wurde mehrmals fixiert. Ich bekam Unmengen Tabletten und als ich einmal festgebunden war wurde das Bett in einen Nebenraum geschoben. Ich schrie nach Hilfe weil ich Durst hatte, doch die groben Pfleger ließen mich die ganze Nacht dort schmoren und niemand reagierte auf meine Rufe.
Trotz des katastrofalen Umfelds konnte ich nach 3 Wochen nach Hause. Meine Mutter, meine Schwester und mein Schwager fuhren mit mir im Auto zurück nach Deutschland und meine Mutter blieb eine Weile bei mir in Ludwigsburg. Ich war immernoch hochgradig psychotisch. Ich fürchtete mich vor der Zahl 666 und suchte zwanghaft in jedem Autoschild nach dieser Zahl. Dann bekam ich schon Angst vor der Zahl 66 und schließlich schon vor der Zahl 6. Ich war immer noch fixiert auf das Thema Hölle.
Ich hatte den Gedanken das die Zahl eins mit dem Katholizismus, die 2 mit der evangelischen Religion und die 3 mit dem Islam assoziert sei. Vielleicht kennen Sie die alte Kindersendung Eins, Zwei oder Drei. Dort gibt es auf eine Quizfrage 3 Türen mit den Antworten. Weiter hieß es in der Sendung “Ob Ihr wirklich richtig steht seht ihr wenn das Licht angeht”. Ich hatte den Gedanken das ich mich für eine der Religionen entscheiden muss und das wenn ich falsch läge in die Hölle käme. So begann ich mich vor den Zahlen 1,2 und 3 zu fürchten weil ich vermutete das mit meiner Wahl implizit die finale Entscheidung getroffen wird. Einmal bekam ich eine neue Brille und musste mir ein passendes Modell aus den Regalen suchen. Ich stand heftige Ängste aus weil ich dachte wenn ich mich für das erste, zweite oder dritte Regal mit Brillen entscheide dann wäre das eine Festlegung auf die gefürchtete Entscheidung für die richtige Tür die zum Himmel führt.
Meine Mutter fuhr irgendwann nach Kroatien zurück nachdem es mir besser ging und ich war wieder alleine in meiner Wohnung in Ludwigsburg. Ich versuchte bei einigen Bands Anschluss zu finden und hatte große Ängste vor jeder Probe. Es machte Spaß, aber ich hatte leider keinen Erfolg. Ich flog nach wenigen Wochen aus den vier Bands raus die ich im Internet gefunden hatte. Ich war sehr in meiner eigenen Welt versunken und kommunizierte daher nicht so gut mit den Bandkollegen und musste oft Proben absagen oder früher gehen.
Zudem engagierte ich mich bei den “Ottern im Glashaus” die Nachwuchs Improgruppe von Kanonenfutter. Dort lernte ich viele neue Leute kennen. Kanonenfutter hatten dagegen weiterhin fabelhafte Auftritte im Merlin die regelmäßig ausverkauft waren. Als ich die Vorstellungen besuchte und die vielen begeisterten Leute sah wurde ich mit großem Stolz erfüllt und dachte “Die sind alle nur wegen mir da. Ich habe die Gruppe gegründet”. Ich glaube das ich diese Welt ein bisschen besser gemacht habe mit dieser Gruppe. Sowohl für die Schauspieler als auch die Besucher.
Im Frühjahr 2023 besuchte ich die Luisenklinik in Bad Dürrheim und ambulant 4 Wochen in Stuttgart. Die Therapien taten mir gut und wir hatten eine starke Patientengemeinschaft mit vielen gemeinsamen Unternehmungen. Besonders gefiel mir das therapeutische Kochen.
Später war ich wieder alleine zuhause und es ging mir nicht gut. Ich konnte schlecht schlafen und begann dadurch wieder zu spinnen. Ich entschied mich dafür wieder ins Klinikum zu gehen um die Medikamente besser einzustellen. Ich hatte immernoch den Medikamentenplan aus meinem Psychiatrieaufenthalt in Kroatien. Es ging mir bald besser und ich ging in die Tagesklinik. Ich wollte unbedingt wieder arbeiten. Mittlerweile war ich zum Bewerbungsprofi geworden und schaffte es mich gut zu verkaufen. Ich schrieb etwa 80 Bewerbungen und hatte Glück. Ich bekam eine 80% Stelle als UX Designer in einer Augsburger Softwarefirma und wollte die Tagesklinik nach 3 Wochen beenden um mit der Arbeit beginnen zu können. Meine Therapeutin war gar nicht begeistert von meinem Ehrgeiz und warnte mich vor einer erneuten Überforderung. Aber ich wollte meine Einschränkungen und Grenzen nicht wahr haben und machte weiter wie die letzten erfolglosen Male auch.
Ich startete den Job und wurde herzlich aufgenommen. Anfang Juli 2023 reiste ich mit zittrigen Knien nach Augsburg um dort zwei Tage zu meiner Einarbeitung zu verbringen. Es war die Hölle. In einer fremden Stadt, in einer neuen Firma, ohne die Möglichkeit zu haben früher Schluss zu machen und mich zurückzuziehen quälte ich mich trotz heftigster Ängste durch die Einarbeitungsphase. Das gemeinsame Geschäftsessen sagte ich ab worüber die Kollegen sehr enttäuscht waren. Ich arbeitete weitere 3 Wochen mehr schlecht als recht von zuhause aus und hatte kaum Erfolg. Ich zwang mich trotz der Ängste immer wieder an den Laptop. Ich machte Fehler und verstand die Arbeitsaufträge nicht. Nach den ersten paar Wochen kam die Kündigung. Ich war erschüttert und rutschte ab. Gleichzeitig war ich aber auch froh das der Alptraum vorbei war.
Ich ging zurück in die Tagesklinik aber es ging mir nicht gut. Nicht nur hatte ich immernoch heftige Zwangsgedanken, ich litt auch an Derealisierung und Verlust der Selbstverständlichkeit. Die Personen erschienen wie scharf ausgeschnitten und ich sah Gesichter von Menschen überintensiv und teilweise verzerrt. Die massive Überforderung der letzten Arbeitsstelle forderte ihren Tribut. Ich quälte mich durch die Tagesklinik und steckte mitten in der Psychose. Ich bekam wieder Schlafprobleme und gemeinsam mit den Ärzten entschied ich nochmal einen stationären Aufenthalt im Klinikum anzutreten.
Ich kam auf eine offene Station und es ging mir schlecht. Mein Zimmernachbar war eine Katastrophe. Ich hatte intensive Ängste wieder zu schreien und begann mich wieder so wie zu meiner Krisenzeit in Kroatien zu fühlen. Ich warnte die Ärzte das ich spüre wie ich die Kontrolle verliere. Wir beratschlagten uns und hatten die Idee das ich in ein Kopfkissen schreie um die Energie loszuwerden. Das klappte leider nicht. Es schien als sei alles aus und ich komme endgültig in die Hölle. Eine Mitpatientin die ich sehr mochte versuchte mir Mut zuzureden und mich zu trösten aber in meinem Kopf war nur noch eins: Ich kann nicht mehr, ich gebe auf. Ich viel auf den Boden. Danach legte ich mich hin und begann mich heftig zu schütteln. Die Ärzte und das Personal redeten auf mich ein aber ich war schon jenseits aller Hilfe. Am Schluss machte ich in die Hose und die Pfleger transportierten mein Krankenbett auf die Geschlossene. Die Dämonen johlten vor Freude und ich erlebte ein intensives Gefühl während ich nach unten kam, in der Sicherheit das es sich so anfühlt wenn man stirbt und in die Hölle kommt.
Ich blieb etwa 10 Tage auf der Geschlossenen. Die Leute dort waren sehr krank und die Pfleger ruppig. In der Psychiatrie dreht sich alles um Zigaretten. Wo bekomme ich welche her, wer hat noch welche, wer schnorrt zu viel. Als ich wieder einmal merkte das ich die Kontrolle verliere ließ ich mich freiwillig fixieren. Ich war überzeugt in der Hölle zu sein. Ich wiederholte implizit das Trauma aus Kroatien wo ich die ganze nacht festgebunden war. Ich schrie so laut ich konnte und schüttelte mich heftig. Zudem hatte ich den Gedanken das ich von einem Dämonen besessen war. Ich war überzeugt das bliebe jetzt so bis ich sterbe. Doch schon nach einer halben Stunde hatte ich mich ausgetobt. Dazu muss ich sagen das die Pfleger und Ärzte immer in der Nähe waren und mit mir redeten und mich nicht alleine ließen wie in Kroatien.
Ich zeichnete viel und begann mich sportlich zu betätigen. Auf der Station gab es ein Fahrradergometer und ich begann intensiv zu trainieren und Frühgymnastik zu machen. Mein psychisches Überleben hing davon ab und ich balancierte gefühlt tagelang am Abgrund.
In der Visite konnte ich mich sehr gut artikulieren und die Ärzte wollten mich bald zurück auf die offene Station verlegen. Das wurde morgens in der Visite angekündigt und ich musste leider einige Stunden warten bis die Verlegung stattfand. In dieser Zeit begann ich mich wieder reinzusteigern und ich musste Bedarfsmedikation nehmen und geriet in eine erneute Krise. An einem Tag überrumpelten mich die Ärzte und sagten “So jetzt kommen Sie nach oben. Ohne Verzögerungen”. Es klappte und ich kam auf die selbe Station wo ich 2018 schon war. Dort bin war ein bekanntes Gesicht.
Es war eine sehr schwierige Zeit. Es ging mir oft nicht gut und ich bekam Diazepam. Ich hatte manchmal Schreikrämpfe vor denen ich große Angst hatte. Ich konnte oft schlecht einschlafen. Einmal ging es mir so schlecht dass ich die Nacht auf der Geschlossenen verbrachte. Am nächsten Tag durfte ich aber wieder zurück auf die offene Station. Ich freundete mich mit Mitpatienten an und ging sehr gerne zum Morgensport. Ich malte viel in meinem Malbuch und rauchte eine nach der anderen. Es gab zudem noch Bewegungstherapie, Yoga und Musiktherapie. Die Leiterin Frau Brost, die ich schon von früher kannte ist eine hervorragende Musiktherapeutin und wir hatten ein paar mal Einzeltherapie, was mir Spaß gemacht hat.
Ich bekam Besuch von der Gemeinde und von Freunden. Ich sprach etwa ein mal die Woche mit einem Klinikseelsorge und ging in den Klinikgottesdienst.
Nach insgesamt 2 Monaten Krankenhaus kam ich in die psychiatrische Tagesklinik, wo ich abends immer zuhause war. Es war eine intensive Zeit. Die Mitpatienten, Pfleger und Ärzte waren nett, aber ich musste oft früher gehen wenn der Druck zu groß wurde. Ein schwer zubeschreibendes Gefühl, in dem alles intensiv und anstrengend ist. Zuhause nahm ich dann immer eine Diazepam und schrieb Krisentagebuch. Die Therapien in der Tagesklinik waren ok, ich musste aber oft die Zähne zusammenbeißen um durchzuhalten. Morgens auf dem Weg war ich nervös, kommt heute wieder ein schlechter Tag?
Nach 10 Wochen war die Tagesklinik vorbei und ich war wieder zuhause. Pünktlich zur Entlassung kam meine Mutter aus Kroatien zu mir und ist während ich dies schreibe seit 2 Monaten da. Sie unterstützt mich so gut sie kann mit Essen. Haushalt und Gesprächen, aber wenn es mir mal richtig schlecht geht kann sie mir nicht helfen und ist hilflos und frustriert.
Es ist ein auf und ab. Ich habe immernoch Ängste und Derealisierung. Ich war ein paar mal beim Improtheater, manchmal klappt es, manchmal habe ich zu starke Ängste und musste nach hause.
Vor zwei Tagen waren wir beim Poetry Slam und ich erlebte einen Rückschlag. Wir waren zu früh da und ich wurde immer stiller und psychotischer. Ich hatte schlimme Gedanken und Ängste. 10 Minuten vor Beginn der Show sind wir nach hause aufgebrochen. Meine Mutter war enttäuscht, aber ich kann nichts dafür. Es ging einfach nicht mehr weiter.
Was meine Perspektive angeht habe ich einiges vor. Die Rentenversicherung hat meinen Antrag zur Teilhabe am Arbeitsleben bewilligt und ich habe bald einen Termin beim Rehaberater. Ich will eine Fortbildung zum Design Thinking Expert machen und danach ins berufliche Trainingszentrum gehen.
Zudem gibt es bei Ex-In noch die Ausbildung zum Genesungsbegleiter, das habe ich mir für nächstes Jahr vorgenommen
Eine neue psychotische Episode (update 1.Mai 2024)
Am 25.4.2024 begann meine berufliche Reha und ich bin wieder in die Überforderung gerannt. Die Wochen zuvor, als meine Mutter wieder zurück in Kroatien war kam ich zuhause ganz gut zurecht. Wohnung und Papierkram waren im Griff, ich kochte regelmäßig und ging zum Sport. Trotzdem kämpfte ich mit meinen Gedanken, rang um Stabilität und verbrachte leider wieder viel Zeit auf der Couch und grübelte vor mich hin. Ein paar Tage vor dem Beginn der Reha begann ich wieder abzudriften und konnte nicht mehr schlafen.
An einem Tag schaute ich eine evangelikale Predigt über den Teufel und die hat mich dann komplett abgeschossen. Ich wanderte stundenlang durch Ludwigsburg und verlor zunehmend die Bodenhaftung. Ich hatte den Gedanken dass mich dunkle Mächte vernichten wollen und dass ich Satan höchst persönlich provoziert hätte. Ich ging zum Sozialpsychiatrischen Dienst und die Mitarbeiterin versicherte mir dass das quatsch ist. Aber ich war schon in meinem Wahngebäude. Ich telefonierte mit meiner Schwester und berichtete ihr von meiner Angst vor Teufel und Hölle und sie machte sich große Sorgen und sagte mir dass habe ich falsch verstanden. Ich hatte den Gedanken dass Sie eine Agentin Satans sein könnte die mich mit ihrer Sichtweise von Gott weglocken will. In der Predigt hatte der Pfarrer gesagt Satan ziehe alle Register um uns mit Gedanken und Bilder von Gott wegzulocken. So vermutete ich in meinem übermüdeten Zustand hinter jeder Ecke den Teufel. Ich war in einem religiösen Wahnsystem.
Ich kämpfte und kämpfte. Als ich schließlich feststeckte und es nicht weiterging beschloss ich zurück in die Klinik zu gehen. Ich packte meine Sachen und ging in die Notaufnahme. Der Gedanke an die Hölle und dass ich vielleicht wieder Monate dort bleiben muss und so leide wie letztes Jahr drängten sich auf. Ich saß im Warteraum und sprach mir Mut zu. “Du bist im Krankenhaus, Niko – nicht in der Hölle, die helfen dir, hab Vertrauen. Bleib cool”. Im Aufnahmegespräch mit der Ärztin wurde es mir klar: Ich hatte eine religiösen Wahn und berichtete von der Predigt. Nach wenigen Tagen wurde es deutlich besser, ich hielt mich für gesund und gab mich in den Arztgesprächen gesünder als ich war. Ich fühlte mich wie in einem Test (das ist typisch für paranoide Schizophrenie)
Was ich in dieser Krise gelernt hatte, war dass Spiritualität für Schizophrene gefährlich sein kann und man unbedingt cool bleiben und auf dem Boden bleiben muss. Ich habe weiterhin für mich herausgefunden dass das Weltbild wie sie der Prediger hatte für mich zu extrem ist und ich ein moderater Christ sein will der andere Religionen achtet. Dennoch ist Jesus Christus weiterhin ein sehr wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe entschieden: “Ich glaube an Gott und vergesse den Teufel”. Ich habe gelernt es sind nur psychotische Gedanken. Einen Feind in seinem Kopf zu vermuten, Angst vor der Hölle zu haben und Angst vor finsteren Mächten zu haben ist schlicht und ergreifend nicht hilfreich. Spiritualität sollte für die Menschen da sein damit Sie als Persönlichkeiten wachsen und die allumfassende Liebe, Hilfe und Geborgenheit erfahren wie sie Gott bietet. Ich persönlich glaube an Jesus Christus als den Sohn Gottes und ich glaube dass er für meine Sünden gestorben ist und mir hilft und aus jeder noch so brenzligen Situation herausholt.
Zurück zur Klinik. Ich fühlte mich wie in einer Geisterbahn. Aber ich konnte wieder einigermaßen klar denken obwohl ich immernoch unter großem Druck stand. Am Tag der Entlassung war ich hoch nervös und hatte Angst dass irgendwas bei der Entlassung schief läuft. Ich hatte Angst meine Sachen zu packen und mutig und geduldig erledigte ich alles notwendige für meine Entlassung. Ich wollte nicht wahrhaben dass ich eigentlich nicht stabil genug bin. Aber wie immer dachte ich, ich muss mich durchbeißen. Ich kam nach hause und war fest entschlossen mein Leben auf die Reihe zu bekommen und die Reha zu machen. Ich wollte es unbedingt. Ich erledigte alles im Haushalt, brachte Müll raus, ging in die Kantine managte meine Medikamente und den Papierkram. Ich war unter Strom. Dann kam wieder der Schlafmangel und ich ignorierte ihn und machte genauso weiter wie immer. Mit dem Kopf gegen die Wand. Der Morgen kam und ich machte mir schriftlich Mut dass ich alles hinbekomme. Ich hatte einen Termin in der psychiatrischen Institutsambulanz und mutig ging ich da hin um mit der Ärztin zu sprechen. Sie interviewte mich und stellte mir Fangfragen um zu testen wie geistig fit ich bin (das ist keine Paranoia, Ärzte machen dass wirklich). Ich dachte dass sei ein Test den ich bestehen muss Koste was wolle. Wieder durch meinen Leistungsanspruch quälte ich mich durch das Gespräch. Danach war ich platt und die Ärztin war bersorgt. Ich sagte ich bin einfach noch müde und ich machte mich auf nach Cannstatt in die berufliche Reha. Alle waren furchtbar nett und mein Pate Michael machte mir Mut und versicherte dass hier alles ganz locker ist. Der erste Tag war kurz und zu bewältigen. Ich ging nach hause und gestaltete meinen Tag so gut ich konnte. Ich schlief schon wieder nicht.
Ich hatte ich einen schlimmen Alptraum. Ich war in meinem Traum in einem dunklen Zimmer und schaute aufs Handy, dort stand eine sechs die anfing zu flimmern und 666 zeigte. Dann überkam mich eine starke Ohnmacht und ich fiel in ein tiefes Loch. Der Morgen kam und ich fuhr in die Reha. Es gab viel Papierkram auszufüllen und in meinem Kopf lief ein Film mit der jedes Wort dass ich hörte mit Teufel oder Hölle assoziierte. Mühsam kämpfte ich mich immer wieder in die Realität zurück, aber ich war in meinen Gedanken gefangen. Ich machte genauso weiter wie an meinem Arbeitsversuch 20023. Dann sollte ich mir ein Passwort ausdenken und ich bekam große Angst. Später saß ich an noch mehr Formularen und blockierte. Ich nahm eine Diazepam und hoffte es wird besser. Aber ich blockierte völlig. Ich traf die Entscheidung, ich muss zurück in die Psychiatrie um mein Leben zu retten. Ich sprach mit den Betreuern und erklärte dass ich hochpsychotisch bin und zurück ins Krankenhaus gehen will. Die Betreuer machten sich sorgen und fragten ob ich es allein schaffe, ich bejahte und beschloss mich auf den langen Weg nach hause und ins Klinikum zu machen. Am Bahnhof kam dann die Durchsage dass die S-Bahn nicht fährt (wie in meinen Alpträumen). Ich ging in ein Fotogeschäft und sprach den Verkäufer an dass ich dringend einen Krankenwagen brauche. Der Verkäufer war nett, gab mir etwas Wasser. Eine halbe Stunde später kam der Krankenwagen. Die Sanitäter waren nett, sie ruften in Ludwigsburg an und ich kam wieder auf meine alte Station im Klinikum.
Ich schlief noch zwei oder drei Nächte schlecht danach wurde es besser. Ich wendete konsequent meine Tools an und aktivierte meine Ressourcen. Ich habe gelernt dass zu viel Liegen und Grübeln nicht gesund ist (das wusste ich eigentlich schon). Ich habe begriffen dass ich all die Dinge tun will die mir gut tun. Schreiben, Sport, Bloggen, Klavier spielen, lesen. Ich habe nun ein eigenes Zimmer und habe mir einen Laptop gemietet an dem ich große Freude habe. Ich schreibe viel Tagebuch, kommuniziere mit meinen Angehörigen, erledige Papierkram und schreibe jeden Tag einen Blogartikel. Die Artikel gelingen mir und ich bekomme gutes Feedback, der Wunsch reift in mir die Sache mit dem Blog beruflich zu machen. Aber diesmal habe ich meine Lektion gelernt. Ich will mich nie wieder überfordern.
Ich habe akzeptiert dass es immer mal wieder schlechte Momente geben wird, das gehört dazu. An manchen Tagen holt mich der ganze alte Mist wieder ein und ich kann nur noch auf dem Bett liegen, atmen und beten bis es vorbeigeht. Ich flehe Jesus an mich in diesen Situationen zu retten und das tut er! Halleluja!
Ich lerne darüber hinaus richtig zu entspannen und erkenne dass ich zunehmend Ruhe und Gelassenheit brauche. In der Ruhe liegt die Kraft. Ich versuche mich nicht so zu stressen. Für mich ist der aktuelle Klinikaufenthalt wie ein Retreat oder Klosterbesuch. Ich lerne auf mich aufzupassen und finde heraus was mir gut tut. Ich übe Geduld und wende alle meine Tools an: Ordnung, Körperpflege, Sport, schreiben, kommunizieren, Bewältigungsstrategien und es funktioniert. Ich fühle mich besser. Die letzten 2 Tage hatte ich zwar Alpträume aber Hauptsache ich kann schlafen. Ich bekomme weiterhin gutes Feedback für meinen Blog und das macht mir Mut. Wenn ich mich gut fühle bin ich trotzdem vorsichtig und mache langsam, das habe ich gelernt. Ich habe gelernt, ich bin ok und ich muss nicht alles perfekt machen. Dieses mal werde ich mir viel Zeit nehmen und erst die Reha fortsetzen wenn ich ganz stabil bin. Ich mache große Fortschritte. Ich lerne was mir gut tut und überwinde mich mühelos mich abzulenken was ich Jahre lang falsch gemacht habe. Ich mache Sport, achte auf meine Ernährung, lerne mich abzugrenzen. Ich lerne mit meiner Energie haus zuhalten und ich werde immer ruhiger und gelassener.
Ich habe noch einen weiten Weg vor mir, aber meine Geschichte hat eben erst begonnen. Ich hoffe mit diesem Blog Menschen mit ähnlichen Lebensgeschichten zu erreichen, so das sie von meinen Erfahrungen profitieren können. Meine größte Herausforderung ist dabei mich an meine eigenen Ratschläge zu halten. Ich bin zuversichtlich dass dies gelingen kann. Und Ihnen möchte ich ans Herz legen ebenso weiterzumachen und den Weg in Richtung psychischer Gesundheit zu gehen und niemals aufzugeben.
Update 29.6.2024
Der Krankenhausaufenthalt war ein Erfolg und nach 6 Wochen Klinik, bin ich nun seit 2 Wochen wieder zuhause. Ich mache gute Fortschritte, aber schlechte Phasen kommen und gehen. Ich erfreue mich an vielen sozialen Kontakten und Verabredungen. Ich habe Wohnung, essen, kochen Papierkram, einkaufen und Sport im Griff. Ich bin manchmal noch oft auf der Couch, aber ich verzeihe mir das. Ich muss es nicht perfekt machen. Der Schlaf ist stabil und ich erwache jeden morgen mit neuem Lebensmut.
Ich habe in letzter Zeit wieder Freude am Computer spielen und natürlich am bloggen. Vor allem in den Morgenstunden bin ich geistig klar und produktiv, es macht mir großen Spaß neue Artikel zu veröffentlichen und meinen Blog zu pflegen. Mittlerweile habe ich angefangen Produkte auf Amazon zu empfehlen, was irgendwann zu einer Einnahmequelle werden soll. Dieser Blog hat schon über 1000 Besucher, darauf bin ich sehr stolz.
Zudem habe ich wahrscheinlich einen Website Auftrag an dem ich 2 Stunden täglich arbeiten kann um mir etwas dazuzuverdienen. Wenn das erledigt ist und ich mich stabil fühle kommt das BTZ in mein Leben. Ich will mich weiter stabilisieren und gut ablenken damit ich die 4 Stunden täglich schaffe. Ich nehme mir die Zeit die ich brauche.
update 20.9.2024 – ein neuer Lebensabschnitt im BTZ
Seit 10 Tagen bin ich nun in meinem neuen Büroalltag in der beruflichen Reha, im beruflichen Trainingszentrum in Bad Cannstatt angekommen. Es gab schwierige Momente und Ängste und bisher musste ich 2 mal früher nach hause weil ich psychisch überfordert war. Aber es gelingt mir zuhause inzwischen deutlich besser mich zu erholen. Ich weiß dass die Gedanken und Gefühle verrückt spielen wenn ich überlastet bin und dass sie nicht real sind und ich mich nicht zu fürchten brauche. Mein Glaube hat sich mittlerweile auch weiter vertieft. Meine Berufspläne habe ich formuliert und sie nehmen immer konkretere Formen an.
Ich schätze die Struktur, den Büroalltag, die Aufgaben, die EDV-Kurse, meine Betreuer und die Teilnehmergemeinschaft. Ich wurde herzlich aufgenommen und ich glaube die anderen TN mögen mich. Mit den Betreuern habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bearbeite meine Aufgaben gewissenhaft und der Alltag gelingt. In letzter Zeit bin ich nach dem BTZ auch zuhause noch fit, gehe einkaufen, koche und esse zu abend, mache mein Training, lese und schaue fern. Ich gehe etwas später ins Bett als früher.
Hatte ich früher morgens noch starke Ängste zuhause und auf der Hinfahrt, macht sich gerade eine tiefe Zufriedenheit und Gelassenheit breit. Es ist ein stinknormaler Büroalltag der mir Freude macht und mir halt gibt. Ich bin im BTZ in meiner jetzigen Lebenssituation genau richtig. Alle Freunde und Bekannte freuen sich mit mir und glauben an mich. ICH glaube an mich! Der Start ist geglückt und ich habe Riesenfortschritte gemacht. Schlaf ist top. Ich freue mich auf die nächsten 3 Monate im BTZ und was das Leben mir sonst noch bringt.
Am 1.10.2024 möchte ich in den Glaubenskurs “Explore” der ICF Ludwigsburg Kirche. Ich möchte mich weiter mit dem Thema Glaube, Bibel und Jesus beschäftigen.
Eine Morgenroutine hilft dabei gut in den Tag zu starten und gibt Stabilität und Alltagsroutine. Sie müssen nicht darüber nachdenken was sie in welcher Reihenfolge tun sondern spulen ihr Programm ab, danach sind sie bereit für den neuen Tag an dem sie den Kopf erst mal frei haben. Meine Routine an die ich mich fast immer halte sieht so aus
6 Uhr: Der Wecker klingelt (Ich bin eine Lärche – wenn sie eine Eule sind wird ihr Wecker zu einem anderen Zeitpunkt klingeln)
Ich trinke ein großes Glas Wasser
ich mache mir Kaffe und rauche eine Zigarette auf dem Balkon (das mit der Zigarette sollten sie mir nicht nachmachen, aber das ist ein anderes Thema)
Ich setze mich mit einem weiteren Kaffee an den Computer und schaue mir auf youtube meine Lieblingslieder an die mir gut tun. Vieles davon ist christlich, aber bei Ihnen kann es etwas anderes sein. Die Hauptsache ist Sie füllen Ihren Kopf mit positiven Botschaften. Hier ist meine Liste:
Ich dusche und wenn mir danach ist singe ich dabei
ich nehme meine Medikamente
Ich stelle den Timer auf 10 Minuten und mache eine Morgengymnastik
Ich gehe auf mein Mediationskissen, schlage an die Klangschale und mache eine 30-minütige Meditation
Ich sinke mit dem Kopf auf das Kissen und bete 2 bis 3 Minuten. Ich bedanke mich dafür was alles gut läuft, was ich aufs Kreuz legen will und bete für meine Mitmenschen
Ich hole die Brotbeläge aus dem Kühlschrank und frühstücke
wenn ich nicht gerade arbeite und Zeit habe mache ich einen 45-minütigen achtsamen Spaziergang
Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor der Psychose? Sie sind vielleicht zur Schule gegangen, sind verreist haben einen Partner kennengelernt und waren im Kino oder auf einem Konzert. Sie haben keinen Gedanken an Paranoia verschwendet. Kommt dieses alte Leben wieder? So einfach ist es nicht. Die Psychose wird Sie verändern, allerdings langfristig gesehen nicht zum Negativen sondern es ist eine Möglichkeit zu wachsen. Sie werden nicht mehr der Alte sein sondern besser. In jeder Krise steckt eine Chance und Krisen gehören zum Menschsein nun mal dazu. Sie werden sich selbst besser kennen lernen, die Welt besser verstehen, wenn sie mögen zum Glauben finden, sie gewinnen einen tieferen Einblick in die Seele und die Natur. Sie machen schmerzhafte Erfahrungen aus denen sie lernen. Schmerz adelt die Seele.
Sie werden Weisheit gewinnen und positiv auf ihr Umfeld einwirken. Vielleicht ergreifen Sie einen anderen Beruf der besser zu Ihnen passt, oder finden eine neue Stelle die Ihnen viel mehr Spaß macht. Vielleicht entdecken sie ein Hobby wieder oder finden ein neues. Vielleicht entwickeln Sie gesunde Gewohnheiten, ernähren sich besser, vermeiden Süchte und treiben mehr Sport. Niemand hindert sie daran erfolgreich zu sein außer Sie selbst. Sie haben Gelegenheit Ihr Leben zu reflektieren, vielleicht finden Sie auch eine Berufung, vielleicht etwas das anderen Menschen hilft oder die Welt besser macht.
Bevor die Psychose kam hat etwas in Ihrem Leben nicht funktioniert. Ihre Einstellung, zu viel Stress, der falsche Beruf, ein Trauerfall, eine toxische Beziehungen, Mediensucht oder vielleicht Substanzmissbrauch. Ihr Körper zeigt ihnen das es so nicht weitergeht und zwingt Sie durch die Psychose zur Umkehr.
In seinem Buch “Angst und Panikattacken loswerden” beschreibt Klaus Bernhard die Angststörung als Liebesdienst der Psyche. Der Gedanke ist etwas radikal aber sehr interessant. Er schreibt, man solle sich eine Mutter vorstellen dessen Kind auf dem Gehweg mit einem Ball spielt. Die Mutter ruft und ermahnt das Kind zuerst freundlich das es sich von der Straße fernhalten soll. Das Kind geht aber trotzdem auf die Straße. Die Mutter erschreckt sich und ruft lauter, keine Reaktion. Die Mutter rennt zur Straße und packt das Kind um es auf den Gehweg weg von der Gefahr zu ziehen. Das Kind wird überrascht sein und erschrecken. Es versteht nicht warum die Mutter es gepackt hat und beginnt zu weinen. Das Kind versteht nicht dass es nur zu seinem Besten ist. So ist es mit der Angststörung oder auch Psychose. Bevor sie auftrat gab es eine innere Stimme die gemahnt hat das etwas in unserem Leben nicht stimmt und wir uns verändern müssen damit wir nicht in Gefahr geraten. Aber wir wollten nicht hören und machten genau so weiter.
So kenne ich es zum Beispiel aus meinem Studium. Ich war überfordert aber glaubte ich muss mich irgendwie durchbeißen und ignorierte alle Signale die mir mitteilten das es mir schlecht ging aber ich wollte nicht hören. Dann kam die Krise und ich war gezwungen meine Situation zu verändern und erst mal eine Auszeit zu nehmen. Später ging ich dann zurück nach Stuttgart um dort weiterzustudieren – was sich als hervorragende Entscheidung erwies, da mir das Studium dort viel besser gefiel und ich viele neue Leute kennen lernte und im Hochschultheater aufblühte. Das wäre vielleicht ohne die Krise nie passiert. Ähnlich geht es Menschen die jahrelang unzufrieden oder überlastet in ihrem Beruf sind und einen Burnout erleben, der auch sehr viel mit Ängsten zusammenhängen kann. Diese Menschen sind gezwungen etwas in Ihrem Leben zu verändern, was widerum sehr positiv sein kann.
Bestimmt kennen Sie den Spruch “In jeder Krise steckt eine Chance”. Ich habe die Erfahrung gemacht das da viel Wahrheit dran ist.
Literaturempfehlung
Einige Inhalte dieses Artikels entspannen dem folgenden, hervorragenden Buch:
Tagebuch zu führen wird immer wieder von Therapeuten empfohlen. Es dient dazu den Tag zu reflektieren und Gedanken zu sortieren und zu ordnen. Insbesondere abends vor dem Schlafengehen ist es ein simple und angenehme Tätigkeit um den Tag noch mal Revue passieren zu lassen. Gedanken werden externalisiert, das heißt wir bekommen sie raus aus dem Kopf und können sie besser loslassen. Das fördert auch den Schlaf. Es gibt verschiedene Arten von Tagebüchern. Das allgemeine Tagebuch, das Traumtagebuch und das Erfolgstagebuch. Ich habe immer wieder Phasen in denen ich sehr intensiv Tagebuch schreibe und es in anderen Phasen wochenlang bleiben lasse. Ich habe schon sehr viel mit Tagebüchern gearbeitet und dabei einige Tricks aufgeschnappt und weiterentwickelt.
Das Allgemeine Tagebuch
Schnappen Sie sich ein Papiertagebuch und einen Stift. Oder legen Sie ein Dokument auf Ihrem Computer an. Beschreiben Sie was sie an diesem Tag oder gestern erlebt haben. Was war gut, was war schlecht, was haben sie gemacht, wen haben sie getroffen, was hat Spaß gemacht und was war unangenehm, was haben sie aus dieser oder jener Situation gelernt?
Hier ist ein Beispiel aus meinem Tagebuch
6.8.2023
Heute habe ich mit meinen neuen Kopfhörern in der Tagesklinik Musik gehört und gut entspannt. Wir haben gegrillt. Ich habe auch ein bisschen das neue Tower Defense gespielt. Zuhause habe ich lange ein gutes Gespräch mit Mama geführt und danach war ich Joggen. Hab danach wieder meinen KYA Schrei gemacht. Zuhause habe ich geduscht. Heute will ich noch singen und lesen. Die Tür zum Käfig steht weit offen, ich muss nur den ersten Schritt nach draußen tun und endlich frei sein. Es ist meine Entscheidung. Ich bin verantwortlich.
Heute war ich wieder joggen und habe damit mein Wochenziel erreicht. Ich habe 2 Kapitel im Roman gelesen aber war sehr leicht abzulenken, was ich lese assoziiere ich ganz viel mit negativen Gedanken, Träumen und Erlebnissen. Am Abend habe ich mir den Fisch gemacht obwohl ich keine Lust hatte. Gut gemacht Niko. Ich frage mich warum ich manchmal ernsthaft Angst davor habe zu kochen, aufzuräumen oder zu frühstücken. Ich muss lernen dass das nur in meinem Kopf ist.
Tagebucheinträge in Krisenzeiten
Manchmal geht es in unserem Kopf so richtig rund und die Gedanken überwältigen uns. Statt auf der Couch zu liegen und in unserem eigenen Saft zu schmoren können wir versuchen die Gedanken mittels des Tagebuches zu externalisieren und so die Belastung unseres Geistes zu reduzieren. Schreiben Sie sich alles von der Seele, auch wenn es schockierende Inhalte sind. Ihr Tagebuch erträgt das geduldig. Danach versetzen sie sich in die Lage eines Freundes, eines Unterstützers, oder sogar eines Engels und halten dagegen.
Ich nutze gerne christliche Gedanken um mich wieder zu beruhigen aber es können auch neutrale Inhalte sein
Ein Beispiel dafür ist der folgende Eintrag (Triggerwarnung. Der Eintrag könnte etwas schockierend sein, wenn Sie sich gerade nicht wohl fühlen überspringen sie diesen Teil):
5.4.2023
Ich bin im Assoziationsmodus. Alles vermischt sich. Alles geht wild durcheinander. Sobald ich mich hinlege kommen die Gedanken. Ich kann nicht mehr. Wer kümmert sich um mich? Wer kann mich retten? Alles durcheinander. Alles steuert auf einen Punkt zu. Ich kann nicht mehr leben, ich habe keine Kraft mehr. Deutschland hat keine Kraft mehr. Meine Familie hat keine Kraft mehr. Alles wird finster um mich herum. Die Last. Die Qualen. Es hat alles keinen Sinn. Es gibt keinen Ausweg, keine Lösung, keinen Sinn. Das Schwarze Loch zieht uns rein. Loch. Vagina.Vergewaltigung TOD TOD TOD. Ich will sterben. Ich bin schwer psychisch krank. Jede Episode wird immer schlimmer. Ich sehe keinen Sinn. Keinen Ausweg. Ich habe seelische Schmerzen. Die alten Wunden reißen immer wieder auf. Sie werden mich foltern, bis in alle Ewigkeit. Rauchen zählt als Selbstmord. Ich muss gehen. Ich muss in die Hölle.
Jesus Christus. Komm zu mir. Bleib bei mir. Ich flehe dich an, du Jesus Christus – rette mich. Du bist meine einzige Hoffnung. Rette mich vor dem Feuer. Herr Jesus Christus, ich flehe dich an gib mir noch eine Chance.
Jesus ist immer bei dir Niko. Er liebt dich, er lässt dich nicht los. Jesus hat die Kraft zu heilen. Er heilt auch dich. Lass jetzt los. Hab Vertrauen ins Leben. Auch wenn es aussichtslos scheint, es führt ein Weg nach draußen. Gott gibt dir Kraft. Gott baut dich auf. Hab Vertrauen und lass los. Die Welt dreht sich weiter und du bist ein Teil davon. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Die Welt kann nicht auf dich verzichten. Du schaffst das! Vertraue auf Jesus, er wird dich retten. Du hast schon viel Schlimmeres durchgestanden. Alle glauben an dich. Dein Leben ist wertvoll. Es geht vorbei. Denk dran wie gut du dich gestern gefühlt hast. Heute kannst du gut schlafen und morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Du packst das!
Lesen sie sich die positive Komponente ein paar mal durch und lassen sie sie auf sich wirken
Traumtagebücher
Träume sind ein Mysterium und es überrascht mich immer wieder wie wenig die Wissenschaft von diesem Thema weiß – fest steht: Es ist ein sehr komplexes und individuelles Phänomen. Alpträume kennt jeder von uns, aber Menschen mit Psychosen können teilweise sehr bizarre und beunruhigende Träume haben. Es existiert die Theorie dass Alpträume sogar gesund für unsere Psyche sind, da in ihnen ungelöste Traumata, Gefühle und Konflikte verarbeitet werden. Das ist noch nicht wissenschaftlich bewiesen, aber für mich ergibt es sehr viel Sinn. C.G. Jung hat sehr viel zu diesem Thema zu sagen und ich empfehle das Buch Gedanken, Träume, Erinnerungen. Es kann eine lohnende Erfahrung sein sich seine Träume aufzuschreiben und so einen tieferen Blick für Ihre Seele zu entwickeln.
Trauminhalte verschwinden schon sehr schnell nach dem Aufwachen, es kann hilfreich sein einen Notizblock für Stichworte neben das Bett zu legen und den Traum später in ein zentrales Dokument zu übertragen.
Ihre Träume im Directors Cut
Wenn Sie einen beunruhigenden Traum haben und aufwachen, machen Sie das Licht an und schnappen Sie sich Ihr Notizbuch. Notieren Sie stichwortartig Ihren Traum und überlegen Sie wie man das Ende positiv umschreiben könnte so das es ein Happy End gibt. Machen Sie sich zum Regisseur Ihrer Träume und transformieren Sie sie. Wenn Ihnen eine Bedeutung des Traumes einfällt, so können Sie diese auch notieren.
Hier sind einige Beispiele für Einträge in meinem Traumtagebuch
1.02.2023
Ich bin an einem Bahnhofsschalter und sage “Einmal mit dem Regionalexpress nach Stuttgart, bitte”. Ich gehe zum Ausgang und ein kleines dunkles Männchen versperrt mir den Weg. Ich komme nicht zum Zug, bekomme Angst und wache auf
Transformation:
Ich sage dem Männchen ich bin nun bereit den Heimweg anzutreten. Das Männchen nickt und sagt: “Pass auf dich auf – gute Reise”. Ich erwische den Zug nach Stuttgart, steige in die S-Bahn nach Ludwigsburg und komme bald zuhause an. Dort mache ich mir erst einmal meinen Kaffee und rufe Mama an, um ihr zu sagen das ich gut angekommen bin
März 2023
Ich träume von einem Gebäudekomplex wo Figuren hin und her rennen. Ich habe den Gedanken das das Persönichkeitsfragmente sind die vom Teufel verfolgt und eingefangen werden so das in meinem bewussten Verstand Unsicherheit und Verzweiflung herrschen.
Irgendwas mit Atomkrieg. Ich denke an das Kinderspiel “Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?” “Niemand” “Soll er kommen? “Ja” dann versuchen die Kinder sich gegenseitig einzufangen. Ich habe den Gedanken das der schwarze Mann Satan ist.
Transformation
Die Figuren kommen langsam zur Ruhe. In den Gebäudekomplex kommt ein Raum mit christlicher Gemeinschaft und gemeinsamen Gebet. Die Figuren gehen in diesen Raum und feiern Gottesdienst. Sie sind in Sicherheit. Jesus ist da und gibt ihnen Brot und Wein.
7.2.2023
Ich bin an einer großen Haltestelle und finde meinen Zug nicht. Ich sehe Mama in der Küche, sie ist abweisend und raucht. Ich sage ihr das ich mein Gepäck verloren habe.
Transformation
Der Zug fährt nach Vaihingen. Von dort komme ich mit der S-Bahn nach hause. Mama drückt die Zigarette aus und sagst “Tut mir leid, ich tu es nie wieder”. “Dein Gepäck kommt mit der Post!”
1.3.2023
Ein Bus mit dem ich ins Ferienlager fahren wollte fährt ohne mich ab. Ich renne hinterher und ich kann doch noch mitfahren. Etwas später habe ich Angst das mein Gepäck nicht dabei ist. Ich sehe einen kaputten kleinen Koffer im Bus der leer ist. Ich bitte den Fahrer kurz zu halten damit ich im Lagerraum checken kann ob mein Koffer dabei ist.
Transformation
Ich denke kurz nach und dann vertraue ich darauf das der Koffer drin ist. Ich sage dem Fahrer wir können weiterfahren. Ich nehme mir einen gemütlichen Platz und höre Hörbuch. Ich freue mich aufs Ferienlager.
Bedeutung:
Den Bus erwischt zu haben ist schon mal ein guter Schritt. Das Thema Reise und Ferienlager hatte ich schon sehr oft. Ich denke die Reise steht für mein Leben und das Ferienlager ist das Leben meiner Träume. Was das Gepäck betrifft (emotional baggage), es könnte heißen das ich alte Ängste und Schuldgefühle nicht loslassen kann.
1.4.2023
Ich träume, ich steige mühsam aus dem Meer in eine Jacht. Dort bin ich in einer Kajüte und denke an meinen Schlüssel, mein Geldbeutel und mein Handy.
Transformation
Die Jacht fährt der Sonne entgegen die sich am Horizont niedersenkt. Ich stehe am Steuer der Jacht und erfreue mich an der herrlichen Weite des Meeres. Ich bin tief zufrieden.
Bedeutung
Jesus hat mir die Jacht geschickt damit ich nicht auf dem Meer vor mich hin treibe und untergehe.
2.4.2023
Ich träume von Counterstrike. Ich springe in den Tunnel von der Dust Karte und begegne einem Terroristen. Ich habe eine MP5 aber ich kann ihn nicht erschießen (Impotenz? Aggressionshemmung?)
Transformation
Der Terrorist und ich legen die Waffen nieder. Wir sehen ein dass das ewige Kämpfen keinen Sinn hat. Wir gehen in eine Kneipe und trinken ein Bier. Er erzählt mir wie er Terrorist wurde. Traurige Geschichte.
Bedeutung
Ich muss an den Film Identity denken. Da geht es darum dass im Unterbewusstsein eines Gefangenen sich die Persönlichkeitsfragmente in einem Abenteuer gegenseitig bekämpfen bis am Schluss nur eine Identität übrig bleibt. Hier kommt wieder der Gedanke das mein inneres Team sich gegenseitig bekämpft. Aber dafür gibt es keine Beweise. Wenn ich heute durch den Tag gehe, dann bin ich normal. Der Traum kann auch etwas anderes bedeuten. Er hindert mich nicht daran ein normales, produktives, erfolgreiches Leben zu führen.
6.8.2023
Ich bin in einer düsteren Kammer und ein Monster kommt die Treppe hinauf und will mich vernichten. Ich erschieße es in letzter Sekunde mit einer großen Waffe. Es gibt noch mehr Monster. Jemand schreit
Transformation
Die Monster verwandeln sich in Entenküken und das Licht geht in der Kammer an
Bedeutung
Verdrängte Ängste
7.8.2023
Ich bin in einem großen Hörsal oben auf einer großen Schiebetafel. Unten ist ein Kind. Die Tafel knallt herunter und ich habe Angst das das Kind sich verletzt. Das Kind kommt und will mich angreifen. Ich sage: “Hör auf, ich will dir nicht weh tun!” Ich wache auf.
Bedeutung
Mein inneres Kind ist verletzt und braucht Heimat.
Transformation
Ich rede mit dem Kind: “Lieber kleiner Niko. Ich habe mich nicht um dich gekümmert. Ich habe zugelassen das die anderen dich mobben. Es tut mir leid. Ich habe nicht auf deine Bedürfnisse geachtet. Du brauchst nicht mehr böse zu sein, du brauchst keine Angst mehr haben. Ich bin für dich da. Wir sind ein unschlagbares Team”.
13.8.2023
Es ist dunkel. Ich gehe auf 3 gehüllte Personen zu. Sie umarmen mich und es wird dunkel
Transformation
Ich entzünde ein Feuer in meiner Hand und die Schatten flüchten in die Ferne. Ein Engel kommt zu mir und sagt: Du bist in Sicherheit Niko. Ich bin in einer hell erleuchteten Lagerhalle. Ich finde den Ausgang und gehe nach hause
In manchen Situationen helfen alle Werkzeuge und Tricks nicht. Weder Schreiben noch Mentaltechniken noch eine Entspannungsübung. Dann kommt es vor, dass die Gedanken uns überwältigen, wir auf ein Wahnsystem hereinfallen und wir in unserer schwarzen Kiste gefangen sind, von der wir dachten, dass wir sie hinter uns hätten. Wir sind frustriert und enttäuscht.
Folgende Situation habe ich letzte Woche erlebt. Ich lernte über eine Onlinedating Plattform ein Mädchen kennen, nennen wir sie Vera. Wir tauschten ein paar nette Nachrichten aus und machten einen Videochat, bei dem wir eine Stunde lebhaft quatschten. Die Zeit ging im Nu vorbei. Wir machten ein Date in meinem Lieblingsrestaurant aus und ich freute mich sehr darauf, denn ich lebe seit 6 Jahren als Single. Dann kam der Tag des Dates und am Morgen war ich sehr zuversichtlich, dass ich da hingehen kann. Vera ist zwar kein Supermodel, aber sie war nett und ich wollte einfach einen netten Abend erleben.
Mit der Tagesklinik haben wir einen Ausflug in ein Museum gemacht, während dem ich wieder psychotisches Erleben hatte. Die Reize waren mir zu viel und ich fühlte mich schlecht. Ich begann meine Angst zu planen, dieses Phänomen kennen Menschen mit Angststörungen sehr gut. Ich stellte mir vor wie ich später wieder mal auf der Couch liegen, Angst haben und absagen werde. Die Dramatik des Tages nahm zu. Irgendwann war der langweilige Museumsbesuch vorbei und ich ging nach hause um mich zu erholen. Ein innerer Kampf begann, den ich schon sehr gut von früher kenne. Gehe ich gehe, gehe ich nicht. Pack ich das, oder ist es zuviel, soll ich absagen oder soll ich es aushalten. Ich versuchte mich mit Regengeräuschen abzulenken, ich versuchte spazieren zu gehen. Als ich vom Spaziergang zurückkam, fühlte ich mal wieder dieses unheimliche Bedrohungsgefühl in der Magengegend. Ich geriet in leichte Panik. Der Termin rückte immer näher und die Anspannung nahm zu. Eine Stunde bevor ich eigentlich das Haus verlassen wollte, nahm ich allen Mut zusammen und kaufte mir mit dem Handy eine Fahrkarte. Ich hielt es zuhause nicht mehr aus und wollte die Fahrt hinter mich bringen. Ich malte mir aus wie ich vor Vera sitze und keinen sinnvollen Satz herausbringe, das hatte ich schon bei einem vergangenen Date erlebt. Vera schrieb mir das sie da sein werde und schon ordentlich Hunger hat. Jetzt gab es kein zurück. Ich stieg in den Bus und fuhr mit der S-Bahn in die Stadt. Ich redete mir gut zu: “das wird schon” “du packst das” “hab einen schönen Abend”.
Dann kam ein Schock. Ein Lautsprecheransage sagte dass die S Bahn am Hauptbahnhof (oben) bei den Fernzügen halten würde. Nun muss man wissen, dass seit der Stuttgart 21 Baustelle der Hauptbahnhof eine Katastrophe ist. Man muss 15 Minuten wie durch ein Labyrinth irren bis man zur Innenstadt gelangt. Zudem ist es voll mit Leuten. Ich bekam Angst, ich kenne den Bahnhof aus früheren Fahrten und erinnerte mich daran wie verwirrt ich dort war und das ich dauernd Leute fragen musste bis ich endlich zur S-Bahn kam. Mich an einem Bahnhof zu verirren, das habe ich seit Jahren in meinen wiederkehrenden Albträumen. Ich stieg also aus der S-Bahn und wie ich erwartet hatte war alles voll mit Menschen. Ich fühlte mich als würde ich in einen Traum versinken und ich war komplett reizoffen. Ich erinnerte mich an eine frühere Situation in der ich am Bahnhof war und meine Mutter anrief. Sie fragte mich wo ich bin und ich sagte “Ich weiß es nicht”. Zum Glück hörte sie die Lautsprecheransagen im Hintergrund und bat einen Freund mich vom Bahnhof abzuholen. In genau diese Situation fühlte ich mich zurückversetzt und musste entscheiden: was soll ich jetzt machen? Ich warf einen Blick auf die Infotafel und sah das in 5 Minuten die nächste S-Bahn nach Ludwigsburg zurückfuhr, Ich entschied: OK das ist zu viel, das pack ich nicht. Ich stieg in die S-Bahn und fuhr zurück nach hause. Ich versuchte Vera zu erreichen und schrieb ihr eine Nachricht, dass ich ihr kurzfristig absagen muss. Scheiß drauf.
Auf dem Rückweg war ich komplett reizoffen und die Gedanken quälten mich. Ich kam heim und legte mich auf die Couch, meine Hauptstrategie aus einer Zeit, in der es mir wesentlich schlechter ging. Die Gedanken und Dämonen überrollten mich. Ein Gedanke schlimmer als der nächste. In dieser Situation war ich schon seit Wochen nicht mehr. Ich hatte einen Rückschlag. Ich versuchte auf Distanz zu den Gedanken zu gehen, aber nichts half. Negative, gewalttätige, sexuelle, blasphemische Gedanken überrollten mich wie eine Lawine und ich lag da wie gelähmt ohne zu irgendeiner Handlung fähig zu sein. Das Gehirn schaltete in einem mir wohl bekannten Modus um in dem es sich eifrig die schlimmsten Gedanken suchte die mir Angst machten.
Dann dachte ich: OK, es geht mir schlecht. Das ist in Ordnung. Ich akzeptiere es, ich “darf” mich schlecht fühlen. Es geht vorbei. Irgendwann schlief ich ein und am nächsten Tag sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Vera war am Vortag schon halb in Stuttgart gewesen und war entsprechend verärgert. Sie schrieb mir dass ich wohl nicht bereit fürs Dating bin und wie sie das ganze an ihren Exfreund erinnert der auch psychische Probleme hatte. Damit war die Nummer gelaufen aber ich war nicht überrascht. Ich war aber frustriert und enttäuscht, da ich mich sehr darauf gefreut hatte einen neuen Menschen kennen zu lernen. Ich entschied dass das Thema Dating noch zu viel für mich ist und ich erst wieder stabil werden muss um mir weitere Enttäuschungen dieser Art zu ersparen.
So ist das mit Rückschlägen. Wenn wir einen haben fallen wir oft in das alte Muster zurück und sind blind dafür welche tollen Fortschritte wir inzwischen gemacht hatten. Hier hilft zum Beispiel ein Erfolgstagebuch, das sie in so einer Situation zu Rate ziehen können.
Was habe ich daraus gelernt? Geistig gesund zu werden ist wie Fahrradfahren. Wenn ein Kind lernt Fahrrad zu fahren, wird es zwangsläufig auf die Nase fallen. Das ist ganz normal. Das Kind bleibt in der Regel nicht liegen und denkt: “Ach ich kann das nicht, das ist zu schwer”. Das Kind staubt sich ab setzt sich wieder aufs Rad und fährt weiter. So ist es auch in unserem Leben. Rückschläge gehören dazu, es ist ein kontinuierlicher Lernprozess und wir werden immer wieder scheitern und Rückschläge erleben. Das ist ebenso normal. Das wichtigste ist, das wir erst einmal die Situation akzeptieren und denken: “OK, das ist jetzt einfach so, ich darf mich schlecht fühlen”. Wichtig: Gehen Sie liebevoll mit sich um. Schreiben Sie eine Nachricht an einen Freund oder stellen sie sich vor was sie einem Freund in dieser Situation raten würden. Zum Beispiel: “Kopf hoch, das geht vorbei. Bestimmt klappt’s beim nächsten Date”.
Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weiter gehts.
Wir denken manchmal, ach ich muss mich erst besser fühlen dann kann ich anfangen zu leben. Andersherum wird ein Schuh draus: Ich muss anfangen zu leben, dann fühle ich mich besser.
Wir wissen insgeheim ganz genau was gut für uns ist. Wir wissen das wir nicht den ganzen Tag auf der Couch liegen sollten, wir wissen das wir die Wohnung in Ordnung halten und den Papierkram erledigen sollten, wir wissen genau das wir uns jetzt bewegen sollten, wir wissen das wir die Gitarre in die Hand nehmen, ein Buch lesen oder Vitamine zu uns nehmen sollten damit es uns besser geht. Wir haben das alles schon hundert mal gehört und trotzdem sabotieren wir uns selbst. Wer hält uns davon ab diese Dinge zu tun von denen wir genau wissen das wir uns danach oder währenddessen besser fühlen werden? Nur wir selbst stehen uns im Weg. Da gibt es keinen Schweinehund – wir selbst sind der Schweinehund. Warum ist das so? Weil wir es gewohnt sind. Wir sitzen in einem Käfig aus Angst und Gewohnheit dessen Tür sperrangelweit offen steht.
Vielleicht kennen sie die Geschichte vom Wellensittich im Käfig. Der Vogel ist seit Jahren in seinem Käfig eingesperrt. Nun macht jemand die Tür auf. Der Vogel geht nicht durch die Tür um die Welt zu erkunden und frei zu sein. Er bleibt wo er ist. Er kennt es nicht anders und der Ruf zur Freiheit lockt ihn zwar aber er kennt nur diesen Käfig. So ist es auch mit unseren Zuständen.
Wir gehen nicht durch die Tür in die Freiheit weil wir Angst haben zu scheiten und es uns mit unserer Krankheit bequem gemacht haben. Sie erwarten aber mehr vom Leben und das zu recht.
Was bleibt ihnen also anderes übrig als nach vorne zu gehen und ihr Leben in den Griff zu bekommen? Es gibt keine Alternative dazu. Auch wenn die Symptome schlimm sind und wir mit Schwierigkeiten und beschränkter Belastbarkeit kämpfen, ein erfolgreiches Leben mit Schizophrenie ist in den meisten Fällen möglich und sehr erstrebenswert. Wollen Sie den Rest Ihres Leben auf der Couch oder im Krankenhaus verbringen? Sie sagen “ich kann das nicht”. Sie können sehr wohl. Wenn ich ihnen sage dass wenn Sie 5 Minuten joggen ich Ihnen 100.000€ zahle, würden Sie sich aufraffen die Laufschuhe anziehen und losrennen? Wahrscheinlich. Warum geht es also plötzlich wenn eine solche Belohnung winkt? Es geht also doch, sie müssen nur wollen. Naja, man zwingt sich eben und das ist der Trick. Mit der Zeit wird es zum Glück immer leichter, es wird zu Gewohnheit und positive Gewohnheiten sind ein großer Schritt Richtung geistiger Gesundheit. Nun ist ihre Gesundheit unbezahlbar und wesentlich mehr wert als 100.000€. Lassen Sie dieses Argument auf sich wirken.
Also holen sie sich ihre Belohnung in Form von einem besseren Wohlbefinden. Verlassen sie ihren Käfig der Gewohnheit und Angst. Die Tür steht weit offen. Geben sie sich einen Ruck und gehen durch die Tür. Ich meine nicht damit das sie sich einfach nur “zusammenreißen müssen”, denn die Symptome sind ja real und es ist nicht so einfach. Ja, sich zu verändern kann verdammt schwer sein – aber es lohnt sich. Aber wenn wir in unserem Gedankenkarussell gefangen sind sehen wir nicht dass wir mehr Spielraum haben als wir denken.
Wenden Sie bei allem zu dem sie sich überwinden müssen eine der folgenden Techniken an
Die 5-Minuten Regel
Es ist ganz einfach. Wählen sie eine Aktivität aus die Ihnen früher Freude gemacht hat, wie zum Beispiel ein Buch lesen, Sport machen, ein Bild malen oder ein Instrument spielen. Setzen sie sich einen Timer von 5 Minuten und beginnen sie mit der Aktivität. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung es völlig ergebnisoffen für 5 Minuten zu probieren. Wenn der Wecker klingelt haben sie nun die Möglichkeit aufzuhören wenn sie es wollen. In der Regel wird es so sein das sie noch ein bisschen weitermachen und ehe sie sich versehen ist eine halbe Stunde vorbei. Wenn es keinen Spaß machen sollte, können Sie immer noch zurück auf die Couch oder etwas anderes machen.
Die 10-Jahres Regel
Was werden sie in 10 Jahren über diese Entsheidung denken? Werden sie zurückdenken und sagen “Ja da habe ich angefangen mir in den Arsch zu treten und mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ab da wurde es langsam besser. Ich bin stolz auf mich das ich das damals geleistet habe und jetzt die Früchte meiner harten Arbeit in Form eines erfolgreichen Lebens ernte. Das habe ich sehr, sehr gut gemacht”. Malen sie sich dieses Gefühl in der Zukunft aus und treffen sie die bewusste Entscheidung sich in diese ideale Zukunft zu bewegen. Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.
Motivation durch Imagination
Setzen sie sich gemütlich hin und denken Sie an eine Aktivität die Ihnen gut tut. Nehmen wir das Beispiel Joggen. Schließen Sie die Augen und beginnen sie sich vorzustellen was sie später tun werden. Stellen Sie sich vor wie sie die Schuhe anziehen und das Haus verlassen. Stellen Sie sich vor wie sie anfangen zu laufen und wie stolz sie auf sich sind das sie den ersten Schritt gemacht haben. Stellen Sie sich ein intensives Runners High vor und wie der Kopf sich von Gedanken und Sorgen leert. Stellen Sie sich das rhythmische Tapsen der Füße auf dem Boden vor. Stellen Sie sich vor wie sie sich die ersten 5 Minuten durchbeißen und nicht aufgeben sondern weiterlaufen und wie stolz sie dann auf sich sind. Stellen Sie sich vor wie Sie erschöpft und glücklich Ihr Ziel erreichen. Stellen sie sich vor wie erholt und entspannt sie nach hause zurück traben und sich ausruhen. Malen Sie sich aus wie gut sie sich fühlen und lassen sie die inneren Bilder sich manifestieren. Gehen Sie vor Ihrem geistigen Auge immer wieder den Moment durch wie sie nach den Laufschuhen greifen (oder den Stift in die Hand nehmen und ein Bild beginnen). Dann wenden Sie die 5-Minuten Technik an und treffen die bewusste Entscheidung jetzt tatsächlich nach den Schuhen zu greifen und denken Sie dabei “JA, sehr gut. Du machst das großartig”
Hallo Widerstand
Erkenne innere Widerstände und komme in die Aktivität. Heute dachte ich zum Beispiel: “Ein Tee würde mir jetzt gut tun. Ah, aber ich habe keine Lust, das ist mir jetzt zu aufwändig”. Ich dachte: “Aha, ein Widerstand.” “Hallo Widerstand, juhu schön das du da bist, das ist eine Gelegenheit an mir zu arbeiten und gesund zu werden. Jetzt habe ich keine Lust Tee zu kochen UND ich mache es trotzdem. In 10 Jahren werde ich denken, “Aha, ja, gut das ich mich damals überwunden habe, dass waren die ersten Schritte zum gesund werden und jetzt geht es mir besser”. Stellen sie sich in Gedanken vor wie gut ihnen der Tee schmecken wird und wie sie zur Kanne greifen. Finden sie den Schalter und legen sie ihn um.
Gibt es eine Methode die Ängste und Stress erwiesenermaßen deutlich reduziert und mit der Sie sich einfach todsicher besser fühlen werden? Ja. Jedes Kind weiß es, Sport ist gut für die Psyche. Besonders Kampfsport. Aber aller Anfang ist schwer. Wir denken, “ach ich kann grad nicht, ich bin zu müde”, oder “ich habe keine Lust, ich habe Schizophrenie ich kann das nicht”. Oder ich habe keine Zeit.
Werden Sie süchtig nach Sport und Ihr Leben wird deutlich leichter und entspannter. Sie leben länger, sind vitaler und gesünder. Holen Sie sich die körpereigenen Endorphine und lernen Sie sich dich daran zu berauschen. Glauben Sie mir – der Stress den Sie erleben wird sich deutlich reduzieren. Was hindert Sie daran heute mit Sport anzufangen? Einem Lauftreff beizutreten oder im Fitnessstudio anzumelden. Nur Sie selbst stehen sich im Weg. Lassen Sie nicht Angst und Faulheit Ihr Verhalten diktieren und holen Sie sich eine ordentliche Dosis körpereigener Glückshormone ganz ohne Nebenwirkungen. Danach noch eine heiße Dusche oder ein Saunagang und der Tag ist gerettet.
Update 02.03.2024
Ich bin nun seit 2 Wochen im Fitness Studio und gehe fast jeden Tag. Dabei habe ich seit Monaten kein Sport gemacht obwohl ich genau weiß wie gut es tut. Früher hat mir Fitness überhaupt keinen Spaß gemacht, insbesondere Gerätetraining fand ich langweilig. Aber jetzt gehe ich regelmäßig hin. Was hat sich verändert?
Ich gehe jeden Tag hin, die Hemmschwelle wird immer geringer. In der Anfangszeit habe ich nicht ernsthaft trainiert und manchmal schon nach 5 Minuten aufgegeben, aber ich bin immerhin jeden Tag dort und ich konnte meine Leistung auf dem Fahrrad schrittweise steigern, erst auf 15 Minuten, dann eine halbe Stunde, dann 45 Minuten. Gestern habe ich es geschafft das komplette Programm mit Fahrrad und Gerätetraining zu absolvieren. Ich bin sehr stolz auf mich. Es wird immer leichter.
In der japanischen Ökonomie kennt man diese Methode unter dem Namen “KAIZEN”
Kaizen kann auf verschiedene Bereiche angewendet werden, einschließlich Produktion, Verwaltung, Serviceleistungen und sogar im persönlichen Leben. Es geht darum, eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu schaffen, die darauf abzielt, langfristig nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Mein Patenonkel, der in vielerlei Hinsicht kein gutes Vorbild ist, ist mit 87 Jahren so fit und vital wie manche 40-jährige. Was Gesundheit und Disziplin angeht macht ihm niemand was vor. Auf die Frage ob er täglich Lust auf sein Training hat sagt er “Wenig Lust, bis gar keine Lust”.
Ich denke mittlerweile Fitness ist wie Zähne putzen. Es macht keinen Spaß aber muss erledigt werden, wir putzen uns jeden Abend die Zähne weil wir sie gesund haben wollen, ganz automatisch und selbstverständlich.
In der Anfangszeit brauchen wir viel Disziplin. Wir dachten “Ich würde gerne Sport machen, ABER ich habe keine Lust, ich bleibe lieber auf der Couch”. Machen Sie aus dem ABER ein UND, sie sagen sich: “Ich habe keine Lust UND gehe trainieren.” Am Anfang müssen wir uns noch zu unserem Glück zwingen, aber wenn wir jeden Tag hingehen wird es mit der Zeit immer leichter.
Was mir dabei geholfen hat ist, mein Training in manchen ruhigen Minuten immer wieder vor meinem eigenen, inneren Auge zu imaginieren, eine Taktik aus dem “Mentaltraining” Ich stelle mir immer wieder vor wie ich zur Sporttasche greife, mich auf den Weg mache, durch die Tür des Fitness Studios gehe, mich einchecke, umziehe und and den Geräten arbeite. Ich stelle mir das Display auf dem Fahrrad vor wie die Minuten verstreichen. Dabei denke ich “JA NIKO, SEHR GUT, DU MACHST DAS SUPER”. Oder ich denke an einen schönen, athletischen Körper.
Ich stelle mir vor wie ich erschöpft und zufrieden nach dem Sport in der Sauna sitze, ich imaginiere dass herrlich entspannte Gefühl auf dem Heimweg. Ich freue mich auf eine Belohnung, zum Beispiel ein alkoholfreies Bier oder einen Bananen/Avocado Smoothie.
Update 23.3.20204
Ich gehe immer noch jeden Tag (außer sonntags) ins Fitness Studio und ich bin begeistert. Es ist wirklich eine Wunderwaffe gegen schlechte Gedanken und Gefühle. Ich könnte mittlerweile nicht mehr ohne und ich ärgere mich dass ich die letzten 2 Jahre nichts gemacht habe.
Auf dem Weg denke ich oft: “Ich habe wenig Lust, bis gar keine Lust”. Aber ich gehe trotzdem denn mein Gehirn hat abgespeichert: “Sport tut mir gut, ich will mehr davon, ich hole mir die Belohnung”. Ich genieße das herrlich enstpannte Gefühl in der Sauna und auf dem Heimweg. Daheim bin ich dann motiviert was zu machen.
Wer noch keinen Sport für sich entdeckt hat oder Motivationsprobleme hat, ich kann es wirklich jeden sehr wärmstens empfehlen.
Denken Sie: Ich muss damit leben, ich kann damit leben, ich WILL damit leben
Schmerzhafte Gedanken zähmen
Bebesprache.
Oft fühlen wir den Gedanken der gerade entsteht bevor er ins Bewusstsein als gesprochenes Wort dringt. Wie eine Luftblase die an die Oberfläche blubbert. Wir können schon in diesem Stadium des Gedankens erkennen ob er uns ängstigen wird. Mein “Lieblings”-gedanke war zum Beispiel: “Satan komm in mein Herz” oder “Jetzt hilft nur noch Selbstmord”. Wenn wir den Gedanken angeflogen fühlen können wir ihn in Kauderwelsch verwandeln (Bebe Sprache) Aus “Satan komm in mein Herz” wird: “Sabataban kobom ibin meibein Heberrz”. Diesen Kauderwelschsatz können Sie so oft wiederholen bis er langweilig wird und sich wieder der Realität zuwenden. Sie haben sich erfolgreich vom Gedanken defusioniert. Das können Sie so oft üben wie Sie wollen – bis Sie sich besser fühlen. Das funktioniert auch wunderbar mit befehlenden Zwangsgedanken.
Die Micky Maus Technik
Eine simple und effektive Variante davon ist die Micky Maus Technik. Der Gedanke oder die innere Stimme kommt wieder hoch und Sie verwandeln sie in eine piepsige Micky Maus Stimmte die den Satz quakt. Diese ist so lächerlich und lustig dass Sie sie gar nicht ernst nehmen können und sie kann ihnen so auch keine Angst machen. Sie können sich auch eine Micky Maus Figur im Internet bestellen und in der Hosen- oder Handtasche mitnehmen. Wenn der Kopf mal wieder einen schmerzhaften Gedanken produzieren will holen sie die Figur heraus und lassen sie sie ein wenig Text quieken. Kein Mensch würde sich vor der Micky Maus fürchten.
Erst mal Verdrängen
Verdrängen muss nicht unbedingt etwas schlechtes sein. Es ist eine natürliche Funktion des Geistes um sich zu schützen. Insbesonderen in frühen Traumata sind Erlebnisse einfach zu viel für uns und wir schließen sie ein wie eine virusbeladene Datei in Quarantäne kommt um keinen Schaden anzurichten. Wenn wir uns erholen und besser fühlen kann es sich aber lohnen diese Dateien nochmal anzuschauen. Wenn wir uns stark genug fühlen können wir ergründen was uns verletzt hat und können heilen – am Besten geht das im engen Kontakt mit einem erfahrenen Therapeuten der Sie auffangen kann wenn es doch zuviel wird.
Stopptechnik
Wenn wir beispielsweise uns entspannen oder spazieren gehen oder meditieren kann man schlechte Gedanken gut bemerken und vorbeiziehen lassen. Manchmal wenn wir anfangen zu spinnen und ein Wahngebäude zu bauen das uns in seinen Bann zieht kann es auch mal gut tun zu sagen “Stopp! Schluss damit!”, oder “Stopp! Psychose!
Oder experimentieren Sie mal mit folgenden Sätzen wenn Sie mit einem Gedanken konfrontiert werden der sie stutzig macht:
Das habe ich in einem Film gesehen
Das habe ich irgendwo aufgeschnappt
Das ist sehr unwahrscheinlich
Das habe ich mal irgendwo gelesen
Das hat nichts mit mir zu tun
Das kann man auch anders sehen
Dafür gibt es keine Beweise
Das war früher
Da mache ich mir später Gedanken
Da mache ich mir morgen Gedanken
Da mache ich mir Gedanken wenn es soweit ist
Da kümmert sich Gott drum
Stopp! Psychose
Vorsicht! Das könnte ein Wahn sein
Danke, aber da fall ich nicht darauf rein
was ist JETZT? Was ist real, was kann ich anfassen?
Ich habe schon Schlimmeres durchlebt
das ist Zufall
das ist Psychoquatsch
Raus aus der Isolation
Das schlimmste ist wenn wir mit unserer Gedankenspirale alleine bleiben. Isolation ist Gift für uns Menschen. Wenn es wieder mal rund geht in Ihrem Kopf und auch Schreiben oder Ablenken nicht hilft, dann müssen Sie unbedingt mit jemandem reden und es rauslassen. Wenn kein guter Freund oder Psychiater zur Hand ist rufen Sie die Telefonseelsorge an und texte Sie sie zu. Das sind Profis, die vertragen das.
Die Nummer der Telefonseelsorge: 08 00 / 11 10 11 1
Wenn Sie sich an Freunde und Familie wenden übertreiben Sie es nicht – Sie könnten sie überfordern. Fragen Sie im Zweifelsfall nach ob sie gerade in der Lage sind Ihnen zu helfen oder ob Sie sich lieber an jemand anderen wenden. Manche Menschen wollen auch keine Verantwortung für Sie übernehmen und schützen ihre Grenzen. Das müssen Sie dann akzeptieren.
Die Staubsaugertechnik
Stellen Sie sich vor jemand klingelt an ihrer Tür und will ihnen einen Staubsauger verkaufen. Sie brauchen aber keinen Staubsauger. Sie haben schon einen. Also was tun Sie? Sie bedanken sich für das Angebot und sagen höflich aber bestimmt dass Sie keinen Staubsauger kaufen wollen. Der Vertreter könnte aufdringlich werden und sagen “Aber sehen Sie nur” oder “Wollen sie nicht doch…” “Ich mache ihnen ein einmaliges Angebot” Sie sagen “Nein, vielen dank das ist sehr nett aber das brauche ich nicht, vielen dank”. Sie schließen die Tür. Vielleicht klingelt er wieder an der Tür und dann brauchen Sie sie nicht mal mehr öffnen, sie wissen ja schon wer da klingelt. Irgendwann wird der Vertreter enttäuscht aufgeben und nicht mehr klingeln, da er weiß das er bei Ihnen keinen Staubsauger an den Mann bringen wird.
Entscheidend ist dabei das sie höflich aber bestimmt reagieren. Bedanken Sie sich. Danke lieber Vertreter. Aber ich brauche das gerade nicht, auf Wiedersehen. Und so können wir mit schmerzhaften Gedanken und Wahnideen umgehen. “Aha, ein Gedanke, das ist ja interessant. Ist das wahr? Ist das hilfreich? Hm, danke aber ich brauche das gerade nicht”. Und dann: Was ist JETZT? Zurück zur Realität, zurück zu dem was gerade ansteht. Zurück zu dem was real ist: der Baum, das Auto, der Tisch. Wenn Sie wütend werden oder sich gegen den Gedanken wehren und ihn unterdrücken wird er nur stärker, gehen sie liebevoll und mit Akzeptanz und Achtsamkeit mit Ihren Gedanken um. Würden Sie die Tür zuknallen oder den Vertreter anschreien und auf ihn losgehen? Vermutlich nicht. Er könnte wütend werden und zurückschlagen, in ihr Haus eindringen und die Möbel beginnen zu zerstören” In solchen Situationen greift unser sozialer Autopilot und mit hartnäckiger Höflichkeit werden sie den Vertreter auf eine Weise los so das er irgendwann nicht mehr klingelt und sie haben Ihre Ruhe. Und wenn er nach einer Weile doch wieder klingelt, können Sie sich freuen und sagen “Ah! Mein Lieblingsvertreter – Wie geht es Ihnen? Lang nicht gesehen”, “danke und sie wissen ja – ich will immer noch keinen Staubsauger” Auf wiedersehen.
Stellen sie sich vor ihrem inneren Auge vor wie sie die Türe schließen. Stellen sie sich dann vor wie die Tür immer kleiner wird und sich von Ihnen entfernt bis sie plötzlich ganz verschwindet
Positives Selbstgespräch
Ein positives Selbstgespräch trägt uns durch schwierige Zeiten. Hier sind einige Beispiele für positive Gedanken:
das schaffe ich
das habe ich schon mal geschafft
ich hab schon schlimmeres überstanden
ich bin körperlich gesund
es ist einfach geil am Leben zu sein
kein Problem
das war früher
das geht vorbei
ich werde ganz, komplett zu 100% gesund
möge ich glücklich sein, möge ich fröhlich sein, möge ich mit Leichtigkeit geben
das ist stinknormal
die tun mir nichts
das hat nichts mit mir zu tun
die Seele will gesund werden
Wenn Sie anfangen positiv zu denken gleichen die Synapsen im Gehirn einem Trampelpfad. Je öfter Sie positives Selbstgespräch üben, desto mehr wird aus dem Pfad dann eine Straße und schließlich eine Autobahn
Und wie lernen wir etwas Neues? Wie lernten Sie Englisch in der Schule? Durch Wiederholung. Prägen Sie sich die Informationen immer mehr in Ihr Gedächtnis ein um sie im Bedarfsfall abzurufen.
Seien Sie nicht böse mit sich wenn Sie noch keine positiven Gedanken haben, das kommt mit der Zeit und der Übung.
In der Geisterbahn
Wenn wir unser Inneres auf die Außenwelt projizieren und uns so durch die Welt bewegen kann das ziemlich unheimlich sein. Viele Menschen berichten von verzerrten Gesichtern. Aber ist dass denn wirklich so schlimm? Ignorieren Sie es einfach und machen weiter mit dem was Sie gerade tun. Sie sind nicht in Gefahr. Betrachten Sie es wie eine Fahrt in der Geisterbahn auf einem Jahrmarkt. Sie sitzen in einem sicheren Waggon und bewegen Sich durch die Bahn. Sie sehen gruslige Dinge die Angst machen. Aber es ist nicht real. Sie sind nicht in Gefahr und das wissen Sie. Ihnen kann nichts passieren. Irgendwann ist auch diese Fahrt vorbei und Sie können zum Süßigkeitenstand des Jahrmarkts gehen und sich eine leckere Portion gebrannte Mandeln kaufen.
Der innere Therapeut
Stellen Sie sich einen idealen Therapeuten vor der es gut Ihnen meint, fachlich kompetent und vernünftig ist. Wenn Sie mal wieder eine Idee haben oder etwas erleben was sie stutzig macht – überlegen Sie was ihr innerer Therapeut dazu sagen würde. Wenn Sie vor der Entscheidung stehen “soll ich eine Runde Laufen gehen”? Soll ich die Gitarre etwas in die Hand nehmen” “soll ich diesen fettigen Burger essen?” Was würde der Therapeut sagen. Oder was würden Sie einem guten Freund raten? So gesehen wissen wir eigentlich ganz genau was gut für uns ist, aber manchmal brauchen wir einen kleinen Denkanstoß und eine andere Perspektive. Sie glauben jemand hat schlecht über Sie geredet? Sie machen sich Sorgen jemanden verärgert zu haben? Was würde ihr Therapeut sagen? Hat diese Sendung im Fernsehen etwas mit mir zu tun? Fragen Sie Ihren inneren Therapeuten
Danke, kenn ich schon
Viele unnötige Gedanken die uns quälen kommen immer wieder und wir kennen sie schon auswändig.
Wenn mal wieder ein schmerzhafter Gedanke angeflogen kommt, wie zum Beispel “ab mit dir in die Geschlossene”, oder “Der Geheimdienst ist hinter mir her”, oder “mein Nachbar will mich vergiften”, oder “Wir sind die Dämonen und kommen dich holen”, bedanken Sie sich dafür. Das klingt erst mal unsinnig aber probieren Sie es aus.
Sagen sie sich einfach in Ihrem Kopf: “Danke, kenn ich schon” oder “Danke, das kenne ich schon, das brauche ich nicht (mehr)” und wenden Sie sich im nächsten Augenblick dem hier und jetzt zu. Zu dem was Sie sehen und anfassen können, zu dem was gerade wichtig ist.
Ein Freund von mir kämpft seit Jahren mit Depressionen, die er versucht mit Computerspielsucht erträglicher zu machen. Er formuliert oft den Gedanken: “Ach das sind MEINE Depressionen” oder “Ich kann mich nicht überwinden Sport zu machen, wegen MEINEN Depressionen” Das ist von der Einstellung her nicht sehr hilfreich. Wenn wir so denken identifizieren wir uns mit der Krankheit und machen es uns mit unserer Diagnose bequem. Das erstickt den Mut zur Veränderung im Keim. Auch wenn Sie nichts dafür können sich in eine solche Situation hineinmanövriert zu haben, der Weg zur Besserung ist eine bewusste Entscheidung und die beginnt jeden Tag neu und mit einem ersten Schritt. Jeder ist für sein Glück verantwortlich und wir haben viel mehr Spielraum als wir in unserem Realitätstunnel glauben. Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand. Ja, es erfordert Disziplin und Engelsgeduld aber es ist möglich. Nick Vujicic ist ein weltbekannter Speaker. Er wurde ohne Beine und Arme geboren, hat 4 Kinder, bereist die ganze Welt, motiviert Millionen von Menschen und ist glücklich. Wenn ein Mensch ohne Arme und Beine das kann, warum sollen sie es nicht können? Kennen Sie das Locked in Syndrom? Menschen mit dieser diagnose sind vollkommen gelähmt und bewegungsunfähig. Ihr Geist jedoch funktioniert ganz normal. Sie sind quasi in ihrem Körper eingeschlossen. Interessanterweise berichten Menschen mit dieser Krankheit, dass sie mit ihrem Leben ganz zufrieden sind. (dabei nutzen Sie nur ihre Augenlidbewegung zur Kommunikation) Moment mal wie ist das möglich? Dieser Mensch ist völlig bewegungsunfähig – das muss doch der Horror sein. Aber nein, diese Menschen sind tatsächlich glücklich und zufrieden. Machen sie sich klar wie geil es ist einfach am Leben zu sein.
Sie können mit Ihrem Leben machen was sie wollen. Sie werden (in der Regel) nicht gefoltert, nicht verfolgt sie können gehen wohin sie wollen und tun und lassen was sie wollen. Sie sind erwachsen und können sich wenn Sie wollen 10 Kugeln Schokoladeneis bestellen oder so lange aufbleiben wie Sie wollen. Niemand hindert sie daran. Sie können noch so viele tolle Erfahrungen machen, Länder bereisen, Kulinarisches genießen einen Partner finden und und und. Sie sind absolut frei und Freiheit ist neben Gesundheit das wichtigste Gut das wir haben. Niemand kann Ihnen diese Freiheit wegnehmen, auch eine psychische Erkrankung nicht wenn sie es nicht dazu kommen lassen. Selbst wenn Ihr Leben stark von der Psychose gezeichnet ist, Sie können immer noch ein produktives, erfolgreiches Leben führen und sich auch an kleinen Dingen erfreuen, wie dem ersten Morgenkaffee oder einem Spaziergang bei schönem Wetter. Millionen von Schizophrenen können es, warum sollten Sie es nicht können? Ich habe schon lange in meinem Leben entschieden: Egal wir verstörend und beunruhigend die Eindrücke sind die da auf mich einprasseln – ich mache trotzdem weiter und lasse mich nicht davon beeindrucken. Ich spiele meine Karten so gut ich kann und hole das beste aus der Runde heraus auch wenn die Karten nicht gut sind. Ich kämpfe wenn es sein muss, denn es gibt für mich keine Alternative.